Michael Geigenberger

Tres Amigos 3


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      Kapitel: 2 Die Erbschaft

      Walter Broder erhält eine Mitteilung, dass seine Tante aus Eisenkappel verstorben ist. Broder reagiert als hätte ihn ein Blitz getroffen. „Was für eine Tante, ich hab keine Tante und wo ist Eisenkappel?“

      Sein Gegenüber kann ihm zumindest in einem Punkt helfen, „Eisenkappel liegt an der slowenischen Grenze, da hatte ich mal mit einer Mordermittlung zu tun.“ Walter Broder öffnet nun den beiliegenden Umschlag, der mit der Beschriftung „Testament“ versehen ist.

      Er beginnt zu lesen und erfährt nun zum ersten Mal in seinem Leben von einer Schwester seiner Mutter. Seine Mutter ist vor sechs Jahren verstorben und sie war schon in einem stolzen Alter. Mit ihren sechsundneunzig Jahren war sie noch sehr rüstig und sorgte noch täglich für die Ordnung in Broders Wohnung. Aber dass sie eine Schwester hat, davon hat sie zu keiner Zeit berichtet. Walter Broder überfliegt den Text des Testamentes und was er dort zu lesen bekommt, lässt ihn leicht erschaudern.

      Er soll die Urne seiner Tante an einem bereits vorgesehenen Ort in Griechenland dem Meer übergeben. Die Reise dorthin mitsamt der Urne soll er in dem Wagen ausführen, in dem vor über sechzig Jahren die Hochzeitsreise zwischen seiner Tante und deren Mann durchgeführt wurde.

      Walter Broder schüttelt den Kopf und meint zu seinem Kollegen, „was sich die Leute alles ausdenken, da soll ich eine Urne nach Griechenland bringen um sie dort dem Meer zu übergeben, was für ein Unsinn.“

      „Aber es ist doch ihr Letzter Wille, den muss man doch akzeptieren, oder nicht?“

      Walter entschließt sich, seinen Kollegen vom zuständigen Revier in Klagenfurt anzurufen und nach den Gegebenheiten in dem kleinen Ort Eisenkappel zu befragen.

      Es dauert über eine halbe Stunde, bis der richtige Beamte in der Inspektion Klagenfurt gefunden ist und Walter Broder Einzelheiten erfährt.

      Seine Tante Fanny, wie sie genannt wurde, lebte sehr zurückgezogen in einem kleinen Gehöft, ganz nahe der slowenischen Grenze. Nur zwei Kilometer sind es bis zum Grenzstein. Sie züchtete Schafe und ernährte sich von den Produkten, die sie selbst produzierte.

      Der Beamte meint, „Die Schafe haben wir einem Nachbarn in Obhut gegeben und um die Landwirtschaft kümmert er sich auch. Das Anwesen hat keinen wirklichen Wert, am besten du schenkst dem Nachbarn das Gehöft. Ihn verband eine Freundschaft mit deiner Tante Fanny. Ach, die Urne liegt hier auf dem Revier und dann gibt es da noch ein Fahrzeug, aber das musst du schon selbst anschauen.“

      Walter Broder sitzt sprachlos an seinem Schreibtisch und überlegt, wie er mit diesen Details umgehen soll. Er ist doch seit Jahren nicht mehr selbst gefahren, wie soll er denn um Gottes Willen eine Urne nach Griechenland bringen und dort im Meer versenken?

      Er wird seinen Freund und Kollegen Gerd Wildfang in München befragen, der hat immer eine gute Idee und weiß sicher einen guten Rat.

      Kapitel: 3 Die Urne

      Noch auf dem Heimweg überlegt Walter Broder, ob es nicht besser ist, die ganze Sache einfach abzusagen. Er könnte seinen Kollegen aus Klagenfurt bitten, ihm die Urne einfach zu schicken, vielleicht sogar auf dem Dienstweg. Anschließend würde er sich überlegen, was er mit dem guten Stück anfangen könnte. Vielleicht auf einem Berggipfel öffnen, seine Tante Fanny über den Gipfeln, bei einem leichten Aufwind davon tragen lassen ist doch keine schlechte Idee. Er ist so in Gedanken, dass er fast an seiner Haustüre vorbei gegangen wäre. Aber da stand zufällig seine Haushälterin Berta und die meinte, „Wohin denn Walter? Möchtest du nicht nach Hause kommen. Ich habe für dich eine leckere Kohlrolade vorbereitet.“

      „Ach, entschuldige ich bin so in Gedanken wegen der blöden Urne, dass ich fast vorbeigegangen wäre.“

      „Das musst du mir erzählen, um was für eine Urne geht es denn?“ Bevor nun Walter Broder seiner Haushälterin Berta näheres erzählt, entschließt er sich seinen Freund Gerd Wildfang in München zu kontaktieren. Schon bei den ersten Worten merkt er, dass seine Haushälterin im Nebenzimmer alles mithört. Aber er überlegt und ist der Meinung, dass es vielleicht sogar besser ist, dann muss er es nicht zweimal erzählen.

