Tom Bleiring

Schattenwelten II


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will, diese alle runter zu leiern.

      Allein, dass sie in diesem Spiegel stecken und auf Opfer lauern, könnte man als einen weiteren Verstoß betrachten.

      Ich habe Fragen, die ich beantwortet haben möchte.

      Wenn sie kooperieren, dann werde ich gehen und sie in Frieden lassen.

      Wenn nicht, dann werden sie sich wünschen, sie wären nie auf diese Seite geflohen. <<

      Das Wesen schien von seinen Worten unbeeindruckt und erwiderte:

      >>Drohen sie mir nicht, sie sind kein Agent mehr. Sie sind nicht in der Position, um mir zu drohen, sie Dummkopf. <<

      >>Über Kompetenzen müssen wir uns nicht unterhalten. << Duncans Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.

      >>Ich habe Sondervollmachten, die mich zu sehr vielen Dingen berechtigen.

      Der Spiegel taugt nicht sehr viel, wenn sie mich fragen. Er ist ja schon gesprungen, sehen sie! <<

      Blitzartig schoss Duncans Hand vor und knallte gegen den Spiegel, in dem sich sofort ein tiefer Riss bildete.

      >>Lassen sie das! , << kreischte das Wesen erschrocken.

      >>Krieg ich meine Antworten? << Duncan begann damit, sich den Handschuh von der linken Hand zu ziehen.

      >>Sie können mich mal, << zischte das Wesen, >>und zwar kreuzweise! <<

      Duncan zuckte mit den Schultern und zog den Handschuh komplett herunter.

      Das Wesen starrte entsetzt auf die entstellte, weil ausgedörrte linke Hand von Duncan.

      Dieser holte aus und stieß dann seinen linken Arm bis zum Ellenbogen in den Spiegel hinein, woraufhin dieser allerdings nicht zerbrach.

      Die entstellte Klauenhand hatte das Wesen an der Gurgel gepackt und zog es nun langsam aus dem Spiegel heraus.

      Das Wesen kreischte und zappelte, als seine Haut die Luft der realen Welt zu spüren bekam.

      Hässliche grüne Blasen bildeten sich darauf, aus denen alsbald gelblicher Eiter tropfte.

      >>Frage Nummer Eins; wo ist der Dunkle Meister? <<

      >>Ich weiß nichts! , << kreischte das Spiegelwesen mit schmerzverzerrter Stimme.

      >>Falsche Antwort! << Duncan zog kräftiger. Die Hälfte des Gesichtes des Wesens war nun aus dem Spiegel heraus und seine Haut verwandelte sich mehr und mehr in eine Beulenlandschaft.

      >>Letzte Chance! , << rief Duncan, um das Gekreische des Wesens zu übertönen.

      Dieses wedelte wild mit den Armen und nickte. Sprechen konnte es schon nicht mehr.

      Duncan ließ es los, woraufhin es sich ruckartig in den Spiegel zurückzog.

      Augenblicklich schlossen sich die Wunden in seinem Gesicht, doch der Schmerz schien zu bleiben, wie Duncan aus der Miene des Wesens schließen konnte.

      >>Also, wo steckt der Dunkle Meister? , << wiederholte Duncan.

      >>Das weiß ich nicht, << erwiderte das geschundene Geschöpf im Spiegel, >>aber ich kann ihnen einen Namen sagen. Derjenige kann all ihre Fragen beantworten. <<

      >>Wer ist es? << Duncan, der eine Falle witterte, wurde misstrauisch.

      >>Sein Name ist Alexander Grogorin, << erwiderte das Wesen.

      >>Er tarnt sich auf dieser Seite als Geschäftsmann, in der Ölindustrie.

      Er hat Kontakt zu allen, zu jeder Seite! Er kann ihre Fragen beantworten. <<

      Duncan lächelte nun zum ersten Mal an diesem Abend und streifte seinen Handschuh wieder über.

      >>Sie waren sehr kooperativ, mein Bester, << sagte er und klopfte sanft gegen das Glas des Spiegels.

