war zum Beispiel, dass wir beim Einsteigen in den Zug bejubelt wurden. „How are you?“ (Wie geht’s dir?), „Where do you go?” (Wohin geht’s?),… Von allen Seiten stürzten die Einheimischen mit Fragen auf uns ein. Einige streckten sogar die Hand zum Abklatschen aus. Okay, wir waren die einzigen Weißhäuter, die nicht den Zug nach Bangkok sondern den nach Osten gewählt hatten. Aber dass diese Entscheidung solche Freude hervorrufen würde, war uns nicht klar.
Die Begeisterung der Einwohner zeigte sich erneut während der Fahrt zum Hostel. LKWs hupten und Beifahrer beugten sich winkend aus dem Autofenster. Das klingt jetzt alles so unreal, ist aber wirklich so geschehen!
Übertroffen wurde das Ganze dann von unserem Abendbrot. Wir entschieden uns für ein Thai-Restaurant im Westernstil. Thailänder mit Karohemden und Cowboyhut – das sieht man nicht alle Tage! Seltsamerweise gab es in dem Schuppen keine Speisekarte. Das hätte an und für sich kein Problem dargestellt, aber leider verstanden die Angestellten kein Wort Englisch (und das in einem Westernsaloon!). Mit Händen und Füßen erklärte ich, dass ich eine Suppe möchte. Daniel bestellte ein Hähnchenschnitzel mit Reis und Gemüse. Nach kurzer Zeit kam meine Suppe und Daniels Reis mit Geschnetzeltem und Gemüse. Hat doch alles geklappt, dachten wir. Doch da hatten wir uns zu früh gefreut. Denn noch während des Essens kam die Kellnerin mit einem Gemüseauflauf um die Ecke und stellte ihn stolz vor Daniel auf den Tisch. Der war eigentlich von seinem ersten Essen schon satt. Zu allem Übel kam die gute Frau dann noch mit einem weiteren Gericht – Hähnchenschnitzel mit Pommes und Gemüse – bei uns vorbei. Zum Schluss standen vier halbleere Teller vor uns. Halt typisch reicher, protziger Farang! Aber dabei war doch alles nur ein Missverständnis! Die Thais freuten sich jedenfalls über den Umsatz. Zum Dank spielte der Kneipenvater sogar noch ein paar Westernlieder auf seiner Gitarre. Übrigens: Als er erfuhr, dass wir Deutsche sind, stimmte er einen – uns völlig unbekannten – Scorpionssong an (die Scorpions scheinen in Asien DIE deutsche Band zu sein).
Ich würde sagen, wir haben Thailands Lächeln gefunden!
Jetzt wird’s wild!
Nach Pak Chong fährt man aus einem Grund: dem Khao Yai Nationalpark. Auch wir wollten uns das riesige Regenwaldgebiet mit Wasserfällen und Flüssen nicht entgehen lassen und hofften auf eine Begegnung mit Fledermäusen, Elefanten und vom Aussterben bedrohten Tieren wie Tigern, Leoparden oder Gibbons. Zusammen mit vier sympathischen Deutschen ging es auf Dschungeltour.
Zunächst besuchten wir eine Fledermaushöhle. In Reih und Glied dösten die kleinen Fellknäuel an der Decke ihres Unterschlupfes vor sich hin. Ein spektakuläres Schauspiel bot sich uns dann vor der Höhle. Wie auf ein Signal flogen kurz nach 17 Uhr alle Tiere aus einem kleinen Loch, um auf Insektenjagd zu gehen. Es waren so viele, dass der Schwarm für uns nur als ein rhythmisch schwingendes, schwarzes Band am Himmel zu erkennen war. Erst nach gut einer halben Stunde hatten alle Fledermäuse die Höhle verlassen. Das Ereignis zog übrigens nicht nur unsere Aufmerksamkeit auf sich. Auch einige Vögel beobachteten den Schwarm und stürzten sich plötzlich in die schwarze Masse, um nach einem der kleinen Batmans zu schnappen.
Richtig wild wurde es dann am nächsten Tag. Zusammen mit Guide Ben fuhren wir in den Nationalpark hinein. Die gesamte Fahrt über beobachtete Ben die Umgebung. Beim kleinsten Geräusch, das er in den Büschen rund um uns herum vernahm, klopfte er aufs Autodach, sprang von der Ladefläche, stellte sein Fernrohr auf und suchte die Landschaft nach Tieren ab. Und das mit Erfolg. Wir hatten wirklich riesiges Glück und konnten Gibbons (darunter sogar einen weißen Gibbon!) aus direkter Nähe beobachten. Fast wie schwerelos schwangen diese seltenen Tiere über uns in den Baumwipfeln und riefen sich langgezogene Uag-Uag-Laute zu, die sich zu einer Art Musik vermischten. Schon wenige Minuten später hatte Ben eine Python in der Nähe der Straße entdeckt. Die Würgeschlange lag entspannt im Schatten. Die Mitte ihres Körpers wölbte sich zu einer großen Kugel – ihr Frühstück hatte sie wohl erst vor wenigen Stunden verdrückt.
