ist wahre Nachhaltigkeit. Über die Einfachheit verändert sich die Wahrnehmung zum Weltgeschehen. Mit Dankbarkeit und wenigstens einem Hauch von Ehrfurcht lernt man die unglaubliche Fülle, die schillernde Pracht, die betörenden Düfte der Natur zu genießen und deshalb so wenig wie möglich in dieses Mysterium einzugreifen.
2.1.3Andere Religionen
Es gab in Indien auch andere Religionen. Die Charvakas huldigten einem Materialismus, der alle Religionen angriff und versuchte sie lächerlich zu machen. Stattdessen pries er als höch-stes Ziel des Menschen die Sinneslust.
Nichts anderes sind die Spenden an die Ahnen
als ein Erwerbsquell unserer Brahmanen
die, die drei Veden ausgesonnen haben
Nachtschleier sind es, Schurken, Possenreißer.
Diese Lehre fand viele Anhänger, konnte sich aber auf Grund des tief verwurzelten religiösen Volksgeistes letztendlich nicht halten.
Auch die gegenteilige Lehre fand Anhänger und ich konnte als ich in Indien war Anhänger von Mahavira, den Gründer den Jainismus sehen. Sie lehnen jede Art von Besitz ab und sind nackt, leben meistens in der Natur und leben von dem, was sie dort finden oder was ihnen jemand zu Essen gibt. In einem Land, indem ein großes Schamgefühl, mit allem, was mit Nacktheit zu tun hat, tief verwurzelt ist, ist das schon erstaunlich, wie im religiösen Bereich dieses Tabu ganz selbst-verständlich aufgehoben ist. Ein Jaina darf auch nicht lügen und muss auf alle weltlichen Dinge verzichten, die man mit Lust in Verbindung bringt.
Die indoarische Religionsanschauung steht immer wieder im Gegensatz zu den Religionen semitischen Ursprungs, wie dem Islam oder auch dem Judentum. Während bei diesen der Mensch Diener oder Knecht Gottes ist, betont der Inder die Wesensidentität beider. Wir werden von einer geistigen Realität, das die Natur, das Lebendige, den Körper und den Geist gleichermaßen umfasst, durchdrungen. Der Zugang zu unserem Wesen liegt innen und ist deshalb verborgen. Dies ist für mich einer der wichtigsten Unterschiede zu den westlichen theistischen Religionen. Bei den indischen Religionen geht es nicht darum etwas, das wir als unvernünftig empfinden, das jeder Vernunft widerspricht, glauben zu müssen. Es geht für jeden einzelnen um die persönliche Erfahrung der Lehren über die Methoden wie: Medi-tation oder ein Mantra. Erfahrungen können einem nicht abgesprochen werden und gehö-ren im westlichem Verständnis zur Philosophie (Empirismus). Auch deshalb sind diese Lehren Philosophie und nicht nur Weisheitssprüche, wie Hegel, Kant, Schopenhauer und viele andere westliche Philosophen sie abwertend genannt haben.
Gleichzeitig waren sie sich aber nicht zu schade, aus diesen „Weisheiten“ zu lernen und sie mit in ihre „Philosophie“ zu übernehmen. So hat Schopenhauer z.B. die Begriffe: Nichts, Leid und Mitleid aus diesen Lehren übernommen und wenn man seine Lehre über den Willen und die Erscheinungen liest, kann man leicht feststellen, dass viele Ideen 2300 Jahre früher schon auftauchten. Hegel, der die Upanishaden sehr gut kannte, konnte dort die Grundlage für sei-ne Dialektik finden. Jeder Philosoph, der neue Ideen entwickelte, steht gewissermaßen auf den Schultern vieler Vordenker.
Die Welt der Dinge in Raum und Zeit sind nicht das Wesentliche, sondern ein Trugbild, eine Illusion oder Maya, wie sie es nennen. Daher spielten die Materie, Besitz oder Erfolg bei ihnen eine eher untergeordnete Rolle. Eine wissenschaftliche und industrielle Entwicklung wie sie sich im Westen, vor allem seit dem 19. Jahrhundert in ganz Europa entwickelte, konnte es auch deswegen in Indien so nicht geben.
2.2China
2.2.1Geschichtlicher Überblick
Schriftliche Aufzeichnungen über die chinesische Kultur reichen etwa 3500 Jahre zurück. Mit der Qin- Dynastie 221 Jahre v. Chr. begann die Kaiserzeit und wurde erst 1911 von einer Republik abgelöst. Nach dem Sieg der Kommunistischen Partei 1949 wird China zur Volksrepublik China ausgerufen. Mit dem Ziel die alte feudalistische Ordnung zu zerstören inszenierte Mao Tse-Tung mehrere Kulturrevolutionen, die zwischen 15- 45 Millionen Men-schen das Leben kostete. Vor allem wurde die intellektuelle Schicht beseitigt. Es starben aber auch viele Bauern, weil sie durch die Misswirtschaft einfach verhungern mussten.
