Bettina Reiter

Sieben Tage bis zur Hochzeit


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ich auch für Tommy hoffe.“ Grant schob die Hände in die Hosentasche seiner Nadelstreifhose. „Leider kann ich nicht wie Steve aus dem Vollen schöpfen und deshalb nur auf dich als Kapitän zurückgreifen, Sohn.“

      „Was erwartet ihr von uns?“, fragte Tommy stockend. Vermutlich sah er sich in Gedanken vor einem leeren Kühlschrank stehen. Als ob sie im Moment keine größeren Probleme hätten!

      „Wir können nicht sagen, dass ihr dumm seid“, antwortete Grant. „In der Schule habt ihr euch zusammengerissen. Auch in der Firma sind wir mit euren Leistungen immer zufrieden gewesen. Zumindest mit dem bisschen, das ich in meiner Erinnerung zusammenkratzen kann.“ Sein Gesicht verschloss sich noch mehr. „Steve und ich geben euch vierzehn Tage Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Entweder werdet ihr wie wir in den letzten vierzig Jahren jeden Tag euren Mann stehen - und zwar mit einem Stapel Akten auf dem Schreibtisch, Ray, und nicht mit einem Stapel Mädchen im Bett - oder euch wird der Zugang zu sämtlichen Firmen sowie den Konten untersagt. Selbstverständlich erbt ihr nur den Pflichtteil, falls wir im Atlantik ersaufen sollten.“

      „Du klingst, als wäre an diese Bedingung eine weitere geknüpft“, sprach Tommy aus, was Ray ahnte.

      „Unserer Meinung nach ist es Zeit, einen sicheren Hafen anzusteuern.“ Auf der Stirn von Rays Vaters zeigten sich Schweißperlen. „Jeder Mann braucht eine Frau hinter sich. Ihr beide eine, die euch die Flausen aus dem Kopf treibt. Nur wer für jemand anderen sorgen muss, weiß um Verantwortung.“

      „Willst du damit sagen, dass wir heiraten sollen, Onkel Steve?“, entfuhr es Tommy.

      Über Rays Rücken fuhr ein kalter Schauer nach dem anderen. Seine Schwestern grinsten schadenfroh. „Tut mir leid, Dad, aber im Augenblick habe ich keine passende Braut bei der Hand“, empörte sich Ray. Was sollte das? Niemals im Leben würde er heiraten, nicht nachdem …

      „Am vierzehnten Juli präsentiert ihr uns eine Antwort bezüglich des Unternehmens“, forderte Rays Vater mit harter Stimme, „oder wir stellen die Zahlungen für eure Wohnungen, die Sportwägen, Restaurantbesuche und was weiß ich noch alles, ein.“

      „Das ist Erpressung, Dad!“ Ray konnte es nicht fassen.

      „Nein, Sohn. Das ist das Leben.“ Sein Vater runzelte die Stirn. „Grant und ich möchten, dass ihr euch bis zum Tag eurer Entscheidung ernsthaft nach einer adäquaten Frau umschaut. Vor allem du, Ray, solltest dir in dieser Hinsicht eine Chance geben.“

      Sein Vater hatte ja keine Ahnung!

      „Am vierzehnten ist mein Geburtstag“, stöhnte Tommy. „Wollt ihr mir den Tag versauen?“

      „Dad, was die Firmen betrifft, darüber können wir reden“, wandte Ray um Ruhe bemüht ein. „Aber eine Frau? Wie soll man binnen weniger Tage die Richtige fürs Leben finden?“

      „Nie agiert man besser als unter Zeitdruck, und ihr sollt ja nicht gleich heiraten. Es geht uns nur darum, dass ihr auch in dieser Hinsicht Ernsthaftigkeit zeigt.“

      „Wie du willst.“ Ray schaffte es nicht mehr, seinen Zorn zu unterdrücken. „Aber beklag dich nicht, wenn dir meine Wahl missfällt. Womöglich verlobe ich mich mit einer Nutte.“

      „Die arbeitet wenigstens. Im Gegensatz zu dir. Was also deine Zukünftige betrifft, ich werde dir nicht reinreden, versprochen.“ Wie gönnerhaft er sich gab. Von wegen weich und nachgiebig. „Hauptsache, du lernst endlich worauf es im Leben ankommt.“

      „Was nur mit einer Frau funktioniert?“

      „So ist es. Eine Familie erdet. Viel Glück, Jungs.“

      Verdattert schauten sich Tommy und Ray an. Die meinten es tatsächlich ernst!

      „Um euch in Ruhe nachdenken zu lassen, werdet ihr jetzt eure Sachen packen und nach Termonfeckin fahren“, informierte Grant sie.

