Jan Richter

Einfach Los - Mit dem Rucksack durch Mittelamerika


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Gruppe waren allerdings einige Spezialisten, die wohl gedacht haben, eine Vulkanbesteigung sei in etwa so wie ein gemütlicher Spaziergang in Holland. Als der Guide sagte, dass wir einen Höhenunterschied von 300 m überwinden müssen, was ja nun wirklich kein Akt ist, war einer der Kommentare: „Waaaas? Das hat mir keiner gesagt! Da bleib ich hier!!!“ Ich glaube, bei der guten Dame war die wahre Bedeutung der Worte Vulkan = Berg & Besteigung = da muss ich auf jeden Fall irgendwo hoch noch nicht angekommen. Beide Worte in Kombination hatten sie dann wahrscheinlich vollends überfordert. Sie konnte sich aber doch noch durchringen mitzukommen. Dadurch waren wir aber leider auch gezwungen, alle paar Meter eine Pause zu machen.

      Für die ganz Faulen hätte es auch Pferde gegeben, die einen rauftragen, aber mit einer Ausnahme (US-Amerikanerin ) haben es dann doch alle auf eigenen Füßen bis nach oben geschafft.

      Falls ihr auch schon mal als Backpacker unterwegs wart, werdet ihr das sicher bestätigen können: Der Großteil aller aus dem Internet bekannten Vorurteile, vor allem gegenüber US-Amerikanern, Argentiniern und Israelis, werden von 90 % der Leute, die man unterwegs trifft, absolut bestätigt, auch wenn man selber ganz unvoreingenommen auf die Menschen zugeht.

       Fotolink Pacaya

      TipPs und Hinweise

       Der Pacaya ist nur gut 40 Minuten von Antigua entfernt und kann daher gut als Halbtagesausflug eingeplant werden.

       Zu empfehlen ist aber, den Ausflug am Morgen zu machen, da früh die Sicht meist besser ist.

       Einige Guides „grillen“ Marshmallows auf dem Vulkan, bei der Buchung unbedingt danach fragen.

       Der Ausflug kostet ca. 15 Dollar. Am Parque Central verkaufen ihn illegale Guides aber gerne mal für 40 oder 50 Dollar, aufpassen!!!

       Pullover mitnehmen, je nach Jahres- und Tageszeit kann es da oben sehr kalt werden.

       Getränke und einen Frühstückssnack nicht vergessen, denn man kann, wenn man einmal gestartet ist, nichts mehr kaufen.

       

      Am darauffolgenden Wochenende war der Lago de Atitlán angesagt, ein riesiger See zwischen mehreren Vulkanen im Hochland von Guatemala.

      Um 14:00 Uhr sollte ich vor der Sprachschule abgeholt werden. Der Van kam sogar pünktlich, doch nach 4 oder 5 Runden durch Antigua stellte der Fahrer fest, dass er die beiden fehlenden Personen einfach nicht finden kann. Das hatten wir uns schon nach der 2. Runde gedacht, Blitzmerker. Da war nun schon fast eine Stunde vergangen, bis er mal auf die Idee kam, sein Handy zu benutzen und im Büro anzurufen, wo er denn nun die beiden Leute abholen soll. Dabei stellte sich heraus, dass die noch in einem anderen Van des Reisebüros unterwegs waren, der mit Verspätung aus El Salvador kommen würde. Dass er gut zwei Stunden Verspätung hatte, wurde uns natürlich nur widerwillig mitgeteilt, aber eine dieser Stunden hatten wir ja eh bereits vergondelt. Somit war „nur“ noch eine Stunde Warten im Van angesagt. Na ja, was soll man machen, ändern konnten wir es ja eh nicht. Im Vergleich zu dem, was die Beiden vor sich hatten, war eine Stunde Wartezeit noch das geringere Übel. Die Zwei, ein französischer Vater mit seinem mittlerweile schon erwachsenen guatemaltekischen Sohn, hatten den Tageshauptgewinn gezogen: Nachdem sie bereits vier Stunden in einem kleinen Minivan gesessen hatten, durften sie nun für die nächsten vier Stunden auf zwei kleinen, provisorisch aufgestellten Holzhöckerchen zwischen den sowieso schon äußerst eng platzierten Sitzen Platz nehmen. Ich hatte auf den normalen Sitzen schon Probleme, eine halbwegs bequeme Position zu finden, aber ich wollte auf gar keinen Fall mit einem der Beiden tauschen! Gegen 19 Uhr kamen wir in San Pedro de La Laguna an und wurden natürlich, wie erwartet, erst einmal von den ortsansässigen Guides „überfallen“. Jeder wollte uns ein Hotel oder einen Ausflug andrehen, wie es halt leider immer so ist. Wenn man aber nicht gerade zum ersten Mal das Hotel Mama verlassen hat, hört man da schon gar nicht mehr hin. Als wir aber zum dritten oder vierten Mal zu hören bekamen, dass die Jungs keinerlei Provision bekommen würden und von der Stadt bezahlt werden, versuchten wir doch mal unser Glück. Wir waren zu acht und hatten keinen Plan, wo wir schlafen sollten, was sollte da schon schiefgehen? Und tatsächlich… welch Wunder… verschafften sie uns ein ganz annehmbares Hotel mit direktem Seeblick für gerade mal 4 Euro die Nacht. Da kann man sich definitiv nicht beschweren!!! Darüber, dass ein erst halbfertiges und bereits dem Verfall überlassenes Haus den optimalen Seeblick etwas eingeschränkte, kann man bei dem Preis wirklich hinwegsehen.

