Hermann Büsken

Die Tore der Atlanter. 4.Folge


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und legte sie auf einen Stuhl. Er blickte in die neugierigen Gesichter.

      »Nun mach schon«, drängte Jeanette. Er griff zum Basisgerät, das den Bildschirm erzeugte. Darauf legte er den Gedankenübertrager. »Das, was ihr gleich seht, kommt aus meinem Gedächtnis. Als Beweis werde ich erst an Eurone denken.« Der Bildschirm flammte auf. Eurone schaute sie an. Er ließ sie lächeln. Dann Hera und Jessika. »So, habt ihr jetzt verstanden, wie das funktioniert? Alex, wenn du was nicht verstehst, frage einfach, und wenn du willst, kannst du das aufnehmen. Ich muss dich aber bitten, einen neuen Speicher in die Kamera zu legen. Du darfst sie in deiner Schule vorführen, dann aber bleibt sie dein persönliches Eigentum, gebe sie nicht aus der Hand.« Alex nickte und er wartete, bis die Kamera ausgerichtet war. Er fing damit an, wie er aus ihrem Zimmer abgeholt wurde. Ein Blick zu Jessika, die selig in ihrem Bett schlummerte und nichts mitbekam.

      »Das musst du nicht gerade zeigen«, mäkelte Jessika. Dann die Ankunft im Raumschiff. Rela bringt ihn in sein Zimmer. Dann bei Ramos, wo er sich Senis als Betreuerin ausgesucht hatte. Ihm fiel der Wortwechsel ein und er übertrug ihn so, dass jeder sie empfangen und verstehen konnte, außer Alex. Der Bildschirm brach zusammen. »Ich muss euch jetzt erst erklären, was die Frauen dort betrifft. Es gibt zwei Klassen von Menschen außer Ra. Zitrin gehört zu der Klasse, die im Beirat ist, sie empfindet wie eine normale Frau. Senis gehört der zweiten Klasse an.« Er machte eine Pause, weil Jeanette für Alex übersetzte. Sie ist völlig keusch aufgewachsen, sie weiß nicht, was körperliche Liebe ist, das zu Jessikas Eifersucht. Alle Frauen, auch Zitrin können keine Kinder bekommen. Diese werden künstlich gezeugt. Alle Frauen kennen keine Scham. Ich zeige euch jetzt, was ich damit meine.« Sie waren noch im Raumschiff. Senis führte ihn zum Schwimmbad. Ihm fiel ein, dass er ja selber Aufnahmen vom Schwimmbad gemacht hatte. Er hatte alles noch sehr gut in seinem Gedächtnis, und stellte sich vor, wie Senis sich langsam auszog und verweilte vielleicht etwas zu lange bei ihr. Ihren Körper konnte man nicht vergessen. Ihre Ansicht von hinten und wie sie ins Becken sprang. Um ihn war es mäuschenstill. Sicher waren alle von Senis Schönheit gefangen?

      »Versteht ihr jetzt, Jessika ist auf Senis eifersüchtig. Senis weiß nicht, was das ist. Sie schämt sich auch nicht, sich vor meinen Augen auszuziehen. Der Bildschirm baute sich wieder auf. Sie waren jetzt in der Schleuse, sein erster Tauchversuch. Senis zog sich aus und sprang durch die Schleuse. Er stand noch davor. Wie stellt man sich selbst nackt vor? Egal. Dann ein Arm, der ihn packt und durch die Schleuse zieht. Dass er krank vor Angst war, sah man nicht. Sie schwammen um die Kuppel herum, dann die Begegnung mit der Seekuh. Ein Blick in die Kuppel, wo ihnen einige zuwinkten. Die Vorstellungskraft, mit der er die Bilder erzeugte, wurden aus einer Position gezeigt, als wäre sie von einem Beobachter aufgenommen, der schräg über und hinter ihnen war. »Ihr habt noch keinmal Luft geholt«, stellte Lena fest. Sie schwammen zurück. »Das mit der Luft ist eine andere Geschichte«, erklärte er. »Was für eine andere Geschichte«? hakte Lena nach. »Ich sagte doch, es ist eine andere Geschichte.«

      »Und die willst du uns jetzt nicht erzählen?«

      »Du sagst es.«

      »Kristian, Senis ist wirklich ein leckeres Mädchen«, stellte Großvater fest. »Großvater schäme dich«, entrüstete sich Jessika. »Warum soll sich Großvater schämen, er hat doch recht«, stellte Kristian klar.

