Günter von Saint-George

Und tschüss, mach's gut...


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eine Nilkreuzfahrt bucht hat die Qual der Wahl: Neben den majestätisch-anmutenden Hotelschiffen schippern auf dem „Vater der Ströme“ Raddampfer und alte Holzbauten. Von Einsamkeit auf Afrikas größtem Strom keine Rede: 320 Exemplare tummeln sich in diesem Jahr auf dem Wüsten-Gewässer. Eine Tour der eher etwas abenteuerlichen Art ist die Fahrt auf einer Feluke. Weil ohne Komfort, werden die meist preiswerten Buchungen, laut Ägypti­schem Fremdenverkehrsamt, im Wesentlichen vor Ort abgewickelt. Auf den anderen Schiffen wird alles das geboten, was klassische Kreuzfahrer gewöhnlich erwarten: Sonnenterassen samt Pool, Gourmet-Buffets, Komfort-Kabinen und Unterhaltung an Bord. Auf einigen Li­nern heißt das Motto „all inklusive“, so auf der „Mirage 1“, eines der vielen Clubschiffe.

      Höhepunkte der Fluß-Touren sind Landgänge zu den Schätzen des Königreiches. Ausflüge führen in die altägyptische Geschichte. So zur geheimnisvollen Tempelanlage von Karnak bei Luxor mit ihren mächtigen Säulen und Oblisken. Andere Ziele sind das Tal der Könige in Theben, der Totentempel der Königin Hatschepsut oder der Große Tempel bei Abu Simbel. Sicherheit wird im übrigen großgeschrieben. An den Eingängen zu den Bauwerken: Metall­detektore überwachen Touristen, geschultes Wachpersonal ist ständig auf der Hut und Tou­ristenpolizei begleitet auf Schritt und Tritt.

      Orientalisches Leben macht sich bei abendliche Stops an den Nil-Ufern in Edfu und Assuan breit. Mohamed’s Zug an einer Wasserpfeife in einem der vielen Cafes oder buntes Basar-Treiben in den wuseligen Gassen der alten Städte – Fotomotive gibt’s reichlich. Am Kai in Assuan haben es Krimifans besonders auf die „Sudan“ abgesehen. Die Verfilmung von Agatha Christies „Tod auf dem Nil“ an Bord des über 100 Jahre alte Schaufelraddampfers hat den Oldtimer Ende der 70er Jahre unsterblich gemacht. Noch heute pendelt die „Sudan“ auf der rund 250 Kilometer langen Stromstrecke. Für den deutschen Markt allerdings ist sie der­zeit nicht verfügbar. Die Reederei Seti in Kairo vermarktet das historische Fahrgastschiff seit drei Jahren vorwiegend in Euro-Nachbarländern.

       El Gouna am Roten Meer schuf ein Architekt

      Retortenstadt mit Flair

      Als Kind spielte er gerne mit Bauklötzen. In El Gouna hat Samith Sawiris, Baugigant und größter Arbeitgeber Ägyptens, seinen Spieltrieb ausgelebt. Vor 12 Jahren schuf er 22 Kilometer nördlich von Hugharda an einer menschenleeren Wüstenbucht die kurioseste Kleinstadt am Roten Meer. Viel Phantasie brauchte es, bis der Ort aus der Retorte Gesicht bekam.

      Heute zählt El Gouna mit künstlich angelegten Kanälen, Inseln und Hügeln, mit Golfplatz und Marinas mehr als 20 Hotels – vom Fünf-Sterne-Sheraton bis zur kleinen Drei-Sterne-Dependance des Swiss Inn. Auch Mövenpick, Steigenberger, LTI und TTC unterhalten Anlagen für eine Klientel, die sich zwischen nubischer und venezianischer Architektur, jemenitischen und mediterranen Baustilen wohlfühlt. El Gouna ist eine Inszenierung, sagen Insider. Die Bauten in der künstlichen Ministadt haben gewöhnlich nicht mehr als zwei Stockwerke, dafür ist der Blick aufs Wasser immer garantiert. Der 18-Loch-Golfplatz, Tauchzentren rund um ruhige Korallenriffe, Unterhaltungs- und Shoppingmeilen, eingerahmt von Restaurantvielfalt und Gourmettempel, ziehen Winterflüchtlinge, Rentiers und Skipper auf Weltreise magisch an.

      El Gouna sei auch Idealziel für Paare, Familien und Alleinreisende aus Europa, Kairo und den Golfstaaten, sagt Brigitte Gorban, Sales-Managerin bei Mövenpick. Daß es noch mehr werden sollen, dafür sprechen Investitionswille und rege Bautätigkeit. In Planung sind ein Hill-Hotel, ein zweites Mövenpick mit dem größten Spa-Projekt am Roten Meer und ein Club Med. „Trotz der augenblicklichen Belegungsflaute, wird der Markt gut funktionieren“, urteilt Gorbran. El Gouna hebe sich von der Massendestination Hurghada ab, stets mit Blick auf eine betuchtere, aber auch anspruchsvollere Gästeschar.

