für sich allein, die durch diese Art der Hinterfragung nicht tiefer, existenzieller und durchdringender erfasst werden kann. Die Orakel und die unzähligen Tarotkarten haben wahrscheinlich hier ihren Fundus.
Das Buch der Wandlungen kam in unseren Kulturkreis durch die Feministinnen in den 70er und 80er Jahren. Die Sprache ist wenig konkret und wenn man es als Orakel nimmt, kann es die unklare Situation von verschiedenen Seiten beleuchten und vor allem die eigene Fantasie anregen. Danach hat man die Problematik viel grundsätzlicher verstanden und kann sich Handlungswege zurechtlegen. Man kann es als Selbsttherapie oder noch besser im Dialog mit einem Freund/In verwenden. Wenn man so will bringt es einem zu Hegels Dialektik. Zu allem gibt es Widersprüche und der Widerspruch wird im Ganzen aufgehoben und führt dann wieder zu einer neuen These.
Das zweite Buch der Lieder enthält hundert Gesänge, die auch lange vor Konfuzius entstan-den sind. Aus vielen anderen Liedern hat er diese ausgesucht: Volkstümliche Natur- und Liebeslieder, auch Opfer- und politische Lieder.
Das Buch der Urkunden ist eine umfangreiche Sammlung von Urkunden verschiedener Art. Sie sind auch vor und während seiner Zeit entstanden. Meist Gesetze und Erlasse von Kaisern und Fürsten. Dazu gibt es Erläuterungen und zusätzliche Texte.
Das letzte Buch ist das umfangreichste. Es enthält den für die Chinesen so wichtigen Ahnen-kult, das Benehmen bei Hofe, Sitten und Gebräuche innerhalb der Gesellschaft und in der Familie, die für die Chinesen besonders wichtig waren.
Diesen fünf wichtigen Büchern sind vier weitere zu den sogenannten 9 klassischen Büchern hinzu-gefügt.
Das sechste enthält die Unterredungen des Konfuzius.
Das siebte die „Große Wissenschaft“.
Das achte die Lehre vom Maß der Mitte.
Das neunte Buch stammt von Mencius. Diese neun Bücher ragen über alle philosophische Literatur der Chinesen hinaus.
Die Philosophie des Konfuzius bezieht sich auf das praktische Leben. Sie bildet kein abge-schlossenes System von Logik, Ethik und Metaphysik. Die chinesischen Philosophen haben Gedanken, Ideen, Weisheit entwickelt, ohne davon auszugehen, dass sie damit alles gesagt hätten. Andere Denker konnten jederzeit Neues hinzufügen. Konfuzius stellt keine Über-legungen an, was die Welt im Inneren zusammenhält, es geht ihm nur um den Alltag. Das, was seit Aristoteles Metaphysik im Westen genannt wird, ist der Teil der Philosophie, der Fragen zu den Dingen stellt, die hinter dem sinnlichen Erfahrungsbereich liegen. Fragen über den Ursprung der Menschen, der Natur, über Gott, über den Tod...
Für Konfuzius war es wichtig, dass seine Schüler selbstständig denken lernen. An erster Stelle steht für ihn das Glück oder die Wohlfahrt des Menschen. Unablässige Selbsterziehung und dabei das richtige Maß zu finden standen im Mittelpunkt.
Seine goldene Regel lautete:
Was du selbst nicht wünscht, tu nicht den anderen an -
Jeder kennt diese Weisheit und von Konfuzius stammt sie. Seine Lehre ist hauptsächlich ethisch ausgerichtet. Auch sagte er, halte dich an die Tradition, prüfe aber diese stets von neuem, ob sie noch tragfähig und ob sie nicht durch egoistische Interessen verfälscht ist. Zu seiner Zeit gab es wohl auch viele Sophisten (Scheingelehrte oder spitzfindige Philosophen). Ähnlich wie später in Griechenland waren sie einerseits ein Ärgernis für aufrichtige Philosophen, denn ihnen ging es nicht darum die Wahrheit zu finden, sondern um recht zu haben. Andererseits mussten sich die ernsthaften Philosophen bemühen, ihre Lehre klarer zu formulieren, denn die Sophisten griffen die „Schwachstellen“ von ihnen an.
Konfuzius sah den Menschen als gesellschaftliches Wesen. Deshalb war die Familie und der Staat immer in seine Lehre mit eingebunden. Nicht umsonst hat seine Philosophie den Staat über Jahr-hunderte geprägt.
Unseres Meisters Lehre ist Treue gegen sich selbst und Gütigkeit gegen andere; darin ist alles gefasst, sagte Mencius.
Mencius, ein Schüler von Konfuzius hat seine Lehren aufgeschrieben und viel zu ihrer Verbreitung beigetragen. Er sagt, dass die Menschen von Natur aus gut sind, dass alle Menschen die gleichen Anlagen haben. Zu einer gerechten Herrschaft braucht man die ge-heiligte Institution der Familie. Ohne Staat und Familie kehrt man zurück in den Zustand der Tiere. Im Unterschied zu seinem Lehrer, aber sagt er auch, dass ein verbrecherischer Herr-scher vom Volk getötet werden darf.
