Gerd Ruttka

Alte Bekannte


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war ich gezwungen, diese 3 Schnorrer zum Eis einzuladen. Wir gingen in die Eisdiele zu Paolo, wo die drei zuerst einmal die drei teuersten Eisbecherbestellten, mich dann aber gut unterhielten."

       Alles neu beim Alten

      „Womit haben die Dich denn unterhalten?“ fragte Steezer. „Naja, alles Mögliche haben die besprochen. Dass die Eisdiele seit 2 Jahren rund um die Uhr geöffnet ist. Dass die Pinte in der Rückseite des Hauses ein hohes Gitter vor dem Hof hat, an dem ein Türsteher steht, seit das Haus und der Hof einem gewissen Sergeij gehört, der auch Wirt der Pinte ist. Dass der zwar dem Paolo Luello die Wohnung, im ersten Stockwerk nach vorne raus, gelassen hat dazu noch die zwei Zimmer zur Seitenstraße weil er selbst den Keller braucht. In der Mitte dazwischen wurde noch eine Wendeltreppe eingebaut, direkt von der Eisdiele in die Wohnung. Dafür sind jetzt die Türen zum Treppenhaus zugemauert. Dass diese Leute aus der Pinte sonderbar sind, weil sie selbst bei dem allerbesten Wetter eisern drin sitzen, obwohl dahinten der ganze Hof, auch um das ganze Gebäude herum, mit verwilderten hohen Hecken umgeben ist, die mit Brombeeren so umrankt sind, das keiner durch diese hindurchschauen kann. Allenfalls ganz hinten in der Ecke kann am unteren Rand was durchgeschoben werden, hat der eine erklärt. Aber höchstens eine Sporttasche, schon ein Kleinkind käme da nicht durch, erklärte der zweite. Peter meinte dann abschließend, dass da ja auch die Mülltonnen in dem Hof stehen da hinten in der Ecke. Außerdem seien da die Fenster von den Wohnungen die hinten raus gingen, in der zweiten Etage wohnt dieser Sergeij, ganz oben sein Türsteher Adjan. Im ersten Stock haben die Frauen „Umkleideräume“, „Ruheräume“ „Personaltoilette“ dazu eine kleine „Personalküche“. Kein Mensch käme dahin, wenn man von den Autos absah die dort hielten und die Fahrer stiegen aus, um an die Hecken zu pinkeln- manches Mal alle 3 oder 4 Insassen gemeinsam." Steezer starrte Carlo an. „ Wie lange wohnst Du schon nicht mehr in der Siedlung? „ fragte er. Carlo überlegte, „So etwa 15 Jahre.“ Kein Wunder, “ äußerte Steezer. Carlos Gesicht war ein einziges Fragezeichen. „ Was ist kein Wunder?“ „Moment, erinnerst du dich noch, was Peter seit der Affäre Riegers für uns ist? Richtig, eine Quelle kleiner Hinweise, Hinweise bei denen es sich lohnt, dass die eine oder andere Abteilung sich damit beschäftigt. Hast Du ihn schon einmal hier gesehen, außer damals. Er trifft uns zufällig auf der Straße und grüßt, er fragt nach 'ner Zigarette, erklärt dann, dass er eine andere Marke lieber raucht, und wir brauchen bloß einen Raucher dieser Marke bei unseren aktuellen Ermittlungen zu finden. Schon haben wir einen Anhaltspunkt zur Lösung eines Falles. Woher er die Informationen hat, wer den Fall bearbeitet: Weiß der Geier. Dass er diese nicht missbraucht, wissen wir alle. Außerdem ist uns allen immer bei der Lösung eines Falles geholfen, wenn das Wiesel uns einen Tipp gibt.“ Steezers Stimme zeigte an, dass er das, was jetzt kam, nicht mehr für Routine hielt, „Bist du Dir nicht klar, Carlo, was die drei alten Männer Dir da mitgeteilt haben?“ Die Kollegen, die sich innerlich schon auf das Wochenende eingestellt hatten, hatten leicht amüsiert Carlos Schilderung gelauscht. Jetzt waren sie von einer Sekunde auf die andere hellwach. Helga schlug sich gegen die Stirn. „Natürlich, die haben dich zwar geschröpft, aber sie haben Dich informiert, dass da Männer, die so tun, als würden sie austreten, Sporttaschen reinschieben, die dann bei den Mülltonnen stehen um mitgenommen zu werden.“ „Aber warum?“ fragte Heberer, “ Warum teilen das Wiesel und seine Freunde uns so etwas mit. Das ist doch sonst nicht Peters Art ein neues Fass aufzumachen.“ Die Anderen nickten zustimmend. Da können wir nur spekulieren, “ gab Carlo seine Gedanken wieder.“ Das einzige, von dem ich sicher bin, dass sie das verraten würden ist: Drogen, Pädophilie und Mord.