Jörg Gugel

Mephisto


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bereuen!“

      „Das wird nicht geschehen!“, antwortete er leichthin.

      „Besser für dich!“

      Eine kurze Zeit verharrten sie erneut in ihrem Schweigen, doch dann eröffnete er: „Du musst wissen, mit was du es zu tun bekommst, wenn du die Teufel besiegen willst!“

      Sie nickte stumm.

      „Sie sind sehr mächtig, diese Teufel. Ihre Magie reicht weit über deine hinaus. Das wird dir wohl bewusst sein.“

      Sie verharrte einen Augenblick, dann nickte sie erneut und sagte: „Meine anfänglichen Befürchtungen hinsichtlich dieser Ungeheuer wurden aufs Grausamste übertroffen! Seit ich versuche, diese Dämonen zu bezwingen, habe ich schon einiges über sie herausgefunden. Und ich weiß, dass sie neben ihrer enormen Feuermagie noch zu anderen, viel schlimmeren Verwünschungen fähig sind!“

      Er bejahte dies.

      „Wie also soll mir dieses… Wunderwerk“, bei diesem Wort spreizte sie ihre Finger und hob ihre Hände in die Luft: „gelingen?“

      „Übe dich in Geduld. Ein Schritt folgt nach dem anderen! Du musst geschickt sein und auf die richtigen Gelegenheiten warten! Dann, wenn ein Teufel verwundbar ist, hast du ein leichtes Spiel!“

      Sie kreuzte ihre Beine und schien zu überlegen. „Wie kannst du wissen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wenn du doch verbannt wurdest?“, fragte sie und ein erneuter Schleier des Misstrauens lag in ihrer Stimme.

      „Ich habe einen Spion, der mich über die laufenden Dinge informiert!“

      „Aha“, setzte sie im schneidenden Tonfall fort: „Und wer sagt uns, ob man ihm trauen kann? Ich will so wenige wie möglich in diesen Plan einweihen. Sonst wird mir die Gefahr des Verrats zu groß und ich breche ab!“

      Diesmal schnaubte der Mann: „Verzeih, wenn ich das sage, aber dazu hast du schon viel zu lange gewartet. Das waren nun wirklich leere Worte!“

      Sie blieb stumm.

      „Versteh mich nicht falsch, aber du hast mir selbst erzählt, dass du schon seit über 20 Jahren versuchst, das Böse der Welt zu vernichten. Und jemand, der endlich die Gelegenheit bekommt, sein Ziel zu erreichen, nachdem es so viele Jahre aussichtslos schien, gibt nicht einfach kurz davor auf! Ein Mensch lebt nun einmal nicht so lange!“

      Sie schürzte die Lippen, doch sie konnte nicht leugnen, dass er Recht hatte. Natürlich wollte sie das nicht zugeben, doch er wusste, dass sie ihm widerwillig zustimmte.

      „Der erste Schritt muss sein, die irdischen Diener der Höllenwesen aus dem Weg zu schaffen“, sagte er plötzlich.

      Sie verschränkte die Arme und schnaufte tief. Als er nach einiger Zeit immer noch nicht gesprochen hatte, fragte sie gereizt: „Und die wären?“

      „Hexen“, sagte er schlicht. „Schwarze Hexen! Der unterweltlichen Lehre entsprechend beläuft sich die Anzahl derer Mitglieder auf 666 – eine für die Hölle überaus mächtige Zahl. Mit der Vernichtung dieser Frauen wärst du deinem Ziel, euch von allem Übel zu befreien, einem großen Schritt näher gekommen!“

      Die Frau stutzte.

      „Schwarze Hexen?“, fragte sie ungläubig.

      „Gewiss.“

      „Wie kann es mir helfen, diese Frauen zu zerstören? Sie sind nicht mächtig genug, um uns zu schaden!“

      Der Mann schüttelte den Kopf: „Unterschätze ihre Macht nicht! Sie beherrschen die dunkle Magie. Sie tragen wahr werdende Albträume in die Häuser ihrer Feinde und säen Zwietracht zwischen Freunden. Außerdem haben sie noch eine ganz spezielle Aufgabe... und diese wird ihnen zum Verhängnis werden.“

      Auf einmal saß sie kerzengerade auf ihrem Stuhl und sagte mit atemloser Stimme: „Welche Aufgabe?“

