Axel Birkmann

Blutiges Freibier


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in dem Artikel, dass ihn dieser Stöckl aus dem Ordnungsamt schlichtweg abblitzen lässt und ihm immer wieder aufs Neue mitteilen lässt, er solle sich jedes Jahr neu bewerben. Vielleicht klappe es ja diesmal.«

      »Also hat es mit dem jetzigen Chef nichts zu tun. Der Kapfhammer wird ja seit fünf Jahren abgelehnt. Weil er kein Freisinger ist, oder?«, fragte Melanie.

      »Das kann nicht der Grund sein, weil er kein Freisinger ist«, antwortete Zeidler. »Ich habe die Schaustellerliste auf meinen Schreibtisch. Die Aussage, dass der Kapfhammer direkt in Freising wohnen müsste, ist für mich nicht nachvollziehbar. Es gibt einige Betriebe aus Dachau, Moosburg und auch aus Attenkirchen. Wie zum Beispiel das neue Festzelt. Der Helmut Wirth kommt aus der Holledau. Und die Sandholzners wohnen direkt in Freising. Und dem Kapfhammer sein Wohnort Kirchdorf liegt ja schließlich auch im Landkreis Freising. Reicht das denn dem lieben Herrn Stöckl nicht?« Rainer war aufgebracht. Er atmete schwer.

      »Komm zur Ruhe. Reg dich nicht auf. Was steht denn in der Zeitung. Gibt es eine Stellungnahme vom Ordnungsamt?«, wollte Alois wissen

      »Unser lieber Volksfest-Manager Peter Stöckl bekam sein kurzfristiges Angebot von Kapfhammer abgelehnt, außerdem argumentiert er, dass sie genügend Süßwarenbetreiber auf dem Volksfest hätten. Und dennoch hätte er Herrn?Kapfhammer noch kurzfristig einen Stand angeboten. Für das nächste Jahr rechnet er mit über 450 Bewerbern. Er trifft lediglich eine Vorauswahl, der Stadtrat entscheidet zu guter Letzt über die Zusagen. Bewerber aus der Stadt und dem Landkreis sieht er natürlich lieber als Auswärtige aus anderen Bezirken.«

      »Der Bursche hat ganz schön viel Macht. Da ist es nicht weit weg, dass ein Schausteller ihm eine Summe X für eine Genehmigung anbietet.«

      »Bestechung?« Rainer Zeidler pfiff leise.

      »Anzunehmen. Rainer, du kennst doch sicher jemanden bei der Sparkasse, so wie ich dich kenne, jemanden, der dir noch etwas schuldet.«

      »Mag sein. Was willst du von mir, Alois?«

      »Informationen über den Stöckl. Ungereimtheiten auf seinem Bankkonto. Geldeingänge insbesondere. Bareinzahlungen usw.«

      Melanie hatte zugehört. »Glaubst du, der Stöckl wurde bestochen? Vom Wirth? Um den Zuschlag fürs Volksfest zu bekommen?«

      »Ich schließe es mal nicht aus«, antwortete Alois. »Es ist eine Möglichkeit. Warum nimmt man einer Familie, die damit seit zehn Jahren ihr geregeltes Einkommen hat, das auf einmal weg? Warum? Und das alles ohne Vorankündigung, plötzlich und dazu noch bei einem Mitarbeiterwechsel im Ordnungsamt. Klingt doch verdächtig, oder?«

      »Gut, bis wann?«, fragte Rainer Zeidler knapp angebunden.

      »So schnell wie möglich. Und du musst dabei sehr vorsichtig sein. Einen Beamten der Stadt der Bestechung und der Korruption zu verdächtigen, das ist kein Kinderschlecken.«

      »Ich hab verstanden.«

      »Gut, wenn du was hast, ruf mich auf meinem Mobilnetz an. Wir sind jetzt auf dem Weg ins Ordnungsamt. Bis später.« Alois legte auf. Er machte keine Anstalten weiter zu fahren.

      »Das ist also der feine Herr, den wir besuchen wollen. Du meinst also, der Tod des Gastwirtes hängt mit der Vergabe der Festzeltgenehmigung zusammen?« Melanie schaute ihren Kollegen fragend an.

      »Wir haben doch bis jetzt gar nichts, wenn du ehrlich bist, keine einzige konkrete Spur, ein paar Vermutungen, nichts Festes. Die Olga Bogdanow? Motiv Geld? Wage. Der Sohn Lukas? Motiv Rache? Sehr wage. Familie Sandholzner? Motiv Demütigung und finanzieller Untergang? Auch sehr wage.«

      »Und was ist mit Mitarbeitern, ehemaligen oder ungerecht behandelten?«, warf Melanie mit ins Kalkül.

