Jan Richter

Einfach Los - Mit dem Rucksack durch Mittelamerika


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schwimmen musste. Die Herausforderung bestand nun darin, es irgendwie so hinzukriegen, dass die Kerze nicht ausging, dabei die unzähligen scharfkantigen Steine, die unter Wasser lauerten, zu umschwimmen, die Kerze dem Vordermann nicht in die Haare zu halten und selbst dabei nicht unterzugehen. Das war übrigens noch der einfachere Teil!!! Außerdem musste man nämlich die Kerze noch trocken über Leitern bringen, die durch schmale Schlitze zwischen den Steinen entweder nach oben oder nach unten führten. Etwa die Hälfte der 18-Mann-Gruppe hatte das gerade noch so hinbekommen, aber als wir dann durch einen drei Meter hohen Wasserfall mitten in der Höhle an einem Seil hinauf mussten, war es endgültig vorbei mit den Kerzen. Da uns gerade eine andere Gruppe entgegenkam, ging es aber auch ohne Licht vorerst noch einigermaßen. Hinter dem Wasserfall lag eine etwas größere Höhle, wo man aus vier oder fünf Metern Höhe von einem Felsvorsprung ins Wasser springen konnte! Das habe ich dann aber lieber bleiben lassen. Weil nach dem Wasserfall ja kaum noch eine Kerze anging, war es jetzt schon deutlich dunkler in der Höhle. Die Kerzen, die noch brannten, hatten nur ca. 20 % ihrer ursprünglichen Größe. Wir mussten aber noch den gesamten Weg wieder zurück, da die Höhle ja eine Sackgasse war! Es waren noch ganze drei der ursprünglich 20 Kerzen übrig, als es den letzten Wasserfall zu bezwingen galt, um den Rückweg abzukürzen!!! Mit unterirdischen Wasserfällen hatten wir ja mittlerweile schon Erfahrung! Diesmal führte der Wasserfall durch einen ca. 60 cm breiten Spalt zwischen den Steinen, durch den man sich durchquetschen musste. Dahinter gab es nur noch EIN Licht und zwar das der schwachen Lampe am Kopf des Guides. Für 18 Mann bzw. hauptsächlich Frauen. Das Gekreische könnt ihr euch sicherlich vorstellen! Allerdings war es von dort auch nicht mehr weit, und im Endeffekt dachte ich mir: ‚Cool wir haben tatsächlich alle überlebt!‘ ;) Kleiner Scherz, ganz so schlimm war es natürlich nicht, aber wir hatten schon Glück, dass nichts Schlimmes passiert war. Als wir aus der Höhle raus kamen, war ich mir nicht ganz sicher, ob wir nicht doch länger als zwei Stunden in der Höhle gewesen waren. Das Wetter hatte von superschönem Sonnenschein zu wolkig und regnerisch umgeschlagen! Als wir auf die Ladefläche vom Pick-Up kletterten, fing es natürlich tierisch an zu regnen! JACKPOT!!! Aber das war auch mal eine Erfahrung, bei monsunartigem Regen völlig ungeschützt auf einer Ladefläche durch den Urwald zu rasen. Und natürlich hielt der Fahrer die Piste wieder mal für eine Rennstrecke!

      Für euch nochmal kurz die Bilanz des Tages:

       einen 350 m hohen Aussichtspunkt bestiegen Check

       unterirdische Wasserfälle durchquert Check

       unzähligen scharfkantigen, unter Wasser liegenden Steinen ausgewichen Check

       über nur dürftig befestigte Leitern durch Felsspalten gequetscht Check

       lebendig aus einer stockdusteren Höhle wieder herausgekommen und bei alldem keinen einzigen Kratzer abbekommen Check

      Ihr seht, das ist eigentlich schon eine Meisterleistung an sich. Einen Pokal bekam ich dafür aber leider keinen, da ich es an diesem Tag doch tatsächlich noch schaffen sollte, mir das Bein aufzuschlagen. Es hat mich nämlich auf der klitschnassen Treppe runter zum Hostel gelegt. Dabei zerstörte ich das Geländer und mähte einen kleinen Baum um, der daneben stand. Fette Schürfwunden am Arm und am Bein waren die Folge! So hatte ich also doch noch den ungewollten Beweis, wirklich dagewesen zu sein. Am nächsten Tag ging es früh um 8 Uhr wieder zurück in Richtung Antigua. Diesmal war es hell und wir konnten sehen, wo wir in der Freitagnacht im Dunkeln mit einer Affengeschwindigkeit entlang gerast waren: halbabgerutschte Wege, neben denen es mal eben 100 oder 200 Meter tief nach unten ging! Gut, dass wir das nachts nicht sehen konnten!!!

