Michael Geigenberger

Tres Amigos 3


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im Safe liegen? Vielleicht wusste er nichts vom Safe? Nun wird Walter langsam klar, warum ihn Fanny als Erbe einsetzte, es ging nicht um eine Urne, es ging um ein Verbrechen. Sie wollte, dass er es verfolgt.

      Umso länger sich Walter mit der Angelegenheit befasst, umso mehr wird ihm klar, dass es ein dunkles Loch gibt, dass er auszuleuchten hat. Noch bevor er sich seinem abendlichen Bier widmet, geht er an seinen Computer. Er gibt sein Codewort vom Revier ein und dann ist er eingeloggt. Direkt verbunden mit der Gendarmerie in Wien.

      Sein erster Versuch wird ihm Klarheit bringen. Der Name „Herbert Wenninger“ ist bereits ein Volltreffer. Herr Wenninger ist ein bekannter Hochstapler und Betrüger, einen Mord konnte man ihm nicht nachweisen, aber er galt damals als Hauptverdächtiger. Herr Wenninger stammt aus Frankfurt und hat sich nach Österreich zurückgezogen. Mit ständig wechselndem Wohnsitz. Seine letzte Meldeadresse war in Villach, das ist ein Katzensprung von Eisenkappel.

      Wie schade, dass es schon neun Uhr abends ist. Gleich morgen früh wird er mit seinem Freund Dieter Lauenstein aus Frankfurt einen Kontakt herstellen. Er wird ihm mehr über den dubiosen Wenninger berichten können.

      Es klopft laut an Walters Türe. „Ach, entschuldige Berta ich hab dich ganz vergessen. Ich bin seit drei Stunden zurück von meinem Ausflug nach Kärnten.“

      „Und, hast du die Urne abgeholt“, fragt Berta, die von Walter Broder im Scherz gerne die „Die dicke Berta“ genannt wird. Walter und Berta sind seit über dreißig Jahren alte Freunde, wie man das so nennt. Berta hofft seit dreißig Jahren darauf, dass Walter endlich mit einem Heiratsantrag daher kommt. Aber Walter hat immer Bedenken, da er dann seine geliebte Freiheit aufgeben müsste. So blieb ein Antrag zwar in seinem Hinterkopf, aber ausgesprochen hat er ihn nie.

      Berta kümmert sich um Walter, damit er nicht vollends verschlampt. Sie richtet seine Wäsche, bügelt die Hemden, kauft ein, wenn der Kühlschrank wieder eine gähnende

      Leere aufweist. Berta fährt ihn auch am Wochenende ein wenig in der Umgebung herum, meist ist das Ziel eine gemütliche Weinkaschemme, wo Walter seine Berta großzügig zum Essen einlädt.

      Berta wohnt mit Walter Broder auf einem Gang im dritten Stock eines Miethauses. Die meisten Bewohner sind Beamte im gehobenen Dienst. Steuerprüfer, Angestellte in der Stadtverwaltung von Salzburg. Berta verdiente sich als Angelstellte in der Stadtverwaltung, bevor sie in den verdienten Ruhestand geschickt wurde. Als sie damals einzog, war Walter Broder schon seit einem halben Jahr Mieter in diesem Haus. Das Haus war neu, die Wohnungen hatten alle ein eigenes Bad und eine voll integrierte Küche. Es war Luxus und einige Personen in der Stadt hatten sich aufgeregt, dass ausgerechnet Beamte in solche Luxuswohnungen einziehen durften.

      Berta fragt nicht lange, sie geht in die Wohnküche und richtet für Walter den Tisch. Kohlrolade hat sie für ihn gemacht und nun soll er endlich kommen und mit ihr zu Abend essen und berichten, was er alles in den Karawanken erlebt hat. Schließlich war er fast vier Tage nicht da.

      Walter Broder berichtet minuziös, wie alles abgelaufen ist. Die Fahrt mit Gerd und dem alten Opel. Wie sie dann endlich das Haus gefunden haben und alles was darauf folgte. Nur das mit den Unterlagen, die er gefunden hat, lässt er aus. Das würde Berta nur unruhig machen und sie würde um Walters Leben fürchten. Sie sitzen, bis die Turmuhr zwölf Mal schlägt, dann meint Walter zu seiner Berta, dass es nun doch an der Zeit ist, an der Matratze zu horchen.

      Als Walter am folgenden Morgen aufwacht, muss er erstmal seine Gedanken sortieren. Hat er doch tatsächlich von seinem „Wenninger“ geträumt. Jetzt wird es aber Zeit über ihn zu recherchieren. Dieter Lauenstein wird ihm Unterlagen übermitteln und dann hat er für einige Zeit genug zu tun. Da sagen immer alle, er soll endlich in seinen Ruhestand gehen, aber das geht doch gar nicht. Die Fälle müssen lückenlos geklärt sein, dann und nur dann wird er diese Idee vielleicht irgendwann in die Tat umsetzen.

