Charline Dreyer

Mirabili


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      Charline Dreyer

      Mirabili

      Der Himmel, so rot

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       Drei Jahre später

       Dämonen und Engel

       Silbernes Blut

       Wer ist Caius?

       In den Tunneln der Unendlichkeit

       Die andere Seite

       Die Wahrheit

       Der Jadegrüne Hof

       Den Tod zum Frühstück

       Julius lebt

       (Ehe-)Versprechen

       Der Himmel, so rot

       Das Ende

       Epilog

       Impressum neobooks

      Prolog

       »Die Sonne tönt nach alter Weise

       In Brudersphären Wettgesang,

       Und ihre vorgeschriebene Reise

       Vollendet sie mit Donnergang.

       Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,

       Wenn keiner sie ergründen mag;

       Die unbegreiflich hohen Werke

       Sind herrlich wie am ersten Tag.«

       - J. W. v. Goethes Faust, Erzengel Raphael

      G E N E V I È V E

      Die Erde und mit ihr der heiße Feuerball gehen langsam hinter den Bäumen der goldenen Lagune unter und Mirabili entfaltet seine magische Schönheit im nächtlichen Dunkel.

      Die Erde. Ein weit entfernter Planet. So grausam und doch so schön. Bewohner, barbarisch wie Riesen, heißt es. In ihrer Vergangenheit hatte die Erde Wälder und Wiesen gehabt. Schöner noch, als die magischen Lichtungen Mirabilis. Wüsten und Savannen hatten Länder geprägt, genauso wie tropischer Regenwald und eisige Schneelandschaften. So vielschichtig und bunt. Ich muss schlucken und denke an die düsteren Geschichten, die meine Großmutter mir einst über die Erde erzählt hat. Sie ist zerstört und es wird nie sein wie früher. Die Bewohner wussten viel, sagte sie. Die Bewohner sind kluge Köpfe gewesen, hatten Erfindungen und sensationelle Geräte entwickelt. Und doch waren sie so dumm, so bestialisch, ihren eigenen Planeten zu zerstören. Sie waren von Habgier erschüttert gewesen, hatte Großmutter erzählt. Sie wollten immer mehr und das um jeden Preis. Mit einem Kopfschütteln sehe ich die schlammgraue Kugel hinter dem Horizont verschwinden.

      Die sieben unbenannten Monde, welche man von hier aus sehen kann, werfen blasses Licht in kühlen Silber-, Blau- und Violetttönen auf das Wasser der Lagune. Der Steinbruch steht mit seinen mächtigen Felsen im Kontrast zu der Wiese, mit den lieblich blühenden Wildblumen und den zart im Wind schwingenden Gräsern. Der Duft eintausender, exotischer Gewürze und Pflanzen liegt in der lauen Luft, ich richte mein Gesicht gen Himmel und atme den Geruch tief ein.

      „Schon da?“, fragt Will hinter mir und ich muss lächeln, als ich seine Stimme höre.

      „Wo sollte ich auch sonst sein?“ Ich strahle meinem besten Freund entgegen, der mit Pfeil und Bogen in den großen Händen aussieht, wie der erste Krieger der Königin höchstpersönlich. „Ich hatte Sorge, du kämest eventuell nicht durch. Die Wächter der Bäume nehmen ihre Aufgabe zurzeit viel zu streng“, seine Augen funkeln in ihrem Moosgrün und ein freches Grinsen huscht über seine schmalen Lippen. Über die drei ältesten Bäume der Lebenskraft gelangt man in die Wälder Mirabilis und es ist zurzeit ein Privileg, hier jagen gehen zu dürfen. Normalerweise ist es Menschen wie mir nicht gestattet, an diesen Ort zu kommen. Die Wächter sind stark und sie sind furchteinflößend. Jedoch nicht die Hellsten, um ehrlich zu sein. Es ist ein Leichtes für mich, an ihnen vorbei zu schleichen.

      „Zweifelt Ihr etwa an meinen Fähigkeiten, Sir?“ Ich ziehe eines meiner Messer unter meinem Rock hervor, welches an einem ledernem Strumpfband stabil befestigt ist.

      „Auf keinen Fall!“, lacht er, weicht zurück und zückt einen Pfeil, dessen metallische Spitze Mondlicht reflektiert und gefährlich aufblitzt. Spielerisch lässt er ihn zwischen den Fingern tanzen, wirft ihn in die Luft und fängt ihn geschickt wieder auf. „Schon an deinen Wurffähigkeiten gearbeitet?“

      Ich weiche seinem Blick aus, mein Lächeln erstirbt und ich stecke mein Messer zurück an seinen sicheren Platz. Der Wind frischt auf und die Gräser beugen sich immer weiter, während die Blätter der Bäume rauschen und zu glühen beginnen.

      „Hey …“, er kommt näher, versucht mich zu berühren.

      „Nein, Will.“ Ich trete an den Waldrand und sehe zu, wie immer mehr Blätter und Nadeln zu glühen beginnen, wie sich leuchtende Wesen zwischen den Ästen bewegen und die geflügelten Diener der Herzogin in glitzerndem Weiß beginnen, ihre Lieder zu summen. „Mir ist nicht wohl dabei, auf etwas Lebendes zu zielen. Nicht einmal bei der Jagd.“

      „Du bist gut. Sehr gut. Du könntest am Hof der Herzogin wachen. Du kannst es an die Spitze schaffen.“

      „Und du? Du ziehst ans Schloss und wirst wahrhaftig erster Krieger der Königin. Und dann? Sehen wir uns nie wieder?“ Wütend gebe ich ein Schnauben von mir. „Ich will auch ans Schloss. Ich will der Königin dienen, nicht der hinterlistigen Herzogin.“

      „Ach, Geneviève.“

      „Nein. Es wird kommen, wie Turquoise prophezeit hat.“ In der Ferne höre ich das Jaulen der Wölfe, vermischt mit dem Gesang der Feen. „Selbst sie“, ich deute auf die kleinen, summenden Wesen mit weißer Haut und silbernem Haar, „bezeichnet Herzogin Jade schon als ihre Diener. Obwohl Feen niemandem dienen sollten, außer der Natur.“

      „Du magst recht haben. Aber das wird niemanden interessieren. Keiner wird …“ Ich unterbreche ihn, beachte seinen Einwand nicht, spreche einfach weiter. „Sie plant einen Hinterhalt gegen das Königshaus. Sie will die Familie stürzen, will die Schwäche der Königin ausnutzen, die durch den Tod von König Julius den gesamten Planeten Mirabili erschüttert.“ Mein langes, dichtes Haar wird mir ins Gesicht geweht und die Feen kreischen erzürnt auf, während