Michael Geigenberger

Tres Amigos 3


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vom gepflegten Teer zu einer Schotterstraße. Viel Verkehr herrscht hier wohl nicht, da einige Felsbrocken auf der Fahrbahn liegen. Ein Hinweisschild kündigt den Schaidasattel an.

      Die angebliche Höhe dieses Sattels soll 1069 betragen. Naja, sie müssen ja nicht ganz bis zur Spitze. Sie halten sich an die Schilderung des Verkäufers aus dem Gemischtwarenladen.

      Das war schlussendlich einfach und ein langes Suchen hat sich somit erledigt.

      „Das da vorne muss es sein, sieht eigentlich recht ordentlich aus“, meint Gerd und lacht, als er an der Eingangstüre ein Fahrrad lehnen sieht. „Du sagtest doch, sie sei in unserer Urne?“

      „Sie ist sicher vorher gestorben, hatte wohl keine Zeit mehr ihr Rad in den Schuppen zu stellen.“

      Kapitel: 4 Ein Haus in Eisenkappel

      Die Haustüre ist nicht abgesperrt, Walter drückt die Klinke herunter und meint zu Gerd, „herzlich willkommen.“

      Ohne ein Wort zu sprechen gehen sie durch die Räume. Der Geruch im Haus, ist muffig und abgestanden. Gerd reißt ein Fenster auf und Walter legt einen Stein zwischen die Türe, damit sie nicht in Schloss fällt. Da es zu Dämmern beginnt, macht man sich auf die Suche nach einem Streichholz und Kerzen. Beides findet man in der Küche, die recht ordentlich ausgestattet ist. Walter Broder beginnt nach dem Ofen zu sehen. Richtet die Holzscheite hinein und entzündet ein Streichholz. Gerd geht zum Wagen um das Brot und den Aufstrich zu holen. An zwei Flaschen Rotwein haben sie natürlich ebenfalls gedacht. Mit einem Aufwischtuch fährt Walter über den Tisch. „Ist sauber, kannst den Tisch richten“, mehr sagt er nicht.

      Das Feuer im Ofen wirft ein gespenstisches Licht auf die holzgetäfelte Wand im Wohnzimmer. Vorausgesetzt, es ist das Wohnzimmer. Walter hat auch schon den Schlafraum ausgemacht und die beiden Schlafsäcke dort platziert. Eine Kerze und dann müssten sie eigentlich nur noch nach dem Badezimmer sehen, irgendwo muss es ja sein.

      Es ist leider nur ein Plumpsklo, so wie man es aus alten Heimatfilmen kennt. Statt einer Papierrolle, hängen zurecht geschnittene Zeitungsblätter an einem Haken. „Sehr romantisch“, murmelt Gerd Wildfang. „Lass uns den Rest des Anwesens morgen früh erkunden“, meint Walter und beginnt auch schon zu gähnen, es war doch eine anstrengende Fahrt.

      Die Wärme, die der alte Ofen verbreitet, lässt schnell eine zufriedene Stimmung aufkommen. Die erste Flasche Rotwein ist schnell geleert und Walter erzählt seinem Freund davon, mit welchen Mitteln man versucht ihn aus dem Dienst zu jagen. „Sie wollen einfach nur noch, dass ich endlich meine Pension antrete.“

      Am folgenden Morgen wachen beide mit einem ausgiebigen Kater auf. Sie hätten wohl doch besser nach dem etwas teureren Wein greifen sollen. Aber die gesunde Bergluft wird sie bald wieder zum klaren Denken anregen.

      Walter streckt sich in der frischen Luft und geht hinüber zu einem Wassertrog um sich zu erfrischen. Gerd folgt ihm und es graut ihm schon alleine bei dem Gedanken, auf seine morgendliche warme Dusche verzichten zu müssen. Umständlich beginnt er sein Unterhemd auszuziehen und dann steckt er seinen Kopf unter Wasser. „Das tut doch sehr gut“, so sein kurzer Kommentar.

      Walter richtet zwischenzeitlich den Frühstückstisch. Inzwischen hat er Übung und hat sogar die Teller gefunden, eine Tasse und die Messer und Gabeln fanden sich in einer Schublade neben dem Waschbecken. Ein alter Topf muss ausreichen um den Kaffee aufzubrühen. Beide beginnen der Sache etwas Abenteuerliches abzugewinnen. Broder beginnt sogar damit ein Lied zu trällern und Gerd summt gleich mit.

      Die Sonne konnte die Oberhand über den Morgennebel gewinnen und so beginnen beide gleichzeitig mit dem Erforschen des alten Gebäudes. „Nimm du den Speicher, ich gehe schon mal in den Kellerbereich“, meint Gerd zu Walter.

      Sie gehen gründlich vor und müssen schon nach einer halben Stunde feststellen, dass schon Jemand vor ihnen hier war. Es gibt nur noch Dinge, die man am besten der Müllabfuhr zuführt.