      Er lächelte wieder: „Jede schwarze Hexe trägt einen geringen Teil von Satans Macht in sich! Wenn eine von ihnen zerstört wird, geht dieser Teil unwiederbringlich verloren und zehrt an der Macht des Höllenfürsten!“

      Ihr Mund stand offen ob dieser Neuigkeit. „Ist das denn wahr?“

      „Das versichere ich dir! Du musst sie vernichten, um den Höllenfürst zu schwächen!“

      „Und wo finde ich sie?“

      Der Mann schob ihr einen Zettel zu. Sie hob ihn auf, las und stieß einen überraschten Schrei aus. Dann, zum ersten Mal an diesem Abend, lächelte auch sie.

      Und so begann der Krieg!

      3. Rundgang mit dem Tod

       Begeben wir uns nun in die Welt der Teufel. Diese nämlich, deren Aufgabe in der Bestrafung der Menschheit steht. Die Diener der Hölle verbringen ihre Existenz im Schloss Satans, Beherrscher dieser dunklen Gestade.

       So beginnt auch in Mysellis Mawor, Königsstadt der Unterwelt, ein neuer Tag – ohne Sonne und ohne Morgengrauen.

      Sein Kopf dröhnte vor Schmerz und Müdigkeit.

      Er wartete sehnsüchtig, auf dass er entfesselt wurde. Wo die knochigen Knie auf den harten Steinboden gedrückt worden waren, brannten rote Stellen auf seiner Haut.

      Die Dunkelheit dieses Raums lastete auf seinen Augen und ließ die Farbe seines Gesichtes erblassen.

      Endlich hörte er die erhofften Schritte und es kam jemand, schnippte mit seinen Fingern und die kalten Fesseln lösten sich von den geschundenen Armgelenken und Knöcheln des Gefangenen.

      „Steh auf, du hast heute noch viel zu erledigen“, wurde ihm mit eisiger Stimme befohlen.

      Ich weiß, ich weiß…

      Jeden Tag dasselbe. Er erwachte mit Kopfschmerzen, brennenden Knien, Rumpf und Brust und wurde in den Gemeinschaftsbereich des Schlosses befohlen, wo er sich seinen Auftrag des Tages abholen durfte. Tagein, tagaus, war es nichts Neues. Und trotzdem war dies keine gewohnte Umgebung für ihn. Es war, als würde er jeden Tag wiedergeboren, und zwar in ein erbarmungsloses Leben, das ihm nicht gehörte.

      „Beeile dich gefälligst!“

      Ich komme ja schon, dachte er verärgert und stemmte seinen bleischweren Fuß mit einem schmerzenden Knacken im Bein auf.

      Ah, es war eine Wohltat, endlich wieder zu stehen. Er fühlte allmählich wieder seine Lebensgeister erwachen. Die rasche Linderung des Schmerzes ließ ihn neuen Mut fassen. Er hörte das behäbige Prasseln des Feuers in den Fackeln und sonnte sich in deren Wärme.

      So weitete er seine Arme, streckte sich genüsslich und kleine Flammen schossen aus seinen Handflächen.

      Er war wach!

      Selbstverständlich war er das, denn er hatte nicht geschlafen – als ob an Schlaf in der bequemen Haltung eines an Händen und Füßen gefesselten Gezeichneten überhaupt zu denken gewesen wäre. Nun stand er und blickte dem Mann entgegen, der ihn befreit hatte. Sobald sein Gegenüber feststellte, dass er auf den Beinen stand und sich nicht dem Müßiggang hingab, verließ er den Raum und rief nur noch kurz über die Schultern: „Beeilung, deine Pflicht ruft und diese erfüllt sich nicht eigenmächtig!“

      Das weiß ich und du brauchst es mir auch nicht jeden gottverdammten Tag zu sagen!

      Erschöpft und ausgelaugt, aber dennoch mit um Nuancen besserer Laune schritt er hinüber zu seinem achtlos auf den Boden geworfenen, schwarzen Umhang, hob ihn auf und zog ihn an. So wie immer.

      Seit sehr langer Zeit.

      Während er sich auf den Weg zu den Treppen aufraffte, bemerkte er, wie das Schloss zum Leben erwachte. Man hörte das Gähnen und Murren, die Verwünschungen gegen den neuen Tag aus allen Ecken und Enden. Aus manchen Zimmern hörte er ein verschlafenes „Guten Morgen“, andere