I. Tame

Zerrissen


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räumst du ein, John?“ Vorsicht! Er durfte sich seine Ungeduld nicht anmerken lassen.

      „Morgen früh“, antwortete John kichernd, während er weiterhin mit dem klebrigen Pinsel nach Keno schlug, „aber viel wird’s nicht sein. Das alte Sofa von mir, das eins sechziger Bett, der Fernseher und ein-zwei Regale, denk‘ ich.“

      „Ich hab‘ noch eine Überraschung für dich“, kündigte George an und versuchte, nicht allzu sehr auf Keno’s Hintern zu starren, als John ihn abwarf und lachend dessen Boxershorts am Gummibund ein Stück nach unten zog. John hielt inne.

      „Ach Dad, du hast mir doch schon die Garage zur Verfügung gestellt…“ Er hielt den Kopf schief und lächelte seinen Vater an.

      „Es macht mir aber Freude, also Schluss jetzt. Geht duschen und dann kommt hinten in den Garten. Wir grillen gleich.“ Er zwinkerte in Keno‘s Richtung. „Darleen wartet schon“.

      „Oooh, Darleen wartet schon!!“, flötete John übermütig. Und schon bekam Keno wieder einige Hiebe mit dem Malerwerkzeug ab. Der rettete sich hinter John’s Vater und streifte ihn dabei unabsichtlich. Keno blieb wie vom Donner gerührt stehen und wurde von einem Moment auf den anderen blass.

      „Ent … schuldigung … Sir. Das … hab‘ ich nicht gewollt.“ Seine Augen starrten entsetzt in George’s Gesicht. Oh, verdammt! Da könnte George sich dran gewöhnen. Diese langen schwarzen Wimpern. Diese grünen Augen und die dunklen Haare, die ihm wirr ins Gesicht fielen. Wie erregend wäre das, wenn dieser Halbstarke wimmernd und mit angstgeweiteten Augen unter ihm läge?!!

      Schluss jetzt! brüllte er sich selber in Gedanken an. Er brachte sich noch in Teufels Küche, wenn die Beiden ihm was anmerkten.

      „Schon gut, Keno!“, beruhigte er ihn mit warmer Stimme. „Ist doch nicht schlimm!“ Ein kleiner Fleck weißer Farbe war an seinem Hemdsärmel sichtbar.

      „Ich bezahl’s Ihnen“, stammelte Keno, während sein Blick immer noch entsetzt zwischen dem Hemdsärmel und George’s Gesicht hin und her schwenkte.

      George legte ihm eine Hand auf die Schulter. Hmm … diese festen jungen Muskeln. Ihm entging nicht, dass Keno ein wenig zusammen zuckte.

      „Hör‘ auf damit, Keno! So was kommt in unserer Familie nicht in Frage. Sieh‘ mich an, Junge!“

      Keno starrte ihn mit leicht zusammen gekniffenen Augen unsicher an.

      „Und geschlagen wird hier auch nicht!“, ergänzte George leise und klopfte Keno kurz auf die Schulter, bevor er an ihm vorbei ging und die Garage verließ.

      „Beeilt euch, Jungs!“, rief er noch, während er Richtung Haus verschwand.

      Keno seufzte erleichtert laut auf. „Mann, Scheiße! Ich hab‘ sein Hemd versaut!“

      John trat zu ihm und küsste ihn schnell auf den Mund, während seine Hand dreist in Keno’s Schritt packte.

      „Er hat Dutzende davon, mach dir keine Gedanken darüber!“, beruhigte er Keno.

      „Dein Dad ist super“, schwärmte Keno begeistert, „du hast wirklich Glück!“

      Peng! John trat die noch offene kleine Seitentüre der Garage zu.

      „Ich hab Glück, dass ich dich hab‘!“, nuschelte er zwischen seinen nassen Küssen in Cat’s Mund. Er grinste anzüglich. „Meinst du, du könntest dich hier gehen lassen und meinen Namen in ein Kissen stöhnen, während ich dich beglücke?“

      Keno drehte verlegen den Kopf zur Seite. „Kann schon sein!“

      „Ich bin’s leid immer im Wald mit dir zu fummeln.“ Seine Hände vergruben sich in Cat’s Haarschopf. „Hier werden wir uns deflorieren … immer und immer wieder!“

      Ein abschließendes Klatschen seiner flachen Hand auf Keno’s Hintern beendete das kleine Intermezzo.