500 Jahre v. Chr. war auch in China eine bedeutende Zeitenwende. Buddha in Indien, Kung-tsu oder Konfuzius und Lao-tse in China, Sokrates in Griechenland, die beiden jüdischen Propheten Jeremia und Hesekiel und Zarathustra in Persien haben zu dieser Zeit gelebt und ihre Philosophien verbreitet. Philosophen, die noch in unsere Zeit hineinstrahlen, auf deren Lehren auch hunderte Jahre später sich viele neue philosophische Richtungen gründeten.
Die aufgezeichnete Geschichte der chinesischen Kaiser reicht bis in das dritte Jahrtausend v. Chr. zurück. Die Überlieferung schreibt den Chinesen die Erfindung der Schrift, die Ein-führung der Ehe, die Ausbildung der Musik und auch die Erfindung der Essstäbchen zu. Die Chinesen haben auch das Schießpulver, das Porzellan, den Kompass und das Papiergeld erfunden. Auch Kulturleistungen in der Malerei aber besonders in der lyrischen Dichtung ragen hervor.
Die Gesellschaft der Chinesen bestand bis ins 19. Jahrhundert ähnlich wie in Indien aus vier hierarchischen Gruppen: Der Beamtenschaft, den Bauern, den Handwerkern und den Kaufleuten. Die Beamten kamen aus der besitzenden Schicht, die das Land besaßen. Die tragende Schicht aber waren wie in fast allen Kulturen die Bauern, die fast 90% der Be-völkerung ausmachten. Die Kaufleute hatten oft keinen guten Ruf, ihr Gewinn und ihr Reich-tum, der sie manchmal zu Besitzenden machte und damit in die Beamtenschaft erhob, wur-de als verdächtig angesehen. Es gab viele Bauernaufstände, aber immer wieder wurde die alte Ordnung hergestellt. (Dies kennen wir auch aus Europa.) Hier die Beamten oder geis-tigen Arbeiter und da die Bauern, die Handarbeiter.
2.2.2Philosophen: Lao-Tse, Chung-Tsu (Taoismus), Konfuzius, Mencius, Mo ti, Hsün- Tsu
Die Chinesen hatten immer einen grundlegenden Bezug zur Natur. Dies wird auch durch Lao-Tse, der um 570 v. Chr. geboren wurde und der das Tao-te-King geschrieben hat, deutlich. Lao-Tse oder Tsu war ein älterer Zeitgenosse von Konfuzius, der sehr zurückgezogen lebte. Als er China verlassen wollte, soll ihn der Legende nach ein Grenzbeamter gebeten haben, etwas Schriftliches zu hinter-lassen. So entstand das Tao-te-King. Ein unvergleichliches Buch. Einfach und klar geschrieben. Darin findet man die Grundlage zur Ethik und Humanität. Die Essenz zu allen Büchern, die später zur Ethik geschrieben wurden, findet man in diesem kleinen Büchlein. Selbst den „Kategorischen Imperativ“ von Kant können wir hier herausle-sen.
Das Schlüsselwort zur Ethik ist in diesem weltbekannten Buch die „Einfachheit.“ Ein einfaches Leben verschmäht Reichtum, Selbstsucht, Künstelei und hochfliegende Wünsche. Aus dem Inhalt dieses Buches wird eine Philosophie, der Taoismus entwickelt, der auch heute noch Anhänger hat und vor allem in andere Philosophien auch im Westen mit ein-geflossen ist.
Indische Religion und Taoismus sind miteinander verwandt. Den Begriff aus dem indischen „Karmayoga“ findet man im Taoismus. Handeln durch Nichttun, also Handeln aus einer inne-ren Pflicht heraus, ohne sich an das Geschaffene zu binden. Ähnlich klingt Paulus fünf Jahrhunderte später: Haben, als hätte man nicht. Das Brahman und das Tao indem wir auf-gehen sollen, um Frieden und Erlösung zu finden.
Man hört Jesus aus den Worten des Tao-te-King sprechen, wenn dort gesagt wird:
Wer nicht streitet, mit dem kann niemand auf der Welt streiten...
Vergilt Freundschaft mit Tugend...
Den Guten behandle gut, und den Nicht-Guten behandle auch gut und so erlangt er Güte...
Wer andere überwindet hat Stärke, wer sich selbst überwindet, ist tapfer...
Wandelnd im Tao, ist der Vollkommene in seinem Gleichmut durch keinerlei Gefahren oder Verlockungen mehr zu erschüttern.
Diese Worte gelten auch für den Regierenden.