      Da uns die Jungs jetzt doch ganz sympathisch waren, buchten wir auch gleich noch einen Ausflug für den nächsten Morgen um 4 Uhr! Hätten wir das direkt am frühen Morgen entscheiden müssen, wäre wohl keiner dafür gewesen! Danach ließen wir uns noch ein Restaurant zeigen, wo man gut und günstig essen konnte. Im europäischen Vergleich ist Antigua nicht wirklich teuer, aber außerhalb von Antigua ist der Preis noch um weitere 30% niedriger. In Top-Lage am See mit ungehindertem Blick auf die Vulkane bekam ich für gerade mal 3 Euro ein fettes Steak mit Kartoffelpüree (das erstaunlicherweise sogar echt gut war), Guacamole und jeder Menge Grünzeug. Das Grünzeug gab ich in sozialer Weise an meine etwas gesünder lebenden weiblichen Bekannten ab, weil sonst das Steak nicht ganz in mich reingepasst hätte! Dass es in dem Restaurant auch noch lecker Frühstück gab, stellten wir dann am nächsten Tag fest, aber erst nach unserem morgendlichen Ausflug!

      Morgens um vier Uhr aufzustehen, das macht wohl keiner mal so zum Spaß! Nicht ohne Grund wurden allein in unserem Zimmer drei Wecker gestellt! Der erste Wecker war das Handy von G., unserem holländischen Freund, der gerne mal beim Salsa-Tanzkurs den einen oder anderen Zahn verlor. Angeblich waren seine Schritte zu groß und deswegen bekam er einen Ellenbogen mitten ins Gesicht. Aber auch Zahnärzte sind in Guatemala recht preiswert und für 20 Euro war schon einen Tag später alles wieder gerichtet! Der zweite Wecker war mein Handy und der dritte Wecker mein 2. Handy. Wie eigentlich vorauszusehen war, hat KEINER dieser drei Wecker geklingelt, sodass uns die Mädels um Punkt 4 Uhr rausschmeißen mussten.

      Warum die Wecker nicht geklingelt haben? Also…mein Handy hat nicht geklingelt, weil es sich mal wieder entschieden hatte, keine Lust dazu zu haben und sich lieber abgeschaltet hat. Ja - ich weiß Leute… bei eurem Handy klingelt der Wecker auch immer, wenn es abgeschaltet ist, bei meiner Schrottmöhre von HP aber nicht (selber schuld, wer kauft schon ein Handy von HP, da funktionieren ja noch nicht mal die Drucker richtig! ) Mein zweites Handy war leider noch auf deutsche Zeit eingestellt. Das hatte zur Folge, dass ich am nächsten Tag um 4 Uhr morgens geweckt wurde, da ich nach diesem Desaster zwar die Zeit umgestellt, den Wecker jedoch aktiviert gelassen hatte, ich Vollpfosten!!! Warum das Handy von G. nicht geklingelt hat, konnten wir nicht wirklich herausfinden, wahrscheinlich war er einfach nur der Meinung gewesen, den Wecker gestellt zu haben, ohne dies wirklich in die Tat umgesetzt zu haben.

      Egal, wir schafften es ja dann trotzdem gerade noch so ohne Dusche oder Zähneputzen zum Van, der uns etwas weiter nach oben in das nächste Dorf bringen sollte.

      Er setzte uns vor einem Friedhof ab.

      Was würdet ihr denken, wenn man Euch morgens um 4:30 Uhr in einem guatemaltekischen Dorf mitten im Nirgendwo vor einem FRIEDHOF absetzen würde? Da den Friedhof auch noch ganz horrorfilmmäßig so ein großes eisernes Tor zierte, wollte von uns zunächst keiner wirklich aussteigen, ganz nach dem Motto: „Jetzt hat wohl unser letztes Stündlein geschlagen!“

      Am Ende sind wir aber zum Glück doch nicht selber auf dem Friedhof gelandet, sondern nur daran vorbeigegangen und bei absoluter Dunkelheit, nur mit einer Taschenlampe bewaffnet, einen Berg hinaufgestiegen. Warum wir uns das morgens um vier antun, fragt ihr euch? Ja… dazu komme ich noch! Der Berg nennt sich übrigens Indian Nose, da er vom See aus wie ein Indianergesicht aussieht. Als der erste richtig steile Anstieg anstand, haben unsere Mädels gestreikt und demonstrativ eine Pause eingelegt. Mit Thomas, G. und einem unserer guatemaltekischen Führer sind wir aber weiter gelaufen und wurden, oben angekommen, mit einem traumhaft schönen Sonnenaufgang über dem Lago de Atitlán und den umliegenden vier Vulkanen belohnt. Wir konnten beobachten, wie die Wolken erst langsam über den See hinweg