Jean-Pierre Kermanchec

Die schwarzen Männer


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habe gerade mit dem Wortführer dort drinnen gesprochen“, begann Elouan das Gespräch.

      „Die fordern jetzt einen Hubschrauber.“

      „Einen Hubschrauber? Kommt nicht in Frage. Ich habe gerade erfahren, dass wir das Geld und einen Fluchtwagen bekommen. Wir gehen nur zum Schein auf die Forderungen ein. Sobald wir freies Schussfeld haben, beenden wir die Geiselnahme.“

      „Das könnte für die Geiseln aber gefährlich werden. Von dem Mann habe ich gerade die Zusage erhalten, dass er die drei Frauen freilassen wird, sobald er den Hubschrauber bekommt.“

      „Hmmm, wir bekämen die drei Frauen? Das würde das Risiko für die Geiseln minimieren.“

      „Ganz genau, die drei Frauen wären dann frei.“

      „Wo kann hier denn ein Hubschrauber landen? Das ist nicht einfach. Vielleicht vorne auf dem Parkplatz. Dort könnten wir eine Fläche freimachen. Das wäre auch ganz gut, denn dann müssen sie mit den Geiseln die Straße runtergehen. Für uns eine ausgezeichnete Möglichkeit, sie auf dem Weg zu überwältigen. Gut, sagen Sie denen, dass wir einverstanden sind, Hubschrauber gegen drei Frauen.“

      „Ich habe es ihnen schon zugesagt, ich bin so frei gewesen die Entscheidung selber zu treffen.“

      „Was? Das sollten Sie nicht noch einmal machen, ich reagiere allergisch, wenn der Psychologe mir sagt, was ich zu tun habe oder meine Entscheidungen vorwegnimmt.“

      „War gerade nicht anders möglich, wird sich aber hoffentlich nicht mehr wiederholen.“

      Elouan war zufrieden und ging zurück zum Überwachungswagen, um den Kontakt mit dem Geiselnehmer wiederaufzunehmen. Paul stand immer noch im Wagen und betrachtete das Bild auf dem Schirm.

      „Sagen Sie, könnten wir nicht den Toten herausbekommen?“

      „Ich glaube nicht, dass sie bereit sind, eine weitere Forderung anzunehmen. Ich möchte unbedingt vermeiden, dass sie das Angebot, die drei Frauen freizulassen, wieder zurücknehmen.“

      „Gut, es war nur eine Frage.“ Paul Chevrier musste noch warten. Er hatte in der Zwischenzeit bereits mit den Kollegen von der Spurensicherung gesprochen. Sobald der Tatort zugänglich wäre, würde Dustin Goarant kommen und mit seinen Untersuchungen beginnen.

      „Ihre Gesprächsführung unterscheidet sich deutlich von dem, was ich in den letzten Jahren, mitbekommen habe. Gibt es da eine neue Methode?“

      „Wie meinen Sie das?“, fragte Elouan Paul.

      „Nun, Sie stellen sich manchmal so dar, als ob Sie den Geiselnehmer nicht verstehen oder bewusst verulken.“

      „Ach so, das meinen Sie. Nun ich habe da meine eigenen Vorstellungen über eine Gesprächsführung. Ich versuche, meinem Gegenüber das Gefühl zu geben, dass er derjenige ist, der genau weiß was richtig und was falsch ist, und dass er die Richtung des Gesprächs bestimmt.“

      „Gut, aber warum stellen Sie nicht einfach ihre Forderungen, anstatt zu sagen, dass der Chef diese fordert.“

      „Ich stelle mich dadurch als ein Befehlsempfänger dar, der keine eigenen Entscheidungen fällen darf. Das unterstützt ihn in der Annahme, dass ich auch seine Befehle entgegennehme ohne sie zu hinterfragen.“

      „Ich glaube kaum, dass ich ein guter Psychologe geworden wäre.“

      „Ich weiß auch nicht ob ich ein guter bin, ich versuche mein Wissen so umzusetzen, wie ich es für die vernünftigste Art und Weise halte.“

      Elouan griff zum Headset und ließ sich mit dem Geiselnehmer verbinden.

      Denis Maubert nahm das Gespräch sofort an. Auf dem Bildschirm konnten sie sehen, dass er unmittelbar neben dem Telefon stand und auf die Antwort wartete. Er machte einen sehr gestressten Eindruck. Langsam schien die Zeit für die Polizei zu arbeiten. Noch hatten sie aber nicht das Gefühl, dass die Männer in der Bijouterie zur Aufgabe bereit waren.

      „Ja!“, schrie er regelrecht in den Apparat.