      Kapitel: 5 Ein seltenes Fundstück

      Bis Walter plötzlich nach Gerd ruft. „Das musst du sehen, hier steht ein alter Wagen.“ Tatsächlich steht ganz hinten in einer alten Scheune ein alter Mercedes. Gerd umschleicht das Gefährt, als müsse er in jeder Sekunde damit rechnen, dass es über ihn herfällt. Das Gefährt ist abgeschlossen, so begeben sich nun beide auf die Suche nach den Autoschlüsseln. „Notfalls müssen wir es kurzschließen“, meint Gerd.

      „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er anspringt. Zuerst müssen wir mal sehen, ob eine Batterie an Bord ist, dann erst folgt die Frage nach dem Sprit. Aber am besten rufen wir einen Abschleppdienst um ihn nach Klagenfurt zu bringen. Verschenken, kannst du ihn ja dann immer noch“, frotzelt Gerd.

      Sie lassen von der Idee ab, den Wagen zu entern. „Wir müssen zuerst Mal das Haus durchforsten“, empfiehlt Walter und begibt sich wieder in Richtung Wohngebäude. Irgendwann stolpert er über einen Haken am Boden. „So eine Scheiße, da kannst du dich ja richtig ordentlich verletzen“, schimpft er los. Dann aber betrachtet er sich den Haken genauer und muss feststellen, dass es eine Art Falltüre ist. Er hebt den völlig verschmutzten Deckel an und schaut in ein schwarzes Loch. „Verdammt, wo ist denn hier eine Taschenlampe?“ Walter geht zum Wagen und wird im Handschuhfach fündig. Auf Gerd ist eben Verlass, wo hätte eine Stablampe denn sonst sein können, denkt Walter und muss über seinen Freund Gerd lachen.

      Walter leuchtet mit der Stablampe in die Finsternis. Eine schmale hölzerne Treppe kann er erkennen, mehr ist momentan nicht zu entdecken. Er steigt einige Stufen hinunter und leuchtet in den recht großen Kellerraum. Der Raum ist ordentlich und gehört nicht zum üblichen Keller. Vielleicht eine Art Luftschutzbunker, zumindest lassen die betonierten Wände darauf schließen. Der übrige Keller, der ja gleich dahinter liegen muss, ist gemauert mit alten Ziegeln. Walter ruft nach Gerd um ihn auf den Keller aufmerksam zu machen. Als Gerd die alten Gewölbe sieht, holt er eine weitere Lampe, die erheblich mehr Licht bringt. So entdecken sie diverse Akten und Fotobände. „Ach sieh mal, da ist ja auch der Wagenschlüssel.“ An einem Schlüsselbrett hängen nicht nur die Wagenschlüssel, es gibt auch, ganz zum Erstaunen der beiden, einen Safeschlüssel. Gerd wirft einen Blick in die ordentlich sortierten Akten. Schnell erkennt er, dass es sich um Dokumentationen aus vergangen Zeiten handelt. Aber warum wurden sie hier aufbewahrt, das muss einen Grund haben, zumindest glaubt das Walter mit seinem kriminalistischen Gehirn.

      „Walter macht den Vorschlag in den Ort zu fahren und einen Abschleppdienst zu holen und nach einer ordentlichen Unterkunft zu fragen, vielleicht gibt es ja doch irgendwo ein Fremdenzimmer mit fließendem Wasser und etwas mehr Luxus. Das einzige funktionierende Telefon gibt es beim Kramer, erfahren sie von einer einsam lebenden Nachbarin. Von ihr erfahren sie dann auch Einzelheiten und sie weiß auch, wo im Haus sich ein Safe befindet. „Ich habe schon auf sie gewartet, da waren einige Herren, die sind schon vor ein paar Tagen durch die Räume gestöbert. – Ich bin übrigens die Mechthild. Wollen sie einen Kaffee?“ „Aber gerne!“

      Schnell sind zwei Stunden vorüber, Mechthild hat so viel zu berichten, dass Walter und Gerd schon vom Zuhören ziemlich fertig sind. Aber so erfahren sie auch, dass der „Alte“ von Fanny vor gut vier Jahren verstorben ist. Es war bei einer Bergwanderung und dass er kein angenehmer Mensch war, erfahren sie beide dann auch noch. Sie sind schon auf dem Weg zu ihrer Behausung, dann ruft ihnen Mechthild noch nach, dass der Wagen bis vor einem Jahr von einem jungen Mann gefahren wurde.

      Jetzt haben beide Kommissare nur noch eines im Sinn, den Wagen zu entern. Vielleicht springt er ja doch an. Denn wenn er noch vor einem Jahr gefahren wurde, dann muss auch eine Batterie und Sprit drinnen sein.

      „Ohne Überklemmkabel läuft da nichts“, so der Kommentar von Gerd, dem Altwagenspezialist. Und dann tatsächlich, das alte Vehikel aus dem 1938 fängt an zu laufen. Anfänglich nicht ganz freiwillig, aber dann plötzlich surrt er wie ein Neuer. Gerd fährt ihn aus der Garage und bringt ihn ganz nah an den Waschtrog. „Der braucht erst mal Wasser.“

      Während Gerd den Wagen abwäscht und von seinem verblichenen schwarz begeistert ist,