für ihre These vom Leben, Missionieren und Sterben Jesu Christi in der Himalaja-Region an. Bedauerlicherweise wirken all diese Belege konstruiert, denn es findet sich in den zitierten Schriften kein eindeutiger Hinweis, der die Behauptungen der entsprechenden Autoren belegen würde, wenngleich Fida Hassnain der Meinung ist, dass seine Beweiskette „lückenlos“ sei und sie „vor jedem Gericht bestehen“ könne. Schlimmer noch, der russische Reisende Notowitsch versteigt sich in seinem Bericht zu der gewagten Aussage, er habe die entsprechenden Quellen auf seinem Trip durch den Himalaja selbst gesehen. Pech für ihn, dass der deutsche Indologe Max Müller herausfand, dass in den von Notowitsch aufgeführten Klöstern Ladakhs kein Mann seines Namens bekannt war. Weitere Unvereinbarkeiten im Bericht des russischen Reisenden werden von zeitgenössischen Kolonialbeamten und Forschern als Scharlatanerie des fantasievollen Kosaken entlarvt.
Mirza Ghulam Ahmad selbst scheint niemals in Kaschmir gewesen zu sein, ganz im Gegensatz zu Hassnain und Notowitsch. Somit spielen in seinen Ausführungen kulturhistorische Belege keine Rolle. Auch die beiden anderen Autoren können nicht mit entsprechenden Nachweisen dienen, ganz einfach weil sie nicht existieren. Dies ist insofern bezeichnend, als die Geschichte Kaschmirs vergleichsweise gut dokumentiert ist. Wäre ein Mann in dieser Region aufgetaucht, der sich selbst Ishaputram (Gottes Sohn) nannte, so wäre dies nicht ohne Auswirkungen auf die historische und orale Tradierung in der Gesellschaft Kaschmirs geblieben, die wohl als ausgesprochen volksfrömmig gelten kann. Doch weder das Rajatarangini noch mündlich überlieferte Geschichten aus der Bevölkerung erwähnen eine Person mit den beschriebenen Attributen. Das ist umso bedeutsamer, als ansonsten die Reihe „heiliger Männer“, die sich im Verlauf der Jahrhunderte in Kaschmir betätigt haben, äußerst präsent im kulturellen Gedächtnis dieser Region ist.
Foto: Tür zum Rozabal-Schrein
Ungeachtet dessen besteht Fida Hassnain darauf, das Jesus-Grab in Srinagar ausfindig gemacht zu haben. Als Beleg für seine bahnbrechende „Entdeckung“ führt Hassnain ein Holzkreuz, einen Sarkophag und zwei Fußabdrücke auf einer Steinplatte an, die sogar die Wundmale der Kreuzigung Christi aufweisen sollen. Selbst wenn man akzeptiert, dass es sich bei diesen Abdrücken um stilisierte Artefakte handelt, die von Gläubigen der damaligen Zeit angefertigt wurden, um ihrer Verehrung Ausdruck zu verleihen, fehlen die korrespondierenden volksreligiösen Überzeugungen in der kaschmiri Gesellschaft gänzlich. Selbst in der unmittelbaren Nachbarschaft des kleinen Rozabal-Schreins, der die drei „Reliquien“ Jesu Christi enthält, gilt der Schrein als das, was er vermutlich ist - das Heiligtum zweier Sufis, die hier verehrt werden, und sonst nichts. Es ist selbstverständlich nicht auszuschließen, dass frühe Christen - immerhin soll der Heilige Thomas bereits im Jahre 52 n. Chr. die christliche Lehre nach Südindien gebracht haben - an dieser Stelle eine Verehrungsstätte für ihren verstorbenen Meister errichteten, die zu einem späteren Zeitpunkt in einen Sufi-Schrein umgewandelt wurde. Entsprechende Belege hierfür existieren jedoch ebenfalls nicht.
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