Tom Bleiring

Schattenwelten II


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jedweder Art sind unzulässig und werden von uns nicht toleriert! <<

      Duncan massierte mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken.

      Er war hundemüde und hungrig, denn seit seiner Ankunft am frühen Morgen hatte er noch keine Möglichkeit gefunden, sich in irgendeiner Art und Weise zurückzuziehen und auszuruhen.

      >>Wir sind die Vertreter des Gesetzes, << knurrte er missmutig, >>und sie werden das akzeptieren.

      Wenn sie ein Problem damit haben, dann muss ihre Regierung auch mit den Konsequenzen leben.

      Und das ist keine Drohung, sondern eine schlichte Feststellung.

      Für uns alle gelten die gleichen Gesetze, ohne Ausnahme!

      Wenn sie sich davon lösen wollen, dann tun sie dies, aber bedenken sie, dass dies ein Vergehen wäre, welches dem Hochverrat gleichkäme. Auch dafür hat die Schattenbreite ein Gesetz, wie sie wohl wissen. <<

      Mister Chekovs Miene blieb unbewegt, als er nickte.

      >>Ich verstehe, << sagte er, wandte sich ab und verließ das Büro.

      Duncan sah zu einem Mitarbeiter und sagte:

      >>Gordon, lassen sie diesen Mann nicht mehr aus den Augen.

      Ihre kleinen Freunde können sich hier einmal mehr als nützlich erweisen.

      Er hat etwas an sich, was mir absolut nicht passt. <<

      Der Mann namens Gordon, ein dürrer Bursche mit fettigen kurzen Haaren, nickte und verließ das Büro nun ebenfalls.

      Duncan blickte auf seine Gefolgschaft und spürte wieder ein Gefühl der Zufriedenheit.

      Nach der Niederschlagung des Aufstandes vor fast zwei Jahren hatten sich viele junge Männer und Frauen bei der neu entstehenden Agentur beworben.

      Darunter waren nicht nur Menschen, sondern auch viele andere Klassen, wie man sie jetzt nannte.

      Gordon Fletcher etwa war ein Daimon, ein Mischling. Sein Vater war ein dämonisches Wesen gewesen, was beileibe nichts Negatives darstellte, zumindest nach den Maßstäben der Schattenbreite und ihrer Bewohner. Seine Mutter war eine Insiderin, eine frühere Agentin, gewesen, die im Dienst ums Leben gekommen war, als der Aufstand begonnen hatte.

      Gordon verfügte über die Fähigkeit, kleine Dämonen zu beschwören, die ihm durch und durch ergeben waren. Echte Insider kontrollierten einen sogenannten Avatar, ein Geistwesen, welcher einen Teil ihres Selbst darstellte.

      Duncan dachte nur ungern an seinen Avatar zurück.

      Simon, so war sein Name gewesen, hatte sein Leben im Kampf gegen den Dunklen Meister lassen müssen, und zwar durch Duncans eigene Hand.

      Dadurch wurde es dem jungen Mann unmöglich, jemals wieder einen Avatar beschwören zu können, da er selbst der Mörder seines Begleiters gewesen war.

      Gordon aber kontrollierte eine regelrechte Armee von Helfern, wenn er es wünschte, die allesamt sehr klein, aber ungemein kräftig und extrem verschlagen waren.

      Diese Burschen gehörten zu den besten Beschattern, die Duncan bis dato kennengelernt hatte.

      Gordon mochte ungepflegt und sonderbar sein, doch er stand loyal zur Agentur.

      Dasselbe galt für Kyle Drumont, einen ebenso jungen Mann wie Duncan selbst es war.

      Kyle war ein Hexenmeister, spezialisiert auf Beherrschungszauber.

      Er war der Verhörspezialist in Duncans Team.

      Wer sich nicht schon allein von Kyle’s attraktivem Äußeren und seiner charmanten Art überzeugen ließ, der lernte die Fähigkeiten des Mannes kennen.

      Kyle war schlank, aber ungemein athletisch gebaut. Sein kantiges Gesicht war bartlos, seine blonden Haare glatt und schulterlang. Er wirkte sehr gepflegt und kannte sich bestens mit den Schwächen und Eitelkeiten der (nicht immer) menschlichen Seele aus.