      Dieter Lauenstein ist der dritte in dem Freundschaftsbund. Walter Broder und Gerd Wildfang waren bereits drei Jahre in der Sonderabteilung, grenzüberschreitendes Verbrechen, ein erfolgreiches Duo. Dann wurde die Abteilung erweitert, auf das Stadtgebiet Frankfurt und Dieter Lauenstein stieß als der „Neue“ hinzu. Bankenkriminalität hieß die neue Abteilung und Dieter Lauenstein war der Fachmann für diese Verbrechensart in Hessen mit Sitz in Frankfurt. Walter muss nichts lange erklären, dafür ist Dieter auch viel zu beschäftigt. Das läuft im Gegensatz zu einem privaten Treffen, natürlich ganz anders ab. Walter drückt sich klar und kurz aus. Lauenstein kapiert und meint nur kurz, „in einer Stunde bekommst du die Unterlagen, schalte schon mal deinen Computer ein.“ Was nach einer Stunde folgte war einfach phänomenal.

      Vierzig Seiten Verbrechensgeschichte über einen gewissen Herbert Wenninger. Alleine drei Seiten über Geldwäsche, Mordanklage, Bandenkriminalität. Da hat sich Walter Broder etwas aufgeladen und das Schlimmste ist eigentlich, dass seine Tante Fanny in irgendeiner Weise damit zu tun hatte. Vielleicht war sie seine Komplizin? Vielleicht war sie auch ahnungslos und erledigte nur das was man ihr aufgetragen hat. Denn eines weiß Walter, seine Mutter Betty und ihre Schwester Fanny waren eher einfältige Menschen. Ein geschickter Gauner konnte sie sicher mit etwas Charme leicht zu ihrem Werkzeug machen. Bis es dann halt zu spät war und Fanny vielleicht nicht mehr wusste, wie sie mit diesem umfangreichen Wissen umgehen sollte.

      Walter Broder beginnt die Daten aufzulisten. Bei so viel Papier kann man schon den Überblick verlieren. Kein Zweifel, er ist einem gigantischen Verbrechen auf der Spur. Walter ist gerade dabei ein System in seine Unterlagen zu bringen, da steht plötzlich seine Haushaltshilfe Berta hinter ihm. „Sag mal, meinst du nicht, dass du nochmal in die Region fahren solltest und wenn du nichts dagegen hast, würde ich mitfahren, so bist du mobil und ich könnte dir beim Stöbern helfen?“

      Broder lächelt, seine Berta als Assistentin, warum nicht. Er meint ganz spontan, „warum eigentlich nicht, wir müssten aber das Haus bewohnbar machen, ein Hotel ist mir schlicht und einfach zu teuer, davon mal abgesehen, dass es keines in der näheren Umgebung gibt.“

      Berta kontert, „Wir nehmen alles mit wie Bettzeug, Geschirr natürlich auch.“

      Walter Broder beginnt darüber nachzudenken, einen Urlaub einzureichen, Überstunden abarbeiten, das müsste seinem Vorgesetzten eigentlich mehr als recht sein. Walter wird gleich morgen früh vorstellig werden. So wie er seinen Chef kennt, wird er ihm erneut eine Pensionierung vorschlagen. Aber Walter wird einen Weg finden, ihm das auszureden.

      Pünktlich um neun steht Walter Broder bei seinem Chef auf der Matte. Es dauert auch nur zehn Minuten. Sein Chef Heider hat schon von einem Kollegen Broders gehört, was es zu recherchieren gibt. Auf die Frage, warum er den Fall nicht ganz einfach an Klagenfurt abgibt, meint Broder, dass sie kaum Interesse an so einem verworrenen Fall haben werden. Die kümmern sich nur darum, ob jemand in die Großmarkthalle eingebrochen ist und wieviel Rüben er geklaut hat. Da werden wir nie ein Ergebnis bekommen. Oberkommissar Heider gibt seinen Segen und Kommissar Broder ist auch schon dabei seinen Schreibtisch zu ordnen. Sein „Neuer“ glaubte doch sogar, dass Walter Broder tatsächlich in Pension gehen wird. Wie enttäuscht war er doch, als er erfuhr, dass es lediglich Überstunden sind, die abgebummelt werden.

      Berta ist erfreut, als sie von ihrem langjährigen Freund Walter erfährt, dass sie gemeinsam eine Erkundungsreise starten werden. Sie, die Berta wird als seine Assistentin agieren.

      In zwei Tagen soll es losgehen. Walter Broder informiert noch Gerd Wildfang und seinen Kollegen Dieter Lauenstein aus Frankfurt über sein Vorhaben und wie er gedenkt vorzugehen. „Im Notfall müsst ihr mir beistehen, schließlich geht es um meine Familie“, meinte er, als er das Dreiecksgespräch beendete.

      Berta schleppt drei Koffer in den Gang, damit sie Walter im Wagen verstauen kann. Eine große Schachtel mit Küchengeschirr folgt und dann dauert es nur noch eine Stunde und beide sind schon auf der Strecke in Richtung Klagenfurt.

      Als Walter vor dem Revier in Klagenfurt vorfährt, wird er von seinen Kollegen freundlichst empfangen und Berta wird wie eine alte Freundin des Reviers begrüßt. Der Reviervorsteher hat bereits Anweisung erhalten, dem Kollegen Walter Broder jede mögliche Unterstützung zu erteilen, die notwendig sein könnte. Was er nicht weiß ist, dass Walter Broder eine komplette Telefoneinheit