Hermann Büsken

Die Tore der Atlanter. 4.Folge


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er beides wieder unsichtbar.

      »Hast du auch alles gut versteckt«? fragte Großvater, als er zurück war. »Ja, bei Hanna ist es sicher.«

      Am nächsten Vormittag wollte er die Lage testen. Gemütlich fuhr er in Richtung Stadt. So oft er auch in den Rückspiegel schaute, fiel ihm nichts auf. Erst kurz vor der Stadt sah er sie. Es war der schwarze BMW. Eine Baustelle, die gestern noch nicht da war, zwang sie anzuhalten. Die Baustellenampel stand auf Rot. Unsichtbar sprang er in ihr Auto. Beide Verfolger hatten ihn nicht bemerkt. Dann schaute der Fahrer in den Rückspiegel und erschrak. »Keine falsche Bewegung, die Hände auf das Armaturenbrett.« Noch geschockt, folgten sie gehorsam.

      »Hat euer Auftraggeber euch nicht gesagt, mit wem ihr es zu tun habt?« Stumm schauten beide nach vorne. Dieses ist meine letzte Warnung. Sehe ich euch jemals wieder, oder einen anderen von eurem Auftraggeber, werde ich ihn im Mittelalter entsorgen. Euren Auftraggeber ebenfalls. Er sah, dass die Ampel auf Grün schaltete. Beim Verlassen des Autos nahm er den Beifahrer mit und ließ ihn geschockt auf der Straße stehen. Als Kristian zurückkam, sah er Sorgenfalten auf Großvaters Stirn.

      »Was ist Großvater?«

      »Ich habe gehört, dass ihr verfolgt wurdet.«

      »Ja leider. Ich habe mir die Verfolger soeben vorgeknöpft.« Jessika hielt einen Brief hoch.

      »Kristian, ich glaube, dein Problem die richtigen Wissenschaftler zu finden, ist gelöst.«

      »Wie kommst du darauf?«

      »Hör zu. Ein Dr. Pieper schreibt: „Wir als Technologiegesellschaft möchten ihnen bei der Auswahl der richtigen Kandidaten für das Zusammentreffen mit einer neuen Kultur behilflich sein. Wir möchten ihnen Universalwissenschaftler vorschlagen. Diese sind durch ihre vielseitige Bildung in der Lage, viele unterschiedliche Tätigkeiten auszuführen. Sicher geht es bei der ersten Begegnung darum, den Wissensstand möglichst vieler Gebiete festzustellen. Wissenschaftler, die sich nur in einem Gebiet auskennen, wären dort fehl am Platz. Falls sie unsere Hilfe annehmen, schlagen wir ihnen einige Kandidaten vor. Mit freundlichen Grüßen usw.“

      Was hältst du davon?«

      »Hört sich gut an. Was für eine Gesellschaft ist das eigentlich?«

      »Hier ist ein Anhang. Die Gesellschaft forscht in Hunderten von Technologiefeldern und stellt die Ergebnisse in Form von Patenten und Lizenzen der Industrie zur Verfügung.«

      »Ich könnte ihnen den Energieerzeuger der Elfen anvertrauen. Großvater, hat Hera wehrend meiner Abwesenheit etwas abgegeben?«

      »Nein, er war nicht hier.«

      »Jessika, hat Dr. Pieper seine Mailadresse angegeben?«

      »Ja.«

      »Dann teile ihm mit, dass wir seine Hilfe annehmen. Ich muss noch mal in die Stadt.«

      »Hast du was vergessen?«

      »Ja, ich will Riga besuchen.«

      »Nimmst du uns mit?«

      »In die Stadt oder nach Riga?«

      »Beides.« Nach dem Mittagessen fuhren sie los.« Er schickte beide mit je einen Einkaufswagen los und steuerte zu den Seifen und Parfümerien. Er hatte gelesen, was die Römer als Seife verwendeten. Sie wurde aus Tierfett, Pottasche und Bimssteingranulat hergestellt. Mit Schaber wurde diese Paste wieder entfernt. Er packte einige Stücke Seife, Lippenstifte, Augenbraunstifte und kleine Fläschchen Parfüm in seinen Wagen. Dann eine Kiste Feuerzeuge und billige Bestecke. Die Römer kannten nur Löffel, an deren Ende eine Spitze oder Haken war. Trotzdem konnte er sich vorstellen, dass das funkelnde Besteck Begehrlichkeiten auslösen würde. Nacheinander wanderten Kämme und Handspiegel in den Wagen. Schreibwaren waren immer schnell ausverkauft. Schon bald war sein Wagen gefüllt. Vor der Kasse warteten schon Jessika und Jeanette. Es dauerte eine Weile, bis sie die Kasse passiert hatten. Hinter ihnen in der Schlange murrten die Kunden schon. Zuhause stellte er für Riga die Lieferung zusammen. Der Rest blieb erst mal hier. Am nächsten Morgen waren sie eigentlich startklar. Jessika fiel auf, dass er sich nicht rasiert hatte. Er wollte sich einen Bart wachsen lassen, damit man ihn nicht so schnell erkannte. »Wir haben für Cornelia nichts«, gab Jeanette zu bedenken. Sie hatte recht, er musste noch mal ins Dorf. Vom Mühlenbetreiber erstand er einen Sack mit zehn Kilo Weizenmehl. Für die Frauen ein paar Tafeln Schokolade. Dass er sein Pferd mitnehmen wollte, fanden die Frauen ungerecht. Er hatte vorgehabt, in Ruhe die Gegend zu erkundigen und konnte ihnen schlecht verbieten, mitzukommen.