Um noch mehr wilde Tiere zu sehen, verließen wir das Auto und gingen tiefer in den Wald hinein. Dort entdeckte Ben immer wieder riesige Spinnen. Wir waren jedes Mal erstaunt, da wir die Tiere im Dickicht der Bäume nie gesehen hätten. Als wir an einen Ausblick kamen, blieb Ben plötzlich ruckartig stehen. Nach langem Suchen mit dem Fernrohr erklärte er uns, er hätte für einen kurzen Moment einen Turan gesehen. Das ist der größte Vogel Asiens und ihn zu Gesicht zu bekommen, ist sehr schwierig. Jetzt war Bens Jagdinstinkt geweckt und er wollte natürlich auch uns den Vogel zeigen. Ohne Erbarmen führte er uns mehr als 30 Minuten durch den Busch, bezwang jedes Hindernis und schnitt zur Not den Weg mit seiner Machete frei. Und dann sahen wir ihn, den Turan. Auf einem Baum in der Ferne hatte er es sich bequem gemacht. Doch durch das Fernrohr wirkte alles so nah.
Nach den Anstrengungen gingen wir direkt zu einem Aussichtsturm, wo schon unser Essen auf uns wartete. Kaum saßen wir im Schatten, raschelte es plötzlich in den Bäumen in der Senke südlich von uns. Aus dem Blätterdach stiegen vier Turane auf und flogen gemächlich gen Westen. Wir mussten so lachen – da hatten wir schweißtreibende 30 Minuten nach ihnen gesucht, und dann fliegen sie einfach an uns vorbei!
Nonnentreff in Chiang Mai
Ein Sprichwort besagt: Die Welt ist klein. Wir haben den Beweis dafür.
Samstagabend auf dem Nachtmarkt in Chiang Mai:
Daniel: Warte mal, das Mädel dort kenn ich!
Mädel: Ich kenn dich auch.
Daniel: Aber ich weiß nicht woher?
Mädel: Ich auch nicht! Woher kommst du denn?
Daniel: Aus Leipzig.
Mädel: Okay, da hab ich studiert. Von der Uni vielleicht?
Daniel: Nein bestimmt nicht.
Mädel: Kennst du Sabine?
Daniel: Nein, kenne ich nicht.
Katharina: Vielleicht war sie ja eine Mieterin von dir?
Daniel: Wo hast du denn in Leipzig gewohnt?
Mädel: In Schleußig.
Daniel: Wir auch. Wo genau denn?
Mädel: In der Nonnenstraße 38 b.
Klick!!!
Da sind wir fast 12.000 Kilometer von Leipzig entfernt und treffen auf dem Nachtmarkt in Chiang Mai Marika, die in der Nonnenstraße 38b unter uns gewohnt hat. Es ist schon ein Zufall, wenn man hier jemanden aus Leipzig treffen würde, aber aus dem gleichen Haus… das ist verrückt! Aber eine wunderbare Begegnung und ein Stück Heimat in der Ferne.
Auf Entdeckungstour
Chiang Mai – für uns bisher die schönste Stadt in Thailand. Dank gesetzlicher Auflagen hat sich der alte Stadtkern trotz Tourismus sein provinzielles Flair erhalten. Bei einer Fahrradtour fanden wir kleine Restaurants, Märkte und natürlich jede Menge Wats.
Chiang Mai liegt direkt am Doi Inthanon, dem höchsten Berg der Region. Sowohl Wälder und Flusstäler als auch Blumenfelder und Obstplantagen prägen die Landschaft. In Chiang Mai gibt es jede Menge Trekking-Angebote, um die Umgebung zu erkunden. Auch wir buchten eine Tour. Zunächst erwartete uns eine abenteuerliche Wanderung durch den Bambuswald. Für Nervenkitzel sorgten die häufigen Flussüberquerungen. Um ans andere Ufer zu gelangen, sprangen wir von Stein zu Stein, balancierten auf einem Baumstamm oder nutzten morsche Brückenkonstruktionen. Am spektakulärsten war jedoch die Fahrt in einem Käfig, der mit reichlich Schwung an einem Seil den Fluss überquerte. Zur Belohnung durften wir dann unter einem Wasserfall baden.
Actionreich ging es weiter. Diesmal auf dem Wasser beim Wildwasser-Rafting. Ausgerüstet mit Helm und Paddel stürzten wir uns mit einem Schlauchboot in die Fluten. Schon nach den ersten Stromschnellen waren wir pitschnass. Ein Riesenspaß! Dann hieß es plötzlich, wir müssten auch einen kleinen Wasserfall passieren. Angespannt ruderten wir auf die besagte Stelle zu. Im