Gert Podszun

Der rasierte Fisch


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Kinderzimmer, Küche, Gästezimmer und zwei Bäder befinden. Angelika war von dieser Wohnung begeistert und sie beschlossen spontan, die Option auf diese Wohnung wahrzunehmen. Die Kinder griffen vor dem Ende dieses Gespräches nach dem Telefonhörer und grüßten ihren Papa. Richard rief dann seinen Freund Ernst Friedrich an.

      „Wir haben uns für eine Wohnung entschieden. Die in der Sybelstraße.“

      „Gratuliere. Das ist eine gute Wahl. Die Infrastruktur dort ist in Ordnung. Da gibt es noch viele kleine Geschäfte und ein paar nette Kneipen. Und Du bist sofort mitten in der Stadt.“

      „Die Wohnung ist doch durch von Frau von Bülow vermittelt worden. Wie gehen wir vor? Hast Du spezielle Konditionen mit ihrer Firma? Rufst Du sie an? Du kennst sie doch besser als ich.“

      „Marianne von Bülow von Immobilien spricht lieber mit dem zukünftigen Mieter oder Eigentümer selbst. Deswegen solltest Du selbst mit ihr verhandeln. Wir haben keine speziellen Vereinbarungen mit ihrer Firma. Du wirst mit Deinem Charme das Richtige für euch erreichen. Ich wünsche euch viel Glück im neuen Heim.“

      „Gut. Ich werde sie anrufen. Ich danke Dir! Also dann bis zur Einweihungsparty!“

      „Wir werden dabei sein!“

      Ernst Friedrich erhielt kurz nach diesem Gespräch in seinem Büro einen Anruf von Dr. Hartweich.

      „Guten Morgen, mein lieber Ernst, ich möchte mich herzlich für die Party bei Dir bedanken. Auch im Namen meiner Nichte.“

      „Ich freue mich, dass Ihr bei uns gewesen seid.“

      „Was hältst Du davon, wenn wir uns heute Mittag zum Essen treffen. Ich lade Dich gerne ein.“

      „Danke, sollen wir uns in der Paris Bar treffen?“

      „Das ist eine gute Wahl, sagen wir 13 Uhr.“

      Unter den Empfehlungen des Tages wählten sie Lammkarree und Thai Curry. Dr. Hartweich und Ernst Friedrich Peters saßen am Ende einer Reihe aus den quadratischen Tischen. Beide blickten während des Essens ab und zu auf die kleinen provozierenden Bilder an den Wänden. Diese zeigten teilweise entblößte und ankolorierte menschliche Körperteile.

      „Es gibt ja immer wieder seltsame Zufälle. Da stelle ich einen jungen Mann ein und treffe ihn postwendend bei Dir auf dem Fest.“

      „Ferdinand, Du meinst sicher meinen Studienfreund Richard Benn. Er war seit Jahren zum ersten Mal wieder in Berlin. Und ich freue mich, dass er wieder hierher kommt.“

      „Dann kennt ihr euch ja gut.“

      „Davon kannst Du ausgehen.“

      „Er wird eine wichtige Funktion bei uns haben. Es ist eine Schlüsselfunktion. Ich habe vor ein paar Jahren mit dem Projekt der Fernüberwachung begonnen und bin nicht fertig geworden. Der gute Benn hat eine entsprechende Fachausbildung und wird das alte Projekt neu auflegen. Ich drücke ihm die Daumen.“

      „Weil es die Deinen sind“,

      dachte Ernst Friedrich.

      „Ich weiß aus unserer Studienzeit, dass Richard Benn nicht nur überdurchschnittlich intelligent ist, sondern auch sehr konsequent und erfolgsorientiert. Wenn er sich mit einer Sache identifiziert, dann setzt er sich konsequent ein und verfolgt sein Ziel ohne Rücksicht. Ich glaube, dass er sich mit seinem Wesen selbst zum Erfolg verurteilt hat.“

      „So ein Mann passt gut zu zukunftsichernden Projekten.“

      „Dann kannst Du Dir ja zu seiner Einstellung eigentlich gratulieren.“

      „So wie Du ihn beschreibst, ist er ein rechter Idealist.“

      „Ja, ich glaube, dass dieser Begriff auf ihn passt.“

      „Von Idealismus kann man nicht leben. Er wird einen guten Job machen. Doch was passiert wenn er sein Ziel erreicht hat?“

      „Auf der Basis eines ersten Erfolges wächst der nächste, oder?“

      Hartweich nippte an seinem Weinglas.