      „Nach Termonfeckin?“, entsetzte sich Ray.

      „Genau. Unsere Gastfreundschaft ist erschöpft. Auf dem Weg dorthin könnt ihr euch Lebensmittel besorgen. Falls ihr vorhabt nach Hause zu fahren, verwerft den Plan. Eure Wohnungen werden von schweren Jungs bewacht, die Steve und mir noch einen Gefallen schulden.“

      „Außerdem wird euch die Einsamkeit guttun.“ Rays Vater setzte sich und schob Frida sein Glas zu, die ihm den kläglichen Rest der Weinflasche einschenkte.

      „Ich war nicht mehr dort seit Mutters Tod.“ Ray schluckte hart.

      „Deswegen wird es Zeit. Deine Mutter wusste immer auf alles eine Lösung. Ich bin mir sicher, sie wird ein Auge auf dich haben. Wo könnte sie dir näher sein als in jenem Cottage, das sie zeitlebens geliebt hat?“

      „Ich kann nicht dorthin.“

      „Dann überwinde dich. Seit ihrem Tod hast du dich verändert. Bist rastlos geworden, unzuverlässig, hast jeglichen Respekt vor Frauen und dem Leben verloren. Als ob das nicht genug wäre, ziehst du auch Tommy mit in diesen Abgrund. Früher war er ein Mustersöhnchen.“

      „Genau. Du bist schuld, Ray!“, fiel ihm sein Cousin in den Rücken.

      „Das hättest du wohl gern. Nein, mein Freund, den Schuh …“

      „Wie auch immer“, wurde Ray von seinem Vater unterbrochen, „Termonfeckin ist der einzige Ort, um dich endlich wieder selbst zu finden.“

      „Eine Frau“, stotterte Tommy, als binde ihm jemand einen Strick um den Hals, „mich will doch keine. Im Gegensatz zu Ray bin ich kein Weiberheld.“

      „Jeder Topf findet seinen Deckel.“ Grant zog die Hände aus den Taschen und schaute abwesend auf seinen Siegelring.

      „Und ihr denkt, in dieser Einöde finden wir einen?“ Tommy fuhr sich mit beiden Händen durch das gekrauste kupferfarbene Haar.

      „Einen Versuch ist es wert“, beharrte Grant. „Ich weiß ja nicht wie es euch geht“, er setzte sich ebenfalls, „aber ich habe einen Bärenhunger. Darum solltet ihr aufbrechen, Jungs, damit wir in Ruhe das Festmahl genießen können.“ Tommy und Ray standen fast gleichzeitig auf. Im Gesicht seines Cousins spiegelte sich die eigene Wut wider. Andererseits hoffte Ray, dass sein Vater die Farce damit beendete, dass sie lediglich einen Scherz gemacht hatten. Doch dessen Mund blieb verschlossen. „Eine Sache noch: Eure Sportwägen bleiben hier. Ihr hättet ohnehin kein Benzin mehr. Wir haben alles rauspumpen lassen. Lester leiht euch seinen Pick-up. Gute Fahrt.“

      Ray schnappte die Packung Zigaretten, dann hetzte er Tommy hinterher.

      „Die sind doch übergeschnappt!“, brauste sein Cousin auf, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatten. Mit großen Schritten durchquerten sie die riesige Eingangshalle mit dem Granitsteinboden.

      „Wem sagst du das. Am liebsten würde ich es ihnen heimzahlen und eine anschleppen, die ihnen so missfällt, dass sie uns ein paar Millionen zahlen um sie loszuwerden.“

      „Warte mal“, Tommy hielt Ray am Ärmel zurück, „das ist es. Sie wollen eine Braut? Die können sie haben.“

      „In Termonfeckin werden wir kaum fündig werden. Da habe ich alle durch.“

      „Aber nicht im Google.“

      „Du meinst …?“

      „Genau“, sprach Tommy aufgeregt weiter. „Lass uns zwei Dumme finden, die uns heiraten. Natürlich wird die Hochzeit rechtzeitig platzen.“

      „Spinnst du? Von Heirat war nie die Rede. Unsere Väter wollen lediglich, dass wir ernsthaft nach einer Frau suchen.“

      „Aber wir liefern ihnen das Gesamtpaket.“

      „Dein Plan ist reiner Selbstmord“, gab Ray zu bedenken. „Am Ende kommen wir nicht mehr aus dem Grab heraus, das wir uns schaufeln.“

      „Vertrau mir. Im äußersten Fall können wir uns ja scheiden lassen.“

      „Und verlieren einen Haufen Kohle!“