Alfred Broi

Genesis II


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sie knapp und machte sich an die Arbeit.

      Cosco nickte und drehte sich zu Jorik.

      Der schaltete sein Headset ein. „Rimbo?“

      „Ja?“

      „Ihr Freund weilt weiterhin unter den Lebenden!“ In der nächsten Sekunde musste er den Kopfhörer vom Ohr weghalten, weil Rimbo vor Freude laut aufschrie.

      Gemeinsam mit Cosco und Shamos eilten sie zurück ins Cockpit. Fidu hatte die Amarula inzwischen wieder auf Flughöhe gebracht. Zufällig zeigte der Bug des Bootes in Richtung Küste zurück und sie konnten einen Blick auf den erleuchteten Nachthimmel über dem Imrix-Gelände werfen, wo die brutale Zerstörung noch immer in vollem Gange war.

      Jorik konnte auch deutlich erkennen, dass sich zwei feindliche Jäger parallel zur Küstenlinie bewegten. Das erschien ihm merkwürdig, denn so mussten sie die Amarula ohne Zweifel erkennen können. Dass sie jedoch nicht angriffen, war ihm rätselhaft. Er stupste Shamos in die Seite und machte ihm auf diesen Umstand aufmerksam, doch sein Freund verzog nur ratlos die Mundwinkel.

      „Welcher Kurs?“ fragte Fidu.

      „Kimuri!“ sagte Jorik bestimmt.

      Fidu nickte, schwenkte die Amarula langsam in die entsprechende Richtung und beschleunigte dann zügig.

      „Rimbo?“ fragte Jorik noch einmal.

      „Ja?“

      „Sie fliegen zurück nach Ara Bandiks?“

      „Ich muss!“ erwiderte er. „Ich bin fast trocken und ohne Munition. Ich muss auftanken!“

      Jorik nickte. „Dann viel Glück, Captain. Und vielen Dank für ihre Hilfe. Ohne sie hätten wir es nicht geschafft!“

      Rimbo grinste müde. „Keine Ursache. Bringen sie mir nur Kendig gesund zurück, damit ich diesen Mistkerlen mit ihm zusammen noch mal kräftig in den Arsch treten kann!“

      „Das werden wir. Mein Wort darauf! Jorik Ende!“

      „Mavis?“

      „Ja?“

      „Vilo hier!“

      „Nuri?“

      „Lass den Scheiß!“

      Mavis lächelte einmal freudlos. „Was gibt es?“

      „Ich habe eben eine Nachricht von Jorik erhalten. Das Imrix-Gelände wird ebenfalls angegriffen. Sie konnten dort nicht landen. Sie sind jetzt unterwegs nach Kimuri, um die Überlebenden in Sicherheit zu bringen!“

      „Na, wenigstens sind sie erst einmal aus der Gefahrenzone! Sonst noch was?“

      „Ja, ich habe gerade das Urteil unserer Wissenschaftler erhalten!“

      „Und?“

      „Sie sagen, es wäre möglich, dass es funktionieren könnte, aber es bliebe ein gewisses Restrisiko!“

      „Hah...!“ Mavis lachte säuerlich auf. „Das ist ja witzig. Und was nun?“

      „Wir hätten uns den ganzen Scheiß sparen können. Keiner von denen würde die Verantwortung dafür übernehmen, also wirst du auch keine klaren Antworten bekommen!“

      Mavis nickte. „Dafür gibt es ja dann wohl auch Leute wie uns. Wir müssen jetzt diese Entscheidung treffen. Dann werden wir entweder zu Helden, wenn es funktioniert oder zu Versagern, wenn es schiefgeht. Das ist unser Los!“

      Jetzt nickte Vilo. „Ich weiß...und ich habe eine Entscheidung getroffen!“

      Mavis schaute überrascht und blieb einen Moment stumm. „Und welche?“

      Vilo atmete einmal hörbar ein. „In wenigen Minuten starten zwei Jäger von der Kamarulu, die mit Streubomben bewaffnet sind. Sie haben Order, sich mit dir in Verbindung zu setzen und die Anomalie direkt anzufliegen!“

      „Ich werde meine Raketen entsprechend ausrichten!“ sagte Mavis sofort und wollte schon das Gespräch beenden, als er innehielt. „Vilo?“

      „Ja?“

      „Du hast die richtige Entscheidung getroffen!“

      Vilo am anderen Ende der Leitung nickte wenig überzeugt. „Das hoffe ich, alter Freund. Für uns alle!“ Dann kappte er die Verbindung.

