Hermann Büsken

Die Tore der Atlanter. 4.Folge


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alle etwas davon haben«? bat er. »Also, das ist Senis.« Dass sie die ganze Zeit in seine Nähe gelebt hatte, erzählte er nicht, um Spekulationen vorzubeugen. »Stellt einfach eure Fragen, aber nicht gleichzeitig. Sie wird sie auf ihre Art beantworten. Senis darf ich dich alleine lassen?«

      Im Haus merkte Lena schnell, dass Senis nicht mehr da war. »Wo ist Senis«? fragte sie.

      »Draußen, sie gibt ein Interview.« Jetzt war sie hin und her gerissen, ob sie bleiben oder nach draußen gehen sollte. Ra war hier, das schien ihr auch ein lohnendes Objekt zu sein. Rod hatte sich bisher zurückgehalten.

      »Ra möchtest du meine Waffensammlung sehen?«

      »Ja gerne.« Sie stiegen die Treppe hoch, Zitrin und Rod hinterher. Ra schien beeindruckt zu sein.

      »Wir haben uns nicht die Mühe gemacht, das Kriegsgerät der vergangenen Völker zu sammeln. Sicher hat das auch seinen Reiz.« Wo war Zitrin wieder?« Sie hatte den Weg ins andere Zimmer gefunden und hielt eine kleine Bronzefigur in der Hand. Er stand hinter ihr, als sie ihn sah, erschrak sie.

      »Gefällt sie dir?«

      »Ja, bei uns findet man so etwas nicht.«

      »Ich schenke sie dir.« Ra, der jetzt ins Zimmer trat, lies seinen Blick durch das Zimmer schweifen und fragte, »du bist ein Händler?«

      »Ja, ich tausche die Ware ein und verkaufe sie hier.« Ra griff ins Regal und hielt dann eine bunte Vase mit Henkel in der Hand. Sie war ungefähr dreißig Zentimeter hoch.

      »Es ist eine römische Vase, wenn du willst, gehört sie dir.« »Ich dachte, dass sie meiner Frau gefallen würde. Danke, ich nehme das Geschenk an.«

      »Deine Frau ist hier jederzeit willkommen. Es kommen immer wieder neue Stücke rein.« Rod war ihnen nicht gefolgt. Er stand im Waffenzimmer. »Kristian, die sind wohl sehr wertvoll?«

      »Was ist schon wertvoll, suche dir was aus, aber nicht die, die dort an der Wand hängen.« Rod hielt ein Schwert aus dem Mittelalter in der Hand. Er betrachtete es ausgiebig und schaute dann auf seinen Vater.

      »Ich möchte dieses.«

      »Gut, dann komm, lasst uns nach unten gehen.« In der Halle stand jetzt ein Tisch, auf dem das kalte Buffet aufgebaut war. Jessika schaute zu ihm rüber. »Na, mein Schatz«, sagte er in Gedankenform zu ihr. »Lass das«, erwiderte sie, »rede vernünftig mit mir.« Zitrin hatte es mitbekommen.

      »Du musst Kristian verzeihen, er konnte nur so mit uns kommunizieren.« Senis kam mit Alex und ihrem Team zur Tür herein. Zitrin konnte es nicht lassen und zeigte Senis die Bronzefigur. »Hat Kristian mir geschenkt.« Er empfing keine Regung von Senis. War sie gekränkt?

      »Senis komm, wir gehen nach oben.« Sie wusste nicht was sie oben erwartete, folgte ihm aber. Jessikas Blick erklärte, was sie davon hielt. Er führte sie in den zweiten Raum.

      »Such dir was aus.«

      »Das sieht alt aus.«

      »Ja, alles ist aus der Römerzeit.« Er hatte noch eine Schatzkiste und öffnete sie. »Such dir was aus.« Vorsichtig griff sie nach einer Halskette. Sie war aus Silber und ein wenig angelaufen. An ihr baumelten Kettenglieder aus Bernstein. »Komm, ich lege sie dir um.« Es gab hier keinen Spiegel. »Du siehst super aus.«

      »Was ist super?«

      »Dass du mit der Kette gut aussiehst, oder willst du was anderes?«

      »Nein, sie gefällt mir.« Mit Stolz erhobenem Kopf schritt sie die Treppe hinunter und schaute Zitrin an. Alle waren davon gefangen und hielten in ihrem Tun inne. Sein Blick ging zu Zitrin. Diese sah ein, dass Senis ihr die Schau gestohlen hatte.

      »Bist du sauer auf mich«? fragte er gezielt auf Jessika ausgerichtet, lautlos.

