Hermann Büsken

Die Tore der Atlanter. 4.Folge


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Er wartete im Flur. Einige Leute erkannten ihn und gingen scheu an ihm vorüber. Hatten sie Angst vor ihm? Er setzte seine Sonnenbrille zur Tarnung auf. Dann kam Kristel.

      »Kristian, schön, dass du dich mal sehen lässt. Komm, gehen wir in die Kantine, ich brauche einen Kaffee. Bist du krank?«

      »Nein, mir geht es gut.«

      »Du willst also nur guten Tag sagen?«

      »Nein, so ganz ohne Grund bin ich nicht gekommen.« Sie suchten sich einen Platz und er ging zwei Tassen Kaffee holen.

      »So nun erzähl mal«, drängte Kristel.

      »Hier, das habe ich dir mitgebracht.«

      Er legte den Stein, der in ein Papiertaschentuch eingepackt war, vor ihr auf den Tisch.

      »Wieso für mich?« Die Anderen aus dem engeren Kreis haben auch einen bekommen.« Vorsichtig, als hätte sie Angst, dass etwas herausspringen würde, faltete sie das Taschentuch auseinander. »Oh Kristian, so etwas Schönes habe ich noch nie gesehen.« »Frage Jessika, sie kennt einen Juwelier, der ihn dir einfasst. Natürlich auf meine Kosten.«

      »Danke, das ist ja wie zu Weihnachten.«

      »Hast du die Übertragung im Fernsehen gesehen«? wechselte er das Thema. »Ja, abends eine Zusammenfassung.«

      »Also«, fing er an. »Es gibt verschiedene Planeten. Der Planet, zu dem sie mich gebracht haben, ist einer größeren Strahlung ausgesetzt. Deshalb leben die Bewohner teilweise unter riesigen Kuppeln unter Wasser. Die Menschen haben sich mit dem Wasser arrangiert. Sie schwimmen wie Fische und entnehmen dem Wasser den Sauerstoff, den sie brauchen.«

      »Du meinst, sie brauchen zum Luftholen nicht an die Oberfläche?«

      »Genau.«

      »Aber wie soll das gehen, sie sehen wie normale Menschen aus.« Er erzählte ihr, wie Senis ihn überlistet hatte.

      »Heißt das, du kannst das auch?« Er nickte.

      »Das ist ein Ding, stelle dir vor, was für Möglichkeiten sich daraus ergeben.«

      »Ja ich weiß, deshalb musst du das für dich behalten. Man würde mich auseinanderschneiden, um hinter dem Geheimnis zu kommen. Es war kein großer Eingriff, am nächsten Tag durfte ich schon das Bett verlassen.« Er beschrieb ihr seinen ersten Tauchversuch. »Ich kann mir vorstellen, was für eine Überwindung dich das gekosten hat«, sagte Kristel.

      »Du sagst es, aber das ist noch nicht alles. Ich bin aus Versehen, nein eigentlich war es meine Neugierde, in einen Versuch geraten. Ich habe eine Strahlung abbekommen, die meine Stirn getroffen hat. Ra meinte, dass seine Wissenschaftler an einer Bewusstseinserweiterung gearbeitet hätten. Ich habe zuerst nicht gewusst, was er damit meinte. Weißt du, was man unter das dritte Auge versteht?«

      »Ja, es ist ein Chakra auf der Stirn und man bezeichnet es als drittes Auge.«

      »Man sieht in ihm eine Art Wahrnehmungsorgan für das Übersinnliche und es soll der Sitz paranormaler Fähigkeiten sein«, erklärte er weiter.

      »Die vordere Hälfte der Zirbeldrüse hat die vollständige organische Struktur eines menschlichen Auges. Der Begriff des dritten Auges wird schon bei vielen Völkern, für Menschen verwendet, denen die Fähigkeit zugeschrieben wird, Visionen zu erfahren, und wird mit Wahrsagerei in Verbindung gebracht. Hast du schon mal davon gehört, dass eine Person so eine Sehnsucht nach einer anderen Person hatte, die viele tausend Kilometer entfernt lebt, dass die erste Person plötzlich bei der entfernten Person erscheint. Beide nehmen einander wahr. Es fällt kein Wort, dann sind sie wieder alleine.«

      »Gelesen habe ich davon, habe aber weiter nicht darüber nachgedacht«, meinte Kristel.