“ Steezer nickte. „Nicht nur dass sie Dir das mitgeteilt haben, sie haben Dir auch erzählt, dass man von den Fenstern im oberen Stockwerk aus diese Mülltonnenecke überblicken kann, sie haben auch deutlich erklärt, dass dieser Sergeij Paolo Luellos Eisdiele bis ins letzte Schlupfloch von seiner Kneipe getrennt hat. Dieser Sergeij hat konsequent dafür gesorgt, dass niemand durch Zufall in den Bereich seiner Kneipe gerät- ich möchte wetten die Frauen nehmen Männer mit nach oben. So ein illegales Bordell ist genau die richtige Tarnung für vieles andere. Die Eisdiele ist dagegen der äußere Schutzschild, die bürgerliche Fassade. „Wann hast Du das erfahren?" fragte Steezer Carlo. „Gestern Nachmittag“ antwortet dieser. „Na, gut, dann ist nicht zu viel Wasser vergossen." Jetzt wandte sich Steezer an die Anderen. „Leute, ich denke wir sind uns klar, dass diese alten Männer zwar Gauner sind, aber es gibt Dinge die sie nicht mögen, wie den Drogenhandel. Und selbst darüber würden sie bei uns wenig erzählen, wenn nicht einige absolut üble Dinge am Laufen wären. Tut mir leid, dass ich für das Wochenende eine Gruppe einrichten muss, die am Montag früh bei der Dienstbesprechung ein Gerüst für einen Aktionsplan aufgestellt hat. Ich würde sagen, alle ledigen Kollegen setzen sich zusammen- Wann ist mir egal. Wenn ihr mich benötigt, bin ich immer erreichbar. Auf jeden Fall hat Montag früh das Papier am Tischplatz jedes einzelnen Mitarbeiters zu liegen." Er stand auf. „Schönes Wochenende noch.“ er ging aus dem Konferenzraum. Carlo seufzte. „Dann wollen wir Mal- ich glaube, wir sind zu viert. Steezer sprach zu Hause mit Hanna. Wie häufig, wenn sie abends alleine waren, und die Kleinen waren schon im Bett, sprach er mit ihr Fakten durch, holte Ideen von Hanna, ließ sich auch sagen, wenn er sich vergaloppiert hatte. Heute hatte Hannah keine eigene Idee. Sie hatte den Artikel über Sabine V. gelesen, wollte darüber sprechen. „Wenn diese Attentäterin nicht die ganze Zeit von Scheidung geredet hätte, hätte ich angenommen, dass das einer der Pferdeattentäter war, die im Moment ihr Unwesen treiben.“ „Wäre auch mein erster Gedanke gewesen“, antwortete Steezer, „aber weder die Pferde der Visters, noch die Pferde der Nachbarn sind angegriffen worden. Da muss noch etwas anderes sein, das so verborgen läuft, dass es noch nicht zu unseren Informanten gelangt ist.“ Er nippte an dem Rotwein der vor ihm auf dem Couchtisch stand. „Das ist wieder so einer der Fälle bei dem nie etwas herauskommt, wenn Kommissar Zufall nicht eingreift, „ erklärte er noch. Dann nahm er sein Buch auf, das er am Vortag auf den Tisch gelegt hatte. Er las weiter. Auch Hanna nahm ihr Buch in die Hand. Bevor sie weiterlas, fragte sie noch kurz: „Wegen der anderen Sache wirst Du wohl demnächst wenig Zeit haben“, etwas geistesabwesend antwortete Steezer mit „Ja“. Jetzt nahm auch Hannah ihr Buch auf. „Wie gut", dachte sie, ,,dass wir beide das Gleiche unter einem gemütlichen Abend verstanden. Drei Monate waren vergangen seit Kitty bei Herbert ausgezogen war. Dieser hatte zuerst versucht mit seiner Frau wieder anzubändeln, aber Andi lehnte dankend ab. Zwar konnte er dann doch wieder an seinen alten Freundeskreis anknüpfen, er besuchte auch hin und wieder den Vistershof, aber so richtig hatte er noch nicht wieder Fuß gefasst. Seine Söhne hatten mit ihm ein ernstes Gespräch geführt, so dass er sich klar war, selbst wenn er ein neues Verhältnis beginnen würde, die Frau würde im Haus nicht einziehen können. Herbert hatte ein paar Wochen gebraucht, bis ihm klar war, dass Kitty in Wahrheit genau die war, als die er sie gesehen hatte, bevor er sie an dem Herrenabend getroffen hatte. Jetzt war er in einem Stadium, in dem er sicher war, dass er diese Art von Frauen nicht so schnell mehr hofieren würde, egal wie sehr diese ihn umschmeichelten. So nahm er sich auch vor, ab sofort vorsichtiger zu sein. Gelegentlich nahm er eine Frau mit, dann ging er in ein Hotelzimmer. Meist jedoch saß er zu Hause vor dem Fernseher, denn sein Geld war ihm knapp geworden. Es war wirklich so, dass Kitty ihn fast ausgeplündert hatte. Seit er wieder einen einigermaßen freien Kopf hatte, fragte er sich, warum er das wahre Gesicht der Frau nicht gesehen hatte. Er war froh, dass er nicht noch weiter gegangen war, indem er sie gesucht hatte, nachdem Adjan ihn weggeschickt hatte. Er war sich jetzt sicher, dass Kitty die ganz üble Sorte war, als die er früher schon Urbans Mutter angesehen hatte. Er hatte es sich wieder einmal vor seinem Fernseher gemütlich gemacht, war wie üblich eingenickt, als ihn das Aufheulen eines großen Wagens vor seinem Haus weckte. Es klingelte Sturm. Als er an das Fenster trat und es öffnete, sah er Adjan in Begleitung von 4 weiteren Männern vor der Türe stehen. „Mach 'mal auf, „forderte dieser, „wir müssen mir Dir sprechen.“ Herbert war äußerst verwundert, aber er ging zur Türe, ließ die Männer herein. Er bot ihnen Plätze an, aber nur Adjan setzte sich. Die anderen standen breitbeinig, die Arme überkreuzt im Raum. Sie wirkten bedrohlich. „Ich habe leider nichts da außer Kaffee, „ erklärte Herbert, „möchtest Du einen.“ „Nein, “ schüttelte Adjan den Kopf, „vielleicht ein anderes Mal. Ist Kitty bei Dir?“ Verblüfft starrte Herbert ihn an. „ Kitty? Bei mir? Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit dem Tag als sie hier ausgezogen ist, und Du mir den Rat gegeben hast, sie