      „Komm duschen, Tiger!“ Er wackelte eindeutig mit den Hüften. „Darleen wartet!“

      Keno seufzte kopfschüttelnd. „Du Arsch!“, antwortete er lautlos, während er hinter John die Garage verließ.

      Darleen schnitt geziert an ihrem Steak herum. Mit leicht geröteten Wangen beobachtete sie ihren Bruder und dessen besten Freund dabei, wie sie auch bei Tisch um die Wette alberten. Das hieß, John alberte und Keno versuchte verlegen, dessen Frechheiten abzuwiegeln. John liebte es, ihn vor Darleen in Verlegenheit zu bringen. Immer wieder trat Keno unter dem Tisch nach ihm, um ihm irgendwie das Mundwerk zu stopfen.

      „Auu, Cat, warum trittst du mich denn?“ Ein hämisches Grinsen folgte seiner vorwurfsvollen Anschuldigung.

      „Lass‘ ihn doch mal in Ruhe!“, maulte Darleen und funkelte John böse an.

      „Ooh, Darleen, hab‘ ich den Helden deiner schlaflosen Nächte beleidigt?“, frotzelte John nun seine Schwester.

      Jetzt reichte es Keno. Er mochte Darleen sehr und wenn John so ein garstiges Biest war, musste er mit den Konsequenzen leben. Als sie ihren hochroten Kopf verschämt über ihren Teller senkte und John’s Vater nun doch einmal missbilligend mit der Zunge schnalzte, räusperte Keno sich.

      „Darleen, hast du Lust, nächste Woche mit mir ins Kino zu geh’n? Tarantino-Nacht … was meinst du?“

      Es schien, als würden alle am Tisch die Luft anhalten. John, sein Vater, seine Mutter und natürlich Darleen. Doch die fand sehr schnell ihre Sprache wieder.

      „Klar!! Gerne!! Nett, dass du an mich gedacht hast. Ist ja ewig her, dass wir mal drüber gesprochen haben!“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. Keno lächelte.

      „Ich hol‘ dich dann am Samstag ab.“ Darleen nickte heftig.

      „Ich dachte, wir weihen am Samstag die Garage ein …“ Jetzt war John derjenige, der in seinem Essen herumstocherte. Er verzog mürrisch seinen Mund. Darleen beobachtete Keno wie ein Luchs. Hoffentlich änderte er nicht doch wieder seine Meinung.

      „Dann machen wir das eben am Sonntag“, erwiderte Keno leichthin.

      „Ich könnte ja auch Lust haben, ins Kino zu geh’n!“ John blickte von unten herauf zu Keno rüber.

      Der nickte. „Könntest du … hast du aber nicht.“

      „Nein?“

      „Nein, weil ich ein Date hab‘ und da kann ich dich nicht gebrauchen!“

      Bumm!! Das hatte gesessen wie ein Kinnhaken. John ließ die Gabel auf den Teller fallen, stand schnell auf und eilte ins Haus. Derweil kramte Darleen bereits nach ihrem Handy, um einen regen SMS-Verkehr mit ihren besten Freundinnen zu beginnen. Sie hatte ein Date – er hatte es selbst so genannt, gütige Jungfrau – mit Keno Catler! Die anderen würden grün und gelb werden vor Neid. Und sie würde auf keinen Fall verraten wo sie hin gingen, damit nicht die ganze Hühnerschar da auftauchte.

      „Darleen, bitte!!“, ermahnte ihre Mutter sie, damit das Handy vom Esstisch verschwand.

      George lächelte leise vor sich hin. „Das war deutlich, junger Mann!“

      Keno hob etwas verlegen die Augenbrauen. „Manchmal versteht er mich nicht anders“, erklärte er schüchtern.

      George lachte laut auf. „Hast du gehört, Mary. Keno weiß, wie er John in Schach hält. Wir rufen ihn demnächst an, wenn wir diesbezüglich Hilfe brauchen!“ Hoffentlich streitet ihr euch jetzt nicht! dachte er innerlich. Doch schon erhob sich Keno ebenfalls.

      „Entschuldigung“, murmelte er und ging zügig ins Haus, um John zu beruhigen.

      Kaum hatte Keno John‘s Zimmertüre hinter sich geschlossen, schmiss sich John auf ihn und riss ihn mit sich auf sein Bett. Er setzte sich rittlings auf Keno, drückte dessen Handgelenke nieder und beugte sein Gesicht über ihn.

      „Was sollte das?“, zischte er – aber mehr verzweifelt als wütend. „Du hast ein Date?!! Ein echtes