      »Zieht bitte eure Hosenröcke an.« Also sattelten sie auch ihre Pferde. In seine Satteltaschen hatte er zusätzlich Seife und Parfüm gepackt. Zuerst brachte er die Sachen für Riga rüber, auch als Test, ob ihnen nichts im Wege stand. Dann folgten sie mit den Pferden. Riga war schon auf dem Wege zu ihrem Stand. Ihre Tochter Elana, und Cornelia die Frau eines Centurios, freuten sich über ihren Besuch. Echte Freude war auch bei Cornelia über das Mehl festzustellen. Die Schokolade tat ihr Übriges dazu. »Jeanette, machst du den Kameramann? Ich möchte den Weg nach Riga festhalten.« Sie verabschiedeten sich.

      Der Weg führte an Weinfelder vorbei. Ansonsten begegneten ihnen keine Menschen. Erst auf halber Strecke, überholten sie zwei Kinder. Diese blieben stehen und blickten zu ihnen hoch.

      »Hallo Kinder, sollen wir euch ein Stück mitnehmen?« Unschlüssig blickten sie sich an. Er sah, dass die Kamera lief. »Komm, steige hinter mir auf.« Das Mädchen traute sich als Erste und hielt ihm ihre Hand entgegen. Mit einem Schwung hievte er sie hinter seinen Sattel. Mutig geworden, hielt der Junge Jessika seine Hand entgegen. Bis jetzt hatten beide noch keinen Ton gesagt.

      »Hat man euch die Zunge herausgeschnitten«? fragte er den Jungen, der jetzt auf gleicher Höhe mit ihm war. Der Junge grinste und schüttelte seinen Kopf. Jeanette filmte jetzt von vorne. Die Kinder waren barfuß und ihre Kleidung sah ärmlich aus. Sie ritten in den Ort hinein. Das Mädchen klopfte gegen seinen Rücken. Sie rutschten vom Rücken der Pferde und blieben am Rand des Weges stehen.

      Kristian hatte einen Denar in seine Hand und hielt ihn den Kindern hin. Das Mädchen nickte und hielt die Hand auf. Schon segelte der Denar auf sie zu. Staunend begutachteten sie ihn und rannten davon. Wie er schon beim ersten Mal festgestellt hatte, als er mit Decimus einem Legionär hier war, waren die ersten Häuserreihen ärmlich. Das Bild änderte sich zum Besseren, je weiter sie kamen. Sie erkannten die ersten Marktstände. Der zweite Stand in der dritten Gasse, gehörte Riga. Sie sah sie kommen, eilte ihnen entgegen und umarmte sie stürmisch. »Wie läuft das Geschäft«? fragte Kristian.

      »Ganz gut, hast du Ware mitgebracht?«

      »Ja, habe ich, wie schaffst du die Ware hierher?« Sie deutete schräg auf die andere Seite der Straße. Unter einen Baum war ein Esel angebunden, daneben eine zweiräderige Karre.

      »Gehört sie dir?«

      »Nein, Cornelia hat ihn mir geliehen.«

      »Wäre es nicht besser, du hättest einen eigenen Wagen?«

      »Ich wollte nicht so viel Geld ausgeben.«

      »Hast du nicht so viel?«

      »Ich wusste nicht, ob es dir recht ist.«

      »Versprich mir, dass du bei der nächsten Gelegenheit dir die Sachen kaufst.«

      »Kristian, ich danke dir.« Er hatte gesehen, dass neben dem Esel noch Platz für ihre Pferde war. »Achtest du auf unsere Pferde, wir wollen uns umsehen?«

      »Ja, geht nur.« Das Angebot der Waren wiederholte sich von Stand zu Stand. Es herrschte auch nicht viel Betrieb. In der nächsten Gasse wurden Nahrungsmittel angeboten. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf eine keifende Frau. Sie schlug mit einer Gerte auf einen auf dem Boden knienden Mann ein, der Lebensmittel einsammelte, die aus seinem Einkaufskorb gefallen waren. Darunter waren Eier, die aufgeplatzt waren. Kristian nickte Jeanette zu und stellte sich zwischen der Frau und den am Boden knienden Mann. Dieser war um die dreißig und wie es aussah, ein Sklave. »Gute Frau, warum schlagt ihr den Mann, dadurch werden die Eier auch nicht wieder heil.«

      »Was