und tugendhaften Seins soll der Herrscher regieren. Je mehr Verbote es gibt, umso ärmer wird das Volk.
Wo das Tao herrscht werden Waffen und Krieg verabscheut. Muss man zur Waffe greifen, so tut man es nur notgedrungen und mit Widerwillen. Der Gute siegt und ist nicht stolz, er triumphiert nicht.
Machet, dass das Volk ungern sterbe!
Dass es nicht in die Ferne auswandere!
Dass es Panzer und Waffen habe, sie aber nicht anlege!
Der Weg ist ewig ohne Tun
aber nichts, das ungetan bliebe
Mit Weg ist das Tao, auch die Vernunft, der Begriff geht aber auch über die Vernunft hinaus, gemeint. Das Tao ist das Gesetz des Himmels. Wer in sich hineinhorcht, alles Unwichtige beiseitelässt, findet diesen Weg. Das Tao kann zu Allem und Nichts werden, ein ewiges Paradoxon, namenlos, wie Lao-Tse immer wieder betont. Weiblich und sanft wie das Was-ser:
Nichts ist auf Erden so weich und schwach wie das Wasser
und dennoch wird es vom Festen und Starken niemals besiegt
Er lehrt aber nicht Weltflucht sondern ein Grundzug chinesischer Philosophie das rechte Maß.
Chung-Tsu, ein Anhänger Lao-Tse wird ein anderes Buch zugeschrieben, das den Taoismus trägt, „Vom südlichen Blütenland.“ Mystik und Staatsführung werden in beiden vereint. Das Buch von Chung-Tsu ist ein philosophisches, lyrisches und künstlerisches Buch. Fragend stößt es an die Grenzen des Sagbaren.
Ist das Menschenleben wirklich so vom Dunkel umhüllt
oder bin ich allein im Dunkeln?
Schmetterlingstraum
Einst träumte Chung-tsu, dass er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wusste von Chung-Tsu.
Plötzlich wachte er auf, da war er wirklich und wahrhaftig Chung-Tsu.
Nun weiß ich nicht, ob Chung-Tsu geträumt hat, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der
Schmetterling geträumt hat, dass er Chung-Tsu sei, obwohl doch zwischen Chung-Tsu und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist.
So ist es mit der Wandlung der Dinge.
Was ist wirklich- Der Träumer oder der Traum?
Durch eine amüsante Geschichte zeigt er die Weisheit eines Lehrers, der einen Streit schlich-tet ohne die Unwissenden bloß zu stellen.
Ein Affenvater brachte seinen drei Kindern Stroh und sagte. Morgens drei und abends vier. Da wurden die Affen alle böse. Gut, dann also morgens vier und abends drei. Da freuten sich alle Affenkinder.
Ohne dass sich etwas verändert hatte, äußerte sich bei den Kindern einmal Zorn und einmal Freude. Wenn man gemäß des Tao lebt, braucht man keine Moral, sie ist überflüssig, wie ein sechster Finger.
Jede moralische Überlegenheit und jedes vernünftige Besserwissen ist anmaßend. Wer hel-fen will, muss sich leer machen. Das heißt er muss sein Ego überwinden.
Welches Wissen, welche Weisheit! Wir müssen uns 2500 Jahre später fragen, was haben wir ethisch, moralisch gelernt, wo stehen wir heute mit unserer demokratischen Staatsform?
Der Taoismus ist zu einer bestimmenden Kraft in der chinesischen Kultur geworden. Eine ganz andere Grundhaltung und Grundstimmung gegenüber der Natur, gegenüber sich selbst, den anderen, dem Tao. Die Grundstimmung ist weiblich, nicht herrschaftlich, nicht patriar-chalisch. Diese Art der Sensibilität, der Sanftheit und Feinheit finden wir auch immer wieder in der chinesischen Kunst.
Später kam die Lehre des Taoismus unter die Räder, denn die Texte wurden verwässert. Sie drang zwar in weite Teile des Volkes ein, wurde aber mit Aberglauben, Geisterbeschwörung und Magie gemischt und damit ihrer ethischen Kraft beraubt.