Mo Ti hat etwa 480-400 gelebt. Die Mohisten entwickelten eine Art utopischen Sozialismus (Mohismus). Die Leitbegriffe sind: Frieden, Gerechtigkeit und Menschenliebe: Führen wir alles Elend, alle Unzufriedenheit, allen Hass der Welt auf ihren Ursprung zurück, so entsprin-gen sie alle aus einem Mangel an Liebe. Das Heilmittel gegen die Angriffskriege sah er in der Menschenliebe:
Der Himmel wünscht ohne Zweifel, dass die Menschen einander lieben und fördern und er will nicht, dass sie sich hassen und schädigen... Alle Menschen, ob Jung und Alt, vornehm und gering sind seine Kinder. Sparsamkeit, Disziplin, Mäßigung und die Ausrichtung auf einen Nutzen für alle Menschen scheinen für die Mohisten bestimmend gewesen zu sein. Seine Ideen bedeuteten die Aufhebung der strengen gesellschaftlichen Hierarchie, während sich bei den Ideen von Konfuzius Herrscher und Volk nicht vermischen. In Gütergemeinschaft und sektenartig lebten sie zusammen.
Bis zur Han- Dynastie (206 v. Chr.-220 n.Chr.) war seine Schule den Konfuzianern sogar ebenbürtig, bis sie dann für 2000 Jahre bis ins 18. Jahrhundert vergessen wurde. Das heißt mehr als 200 Jahre hat diese sozialistische Idee viele Menschen überzeugt. Welcher Sozia-lismus kann dies sonst behaupten?
Hsün-Tsu ein bedeutender Schüler von Konfuzius vertritt eine andere Lehre. Die Natur des Menschen ist böse, was an ihm gut ist, ist künstlich. Der Mensch muss erzogen werden, (dies versteht er als künstlich) durch Sitte und Brauchtum gleichsam gebändigt und zu einem gesellschaftlichen Wesen erzogen wird. Er vertritt auch eine klare gesellschaftliche Hie-rarchie mit Hoch und Niedrig, Arm und Reich, Wichtig und Unbedeutend. Mit dieser herrschaftsunterstützenden Einstellung wurde er damals zum einflussreichsten Philosop-hen, weil natürlich seine Lehre den Herrschern näher stand, als die von Lao-tse, Chung-tse oder Mo-Ti. Er war der erste chinesische Philosoph, der seine Gedanken auch zu Papier brachte.
Deshalb entwickelten Schüler von Hsün-tsu das erfolgreichste staatliche Konzept, das die Menschen von oben her lenkt. Sie wurden die „Legalisten“ (von Lex- das Gesetz) genannt. Bereits 535 v. Chr. ist das Recht schriftlich fixiert worden. Die Legalisten hielten das Gesetz für alle verbindlich. Das Funktionieren des Staates wird nicht mehr auf Familie, Brauchtum und moralische Werte gegründet, sondern auf das Gesetz.
2.2.3Die Zeit ab 200 v. Chr.
Dieser legalistische Ansatz wurde von Ch´in (daher China- etwa 200 v. Chr.) verwirklicht. Er eroberte in kurzer Zeit das gesamte China. Schrift, Gewichte, Waagen, Maße alles wurde genormt, das Reich in Verwaltungsbezirke eingeteilt und ein wirksames Steuersystem ge-schaffen. Alles unterstand einem Herrscher, der sich selbst „Göttlicher“ nannte.
Da die bisherigen philosophischen Vorstellungen auch die von Konfuzius diese dogmatische Richtung nicht unterstützten, gab es im Jahre 213 v. Chr. eine Bücherverbrennung. Auf Anordnung wurden alle „ketzerischen“ Bücher auch die von Konfuzius aus den Bibliotheken gebannt und verbrannt.
Nach nur 15-jähriger Herrschaft ist das despotische Regime zusammengebrochen. Die nachfolgende Han-Dynastie berief sich wieder auf konfuzianisches Gedankengut. Konfuzius Lehre wurde zur Schule der Gelehrten. Der Kaiser war der Sohn des Himmels, der Bewahrer des Brauchtums. Die Lehre wurde mit den staatlichen Institutionen verbunden. Alle Beamten des Reiches mussten sich über verschiedene Examina qualifizieren. Die 9 klassischen Bücher waren die Grund-lagen hierzu. Offiziell wurde der Legalismus abgelehnt aber in der Praxis war er jahrhundertelang der Ratgeber der Regierung, was immer wieder zu einer Willkür-herrschaft führte. Nach außen hin wurde der Staat konfuzianisch, humanistisch gezeigt, sein Kern blieb aber legalistisch und despotisch.
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