      „Jeder Ingenieur hat den Drang, sich ein Denkmal zu errichten. Und es gibt immer Leute, die sich nach den Denkmälern richten.“

      „Es könnte sein, dass man Richard ein Denkmal setzen wird. Ich würde es ihm gönnen.“

      „Wie geht es in meiner alten Firma? Ist die gute Frieda noch immer im Empfang?“

      „Nein wir haben rationalisiert. Da gibt es jetzt einen großen Touchscreen. Da kann der Besucher sein Anliegen antippen erhält sofort eine Antwort.“

      „Kannst Du mir Informationen über das System zukommen lassen?“

      „Gerne doch.“

      In der Stadt ging ein warmer Regen nieder. Die Wolken fielen mit dem von der Reklame gefärbten Unterkleid über die Stadt her und deckten die Dächer feucht ab. Die wandernden Regenschirme nahmen gelbrosa Flecken aus dem niedrigen Himmel mit und tauchten in dem großen Grau der Stadtstraßen ab.

       10

      Auf der Fahrt vom Flughafen Hannover nach Bielefeld erinnerte Richard sich an seine bisherige berufliche Vergangenheit. Seine Abiturnoten waren im oberen Drittel. Die Ergebnisse vom Studium ebenso.

      „Besser der erste im zweiten Drittel als der Letzte im ersten Drittel!“ war die Formel, die ihm sein Vater früher gesagt hatte, wenn es Zeugnisse gegeben hatte. Seine Zusatzausbildung und viele Lehrgänge hatten ihn besonders qualifiziert. Seine erste Stelle brachte ihm nach kurzer Zeit Prokura in einer mittelständischen Firma. Er hatte dort zwei Dutzend Ingenieure geführt. Im Vertrieb dieses Unternehmens hatte er Zeichen für eine nachhaltige Umsatzsteigerung gesetzt. Bis jetzt bin ich doch insgesamt erfolgreich gewesen. Und Erfolg gibt einem ja Recht. Wenn dann der Erfolg erforderlich macht, dass ein Standortwechsel notwendig wird, dann gehört es eben dazu. Es hat sich ja mit Berlin wunderbar ergeben. Ich fühle mich wohl mit der neuen Aufgabe. Und ich bin überzeugt, dass der Umzug nach Berlin für meine Familie sinnvoll und zumutbar ist.

      Angelika hatte noch einmal alle Wohnungsangebote gesichtet. Besonders die Unterlagen von der Sybelstraße hatte sie mehrfach intensiv studiert. Richard besprach mit ihr noch einmal die übrigen Projekte. Beide fühlen sich zuletzt in der Vorentscheidung für die Wohnung in der Sybelstraße bestärkt und feierten ihre Entscheidung mit einem Glas Wein.

      „Wir sollten morgen früh mit den Kindern sprechen. Sie sollen ja auch gerne mit uns zusammen nach Berlin ziehen.“

      „Natürlich, ich möchte, dass die beiden mit uns zusammen glücklich werden in Berlin.“

      „Glück, Richard, was ist das? Glück. Ein großes Ziel. Und wie lange dauert das?“

      „Angelika, Dein Ansatz ist sehr kritisch. Wenn Du Glück auch noch mit Zeit verquickst, dann ist die Erwartung vielleicht zu hoch. Ich denke, dass wir zunächst eine Basis sichern wollen. Und die kann man bestimmt festhalten. Und siehe doch einmal, wir haben eine neue Basis in Berlin. Die können wir festhalten.“

      „Man kann nicht viel festhalten.“

      „Doch, Angelika, unsere Liebe und unser Glück. Mit guter Arbeit schafft man dafür eine Basis.“

      Angelika hatte den Mut zu schweigen.

      „Wir werden morgen noch einmal mit den Kindern sprechen.“

      „Sie werden schöne große Zimmer bekommen. Sie müssen noch von ihren Freunden hier verabschieden. Wie sollen wir das machen?“

      „Meine Mutter hat dazu eine Idee.“

      Richard schwieg eine kleine Weile.

      „Hat sie eine wirklich gute Idee?“

      „Du