sehr geliebt, da er als absolut fair gilt.“ Während dieser Worte durchquerten sie einen kurzen schmalen Gang, der abrupt vor einer Türe endete. An dieser Türe lehnten auf beiden Seiten zwei normale Reisbesen, die Stiele auf dem Boden. Als die fünf an sie herangetreten waren, veränderten sie sofort ihre Position. Sie versperrten blitzschnell den Zugang in die Besenhalle und — sie sprachen tatsächlich! „Guten Tag, bitte weisen Sie sich aus!“ Dr. Dummeros klaubte ein Dokument aus den unsichtbaren Taschen ihres Gewandes und hielt sie den Besen vor den Borstenkopf. Nach einem kurzen Moment: „Sie können passieren, Dr. Dummeros, die Damen und Herren auch. Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag.“ Mit diesen Worten nahmen die Besen wieder ihre ursprüngliche Stellung an und die Doppeltüre öffnete sich. Dr. Dummeros bedankte sich und trat durch die Türe. Die ihr sprachlos folgenden Kids brachten vor lauter Staunen ihre Münder nicht mehr zu. Mit einem Lächeln in den Augen drückte sie Gideon gegen den Unterkiefer: „Bitte, machen Sie doch den Mund zu, Mr. Marshall! Es wäre besser, wenn Prof. Eifilis Sie alle nicht so sehen würde.“ Immer noch völlig durcheinander antwortete er: „Aber ... aber diese Besen haben gesprochen! Wie ist das möglich?!“ Ihre Augen suchten den riesengroßen runden Raum ab. Wo war nur Prof. Eifilis? Während sie noch eine Erklärung abgab, sah sie den Professor plötzlich. Er saß auf einem Besen und kettete gerade einen sehr widerspenstigen Besen in seinem Fach los. Geholfen wurde ihm von einem seiner Helfer, alles ausgebildete Flieger, vom Aussehen her ähnlich wie Prof. Prof. Scribble, jedoch ohne Bart und mit normalen Ohren, dafür mit einer großen gebogenen Nase. „Mr. Marshall, das ist hier bei uns absolut normal.“ Endlich, Prof. Eifilis hatte gemerkt, dass er Besuch bekommen hatte. Gekonnt landete er neben Dr. Dummeros. Er war ein Riese von einem Mann, athletisch gebaut, schwarze halb lange Haare, dunkle Augen, und ein schön gepflegter Bart bedeckte den unteren Teil seines Gesichtes. Er war ganz in Schwarz gekleidet.
Kurz in die Hände geklatscht und ein Helfer übernahm seinen Besen Hector. Der Professor wandte sich Dr. Dummeros zu und — tatsächlich: Er küsste ihr die Hand! „Alexis, welcher Glanz für meine bescheidene Hütte. Womit kann ich Ihnen dienen?“
Dr. Dummeros Wangen überzog ein leichtes Rot: „Oh, Marcus, galant wie immer. Wie Sie sehen, brauchen diese jungen Leute noch einen Besen.“ Das Kichern verging den Freunden schnell, als ein fester Blick sie traf. Er musterte jeden von ihnen genau. Er winkte Hope zu sich: „Sie sind sicher Miss Hopper. Entgegen Ihrer Haarfarbe ist Ihr Temperament nicht sehr ausgeprägt. Erst wenn Ihnen etwas ungerecht scheint, werden Sie aktiv. Ich habe genau den passenden Besen für Sie. Superbus ist ziemlich übermütig, gehorcht nur, wenn man ihm alles lang und breit erklärt und braucht eine ruhige Hand.“
Nun war Betsy an der Reihe. Schmunzelnd betrachtete er die junge zappelige Dame: „Oho, hier sitzt jemand wie auf Kohlen. Sie, Miss McMore, haben dafür umso mehr Temperament. Da können wir mal sehen, wie viel diese Aussagen wert sind. Ihnen ist die Freundschaft sehr wichtig, was ein absolutes Plus Ihrer Charaktereigenschaften ist. Nur Ihre zu ausgeprägte Neugier könnte Sie mal in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Ich gebe Ihnen Focundus. Er hat ähnliche Eigenschaften wie Sie, er ist treu, immer in Bewegung und ist noch viel neugieriger als Sie es je sein werden.“
George wurde dies alles langsam unheimlich. Wie konnte dieser Typ wissen, wie sie hießen und wie sie tickten? Er war sich nicht bewusst, dass er sich langsam zurückzog. So erweckte er sogleich Prof. Eifilis’ Aufmerksamkeit: „Halt, dageblieben, Mr. Parker. Wo wollen Sie denn hin? Ich weiß, dass Sie mit dieser Situation hier völlig überfordert sind. Mit Zauberei können Sie von den Vieren hier am wenigsten etwas anfangen. Ihre Welt ist die Technik, Hardware, Software. Ja, da staunen Sie, auch ich weiß ein bisschen darüber Bescheid. Sie sind ein chronischer Zweifler, deshalb bekommen Sie unseren Pessimisten Dubitatio. Sie werden sich bestens verstehen. Er ist noch viel schlimmer als Sie, glauben Sie mir.“ George wollte gar keinen Besen. Was sollte er denn damit wohl anfangen? Etwa fliegen? Das würde er ganz bestimmt nicht tun. Zuletzt wandte sich Prof. Eifilis an Gideon: „Man sieht, Sie sind ein richtiger Marshall. Für Sie gibt es nur Schwarz und Weiß. Vergessen Sie aber nicht, dass es auch Grautöne im Leben gibt. Sie sind ein Superfreund, der leider die irrige Meinung hat, dass er alles und jedes vor Unheil bewahren muss. Das ist sicher sehr anstrengend, man hat immer das Gefühl, für alles, was falsch, gelaufen ist, die Verantwortung übernehmen zu müssen. Ihre Stärke ist sprichwörtlich. Deshalb ist Robur genau der richtige Besen für Sie, stark im Charakter und immer bestrebt bei Streit zu vermitteln.“
Dr. Dummeros hatte während des ganzen grandiosen Auftrittes von Prof. Eifilis geschwiegen, nun trat sie zu ihm heran. Lächelnd die Hand ausstreckend meinte sie: „Sie überraschen mich immer wieder mit Ihrer schnellen und korrekten Einschätzung der Schüler. Ich danke Ihnen. Leider müssen wir uns beeilen, sonst fliegt der Bus ohne uns los. Wir sehen uns ja nachher in der Schule.“ Wieder neigte sich der Professor über die kleine Hand. Seine Handküsse waren sehr beliebt bei den Hexen.
