Gerhard Gemke

Cave Cobaltum


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      Gerhard Gemke

      Cave Cobaltum

      Ein Fantasy-Krimi

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       14

       15

       16

       17

       18

       19

       20

       21

       22

       23

       Impressum neobooks

      1

      Verborgen liegt das Wort

      unter blauer Flut

      an rundem gläsernen Ort.

      Sag es und alles wird Stein,

      dreh es und totes Gebein

      wird dein Diener sein.

      ***

       Welchen Tod würde er wählen?

      Mit geübten Handgriffen machte der Pilot die Cessna startbereit. In der sengenden Sonne, die die Luft über dem Rollfeld vibrieren ließ, kontrollierte er die Höhen- und Seitenruder, prüfte den Treibstoff und checkte die Geräte. Wollte er als Granitblock enden, oder in einem Feuerball verglühen? Jade tippte auf das zweite. Mit halb geschlossenen Augen betrachtete sie den Schweißflecken auf seinem Rücken, der schnell größer wurde und aussah wie ein Clownsgesicht.

      Al Mandin, der Pilot. Ausgerechnet jetzt hatte er sie zu einem Flug eingeladen. Jade fragte nicht nach dem Grund, sie kannte ihn längst. Und was interessierte sie die Antwort eines Todgeweihten? Ihm blieben noch zwei Stunden, vielleicht nur eine einzige. Am Ende dieses Tages würde er Geschichte sein. Endgültig.

      „Hi, wie seh ich aus?“

      Jade drehte den Kopf möglichst langsam in Richtung der schrillen Stimme. Passagier Nummer drei. Ein sehr offensichtlich weibliches Wesen, das auf hochhackigen Stiefeletten durch das taunasse Gras stakste. Sie hatte sich soeben im Seitenspiegel eines LKW die Lippen nachgezogen, zur Freude der beiden Fahrer, die im Spiegel Beatrix bis zum Bauchnabel inspizieren durften.

      Beatrix. Sugarbaby.

      Kollateralschaden, sorry, dachte Jade und betrachtete die aufgespritzten grellroten Lippen. Worauf Kerle so standen. LKW-Fahrer. Und Piloten. Vermutlich werden die Dinger beim Aufprall platzen und blutigen Botoxbrei verspritzen. Jade lächelte, weil ihr die Vorstellung gefiel.

      „Huhu, meine Liebe.“

      Das Botox wurde zu einem Kussmund verformt und Jades Schultern verkrampften sich, als Beatrix ihren verschwitzten Arm darum legte und sie in Als Richtung schob.

      „Ich stehe auf arbeitende Männer“, hechelte Sugarbaby.

      Jade wand sich aus der Umklammerung. Sollte sie noch ein letztes Mal auf irgendetwas stehen. Auch ihre Zeit war abgelaufen, definitiv. Jade sah sich um. Der Start war für neun Uhr vorgesehen. Die Flugplatzuhr zeigte elf Minuten vor. Es fehlte noch der vierte Passagier. Der hatte sich erst vor wenigen Tagen angemeldet. Ein Bekannter, hatte Al genuschelt, der dringend nach Berlin müsse und wegen des Pilotenstreiks keine Linienmaschine nehmen könne.

      Muss ich mitnehmen.

      Nun gut. Jade war am Ende ihres Weges angekommen. Sie war nicht mehr bereit, Rücksichten zu nehmen, auf nichts und niemanden. Um Beatrix tat es ihr nicht leid, um den unbekannten vierten Mann ebenfalls nicht. Jade hatte unwiderruflich beschlossen, dass es vorbei war. Und Al durfte seinen Weg ins Jenseits selbst wählen – zumindest in einem begrenzten Rahmen. Einem von ihr begrenzten Rahmen.

      Versteinern oder verglühen.

      Al schaute auf und lächelte an Beatrix vorbei in ihre Richtung. Jade lächelte zurück. Es war Sonntag, der 10. Juli, der bisher heißeste Tag des Jahres, drei Monate, nachdem alles begann, drei Monate für die Strecke vom Leben zum Tod.

      Drei Monate und eine Woche vorher, Sonntag, 3. April, Weißenhall. Eine halbe Stunde vor Mitternacht.

      Ela lauschte in die Stille des dunklen Hauses. Hatte sie ein Geräusch gehört? Draußen schlugen die Zweige der Buche gegen die Hauswand. Eine windige Nacht kündigte sich an, viel zu kalt für die Jahreszeit. Ela wandte sich wieder ihrem Laptop zu, sie hatte sich wohl getäuscht. Das Chatfenster der WAAMPIRE-Seite war geöffnet. Niemand war noch on, außer MissVerständnis. Die letzten Einträge zeigten die üblichen Verabschiedungssprüche der anderen. Bis(s) neulich, cu, halt dich grade, keep smiling und so weiter. Gähn.

      Ela hatte sich längst ebenfalls ausloggen wollen und das müde Geschwätz heute Abend nur ertragen, weil sie auf Beryll wartete. Die Lösung der dritten Matheaufgabe hatte sie ihm versprochen. Wie kann ein Läufer A einen Läufer B überholen, wenn A doppelt so schnell ist, B aber 100 Meter Vorsprung bekommt? Sobald A den Startpunkt von B erreicht hat, ist B schon 50 Meter weiter. Wenn A diesen neuen Startpunkt erreicht, ist B aber längst 25 Meter voraus. Der Abstand halbiert sich also ständig, aber A kommt nie an B vorbei. Oder doch?

      Da