      Seine kristallblauen Augen taten ihr Übriges dazu.

      Der letzte Mann im Bunde war Vasco Gaudini, ein Zugereister aus dem schönen Rom.

      Er hatte in der realen Welt beim Militär gedient, bis er eines Tages herausfand, dass seine Familie aus Springern bestand. Sie hatten es ihm zu verheimlichen versucht, doch Vasco fand an dem Gedanken Gefallen, ein Kind zweier Welten zu sein.

      Zudem suchte er stets neue Herausforderungen, und seine bisher Größte war eindeutig der Dienst in der Agentur, die Duncan wieder aufbaute.

      Wer Vasco zum ersten Mal sah, verglich ihn zuerst stets mit einem Schrank, denn Vasco’s Körper war noch durchtrainierter als der seines Kollegen Kyle.

      Es gab kein einziges Gramm überflüssigen Fettes an ihm, denn Vasco nutzte jede freie Minute, um seine Muskeln weiter zu stählen.

      Trotz seiner immensen Muskeln war er jedoch beweglich wie eine Katze, agil und wendig.

      Er benötigte keine Hexenkräfte oder einen Avatar, denn er selbst war schon eine Waffe.

      Seine braunen Augen blickten ständig kühl auf die Welt und alles um ihn herum, abschätzend und immer direkt.

      Die meisten Leute hielten seinem Blick nie lange stand und wichen ihm aus.

      Er hatte seinen Kopf kahl scheren lassen, wie er es aus seiner Zeit beim Militär gewohnt war.

      Wenn es so etwas wie einen Schlägertyp in Duncans Truppe gegeben hätte, dann wäre Vasco genau der Richtige für diese Rolle gewesen. Doch Duncan wusste, dass er sich mit dem jungen Italiener keinen Psychopathen ins Team geholt hatte.

      Er kannte Vasco’s Einstellung zur Pflicht, zum Dienst und seinen Vorgesetzten.

      Diesen drei jungen Männern vertraute er vollkommen.

      Es gab in seinem Team nur ein Mitglied, bei dem er nicht genau wusste, woran er mit diesem war.

      Eigentlich, so ging es ihm durch den Kopf, musste es dieser heißen, denn das Teammitglied war eine Frau.

      Amanda Blicks gehörte noch nicht lange zur Agentur, war aber durch ihren Diensteifer und ihre Einsatzbereitschaft schon oft aufgefallen.

      Und genau da lag für Duncan das Problem.

      Engagement war für ihn in Ordnung, doch Amanda schien eine Art Adrenalinjunkie zu sein.

      Sie stürzte sich in jede Form von Konfrontation, egal welcher Art diese auch war, solange sie dafür etwas Action bekam.

      Sie war in Duncans Alter, kam aus einer verrufenen Ecke des realen Londons und war als Kind eines Berserkers in die Schattenbreite gekommen, nachdem sie dies herausgefunden hatte.

      Berserker waren im Grunde normale Leute, bis irgendwann eine Sicherung bei ihnen durchbrannte.

      Dann wurden sie zu verrückten Kampfmaschinen, die völlig aus der Spur gerieten und Freund nicht von Feind unterscheiden konnten. Im Grunde waren sie schlafende Psychopathen, dachte Duncan häufig, aber solche gab es ja auch in der realen Welt zur Genüge.

      Die meisten Berserker wurden nicht alt, doch scheinbar war es ihrem Vater vorher noch gelungen, eine romantische Beziehung zu einer jungen Frau auf der anderen Seite aufzubauen.

      Amanda war das Ergebnis dieser Liebschaft.

      Und sie hatte viele Wesenszüge eines Berserkers an sich, auch wenn sie selbst keiner war.

      Sie war eine zierliche Frau und recht hübsch anzuschauen.

      Ihr Haar trug sie als Irokesenschnitt, den sie stets sorgfältig nachschneiden ließ.

      Dadurch wurde sie für viele Leute ein Blickfang, denn sie wirkte mit dieser Frisur wie ein Punk.

      Mit einem Punk konnte man sie aber nicht wirklich vergleichen, auch wenn ihre feuerroten Haare den Verdacht erweckten.

      Sie hatte wenige Freunde, doch mit Vasco