sie dich behandelt.“
„Willst du hier ein Wohltätigkeitsinstitut aufmachen? Wir haben nichts zu verschenken. Sie geht, basta!“
Vera zuckte unter der Härte seiner Worte zusammen. Ein ungutes Gefühl kroch in ihre hoch. Konnte es sein, dass Georg fähig war, etwas von einem Moment zum andern wegzuwerfen, was ihm eben noch wertvoll war?
Es war das erste Mal, dass er ärgerlich auf sie reagiert hatte. Danach wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie für ihn auch nur eine billige Arbeitskraft war. Und noch etwas hatte es zur Folge: Schlagartig war sie wieder da, die längst vergessen geglaubte Verlustangst aus der Kindheit, als der Vater sie so einfach verlassen hatte. Danach hatte sie sich lange Zeit nicht getraut gegen die Mutter aufzulehnen, aus Angst, auch noch ihre Liebe zu verlieren.
Als Georg merkte, wie verschreckt sie war, nahm er sie am Abend tröstend in die Arme. „Liebes, so etwas musst du mir überlassen. Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf darüber. Das steht dir nicht. Also lach wieder! Du hast ja nichts zu befürchten, denn dich liebe ich“, versicherte er ihr und wollte damit ihre Sorgen weglachen. Aber etwas blieb bei Vera hängen, so sehr sie auch versuchte, es zu verdrängen.
Irgendwann begann der Schwiegervater zu fragen, ob denn nicht endlich ein Kind bei ihnen käme. Er zwinkerte zwar mit dem Auge dabei, aber es traf Vera doch. Warum wurde sie nicht schwanger, Georg tat nichts dagegen, sie sahen sich nicht vor.
Auch er wurde ungeduldig und begann von Mal zu Mal zu fragen, ob nicht endlich ihre Menstruation weggeblieben sei. In Vera baute sich ein Schuldbewusstsein auf. Man erwartete von ihr einen Erben und sie blieb ihnen diesen schuldig.
„Nun spiele nicht verrückt! Bei uns hat es auch zwei Jahre gedauert, bis du auf die Welt gekommen bist“, versuchte die Mutter sie zu beruhigen.
*
Doch als sie zwei Jahre verheiratet waren, war immer noch kein Erbe in Sicht. „Da kann etwas nicht stimmen. Geh mal zum Arzt!“, verlangte Georg.
Vera ließ sich untersuchen. Nein, bei ihr war alles in Ordnung. „Und wenn du ...?“ Vera kam gar nicht dazu, diese Frage zu stellen. Georg lachte, wie er immer alles weglachte, was ihm unangenehm war. „Daran brauchst du gar nicht erst zu denken, was du da fragen willst. Das ist ausgeschlossen!“ Vera jedoch konnte nicht aufhören, daran zu denken, dass er seit einiger Zeit manchmal im Bett versagte. „Ach, das kommt eben mal vor“, tat er es ab. Nur, ob das nicht doch etwas damit zu tun hatte?
Eines Tages nahm die Schwiegermutter sie beiseite, weil sie so bedrückt darauf regierte, als der Schwiegervater erneut drängend nach einem Enkelkind gefragt hatte. „Kind, lässt du dich von den Männern deswegen verrückt machen? Wenn eine Frau zu angestrengt darauf wartet, schwanger zu werden, bringt sie damit ihren Körper in einen solchen Stress, dass es nicht geschehen kann.“
Ja, das wird es wohl sein, dachte Vera. Doch da war noch etwas, worüber sie aber mit niemanden reden konnte. Wenn sie sich den Tag errechnet hatte, an dem ihre Chance am größten war, schwanger zu werden, dann versagte Georg. „Auf Bestellung kann ich nicht! Das ist eben so“, wehrte er unwirsch ab.
Zehrte auch an ihm die Erwartung, ein Kind zu zeugen? Wie sollte sie schwanger werden, wenn das nicht ging, er sogar auch sonst immer seltener zu ihr kam. Vorbei war die Zeit, wo er sich behutsam um ihre Befriedigung kümmerte. Jetzt war er nur noch auf seine eigene Erfüllung bedacht. Vergessen schien, die Übereinstimmung der ersten Zeit zu sein. Mitunter versagte er mittendrin. Vera nahm alles hin. O Gott, nein, hier wollte sie wirklich nichts falsch machen, denn er liebte sie doch. In hundert kleinen Gesten, teilte er ihr das mit, nur wenn sie aufbegehrte, änderte sich sein Verhalten.
*
Bad war ein Kind kein dringendes Thema mehr. Er begann Pläne zu schmieden für ein Haus, das er bauen wollte. Er konnte ihr das alles so richtig ausmalen. Natürlich sollte es ein Wohnzimmer mit einer breiten Glasfront zu einer großen Terrasse im Garten davor haben; ein Kinderzimmer wurde auch nicht vergessen und wie die Küche aussehen sollte, das durfte Vera sogar allein bestimmen. Er lachte, wenn sie das zu bescheiden plante. „Mädchen, so bald bauen wir kein neues Haus mehr. Die Küche muss dir für viele Jahre genügen, also denke an alles.“ Da steckte er sie mit seiner Begeisterung an. Mit roten Wangen stöberte sie in Prospekten herum und stellte Listen von allem zusammen, was sie sich wünschte. Georg schlug ihr nichts ab. „Liebes, es macht mich glücklich, dich so froh zu sehen.“
Und sie war froh. Alles, was ihr vorher Sorgen bereitet hatte, verdrängte sie in dieser Zeit, in der ihr Haus entstand. Vielleicht würde sie ja ein Kind bekommen, wenn sie erst darin wohnten, und auch alles ganz anders werden.
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