      »Alex darfst du die Bilder von Senis zeigen?«

      »Warum fragst du?«

      »Bei euch in Amerika kommt es regelmäßig zu einem Aufstand, wenn ein nackter Busen gezeigt wird.«

      »Stimmt, ich muss mir was einfallen lassen. Die Jungs in meiner Klasse würden mir nie verzeihen, wenn ich ihnen das vorenthalten würde.«

      »Kristian, sei mir nicht böse«, sagte Lena, »ich muss in die Redaktion.«

      »Verstehe ich.« Alex war mit ihren Mitschülerinnen am Tuscheln. »Kristian, wir wollen auch nach Hause.«

      »Wisst ihr denn, wann ein Flieger geht?«

      »Ja, für den haben wir ein Ticket.«

      »Schafft ihr den Flug noch?«

      »Der Flieger fliegt in eineinhalb Stunden ab.« »Eine Stunde bis zum Flughafen, wer meldet sich freiwillig?«

      Jeanette schaute Jessika an.

      »Ich fahre schon«, sagte sie dann. Der Abschied war kurz. Alle stiegen in Jeanettes Auto und sie fuhren ab. Sie standen am Tor und winkten hinterher.

      »Und nun mein Schatz zu dir, hast du mich vermisst?«

      »Und was ist mit dir?«

      »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagte er stattdessen.

      »Was ist es?«

      »Komm erst mal ins Haus.« Er holte die Geschenke hervor. »Großvater, das ist für dich.«

      »Ein außerirdisches Schnäpschen?«

      »Ja, so ähnlich. Für die Frauen habe ich einen Stein mitgebracht. Aber zuerst das Geschenk, das ich von Rods Mutter bekommen habe.« Er hielt ihr den funkelnden Ring hin. Alle waren beeindruckt von der Leuchtkraft des Steins. Jessika steckte ihn an ihren Finger.

      »Maria, dieser Stein ist für dich. Und das gilt für alle Steine, ihr geht damit zum Goldschmied und lasst ihn auf meine Kosten einfassen. Hier Jessika, das ist noch dein Stein und dazu die Ohrringe.« Jessika umarmte ihn. Maria machte auch ein glückliches Gesicht. Zwei Stunden später war Jeanette zurück.

      »Hast du sie in den richtigen Flieger gesetzt«? fragte er. »Ich glaube schon.«

      »Wir sollten unser Büffet nicht verkommen lassen«, schlug er vor und ging in die Halle, alle schlossen sich an. »Kristian«, fragte Großvater, »wirst du sie noch mal besuchen?«

      »In ihre Welt wohl nicht, aber wenn sie die Wissenschaftler abholen, werde ich diese in das Raumschiff begleiten.«

      »Wegen Senis«, stellte Jessika fest.

      »Ja, weswegen sonst«, gab er zur Antwort.

      »Ich dachte, ich hätte alles klargestellt, du brauchst nicht eifersüchtig zu sein.«

      »Und was ist mit Zitrin?«

      »Jessika, ich habe nicht gewusst, dass du so sein kannst. Können wir nicht einen Schlussstrich ziehen?« Sie schaute ihn an und er erkannte, dass sie noch eine Zeit brauchte, um mit sich ins Reine zu kommen. »Zeige Jeanette ihren Stein, damit du auf andere Gedanken kommst.«

      »Was für ein Stein«? fragte Jeanette und folgte Jessika in die Küche.

      Am nächsten Morgen liefen bei Lena die Telefonverbindungen heiß. Schon lange war allen bekannt, dass Lena für alles was um ihn geschah, die beste Adresse war. Sie selber hatte außer dem, was alle Reporter bei der Ankunft erfahren hatten, noch den Bericht, den Kristian in ihrem Haus erzählt hatte. Das war auf jeden Fall mehr, als das, was andere wussten. Lena stand schon um zehn Uhr vor dem Tor. Aron begrüßte sie. Sie hatten lange geschlafen und saßen noch am Frühstückstisch. Lena hatte eine Videokamera, ihren Fotoapparat und zwei Scheinwerfer dabei.

      »Ich brauche alles, was dir so einfällt«, meinte sie. »Am besten fangen wir damit an, wie du von hier abgeholt wurdest.«

      »Alles noch mal?«

      »Ja, ich hatte gestern keine Kamera dabei.«

      Lediglich mittags gab es eine Pause, danach ging es weiter. Die Filme von Ra nahm Lena mit der Videokamera auf. Einzelne Fotos schoss sie mit ihrem Fotoapparat. Jetzt erst sah Kristian den Bau der Pyramide in voller Länge. Ebenso die Filme, die er mit der Kamera von Rod aufgenommen hatte. Es wurde Nachmittag, als Lena endlich halbwegs zufrieden war. Sie halfen, ihre Sachen ins Auto zu tragen. Laufend kamen Anrufe von Reporter und Fernsehanstalten. Sie verwiesen sie an Lenas Adresse. Sogar das Büro der Altertumsverwaltung von Zahi Hawwas in Kairo rief an. Kristians Fall war Zahi Hawwas nicht. Zu sehr rückte dieser sich immer in den Vordergrund, wie toll er sei und was er alles schon entdeckt hatte. Die Sprecherin am anderen Ende der Leitung, verhielt sich ähnlich. Sie tat so, als wäre es Kristians Pflicht und ihr Recht,