      >>Ich gehe dann und höre mir an, was dieser Grogorin zu sagen hat. <<

      Er wandte sich ab und trat aus dem Badezimmer.

      Das Spiegelwesen grunzte zornig und wollte sich zurückziehen, als Duncan erneut vor dem Spiegel erschien. Diesmal hielt er einen Revolver in der Hand, ein Modell anno Neunzehnhundert.

      Diesen richtete er auf den Spiegel.

      >>Das ist ein Gruß von den Eltern des Jungen, den du auf dem Gewissen hast, Bastard, << sagte er tonlos.

      Das Letzte, was das Spiegelwesen in seinem Leben sah, war das Mündungsfeuer der Waffe und eine Silberkugel, die seinen schützenden Spiegel zertrümmerte.

      Zehn Minuten später trat Duncan aus dem Haupteingang des Wohnblockes und ging gemächlichen Schrittes zur Straße, wo seine Limousine stand.

      Er polierte im Vorbeigehen die Ringe auf der Motorhaube und stieg dann ein.

      Auf dem Beifahrerplatz lag sein Handy. Er nahm es und wählte eine Nummer.

      Nach wenigen Sekunden meldete sich eine Frauenstimme.

      >>Informationsdienst der Agentur, guten Abend. Was kann ich für sie tun, Mister MacMannus? <<

      >>Ich brauche alle Daten und Informationen über einen Springer namens Alexander Grogorin.

      Er ist ein Ölindustrieller, aus Moskau. Keine Ahnung, welcher Klasse er angehört. <<

      >>Wie schnell brauchen sie die Informationen? <<

      >>So schnell wie möglich. Ich will ihn möglichst bald aufsuchen. <<

      >>Dann gedulden sie sich bitte einen Moment. <<

      Duncan summte eine kleine Melodie, während auf der anderen Seite hilfsbereite Geister ihre Arbeit machten, im wahrsten Sinne des Wortes.

      Die Agentur war während des Aufstandes, den der Dunkle Meister vor knapp zwei Jahren angezettelt hatte, völlig zerstört worden. Bis dahin war sie ein korruptes Unternehmen gewesen.

      Als man ihm, Duncan, die Leitung der neuaufgebauten Agentur anbot, hatte er dies zuerst abgelehnt, doch schließlich hatte er sich von Persephone, seiner Freundin, umstimmen lassen.

      Er hatte aus der Agentur eine Organisation gemacht, die sich nun mit der NSA oder dem Mossad vergleichen ließ, wobei dieser Vergleich natürlich hinkte. Keiner dieser Geheimdienste konnte schließlich von sich behaupten, Magier und Kobolde zu seinen Angestellten zählen zu können.

      Dass er nichts mehr mit der Agentur zu tun hätte, nun, dies war eine absichtlich verbreitete Fehlinformation.

      >>Ich habe die Informationen, die sie wünschen, Mister MacMannus, << sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung.

      >>Ich bin ganz Ohr, meine Liebe, << erwiderte Duncan freundlich.

      >>Alexander Grogorin, Springer, in der realen Welt Vorstandsvorsitzender der Russia Oil-Aktiengesellschaft, ist ein Hexenmeister mit dem Spezialgebiet Elementarmagie.

      Er hat ein paar Geschäftspartner, die aktenkundig sind. Wollen sie deren Daten auch? <<

      >>Nein, mir genügt seine Anschrift, << erwiderte Duncan.

      Die Mitarbeiterin gab ihm die Daten, woraufhin Duncan ihr dankte und auflegte.

      Er war zwar erst zwanzig Jahre alt, doch was er bis dato geschaffen hatte, beeindruckte ihn selbst.

      Und es erfüllte ihn schon mit Stolz, die Effizienz seines Dienstes von Monat zu Monat steigern zu können.

      Er wollte den Zündschlüssel drehen und losfahren, als mit einem lauten Krachen etwas auf dem Heck seines Autos landete.

      Automatisch riss er die Tür auf und sprang aus heraus, wobei er seinen Revolver zückte.

      Doch