      »Das Thema haben wir noch gar nicht angefasst.«

      »Oder der angebliche Diebstahl der Bierfässer?«

      »Wegen einem Bierfass mit einem Wert von hundert Euro, bringt doch niemand jemanden um. Und schon gar nicht so.«

      »Wieso nicht?«, fragte Melanie trotzig. »Der Dieb wird überrascht als er wieder ein Fass stehlen will. Der Wirth taucht auf und der Dieb haut ihm den Hammer über den Schädel und rennt davon. Lässt den Wirth in seinem Blut im Kühllager liegen. Dass er stirbt, das wollte er nicht und damit rechnete er auch nicht.«

      »Mir zu einfach?«, knurrte Alois.

      »Muss es denn immer so kompliziert sein. Können wir nicht auch einmal einen einfachen Mordfall haben? Wenn ich an unsere letzten Fälle denke. Du als Geisel oder unter Drogen in der Klapse. Alles bisschen crazy.«

      Alois lachte kurz auf: »Und wer ist denn deiner Meinung nach der Fässerdieb?«

      Melanie dachte nach, dann sagte sie langsam und betont: »Einer der Mitarbeiter. Die sitzen einmal an der Quelle, und ich wette mit dir, die haben den Wirth nicht besonders gut leiden können. Dieser Schwarze ist mir sehr suspekt.«

      »Dieser Abdul Shamal, der Mann an der Hendlstation?«

      »Warum nicht, er hat die nötige Statur, die nötige Kraft und wahrscheinlich auch die nötige Hemmschwelle, es zu tun.«

      »Melanie, du spinnst. Nur weil er schwarz, unterbezahlt und ein Asylant in Deutschland ist, bringt er nicht seinen Boss um. Der weiß ganz genau, dass es rauskommt und er entweder hier bei uns in den Knast einfährt oder nach Hause zurück geschickt wird. Und das bedeutet für ihn den sicheren Tod. Wo kommt der eigentlich her?«

      »Weiß ich nicht, müsste ich im Gesprächsprotokoll nachlesen. Den hat der Dallinger befragt.«

      Sie wurde unterbrochen, Alois’ Telefon klingelte.

      »Ja!«, knurrte er unfreundlich hinein. »Der Zeidler!«, flüsterte er in Melanies Richtung. Und wieder ans Telefon gerichtet: »Du bist aber schnell, Rainer. Was hast du denn herausgefunden? Ich schalte dich auf Lautsprecher, Melanie sitzt neben mir. Wir hören.«

      »Also beim Stöckl gibt es keine Unregelmäßigkeiten. Wenigstens nicht auf seinem Konto. Er hatte bei der Sparkasse vor einem halben Jahr einen Kredit beantragt, der ist ihm aber abgelehnt worden. Er hat ein Haus in Zolling, das ist aber bis über beide Ohren beliehen.«

      »Für was wollte er den Kredit?«

      »Seine Frau Ingrid ist anscheinend krank, eine seltene Stoffwechselkrankheit. Und er brauchte das Geld für Medikamente, die seine Krankenkasse nicht übernimmt. Die Rückzahlung war der Sparkasse zu unsicher, auch der Erfolg der Behandlung.«

      »Von wie viel Geld reden wir da?«

      »Fünfzigtausend Euro.«

      Alois pfiff vor Erstaunen: »Eine stolze Summe. Nur für Medikamente? Woher weiß du das alles?«

      »Wie immer Alois, halte ich meine Informanten geheim«, sagte Rainer und fügte noch hinzu: »Und ich weiß aus einer sicheren Quelle, dass seine Frau auf dem besten Weg zur Genesung ist. Sie haben diese Präparate bekommen und sie schlagen an. Sie wird anscheinend gesund. Und das alles ohne die Hilfe der Sparkasse Freising.«

      »Interessant. Wo hat er dann das Geld her?«

      »Angeblich geerbt, von einer Tante. Also sagen wir mal so, sie hat ihm das Geld noch vor ihrem Tod gegeben, als Schenkung oder Vorerbe oder so.«

      »Und gibt es diese ominöse Tante wirklich?«, fragte Alois einen Kollegen.

      »Keine Ahnung. Nur von der Sparkasse hat er es sicherlich nicht bekommen.«

      »Danke Rainer, danke. Und die Finanzen der Sandholzners?«

      »Sie sind pleite. Definitiv. Sie müssen das Haus verkaufen. Ihr Cateringunternehmen ist Anfang 2012 in Insolvenz gegangen. Und was ganz erstaunlich ist, der Wirth war auch kurz vor der Pleite. Anfang 2012. Hat sich aber Mitte des Jahres ein neues Bierzelt leisten können.«

      »Und was kostet so was?«

      »Ohne die Küche, ein Zelt von etwa 30 mal 70 Meter, ich schätze so ab 50.000 Euro gebraucht, ab 100.000 Euro neuwertig. Dann halt noch die Bierbänke, Tische