       Fotolink Semuc Champey

      TipPs und Hinweise

       Den Ausflug in einem Reisebüro eures Vertrauens buchen bzw. beim Hostel, da es praktisch unmöglich ist, auf eigene Faust nach Semuc Champey zu gelangen.

       Wenn eine Fahrzeit angegeben wird, muss man in Guatemala grundsätzlich davon ausgehen, dass es fast doppelt so lange dauern wird.

       Der Sitz vorne in der Mitte des Vans ist höchstens den eventuell in den Gang des Vans gestellten Mini-Holzhöckerchen vorzuziehen. Ansonsten ist es wohl besser die Knie einzuziehen als einen Schaltknüppel zwischen den Beinen zu haben

       Beim Schwimmen im Wasser die Füße nur nach oben und unten bewegen, um sich nicht an den Steinen zu verletzen.

       Wasser-/Tauchschuhe mitnehmen, falls ihr welche habt, bzw. ein zweites Paar Turnschuhe.

       Wer unter extremer Platzangst leidet, lässt das Ganze lieber gleich sein.

       Das Hostel El Portal kann ich im Nachhinein nur empfehlen. Wie gesagt, nur 10 Dollar mehr und man kann direkt am Fluss in unmittelbarer Umgebung der Wasserterrassen übernachten.

       Eine 2. Badehose mitnehmen, falls eine in der Höhle oder beim Umherrutschen auf den Terrassen kaputt geht.

       Im Wasser biologisch abbaubare Sonnencreme nicht vergessen!!!

       Schnorcheln in Akumal mit Schildkrötengarantie; in der Bucht sind immer Schildkröten da und auch zum Baden und Sonne tanken ist der Strand ideal, da durch das vorgelagerte Riff kaum Wellengang herrscht und er nur am Sonntag so voll wie die Stadtstrände in Cancun und Playa wird.

       Wasserfeste Taschenlampe!!!

       Einen Extratag einplanen, wenn man auch noch etwas Entspannung am Fluss genießen bzw. zu Fuß den Urwald erkunden möchte.

       Wer von Antigua nach Tikal möchte, kann hier einen Stopp einlegen, da es bereits auf halbem Weg liegt.

       Regensachen sollte man in ganz Guatemala ständig parat haben. Die Regenschauer sind zwar meist nur kurz aber sehr heftig.

       Zu empfehlen ist auch ein Mindestmaß an Sportlichkeit. (Wenn man zu McDonalds und zurück noch auf den eigenen Beinen laufen kann, sollte das reichen! ).

       

      Die Wanderung auf den Pacaya war weniger spannend, als es die Versprechungen im Vorfeld vermuten ließen.

      Die Versprechungen:

       Aktiver Vulkan mit über 2.500 m Höhe

       Kratersee in einem erloschenen ehemaligen Krater des Pacaya

       wunderschöne Aussicht auf die Vulkane Agua, Fuego und Acatenango

       Steine so heiß, dass man besser Schuhe mit dicker Sohle anziehen sollte.

      Die Fakten:

       Zum einen hatten wir eine ziemlich bescheidene Sicht am Nachmittag. Hinterher sagte man uns, dass man doch lieber am Vormittag gehen sollte, da sei die Sicht generell besser. Somit fiel der Ausblick auf die Nachbarvulkane schon mal flach. Dafür erzeugten die Wolken rund um den Vulkan eine dermaßen düstere Stimmung, wie sie sich jeder Horrorfilmregisseur nur wünschen könnte.

       Durch die schlechte Sicht war aber auch der Kratersee, der Lago de Amatitlán, nur eingeschränkt zu sehen.

       Ja… und dann waren ja da noch die heißen Steine. Das HIGHLIGHT. Na ja, nur so viel: Als es langsam dunkel wurde, war es schweinekalt da oben! Die einzigen warmen Stellen waren zwei kleine Löcher im Boden, aus denen angenehm warme Luft kam! Dort konnte man auch reinsteigen. Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Wer kann schon von sich behaupten, einmal IN einem aktiven Vulkan gesessen zu haben. Unser Reiseführer meinte, dass bis vor drei Jahren noch täglich Lavaströme den Hang heruntergeflossen sind und damals die Steine auch wirklich so heiß waren. Man wusste nie genau, wo genau in der Nacht die Lava langgeflossen war. Da soll es schon mal vorgekommen sein, dass die eine oder andere Sohle geschmolzen ist.

      Ganz nach oben auf die Spitze darf man heute nur noch mit Sondergenehmigung, da die Seismologen damit rechnen, dass der Vulkan demnächst wieder Lava spucken könnte. Der Aufstieg bis knapp unter die letzte