Konfuzius (551- 479) war ein Wanderphilosoph. Wanderphilosophen waren Männer, die mit der politischen und gesellschaftlichen Situation unzufrieden waren, deshalb durch die Lande reisten, Schüler unterrichteten und den Herrschern von ihren Ideen berichteten. Es war eine Zeit des Umbruchs, weil das einfache Volk durch die Kriege immer mehr in Chaos und Armut versank und des-halb auch die Herrscher über Veränderungen nachdachten. Daher machten sich die Wanderphilosophen Gedanken, wie eine perfekte Gesellschaftsordnung aussehen kann und was eine Gesellschaft insgesamt zusammenhält.
Konfuzius war der einflussreichste Philosoph in China, vielleicht sogar der einflussreichste überhaupt. Er hat die Philosophie in China fast 2500 Jahre geprägt. Konfuzius hat als Wan-derlehrer Schüler um sich gesammelt und sie belehrt. Beim Lehren gibt es keine Stammes-unterschiede. Die höchsten Ansprüche stellt der Lehrer an sich selbst. Und das höchste Ziel heißt Yen, was so viel wie Mit-Menschlichkeit bedeutet. Ein Mensch mit Yen ist herrisch, das heißt großmütig und großzügig. Das Innen und Außen stimmt mit ihm überein, denn er hat inneren Frieden und seine Mitte gefunden.
Konfuzius hat sich erstmals großen Verdienst erworben, weil er die ältesten Überlieferungen des chinesischen Kulturkreises gesammelt und für die Nachwelt bewahrt hat. Daraus sind die fünf wichtigsten Bücher für die chinesische Kultur entstanden. Das fünfte Buch wird in der Hauptsache seinem Schüler Mencius zugeschrieben.
Die 5 Bücher waren die Grundlage aller Philosophie in China:
Das Buch der Wandlungen
Das Buch der Lieder, dies sind Gesänge aus der Feudalzeit, die allegorisch (im über-tragenen Sinn oder, dass es zum Wortsinn noch einen tieferen, versteckten Sinn gibt) gedeutet wurden.
Das Buch der Urkunden, dies sind eine Sammlung von Gesetzen und anderen ge-schichtlichen Texten des Altertums mit verbundenem Kommentar.
Das Buch der Riten, das alle Vorschriften und Verhaltensweisen gegenüber den Eltern, den Lehrern, bei Hofe, beim Ahnenkult usw. beinhaltet.
Die Frühlings-und Herbstannalen dies ist die Chronik des Fürstentums Lu. Eine Art chi-nesischer Geschichtsbeschreibung.
Das wichtigste und auch das älteste ist das „Buch der Wandlungen“ oder I- King- oder I- Ging. Der Überlieferung nach stammt es von einem Kaiser, der vor ca. 5000 Jahren lebte. Es ist das älteste erhaltene Dokument philosophischen Denkens, soweit wir das wissen können. Vor der Schrift wurde alles Wichtige im Leben mündlich weitergegeben. Niemand kann wirklich wissen, wann diese Philosophie wirklich erdacht wurde. Es kann gut sein, dass die Anfänge dieses wunderbaren Werkes noch viel älter sind und über Jahrtausende mündlich weiter gegeben wurden und sich dabei nach und nach immer weiter entwickelt haben.
Kunfuzius hat dieses Wissen mit einem Kommentar zusammengefasst und herausgegeben. Den Kern des Buches bilden acht unterschiedliche Zeichen, sogenannte Triagramme. Immer drei Ebenen bilden ganze und teils durchbrochene Striche. Jedes einzelne Zeichen steht für ein bestimmtes Element aus der Natur: Himmel, Erde, See, Donner, Wind, Regen, Berg und Feuer. Jedes Element hat eine Eigenschaft, wie: Stärke, Lust, Gefahr, Willfährigkeit, Ener-gie...Damals und bis in das 20. Jahrhundert hinein herrschte in China Animismus, das heißt, die Natur wurde als beseelt angesehen. Dann gibt es noch Yin, das Weibliche, das Dunkle, Empfangende, Schwache, Passive. Yang stellt das Männliche, Helle, Starke, Aktive dar. Man darf sich die Bedeutung nicht so vorstellen, dass das Weibliche negativ gesehen wird. Eine passive Haltung, die genau wahrnimmt und aufnimmt ist in vielen Situationen sinnvoller als sofort und unvernünftig zu handeln. Die Auslegung dieses Orakels lässt viel Spielraum für den Verstand, die Vernunft und die Gefühle. Es gibt, wenn man sich einigermaßen damit auskennt