Victoria Trenton

Die beste Nutte der Stadt


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musst Du selbst wissen, was Du willst. Es gibt ja tausende Möglichkeiten. Du kannst Dich ja auch selbst befriedigen. Guckst Du Porno?“

      „Porno? Früher habe ich das nie gemacht. Aber in letzter Zeit habe ich das eine oder andere im Internet ganz anonym gesehen. Aber ich bin nicht begeistert, das ist doch kein Ersatz für einen schönen Abend zu zweit.“

      „Nein, selbstverständlich nicht. Aber da kann man sehen, welche Spielarten es sonst noch so gibt. Mit meinem Mann verbinde ich den schönen Abend zu zweit oft mit etwas Porno gucken. Wenn man sich darauf einlässt, ist so ein Porno auch für Frauen anregend. Und wie ist das mit der Selbstbefriedigung? “

      „Ach Gott! Darüber habe ich noch nie mit einem anderen Menschen gesprochen. Das, finde ich, geht nicht einmal meine beste Freundin etwas an. Auch meinen Mann nicht.“

      „Ist schon okay wenn Du nicht darüber sprechen willst. Viel habe ich darüber auch nicht gesprochen. Aber ich kann Dir sagen: Ich praktiziere das oft.“ Dabei lachte Nina herzhaft. Und fuhr fort: „Praktiziere! Was für ein Wort. Wie auch immer, ob Du es glaubst oder nicht, ich habe es mir schon immer regelmäßig selbst besorgt, auch wenn ich am Tag mit fünf, sechs oder sogar mehr Männern Verkehr hatte. Sogar dann, wenn ich schon durch den Verkehr einmal oder sogar mehrmals zum Orgasmus gekommen war.

      Also mein Rat an Dich wäre: Guck einfach verschiedene Pornos an, gehe die unterschiedlichsten Praktiken durch und befriedige Dich dabei selbst. Wenn Du dann herausfindest, was Dich am stärksten anmacht – vielleicht auch irgend so eine Fetisch-Sache – dann erzählst Du es mir, und wir schauen mal, ob wir das für Dich realisieren können.“

      „Also, so habe ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Ich bin ja früher immer mit meinem Mann zufrieden gewesen.“

      „Aber jetzt bringt er es nicht mehr. Jetzt muss eine andere Lösung her. Du brauchst ihn ja nicht ausschließen, im Gegenteil: Du solltest ihm ganz offen erzählen, was Du vorhast.“

      Zwei Wochen später rief Renate bei Nina an, um sie erneut zu einem Filmabend einzuladen. Nina kam wieder allein, aber diesmal war Renates Ehemann zunächst dabei.

      Nach der Begrüßung begann Renate wie ein Wasserfall zu erzählen: „Stell Dir vor, ich habe mit Helmut gesprochen. Über alles, auch was Du mir erzählt hast.“

      „Und?“

      „Und dann sind wir in so einen Sex-Shop gegangen. Ich bin ja noch nicht oft in so einem Laden gewesen. Das meiste widert mich an, was ich da sehe. Allein die Filmtitel! Man fasst sich ja wirklich an den Kopf.“

      „Klar, die sind proletenhaft und ordinär. Ist eben Porno und keine Filmkunst.“

      „Also wir waren da eine ganze Zeit drinnen und Helmut war das glaube ich noch peinlicher als mir, nicht wahr Helmut?“

      „Peinlich eigentlich nicht, aber ich habe immer daran gedacht, was ich wohl sagen würde, wenn mich einer meiner Angestellten dort antreffen würde.“

      „Und wenn schon? Du hättest meinen Mann dort treffen können; er kauft regelmäßig in Sex-Shops ein,“ bekannte Nina und die drei lachten.

      „Also, was mich anmachen würde, wäre ein junger Mann. Stell Dir vor: Helmut würde das akzeptieren, vorausgesetzt, es geht nur um Sex.“

      „Das ist doch toll!“

      „Ja. Nur wie finde ich einen geeigneten Mann? Der muss ja auch seriös sein und auch athletisch und potent. Und außerdem dazu bereit sein mit einer älteren Frau… Ich weiß nicht, wie man so jemanden findet.“

      „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten.“

      „Aber über Anzeigen im Internet will ich nicht.“

      „Das wäre aber das Einfachste.“

      „Gibt es nicht andere Möglichkeiten?“

      „Natürlich. Gerade jetzt gibt es ganz viele. Wir haben doch so viele junge Männer aus allen Kriegsgebieten dieser Welt...“

      „Flüchtlinge?“

      „Merkelgäste,“ verbesserte Helmut.

