Katharina Vokoun

crossing borders


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vielen abgestorbenen Korallen, die an Land gespült wurden. Die Stücke sind scharfkantig und machten einen barfüßigen Strandspaziergang zur Tortur. Auch das Meer verdankt sein paradiesisches Blau den Korallen. Folglich war auch der Gang ins Wasser mit Schmerzen verbunden. Und wie das so ist: Einmal angefangen mit der Meckerei, sah ich plötzlich alles mit einem viel kritischerem Blick. Die Insel war nicht einsam genug, im Hinterland störte der Baulärm und die Sonne ging hinter einer Wolke unter! Nach dem Motto „schlimmer geht immer“ hatten wir, ohne es zu wissen, eine Unterkunft in der Nähe des Muezzins gewählt (die Inselbewohner sind fast alle Moslems). Der gute Mann war leider Frühaufsteher. Um 4:30 Uhr (!) riss uns sein Gesang aus dem Schlaf. Eine halbe Stunde dröhnte der Gebetsruf so laut in unsere Ohren, als stünden die Lautsprecherboxen direkt neben unserem Bett.

      Doch trotz aller Widrigkeiten beschloss ich, der Insel noch eine Chance zu geben. Irgendetwas hatte schließlich all den anderen Menschen an den Gilis gefallen. Und tatsächlich ließ sich auf den zweiten Blick viel Schönes entdecken. So gab es einen Strandabschnitt, der sandiger war. Die Korallen befanden sich hier erst im tieferen Wasser. Allgemein bringen die Korallen natürlich auch viele Vorteile mit sich. Das Wasser ist extrem klar und jede Menge Fische tummeln sich zwischen ihren Ästen. Ausgerüstet mit Taucherbrille und Schnorchel brauchten wir nur ein paar Schritte ins Meer gehen und schon konnten wir eine bunte Unterwasserwelt bestaunen.

      Für Urlaubsstimmung sorgten auch die vielen kleinen Restaurants am Strand. Sie boten kostenlos Liegen und Berugas (kleine Palmenpavillons) an, auf denen wir relaxte Tage verbrachten. Hinzu kommt, dass auf der gesamten Insel keine Motorräder und Autos fahren. Einziges Transportmittel sind Cidomos (Pferdekutschen). Aber die brauchte es eigentlich nicht, da sich die Insel in einer guten Stunde zu Fuß umrunden ließ.

      Die erste Erkenntnis der Reise ist somit, dass es nichts bringt, bereits mit starren Vorstellungen an Neues heranzugehen. Viel besser ist es, offen zu sein und alles auf sich zukommen zu lassen.

      Die Tage verbrachten wir mit Nichtstun. Nachdem wir in der ersten Zeit der Reise ein recht volles Programm hatten, tat es gut, einfach nur mit einem Buch oder dem MP3-Player in der Sonne zu liegen. Zum Nachmittag hin regnete es oft. Dann ging das Faulenzen im Bungalow weiter. Auf Gili Air war auch abends nicht viel los. Erst recht nicht, wenn der Strom mal wieder ausfiel. Wir standen zwei Mal plötzlich im Dunkeln. Aber zum Glück gibt es ja noch die guten alten Kerzen.

      Eine kleine Tour buchten wir dann doch. Mit dem Boot ging es raus aufs offene Meer. Dort fuhren wir zum Schnorcheln verschiedene Riffe an. Es ist unglaublich, was sich da so knapp unter der Wasseroberfläche abspielt. Wir sind durch Fischschwärme geschwommen, haben unzählige bunte Fische beobachtet und die farbenfrohen Unterwasserpflanzen bestaunt. Highlight der Tour war die Begegnung mit einer Unterwasserschildkröte. Wie in Zeitlupe schwebte sie unter uns durchs Wasser. Später konnten wir eine andere Schildkröte minutenlang aus nächster Entfernung beim Fressen beobachten. Ein unvergessliches Erlebnis!

      Die letzten beiden Tage zogen wir auf Gili Trawangan, die Partyinsel, um. Hier tummelten sich viel mehr Touristen an den Stränden und aus jeder Bar plärrte einem Musik entgegen. Doch das war uns egal. Schließlich waren wir zum Abhotten hier. Die Party war dann mittelprächtig. Zuerst ganz gute Musik, dann Techno und danach plötzlich wieder die Lieder vom Anfang. Da überall halboffiziell „Magic Mushrooms“ (Drogen- pilze) verkauft wurden, fiel diese winzige Rotationsschleife aber wohl nur uns auf.

       Klein aber fein: Unser Hotelzimmer im Chunking Mansion mit klinisch reinen Fliesen an den Wänden und an der Decke (nicht zu sehen ist das winzige Bad, das zugleich als Duschkabine genutzt wird - Duschkopf über der Toilette!).

       Hier lässt es sich aushalten: landestypisches Café mit Berugas.