„Danke für das Kompliment, Alexis. Ich werden mit den Besen sprechen und sie sofort in die Schule fliegen lassen. Auf Wiedersehen.“ Er ging schnellen Schrittes zurück zu seinen Helfern, schon wieder mit seinen Besen beschäftigt.
Dr. Dummeros drängte ihre Schützlinge Richtung Ausgang. Es blieb ihnen wirklich nicht mehr viel Zeit. Als sie in das Sonnenlicht traten, mussten sie einen Moment geblendet die Augen schließen. Betsy platzte schon ein Weilchen beinahe vor Neugierde. Nun konnte sie nicht mehr länger warten: „Dr. Dummeros, heißt das, dass wir tatsächlich lernen, auf Besen zu fliegen?“
Schon wieder die Straße zurücklaufend antwortete sie: „Ja, sicher. Miss McMore. Das gehört zur allgemeinen Ausbildung, genau wie das richtige Umgehen mit Zauberstäben und Zaubersprüchen, das Bekämpfen böser Kräfte et cetera Hexe oder Zauberer zu werden ist nicht einfach, aber sehr spannend!“ Keiner der Freunde sagte mehr etwas, aber jeder machte sich so seine Gedanken. Hope war hin und her gerissen. Besenfliegen, musste man da nicht Angst haben, dass man runterfiel? Würde sie ihre Großmutter enttäuschen? Was war, wenn sie versagte und absolut kein Flair zur Hexe hatte? Fragen über Fragen, die nur beantwortet werden konnten, wenn sie sich der Herausforderung stellte. Betsy hatte da schon weniger Probleme. Sie fand das Ganze einfach nur interessant. Sie wollte alles einmal ausprobieren, auch Hexen und Besenfliegen!
Bei Gideon waren die Gefühle ebenfalls zwiespältig. Er war ja eigentlich nur wegen Hope hier. Wobei die Aussicht auf einem Besen zu reiten doch etwas Faszinierendes hatte und er ehrlich gesagt gerne mal seine Kräfte mit einem Tier der Unterwelt messen würde. Der Adrenalinschub wäre sicher riesig. Der Einzige, der absolut gar nichts toll fand hier, war natürlich unser Computer-Fan. George bereute unterdessen schon, je mitgekommen zu sein. Er würde aber bleiben. Schlimmer konnte es ja nicht mehr kommen und seine Freunde ließ er nicht im Stich.
Sie kamen wieder beim Markt an. Es waren nicht mehr viele Käufer unterwegs. Es ging ja schon gegen Mittag hin.
„Gehen Sie doch schon mal zum Bus vor. Die anderen Schüler sind bestimmt schon dort. Ich muss noch schnell für die Dekanin in die Bäckerei, bevor sie schließt. Machen Sie sich einfach mit den anderen bekannt. Ich bin bald wieder bei Ihnen.“ Dr. Dummeros lächelte alle aufmunternd an und verschwand in der Menge. Die Freunde schauten ihr verdattert hinterher. „He, was soll denn das? Lässt uns hier einfach stehen wie die Esel vor dem Berg.“ Kopfschüttelnd sah Hope der Lehrerin hinterher. Betsy fragte ein bisschen bange: „Sollen wir wirklich alleine zu diesen fremden Wesen gehen?“
Gideon schaute die beiden Mädchen erstaunt an: „Fremde Wesen? Das sind doch keine Aliens. Seht ihr dort hinten? Das sind Jungs und Girls wie wir. Seit wann seid ihr denn so schüchtern? Los, kommt, gehen wir hin. Die werden uns schon nicht fressen; außerdem kommt Dr. Dummeros ja gleich wieder zurück.“ Er schlug George aufmunternd auf die Schulter und ging zum Busbahnhof hinüber. Zögernd folgten ihm die anderen.
Als sie näherkamen, sahen sie, dass es sich um ziemlich viele Schüler handelte, alle trugen bereits die Schüleruniform, alberten, lachten oder sprachen miteinander. Schlagartig wurde es still, als die „Einheimischen“ die vier Freunde bemerkten. Das Starren konnte man schon beinahe als unhöflich bezeichnen. Gideon flüsterte George zu: „Sag mal, sehen wir so viel anders aus als sie?“ George schüttelte den Kopf: „Sicher nicht, aber vielleicht sind es die Klamotten. Vielleicht tragen hier die Girls