      „Was ist?“ fragte Captain Mistak, der das Gespräch teilweise mit angehört hatte.

      Mavis sah ihm direkt in die Augen. „Bringen sie die Morabi-Raketen in Stellung!“

      Mistak verstand sofort und nickte mit großen Augen.

      Während sie auf die Meldung der beiden Flugzeuge von der Kamarulu warteten, nahm Mavis noch einmal sein Fernglas zur Hand und überblickte das furchtbare Schlachtfeld.

      Der Feind war fast pausenlos in der Überzahl gewesen, hatte bis zum jetzigen Zeitpunkt insgesamt zehn Angriffswellen geflogen. Es mussten mittlerweile weit mehr als zweitausend Jäger gewesen sein, die durch die Anomalie gestoßen waren.

      Und jedes Mal, wenn eine neue Welle heran rollte und der Feind eine zahlenmäßige Überlegenheit in der Luft hatte, schritt die unfassbare Verwüstung von Ara Bandiks schnell weiter voran. Erst wenn die eigenen Truppen das Feld des Gegners wieder dezimiert hatten, blieb eine weitere Zerstörung aus. Mavis hatte es so oft in den letzten beiden Stunden deutlich gesehen. Der Feind war ihnen in Punkto Taktik und Können nicht gewachsen, wohl aber in seiner Anzahl so unendlich weit überlegen.

      Deshalb würden sie hier auch keinen Sieg davontragen können, wenn es ihnen nicht gelang, die schier unerschöpfliche Armada des Feindes ein für allemal zu vernichten. Und das würde nur dann funktionieren, wenn es ihnen gelang, die Nachschublinien des Gegners zu zerstören.

      Sonst würden sie noch hundert Jahre hier kämpfen können und doch nichts gewinnen. Ganz im Gegenteil: Je länger dieser ungleiche Kampf immer weiter ging, desto größer waren am Ende die Siegchancen des Feindes, denn im Gegensatz zu ihm, besaßen weder die poremischen Streitkräfte, noch irgendeine andere Truppe auf Santara ein derart unerschöpfliches Waffenarsenal.

      Früher oder später würden sie verlieren, weil ihnen schlicht und ergreifend die Munition ausgehen würde.

      Doch soweit durfte es doch erst gar nicht kommen. Und deshalb rechtfertigte diese dramatische Situation auch diese schwerwiegende Entscheidung.

      Sollte sie sich im Nachhinein als falsch erweisen, würde Mavis vollkommen hinter Vilo stehen und ihm helfen, so gut er nur konnte. Wobei er sich jedoch nichts vormachte. Sollte ihr Vorhaben scheitern, würde Vilo der kürzeste Nuri aller Zeiten werden und Mavis seinen Posten wohl gleich mitgeben können.

      Denn so richtig ihre Entscheidung hier auch für ihn war, dass was sie vorhatten, hatte noch nie jemand unternommen.

      Denn niemand wusste wirklich um die Eigenschaften von heißem Plasma.

      Nur eines war bekannt: Die unfassbare Zerstörungskraft von bereits geringen Mengen dieser Substanz!

      Und sie waren gerade dabei etwa einhundert Kilo davon mit über eintausend Meilen in der Stunde völlig ungeschützt in den Himmel über Ara Bandiks zu jagen.

      Und Gott allein wusste, was dann geschehen würde.

      „Commander?“ Captain Mistak war hinter ihn getreten.

      Mavis nahm das Fernglas von den Augen und drehte sich um. „Ja?“

      „Die beiden Jäger sind bereit Sir!“

      Mavis nickte. „Sie sollen eine Schleife fliegen und dann drei Meilen vor der Anomalie auf Direktkurs gehen. Geben sie ihnen die Signal-Koordinaten unserer Raketen, damit ihrem Zielsuchsystem die Erfassung erleichtert wird. Lassen sie den Abschuss aller Raketen vom Computer erledigen.