      »Ähnlich ergeht es mir, wenn ich mich auf jemand konzentriere. Ich hatte eine Verbindung mit Jessika.«

      »Kristian, du wirst mir langsam unheimlich.«

      »Ja, ich mir auch«, lachte er.

      Eigentlich war er gekommen, um sich von Kristel röntgen zu lassen, sah jetzt aber die Gefahr, die entstehen könnte, wenn jemand sein Röntgenbild in die Finger bekam.

      »Und was willst du jetzt machen«? fragte Kristel.

      »Gar nichts, ich werde schweigen.«

      »Eigentlich schade«, meinte Kristel. »Hast ja recht, aber schließlich geht es um mein Leben. Sage bitte keinem etwas davon, auch nicht Jessika. So, jetzt fühle ich mich besser, ich musste es einfach jemandem erzählen.«

      »Hast jetzt wohl viel Stress?«

      »Ich habe Lena heute meine Geschichte erzählt, wenn mich jemand anruft, schicke ich ihn zu Lena.«

      »Ich habe die zwei Frauen gesehen, die bei dir waren, sehen alle Frauen so aus?«

      »Figurmäßig ja.«

      »Und konntest du ihnen widerstehen, ich meine bist du standhaft geblieben?«

      »Was meinst du?«

      »Du weißt, was ich meine.«

      »Jessika ist eifersüchtig, ich glaube, ich habe sie beschwichtigen können.«

      »Kristian, du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«

      »Was für eine Frage war das noch mal? Findest du es schlimm, wenn man nach verbotenen Früchten greift, wenn sie direkt vor deine Augen hängen?«

      Er erzählte Kristel, wie er Senis kennengelernt hatte. Erschrecke jetzt nicht, ich zeige dir, was ich meine.« Er schloss seine Augen und konzentrierte sich auf Kristel. Diese sah, woran er gerade dachte.

      Das Schwimmbad, Senis zieht sich aus und springt ins Wasser. Dann sein erster Tauchversuch. Diesmal konnte man sehen, welche Überwindung ihn das gekostet hatte. Er öffnete seine Augen und sah, dass Kristel ihre Augen geschlossen hatte.

      Als nichts mehr bei ihr ankam, öffnete sie ihre Augen. »Mensch Kristian, das war fast wie im Kino, jetzt begreife ich, dass du nicht widerstehen konntest.«

      »Ich danke dir für dein Verständnis«, und er musste dabei grinsen. Dann sah er, woran sie dachte. Ihre Gedanken kreisten um den Augenblick, als er vor der Schleuse stand. Sie sah auf sein Hinterteil. »Gefällt dir, was du siehst?«

      »Was meinst du?«

      »Mein Hinterteil.« Ihr Gesicht färbte sich rot.

      »Du weißt, was ich denke?«

      »Ja, aber ich mache nicht oft Gebrauch davon.«

      »Kristian, schau mich nicht so an.« Sie versuchte verzweifelt, an was anderes zu denken.

      »Je mehr du versuchst nicht an das Eine zu denken, je mehr denkst du daran«, erklärte er.

      »Und ich finde es ganz normal, wenn du deiner Fantasy freien Lauf lässt. Gedanken lesen kann ich aber nicht erst jetzt, das konnte ich schon, als ich von den Alien das Implantat bekam.«

      »Du hast nie was gesagt.«

      »Ich hätte es jetzt wohl besser auch nicht gesagt.«

      »Wie konntest du dich davor schützen, deine neuen Freunde konnten sicher auch Gedanken lesen?«

      »Ja, ich habe das von Senis bekommen.« Er zog den Gedankenblocker aus seinem Hemd. Er hatte sich schon so an ihn gewöhnt, dass er vergessen hatte, ihn abzulegen. »Du brauchst keine Angst zu haben, wenn ich mich wieder an die normale Sprache gewöhnt habe, drängen sich mir die Gedanken anderer nicht mehr so auf.

      So, ich gehe jetzt lieber, Jessika sucht sicher schon nach mir. Und kein Wort zu anderen.« Kristel nickte. Vom Treppenhaus aus sprang er zu sich ins Waffenzimmer, um unnötigen Fragen von Jessika aus dem Wege zu gehen.

      »Wo warst du«? erschrocken drehte er sich um.

      »Meinst du nicht, dass du übertreibst«? fragte er.

      »Wieso, du verschwindest einfach und schleichst