      „Jedenfalls sind die froh, wenn sie eine Gelegenheit zum Ficken bekommen.“

      „Also ich weiß nicht… Womöglich noch ein Farbiger?“

      „Warum nicht. Aber ich denke es hängt auch davon ab, ob gegenseitige Sympathie vorhanden ist,“ ergänzte Nina.

      „Und wie lernt man die kennen?“

      Hier wusste Helmut Rat: „Du bist doch in der Caritas.“

      „Aber doch nur in der Altenbetreuung. Weißt Du Nina, man braucht ja auch eine Aufgabe und will der Gesellschaft etwas zurück geben, wenn man es so gut hat wie wir.“

      „Sicher, aber die Caritas ist ein guter Tipp. Die haben bestimmt auch mit den Asylanten zu tun.“

      „Ob ich ausgerechnet unter denen einen geeigneten finde?“

      „Das weiß ich auch nicht. Wie gesagt: Einfacher wäre es per Internetanzeige.“

      „Hm… Und wenn ich bei der Flüchtlingshilfe arbeite, was geschieht dann weiter?“

      „Das ergibt sich dann. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

      Renate lächelte verschmitzt. Dann meinte sie: „Wir könnten auch unser Haus etwas umbauen lassen und dann eine Wohnung vermieten. Jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, brauchen wir keine 360 Quadratmeter.“

      Helmut wandte ein: „Erst einmal müsstest Du einen geeigneten Liebhaber finden, ich bin da ja etwas skeptisch. Selbstverständlich bist Du bestimmt auch für jüngere Männer attraktiv...“

      „...Aber?“ fragte seine Frau.

      „...aber der muss auch irgendwie charakterlich passen.“

      „Ach was Helmut,“ fuhr Nina dazwischen, „der muss potent sein und gut… na ja, Du weist schon. Das andere ergibt sich von selbst.“

      „Sag es ruhig,“ warf Renate ein: „Er muss gut ficken können!“ Alle drei lachten.

      Die Monate gingen ins Land. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr sah sich Nina durch ihre Verpflichtungen eingeengt und desto mehr verklärte sie die Erlebnisse im Puff. Daher sah Nina sich zunehmend gezwungen, neben ihrer Rolle als Mutter noch eine andere Tätigkeit zu suchen, die ihrem Leben Sinn geben würde. Und sei es nur ein Aushilfsjob, der ihr etwas eigenes Geld in die Tasche spülen würde. Denn so nett und verständnisvoll und hilfsbereit Bernd auch war – und sie nutzte seine Hilfsbereitschaft aus, und freute sich, wenn er nach seinem Arbeitstag noch die Regie in der Küche übernahm, oder das Badezimmer putzte oder andere Hausarbeiten übernahm. Selbst seine Hemden bügelte er selbst. Nina versuchte gar nicht erst, das zu lernen. – Am Ende war sie doch abhängig von ihm und seinem Haushaltsgeld.

      Das Geld war nicht knapp, aber auch nicht so reichlich vorhanden. Nina hatte sich von ihrem liebgewordenen Auto getrennt, als es nur noch nach einer weiteren teuren Reparatur durch den TÜV hätte kommen können. Jetzt sparte sie die Versicherungsprämie, aber war noch weniger frei. Es wäre finanzieller Luxus gewesen, wenn sie weiterhin zwei Autos unterhalten hätten. Bernd lies sie zwar manchmal fahren, wenn sie gemeinsam zum Großeinkauf aufbrachen, aber das machte den Verlust des Autos nicht wett.

      Zusammen mit Bernd überlegte sie daher, ob sie nicht irgendwo eine Halbtagsstelle annehmen solle. Um Abwechslung zu haben, um dazu zu verdienen, um eigenes Geld zu haben, um eigene Rentenansprüche zu generieren. Im Grunde war ihr ihre Rente egal, das war noch Lichtjahre weit entfernt, aber irrtümlich glaubte sie, dadurch dass sie Gütertrennung vereinbart hatten, würde sie nicht einmal Witwenrente erhalten, wenn sie ihren Mann überlebt, was ja angesichts des Altersunterschieds eine größere Wahrscheinlichkeit besaß. Jedenfalls konnte es nicht schaden, eigene Rentenansprüche aufzubauen.

      Daher suchten sie nach einem Krippenplatz für ihren Vincent, sobald der erste Geburtstag gefeiert wurde. Dieses erste Jahr war