Günter von Saint-George

Und tschüss, mach's gut...


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vor Wild und Natur. Dem Elefantenbullen, der sich seinem Gefährt drohend in den Weg stellt, weiß er ruhig und besonnen zu begegnen. Der erfahrene Mitarbeiter des Safari Veranstalters Arkon stoppt den Jeep, stellt den Motor ab. Devise: Abwarten. Der Elefant hat keine Lust zu weichen. Seine aus dem Dickicht auftauchende Herde auch nicht. Chomba weiß, jetzt kann es gefährlich werden. "Mutig sind nur die Dummen", sagt er und legt den Rückwärtsgang ein.

      Vorsicht ist oberstes Gebot in Kenias ältestem und größtem Wildreservat. Aussteigen verboten. Die meiste Zeit des Jahres ist es hier staubtrocken, das Buschland verdorrt. Der rote Tsavo Staub deckt alles zu. Auch die Elefanten, die für ihre rote Farbe bekannt sind. 40.000 Tiere waren es noch vor Jahren, durch Wilderei ist der Bestand auf einige Tausend Exemplare geschrumpft.

      Bei der Fahrt durch den Park wechselt die Landschaft: Kilometerweite Ebene, Berge, Galleriewälder, Seen und Grasland. Büffel, Giraffen, Wasserböcke und Antilopen tauchen unversehens auf, auch Zebras, Gazellen und immer wieder Steppenpaviane, die sich belustigt den fahrenden Beobachtungsmobilen nähern.

      Eine lohnende Station sind die Mzima Springs. Kristallklares Wasser sprudelt aus dem Kilimandscharo Massiv durch poröses Vulkangestein. Im Fluss tummeln sich Flusspferde und Krokodile. An den Ufern sammelt sich Wild, insbesondere in den Abendstunden. Ausblick auf den Fischreichtum bietet ein in den Fluss eingelassener Unterwasertank mit Aussichtsfenstern. Wer höher hinaus will, sollte Chomba folgen. Er führt uns an den Rand des Chaimu, einen schwarzerdrigen Vulkankrater. Belohnt wird der kurze Anstieg mit einem imposanten Ausblick auf das Naturreservat. Der erfahrene Guide weiß auch, dass dies ein guter Platz ist, um nach Klippspringern, kleinen, sprintschnellen Antilopen, Ausschau zu halten.

      Eine andere, wesentlich gewichtigere Tierspezies ist in einem Schutzgebiet unterhalb der Ngulia Mountain heimisch. Mit etwas Glück stößt man auf

      Spitzmaulnashörner. Indes bleiben uns auf der Safari trotz intensiver Suche Löwen und Leoparden verborgen.

      Auf Letzteren treffen wir dann noch nahe der Ngulia Lodge. Das komfortable Camp verfügt über ein künstlich angelegtes Wasserloch. Es ist spät in der Nacht. Gerade hat es sich eine Elefantenherde an der Tränke wohl ergehen lassen, taucht die Raubkatze aus der Dunkelheit auf.

      Übrigens: Verschlafen braucht das Schauspiel niemand. In der Lodge wird jeder geweckt, der es nicht verpassen will.

       In Ait Benhqaddou haben Filmregisseure das Sagen

      Marokkos Antwort auf Hollywood

      Auf der „Roten Route“ durch das Hinterland Marokkos: Wie auf der Filmleinwand ziehen Bilder von urigen Bergdörfern, Gebirgslandschaften und Tälern voller Wallnussbaumplantagen vorbei. Die Fahrt auf der über 200 Kilometer langen Wegstrecke zwischen Marrakesch am Nordrand und Quarzazate im Süden des Hohen Atlas streift auch Ait Benhaddou. Der kleine Vorort zwischen Schneegipfeln und Steinwüsten schreibt seit Anfang der 1980iger Jahre Filmgeschichte.

      Hier am Sitz der Atlas Studios entstanden Streifen, die Weltruhm erlangten. Aimad Quaddi nennt die Traumkulissen, in denen internationale Filmemacher Regie führten, die „marokkanische Antwort auf Hollywood“. Der Student und Kenner der fast aller Leinwandszenen führt Touristen durch eine Vielzahl historischer Nachbauten und künstlich geschaffener Bühnenlandschaften. Von Tibet bis zum alten Ägypten, vom antiken Rom und Griechenland bis zum frühen Orient reichen die cineastischen Kulissen, die erstaunlich echt aussehen, aber meist nur aus Gips, Styropor oder Holz sind. Da ist die gewaltige Spynx vor Cesars Palast, an der Gerard Depardieu als Obelix gekettet wurde. Andere Bühnenbauten dokumentieren, wo Ben Kingsley zu „Moses“ wurde und Michel Douglas mit Kathree Tuner auf der Suche nach dem „Juwel vom Nil“ war. Zu finden sind auch das Schiff der schönen Kleopatra aus „Asterix & Obelix Mission Cleopatra“ oder der original nachempfundene Sklavenmarkt, der dem Film „Gladiator“ mit Russel Crowe in der Hauptrolle als Drehort diente.