      Geduldig lauscht Gerd Wildfang den Erzählungen von seinem Freund Walter. „Ja, das war es, mehr kann ich dir nicht berichten. Was hältst Du von der Geschichte?“

      Gerd braucht etwas Zeit um sich eine Antwort zu überlegen. Dann meint er, „Mein Vorschlag wäre, dass wir in zwei Wochen dorthin fahren und uns das alles mal anschauen. Leider kann ich nicht früher, da ich noch einen Fall zu Ende bringen muss.“

      „Ich wusste doch, dass du eine Idee hast, ich komme dann auch für die Übernachtungskosten auf.“

      „Okay, dann komme ich am Vierzehnten bei dir vorbei und wir leisten uns eine Dienstreise in die Karawanken. Ich werde gegenüber meinem Vorgesetzten angeben, dass ich eine Ermittlung gegen eine slowenische Schleuserbande nachgehen muss.“

      Die Zeit verfliegt und Walter Broder ist erstaunt, als er einen Anruf von Gerd Wildfang erhält, dass er bereits in einer Stunde vor seiner Haustüre stehen wird. Tatsächlich, auf Gerd ist Verlass. Als Reisefahrzeug hat er sich einen alten Opel aus dem Jahr 1968 entschieden. Gerd hat eine kleine Oldtimersammlung. Nichts wirklich wertvolles, aber lauter gepflegte ältere Fahrzeuge, die er auch öfters im Dienst einsetzt.

      Ist es inzwischen halb acht am Morgen denn gegen Abend wollen sie in dem ominösen Dorf eintreffen. Mal vorausgesetzt, dass sich das mit der Urne in Klagenfurt zügig erledigen lässt. Der alte Opel tut seine Arbeit zuverlässig. Sein deutlich hörbares Brummen beruhigt. Walter ist zufrieden und sorgt dafür, dass sie beide auch auf dem richtigen Weg sind, denn ein Navigationsgerät haben sie nicht dabei. Nur eine Landkarte, die ihre besten Tage schon gesehen hat. Walter hat sie schon seit einiger Zeit im Regal liegen, so dass sie leicht angestaubt ist.

      Sie treffen gegen fünfzehn Uhr auf dem Parkplatz des Reviers in Klagenfurt ein. Ein Wachposten will sie umgehend verscheuchen, aber dann zeigt Walter Broder seinen Dienstausweis und es wird ihnen ein Gästeparkplatz zugewiesen. Deutlich kann Gerd Wildfang spüren, dass man sich über sein Gefährt lustig macht. Von wegen, die Polizei in München kann sich wohl keine Dienstwagen mehr leisten, da man dort wohl so sparen muss. Oder ähnliche Frotzeleien.

      Die Übergabe der Urne dauert nur wenige Minuten, nachdem Walter Broder das Formular unterschreiben hat. Die Urne ist in einer Öko-Tragetasche aus Naturleinen, die das Revier zur Verfügung gestellt hat. Der zuständige Kollege informiert Walter noch über die Möglichkeiten vor Ort zu übernachten. Das Gehöft ist hierfür nicht unbedingt geeignet, es kommt allerdings darauf an, was man für Ansprüche stellt, so meint der Kollege, dass er für die beiden Herren Schlafsäcke anbieten könnte. Zuerst lacht Gerd Wildfang noch, aber dann wird ihm klar, dass es ein perfektes Angebot ist. „Okay, wir nehmen die beiden Schlafsäcke.“

      Inzwischen sind fast zwei Stunden vergangen und nun befinden sich Walter und Gerd wieder auf der Route Richtung Eisenkappel, egal wo auch immer dieser Ort liegt. Der Kommandant der Polizeistelle in Klagenfurt, wies daraufhin, dass sie beide am besten über Völkermarkt fahren sollen. „Das ist ein sicherer Weg“, meinte er, als er die Schlafsäcke übergab.

      Völkermarkt hat Walter Broder und Gerd Wildfang gerade hinter sich gelassen, als auch schon ein Verkehrsschild auftaucht, dass eine größere Steigung vor ihnen liegen soll. Gerd schaltet seinen Opel sicherheitshalber mal einen Gang zurück und dann kommt auch schon die erste Kurve. Für einen gut gepflegten Opel kein Problem, nun aber muss er sich beweisen, denn es folgt eine weitere Kurve und die Steigungen nehmen stetig zu. Dann endlich die Ortstafel von Eisenkappel. „Lass uns lieber fragen, bevor wir hier lange herumsuchen“, meint Walter etwas gelangweilt.

      Gerd muss lachen „zum Fragen musst du erstmal eine Person finden, der Ort wirkt wie ausgestorben.“ Aber sie haben Glück, vor ihnen liegt ein Geschäft, wie man es heute eigentlich nicht mehr kennt. „Gemischtwaren“ steht auf dem Schild.

      Walter meint, „Lass mal, ich gehe ja schon.“

      Es