      Elouan blieb ruhig und versuchte einen freundlichen Tonfall hinzubekommen.

      „Monsieur, ich habe mit meinem Chef verhandelt. Es war ganz schön schwierig, ihn zu einer Zustimmung zu bewegen. Er wollte sogar noch mehr Geiseln eingetauscht haben. Aber schließlich willigte er ein. Wir versuchen den Hubschrauber in der verbleibenden Zeit aufzutreiben.“

      „Was heißt hier auftreiben? Der Hubschrauber muss hier erscheinen, ansonsten sind die Geiseln fällig. Ich knalle eine nach der anderen ab.“

      „Aber Monsieur, seien Sie doch nicht so verärgert. Wir tun unser Bestes. Es gibt da nur ein Problem.“

      „Was für ein Problem gibt es jetzt schon wieder?“

      „Nun, der Hubschrauber wird nicht vor der Bijouterie landen können. Die Straße ist einfach zu eng. Sie müssen etwa zweihundert Meter bis zum Parkplatz am Ende der Straße zurücklegen. Dort können wir einen Landeplatz einrichten.“

      „Damit ihr uns abknallen könnt! Kommt nicht in Frage.“

      „Aber wo sollen wir den Hubschrauber dann hier landen lassen?“

      Denis Maubert war erneut verunsichert. Die Beamten konnten auf dem Bildschirm deutlich sehen, dass er heftig nachzudenken schien. Seine Ablehnung, zum Parkplatz zu gehen, war vielleicht doch zu voreilig gewesen. Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass die Aussage seines Gesprächspartners stimmte. In der Straße war das Landen eines Hubschraubers unmöglich, das musste er einsehen, auch wenn es ihm nicht behagte. Ein Fahrzeug wäre günstiger gewesen. Aber er hatte seine Meinung geändert, mit einem Auto war es schwieriger von hier wegzukommen. Die Verfolger konnten das Fahrzeug auf zahlreiche Weise stoppen. Ein Hubschrauber war seine Wahl. Abgesehen davon, dass er dem Piloten jederzeit neue Anweisungen geben könnte, wäre jede Strecke deutlich schneller zurückzulegen.

      „Gut“, sagte er schließlich nach einer längeren Pause.

      „Wir gehen zum Parkplatz, aber die Geiseln gebe ich erst frei, wenn wir den Platz erreicht haben. Ihr lasst die Scharfschützen abziehen und zieht auch alle Polizeifahrzeuge zurück.“

      „Ich will versuchen, ob mein Chef das hinnimmt“, meinte Elouan und sah Serge Quinnec an, der gerade den Überwachungswagen betreten hatte.

      „Lassen Sie sich aber nicht zu lange Zeit, ihr könnt nicht mit mir spielen, hast du das verstanden?“

      „Klar, Sie sind der Boss.“

      Elouan nahm das Headset ab und sah zu Serge Quinnec.

      „Geht das in Ordnung?“

      „Ich habe mir das schon gedacht“, antwortete Serge Quinnec.

      „Ich werde die Scharfschützen rund um den Parkplatz postieren, vielleicht gelingt uns ja dort ein Zugriff. In der Bijouterie ist es einfach zu gefährlich für die Geiseln. Ich habe mir bereits die Pläne des Gebäudes angesehen. Meine Kollegen haben sie mir vor wenigen Minuten gebracht. Es gibt nur die Möglichkeit durch die Eingangstür ins Gebäude zu kommen. Vom Hinterhof aus würde es zu lange dauern den Verkaufsraum zu erreichen. Wir müssten die Stahltür, mit der das Geschäft an der Rückseite gesichert ist, aufsprengen. Dadurch werden die Verbrecher gewarnt. Bis wir dann in den vorderen Teil des Ladens kämen, hätten sie Zeit genug, die Geiseln zu erschießen.“

      „Ein Zugriff auf dem Parkplatz wäre einfacher, das ist bestimmt richtig. Aber wir müssen damit rechnen, dass es nicht klappt. Die Flugsicherung muss den Hubschrauber auf dem Radar verfolgen, damit wir sie nicht verlieren“, meinte Paul und sah Serge Quinnec an.

      „Ja, ich werde mich sofort mit der Flugsicherung kurzschließen.“

      Die Zeit verlief zusehends, und die letzte Stunde war angebrochen. Ein Koffer mit dem präparierten Geld war inzwischen eingetroffen. Der Koffer war mit einem Funksignal ausgestattet worden, mit dem eine Verfolgung per Fahrzeug möglich war. Im Hubschrauber war eine Verfolgung nicht nur schwieriger, sondern beinahe