       Sonnenaufgang am Vulkan Gunung Batur.

       Entspannung à la Gili Air.

      Lächeln gesucht

      Wenn Thailand das „Land des Lächelns“ ist, leben in der Hauptstadt Bangkok nicht unbedingt die besten Repräsentanten der asiatischen Freundlichkeit. Für viele Einheimische sind die Touristen hier vor allem eines: wandelnde Geldbörsen. Die gilt es auszunehmen. Zur Not mit Lug und Trug. Leider sind auch wir auf Bangkoks „falsches Lächeln“ reingefallen.

      Beim Schlendern durch die Altstadt wurden wir von einem Mann angesprochen. In dem Tempel neben uns finde gerade eine Zeremonie statt. Leider hatten wir keine Tücher dabei, um unsere Arme und Beine zu verhüllen. Der Zutritt zum Tempel bliebe uns deshalb verwehrt. Die balinesische Hilfsbereitschaft gewohnt, wunderten wir uns nicht, als der Mann uns danach auf dem Stadtplan noch drei Sehenswürdigkeiten einkreiste, die wir uns unbedingt anschauen sollten. Auch seinen Hinweis, dass diese sehr weit entfernt und zu Fuß schlecht zu erreichen seien, nahmen wir für bare Münze. Er riet uns ein Tuk Tuk (Autorikscha) zu nehmen. Ein fairer Preis seien 60 Baht (1,50 Euro). Wie durch Zufall stand am Straßenrand gleich ein Tuk Tuk – es ist ein abgekartetes Spiel!

      Der Fahrer fuhr uns dann auch zu der ersten Sehenswürdigkeit. Doch bevor er das nächste Ziel anfuhr, wollte er uns unbedingt noch zu einem Schneider fahren. Angeblich erhalte er dort einen Tankgutschein. Es folgte ein „You help me. I help you.“ gepaart mit einem Hundeblick. OK, fuhren wir also zu „Jim Tailor“ und ließen uns zu maßgeschneiderten Anzügen und Kleidern beraten, ohne jemals wirklich Kaufabsichten zu haben. Kaum saßen wir wieder im Tuk Tuk, wollte unser Fahrer auch noch zu einem Souvenirladen fahren. Danach bettelte er um einen Stopp beim Juwelier. Das Spiel wäre sicher immer so weiter gegangen. Doch irgendwann hatten wir genug und gaben ihm deutlich zu verstehen, dass es keinen weiteren Zwischenhalt geben wird. Mit mürrischer Miene fuhr er uns dann zum verabredeten Tempel. Doch als wir dort wieder raus kamen, waren Fahrer und Tuk Tuk plötzlich weg.

      Da standen wir – irgendwo in Bangkok, weit weg vom Hostel, links und rechts nur riesige Straßen! Wir wussten in dem Moment nicht einmal, in welche Richtung wir gehen mussten, um zu unserem Stadtviertel zu gelangen! Zum Glück hatte Daniel sein Smartphone dabei. Dank GPS konnten wir uns damit nach einiger Zeit orientieren. Wir sind dann zurück gelaufen. Bei 30 Grad im Schatten und der verwirrenden Infrastruktur Bangkoks wirklich kein Vergnügen! Aber in eines der vielen herumstehenden Tuk Tuks wollten wir beim besten Willen nicht steigen. Beim Schneider waren wir ja schon!

      Seit diesem Erlebnis sind wir in Bangkok nur noch mit öffentlichen Linienbussen und Taxifähren gefahren. Personen, die uns aus heiterem Himmel mitten auf der Straße ansprachen, ignorierten wir. Ich finde das wirklich schade. Denn dadurch kommt man natürlich überhaupt nicht in Kontakt mit Einheimischen. Und auch an Leuten, die einem vielleicht wirklich nur helfen wollten, läuft man stumm vorbei.

      Recycling á la Buddha

      Wir sind total im Buddha-Fieber. Stehender Buddha, sitzender Buddha, liegender Buddha, laufender Buddha… alles gesehen. Und dafür mussten wir nicht mal durch halb Asien reisen. Eine Tour durch Bangkoks Tempel reichte vollkommen aus.

      Neben den Buddhas konnten wir bei unseren Besichtigungen noch viel mehr entdecken. So ist Wat Arun (Wat = Tempel) ein Beleg dafür, dass die Thailänder schon vor hunderten von Jahren einen Sinn für stilvolles Recycling hatten. Alle Bauten der Anlage wurden mit einem Mosaik aus Muscheln und chinesischem Porzellan verziert. Beides war damals nichts wert, sondern im wahrsten Sinne des Wortes nur Ballast für die Thais. Denn ihre Handelsschiffe, die Seide aus China einfuhren, waren für die Überfahrt viel zu leicht. Eine kostengünstige Lösung musste her. So wurden die Schiffe zusätzlich mit chinesischem Porzellan und Steinfiguren beladen. Beides gab es sowieso