      Die erste Klappe fiel übrigens 1983, nachdem ein Geschäftsmann Namens Mohamed Belghine die Studios eröffnet hatte. Was folgte, waren Dreharbeiten für Monumentalstreifen wie „Moses“, „Ben Hur“, „Der Garten Eden“, „Lawrence von Arabien“ oder „Die Bibel“. Auch für historische Klassiker wie „ Die Zehn Gebote“ oder „Die Leiden Christi“ surrten die Kameras. „Von der ursprünglichen Landschaft, den außergewöhnlichen Lichtverhältnissen, idealen Klimabedingungen waren Filmemacher stets angetan“, sagt Aimad Quaddi. Auch jene, die mit einem großen Budget anreisten, hätten Ait Benhaddou als Drehort schon immer den Vorzug gegeben. Und das gelte bis heute. Besucher können in dem kleinen Hotel „Oscar“ mitten in den Filmstudios übernachten, um dann auf Entdeckungsreise zu gehen.

      Seit den 1990er Jahren verfügen die Atlas-Studios auch über ein Filmmuseum und Bühnenwerkstätten, die Kinoliebhaber aus aller Welt anziehen. Um der gestiegenen Nachfrage nach professionellen Arbeitskräften für die Spielfilmindustrie nachzukommen, entstand zudem in Ouarzazate eine Filmschule, die in Produktionsbereichen wie Bühnentechnik, Bühnenbild, Kostüme, Maske oder Spezialeffekte ausbildet.

       Der Süden Marokkos soll Tourismus beleben

      Kasbahs, Wüste und Minzetee

      Der Berber mit auffallender Zahnlücke und zurückhaltendem Lächeln zelebriert hingebungsvoll die hohe Kunst des Tee-Eingießens. Für Hassan ist es Zeremonie und ein Zeichen der Gastfreundschaft für seine Wüstentouristen. „Eine Nacht im Biwak in den Sanddünen im Süden Marokkos verbindet den Zauber eines glutroten Sonnenuntergangs, eines leuchtend klaren Sternenhimmel und das intensive Erlebnis der ersten Strahlen bei Morgengrauen“, macht der Mann mit dem Turban neugierig.

      Die Region um Ouarzazate mit seiner Wüstenlandschaft, seinen Täler und Oasen soll nach Marokkos Vision 2020 unter acht weiteren Destinationen zu eines der führenden Urlaubsziele für Ökotouristen und als Vorzeigebeispiel für nachhaltigen Tourismus wachsen. Dazu zählt auch die Straße der Kasbahs. Die rosafarbenden Lehmburgen, die trutzig von Ursprünglichkeit und Bestand zeugen, begleiten den landschaftlich reizvollen Weg von Taroudannt nach Ait Ben Haddou. Hier dominiert die Kulisse eines Museumsdorfes, das malerisch an einem Felsen zu kleben scheint und wegen seiner Architektur in der Weltkulturerbeliste der Unesco Aufnahme fand. Die Außenmauern sind nur mit wenigen, kleinen Lattenfenstern bestückt. Zwei Tore erlauben die Kontrolle des Ein- und Ausgangs. Ein Marktplatz, eine Moschee, eine Koranschule im Inneren der Festung machen den 250 Jahre alten Sandpalast zu einem Bilderbuchkomplex. Obwohl „Kasbah“ übersetzt so viel heißt wie „große Wohnung“ leben hier nur noch Wenige. Die meisten ehemaligen Bewohner sind über den Fluss in das neue Dorf gezogen und haben Filmemachern Platz gemacht. Die hatten schon früh den biblischen Charakter der Canyonlandschaft mit Datelpalmen und Mandelbäumen ausgemacht. So entstanden hier Filmklassiker wie „Lawrence von Arabien“ oder „Ali und die 40 Räuber“. Bei einem süßen Minzetee oder neuem Nusmus, der marokkanischen Antwort auf europäischen Milchkaffee, kann man von der Terrasse des Restaurants „La Kasbah“ den Blick auf die Traumkulisse genießen.

      Ebenfalls filmreif befand Regisseur Bernado Bertolucci das Zentrum des Drâatals bei Zagora. Umgeben von Bergen, Lehmburgen und ursprünglichen Dorfidyllen war es Drehort für große Teile seines Streifens „Himmel über der Wüste“. Einst war der Nomadentreffpunkt letzte Oase auf der Karawanenstrecke vor der Wüste. Ein Schild im Ortszentrum „52 Tage bis Timbuktu“ erinnert an die Zeit. Heute dirigieren von hier aus zahllose Agenturen Besuchergruppen in Richtung Wüste und bieten dafür einträgliche Kamel- und Landrovertouren an. Das beliebte Hotel „la Fibule“ am Ortsrand Zagoras, ein von Palmen umsäumter, in traditioneller Lehmbauweise gestalteter Palast, ist gewöhnlich Ausgangspunkt für die touristischen Expeditionen.

       Wo der Weihrauch wächst

      Oman: Berge,