      »Habe ich einen Grund dazu«? dachte sie. »Nein, hast du nicht, ich erzähle es dir später.« Er sah, dass alle einen guten Hunger mitgebracht hatten. »Kristian darf ich mal kurz zuhause anrufen«? fragte Alex. »Ja sicher.« Dann kam sie aufgeregt zurück. »Stell dir vor, meine Eltern haben gesehen, wie ich auf die Tribüne gekommen bin, es war eine Liveübertragung.« Ihre Augen schimmerten feucht. »Dann wissen deine Eltern ja jetzt, dass du gut angekommen bist.«

      »Ra, wie geht es weiter, soll ich mich melden, wenn ich zwei Wissenschaftler habe?«

      »Lass dir Zeit, es eilt nicht.«

      »Ra, kannst du dir vorstellen, was das auslösen wird? Sie werden alle zu euch wollen.«

      »Du machst das schon.« Anscheinend gab es draußen noch Gerangel, die Kameraleute hofften immer noch, etwas Spektakuläres vor die Linse zu bekommen. Arons Gebelle zeigte, dass er auf Posten war. »Kristian kannst du mir das Tor zeigen, durch das du gegangen bist«? fragte Rod.

      »Ja, das kann ich, will sonst noch jemand mit?« Senis und Zitrin meldeten sich. »Halt«, rief Lena, »ich muss das aufnehmen.« Sie kamen an der Ruine an. Heute war hier mehr Betrieb wie sonst. Sicher hatten einige aus dem Stadion die Gelegenheit genutzt, in der Hoffnung, hier das Tor in eine andere Welt zu finden. Sie standen im Hof vor dem Rest des Burgfrieds. Einige Kameraleute hatten es auch bis hier geschafft, weil sie noch Hintergrundmaterial aufnehmen wollten. Sie stürzten auf sie zu. Schon waren sie von der Bildfläche verschwunden und kamen im Burgvorhof an. Alles war wie immer. Die Stallknechte wurden auf sie aufmerksam. Dann kam Johannes über die Pferdekoppel auf sie zugerannt. »Kristian, wir dachten schon, dir wäre etwas zugestoßen.«

      »Hast recht, bei nächster Gelegenheit werde ich euch alles erzählen. Das sind neue Freunde von mir.« Scheu blickte Johannes Rod an. »Auch darüber werde ich euch erzählen.«

      »Kristian, du siehst anders aus.«

      »Du meinst mein Gewand? Ich weiß, ist jemand in der Burg?« Johannes nickte. »Dann kommt.« Sie gingen zu Fuß den Weg durch das Burgtor. Rod schien beeindruckt. »Hanna, Hanna«, schrie Johannes. Hannas Kopf erschien im Fenster.

      »Kommt, ehe sie runter kommt.« Hanna hatte den Türgriff noch in der Hand, als Sie schon im Zimmer standen. »Das ist Graf Lothar der Hausherr, Hanna und sein Sohn Johannes.« Kristian stellte seine Begleitung vor.

      »Ich erzähle euch alles später.« Lena machte Fotos, in ihrem Kopf entstand sicher schon der nächste Bericht. Nachfahre der Erschaffer des Tores trifft auf das Mittelalter. Das Tor war in Wirklichkeit viel älter und schon dagewesen, als es die Burg noch nicht gab. »Graf Lothar, es tut mir leid, wir müssen zurück, wir werden erwartet.« Der Graf und Hanna waren nicht dazu gekommen, etwas zu sagen.

      »Bis später.« Sie standen wieder in der Halle. »Ihr wart lange weg«, meinte Jessika.«

      »Wir haben in der Burg noch guten Tag gewünscht.«

      »Kristian, wir treten die Heimreise an«, sagte Ra.

      »Ra danke, für alles.« »Ich habe dir zu danken.« Kristian konnte es nicht unterdrücken, er musste Senis zum Abschied in den Arm nehmen.

      »Rod, wenn du Probleme bekommst, wende dich an Senis. Zitrin bleibe sauber. Ra, vielleicht sehen wir uns mal wieder.« Er legte seine Hände auf Kristians Schultern, dieser machte es ihm nach. Dann plötzlich waren sie fort. »Alex schnell, sie fliegen ab«, rief er. Die Kamera greifend, rannte sie nach draußen. Die Reporter vor dem Tor erkannten, dass sich etwas ereignet hatte. Als Alex ihre Kamera auf das noch auf der Stelle verweilende Raumschiff richtete, machten sie es ihr nach. Schnell entfernte sich das Raumschiff. Bald war es nur noch so groß wie ein Tennisball, dann war es fort. »Ich glaube, ich ziehe mich erst mal um«, sagte Kristian.«

      »Ich komme mit«, sagte Jessika. Als sie die grinsenden Gesichter sah, schüttelte sie ihren Kopf. »Es ist nicht dass, was ihr denkt.« Im Schlafzimmer schaute sie ihn herausfordernd an.

      »Du hast was mit dieser Frau gehabt.«

      »Du meinst sicher Senis. Sie war meine Betreuerin. Ich durfte sie mir aussuchen. Ehe du weiter fragst, ich erzähle euch die Geschichte gleich.« Jessika drehte sich um und verließ das Zimmer. Er zog sich andere Sachen an. Wieder