      Die macht gerne von einem Angebot Gebrauch, das die Retortenstadt auszeichnet. Nach dem Motto „Dine around Gouna“ können Hotelgäste mit HP-Arrangement ihre Abendmahlzeiten in fast allen a la carte-Restaurants der kleinen Küstenkommune einnehmen. Ein kostenfreier Shuttleservice sorgt für den Transport. Wer die wüstenfarbene Kulisse El Gouna's vom Meer aus bewundern will, sticht mit der „Gelatea“, einem vornehmen Zweimaster, Baujahr 87, in See, umrundet gemächlich die Urlaubsidylle oder nimmt Kurs auf die unbewohnten Tawila und Gobal Inseln, Schnorchelgänge inklusive.

       Kenia: Zu Besuch bei stolzen Kriegern

      Bei Massais zu Gast

      Frank Kraft von „Xcellent“, einer Wildlife-Agentur, hat einen guten Job in Kenia gemacht. Giraffen, Flußpferde, Kudus und Zebras haben die Touristen auf diversen Game Drives durch den Nationalpark Tsavo West vor die Objektive bekommen. Und auch Löwe, Büffel und Elefant machten ihre Aufwartung. Die Fahrt im Safarikleinbus durch die weite Savanne zwischen Chyulu Range und Taita Hills war strapaziös, aber voller Überraschungen. Eine weitere erwartet die Reisegruppe rund 60 Kilometer westlich von Nairobi abseits der Makino Road. „Das Massaidorf hat längst den Tourismus als willkommene Dollarquelle entdeckt“, gibt Frank Kraft mit auf den Weg in das Camp des Krieger- und Hirtenvolks. Dorfbewohner Mokabi und mehrere Dutzend Stammesangehörige mit Frauen und Kindern bilden ein singendes und tanzendes Spalier zur Begrüßung. Der Höllenlärm der Trommeln ist gewöhnungsbedürftig.

      „Jambo, Jambo“, rufen zwei Häuptlinge voller Inbrunst und kassieren umgerechnet zehn Euro von jedem, der im Rund gelber Lehmhütten mehr über das Alltagsleben der Massai erfahren will. Scheinbar verstehen fast alle Dorfbewohner Englisch. Aufmerksam folgen sie Besuchern auf Schritt und Tritt, reagieren auf Fragen mit höflichem Nicken. Es folgt eine Einladung in eine fensterlose, nachtdunkle Behausung. Elektrisches Licht: Mangelware. Nur schemenhaft können Schlafliegen und Küche ausgemacht werden. Eine auf dem Boden ausgebreitete Kuhhaut dient als Bett. Der Kochofen besteht aus aufeinandergestapelten Steinen. Weiteres Mobiliar: Hier und da auf eine alte Holzkommode oder ein notdürftig zusammengezimmertes Regal.

      Mokabi läßt wissen, daß sich Massaikrieger von Milch und Blut ernähren und der Preis für eine Frau zehn Rinder beträgt. Auch der „Feuermacher“ des Dorfes zelebriert vor neugierigen Blicken den Umgang mit Holzbrett, Bohrer und Bogen. Frauen, umhüllt mit farbenfrohen Gewändern, so wie sie die Vorfahren trugen, stehen abseits und sind mit neugieriger Zurückhaltung beschäftigt. Manches Lächeln wirkt angestrengt. Nur beim Klicken der Kameraauslöser spiegeln sich Stolz und Offenheit in faltenlosen, jungen und junggebliebenen Gesichtern wider. Eine 90jährige Großmutter, die fast erblindet vor der kargen Lehmhütte kauert, grüßt freundlich winkend und bittet um Medikamente, die sie dringend benötigt. Eine Mitreisende überreicht ihr ein angebrochenes Fläschchen mit Augentropfen. Dankbar küßt die Alte die Hand der Touristin.

      Eifrig drängt eine kleine Stammesgruppe die Besucher zu einem der zahlreichen Verkaufsstände, die auf dem Platz vor der Dorfkulisse aufgebaut sind. Hier wird gestenreich gefeilscht. Lautstark werden Souveniers feilgehalten, die den einen oder anderen Dollar in der stammeseigenen Kasse klingeln lassen: Holzschnitzereien und Schmuck aus eigenen Werkstätten wechseln sich ab mit farbgrellen Tüchern, bunten T-Shirts und glitzernden Perlenstrickereien. Mancherorts drängt sich der Verdacht auf, daß viele der zum Kauf Animierten die Geldbörse mehr aus Dankbarkeit für den Blick hinter die Kulissen des Stammes-Alltags zücken, als für erstandene Mitbringsel.

      Wie dem auch sei. Plötzlich, wie auf ein geheimes Signal hin, ist das Interesse an uns Besuchern gleich null. Des Rätsels Lösung: Der nächste Safari-Bus rollt an. Nur Mokabi läßt zum Abschied wissen, er empfinde die hellhäutigen Ausländer weniger als Eindringlinge denn als Vorboten einer besseren Zukunft. „Sie sichern meinem Volk ein kleines Einkommen“, gibt der junge Krieger preis. Doch nicht nur er träumt davon, die Lehmhütten an der Makino Road schon bald für immer zu verlassen.

       Per Jeep auf Safari im Tsavo Nationalpark

      Aussteigen verboten