ihr. Ihr seid nun Teil des Spiels ...»
«Wenn du, alter Mann, nicht so ein verdammter Miesepeter wärst», meinte sie und lächelte spöttisch, «dann würde ich dir hier am Strand einen blasen. Du würdest einen Blowjob bekommen, den du nie vergessen würdest!»
«Sicher!», sagte Johnson: «Und jetzt macht, dass ihr rauskommt. Ich wollte noch frühstücken gehen.»
Der Motor war endgültig aus und man hörte nur noch das leise Rauschen des Meeres, das auf die Sandbucht knallte. Die Morgensonne kam irgendwo hinter den Wäldern langsam zum Vorschein. Noch war es angenehm kühl.
«Was ist denn das für eine Scheiße?», fragte Olga und zeigte den Strand hoch.
«Was?», fragte Johnson: «Du meinst das gepanzerte Ding?»
«Das Ding, das auf uns zu krabbelt ...»
«Das ist eine Riesenschildkröte!», meinte der Fremdenlegionär seufzend: «Und die ist so harmlos wie ein Schäfchen!»
«Wenn Sie das sagen ...»
«Ihr solltet euch in der Nacht nur ein sicheres Plätzchen suchen. Wenn ihr schlaft, dann beißt sie euch sonst vielleicht in Arsch! Der entzündet sich dann und ihr könnt die Radieschen von unten zählen ...»
«Sehr witzig!», meinte Olga.
Eine der beiden anderen Frauen fragte auf russisch: «Chto on govorit?»
Olga antwortete ihr. Vermutlich übersetzte sie die nicht ganz ernst gemeinten Worte von Johnson.
Der ehemalige Fremdenlegionär schaute auf die Uhr. Es war frühmorgens und er hatte Hunger. Verdammten Hunger sogar. Die Zigarre am frühen Morgen ließ seinen Magen noch zusätzlich rebellieren. im Hotel erwartete ihn ein reichhaltiges Buffet. Die salzige leichte Brise, die vom Meer herüberströmte, förderte seinen Appetit nur noch.
Anführerin Olga stieg als Erste aus dem Boot. In ihrer Hand hielt sie die Mokassins, das einzige Bekleidungsstück, das sie mitbekommen hatten. Die schwarzhaarige Jana und die brünette Irina folgten. Nackt gingen sie durch den weißen Strand und wichen der Schildkröte aus, die sich herzlich wenig für die Menschen interessierte. Im Gegenteil. Langsam kroch sie in eine andere Richtung.
Olga schaute sich um. Ihr schien der Strand zu gefallen. Sie ließ einen Freudenschrei los ...
Russische Amazonen?
«Was für Schwachköpfe ...», dachte sich Johnson. Leichte Mädchen die sich selbst den Spitznamen «Amazonen» gegeben hatten. Im reellen Leben vermutlich aufgetakelte Tussen ...
«Eule, hier Delfin. Die Hasen sind an Land gebracht. Over!», funkte der ehemalige Soldat. Er wusste nicht wirklich, was er über dieses Trio denken sollte.
«Hier Eule! Gut so. Dann kehren Sie zurück zur Basis. Over!», kam die Antwort des Milliardärs Richard Pope, der im Hotel Resort Pleasure Beach in der Kommandozentrale in seinem Rollstuhl saß.
«Wo haben Sie denn die drei aufgegabelt?», fragte Johnson und vergaß dabei vollkommen die Funkdisziplin.
«In Russland!», kam es aus dem Mikrofon: «Wieso?»
«Ernsthaft?», sagte der ehemalige Fremdenlegionär spöttisch und schaute kopfschüttelnd den drei Frauen hinterher: «Das sie nicht aus China sind, ist mir schon klar!»
«Sie sind Partyluder von einem unserer Gäste ...»
«Lassen Sie mich raten: von Dimitri!», meinte Johnson. Der russische Millionär aus Moskau war einen Tag zuvor mit seiner Frau hier auf Pope Island angekommen und einer der Gäste im Hotel.
«Ganz genau!», erwiderte der Millionär: «Im Übrigen hat ihr Kamerad Manson sich gemeldet! Er kommt morgen auf die Insel nach!»
«Oh!», sagte Johnson. Er und Manson waren nicht wirklich die besten Freunde. Aber sie respektierten sich. Johnson war Popes direkter Vertrauter, Manson eher der Mann für den Außendienst: «Bringt er jemand mit?»
«Das weiß ich noch nicht!», sagte Pope: «Aber ich gehe davon aus ...»
«Noch mehr Frischfleisch! Nun denn ... dann komme ich jetzt zurück. Over and Out!», beendete Johnson den Funkverkehr und warf das Funkgerät ein wenig rücksichtslos in den Bauch des Motorbootes ...
Er startete die Motoren. Mit seinen schweren Stiefeln stieß er sich im feuchten Sand ab. Es gelang ihm nicht ohne ein wenig nass zu werden, aber es machte ihm nichts aus. Er hatte verdammten Hunger. Für einen Moment schaute er zurück. Die drei nackten Russinnen waren ein Stück den Strand hinaufgegangen. Olga, die Anführerin, bückte sich und hob etwas auf. Was war es? Es sah aus wie ein Seil. Vermutlich hatten die Arbeiter, die hier die Vorbereitungen für «The Hunting Prey» getroffen hatten, es ausversehen liegen gelassen.
«Wenn´s dir zu dumm hier wird, kannst dich wenigstens dran aufknüpfen, Bitch!», dachte sich Johnson.
Sein Magen knurrte. Das Boot schwamm in der Zwischenzeit wieder frei im Wasser. Johnson startete den Motor. Dann gab er Gas. Er liebte dieses gottverdammt geile Boot. Gut 50 km/h wurde es schnell und hier durch die Klippen kam einem das ganz schön rasant vor.
Das Motorboot kehrte durch die Wasserstraße zwischen den Felsen hindurch zurück zum South Bay ...
Auftrag erledigt ...
Freiwild ausgesetzt ...
Chamber of the Lord
Zur gleichen Zeit ...
Bia öffnete die Augen und starrte an die Decke. Das Licht war endlich angegangen. Dennoch war es hier unten, tief im Berg, unheimlich. Der Herr und Meister, wie sie ihn nannte, war in der letzten Nacht verschwunden und hatte sie alleine zurückgelassen. Die Afrikanerin wusste nicht, wohin er gegangen war. Vermutlich mit dem seltsamen Aufzug hinauf, wie auch dieser Typ, der für Richard Pope arbeitete.
Was hatte er gesagt?
Dort ging es zum Hotel?
Zu welchem Hotel auch immer ...
Die ganze Nacht lang hatte sich Bia über ihre Tochter Gedanken gemacht. Sie war alleine da draußen auf der Insel. Zumindest wenn es stimmte, was der Jäger erzählt hatte.
Wie es ihr wohl ging?
Eigentlich musste die Afrikanerin wütend sein. Das war so nicht geplant gewesen. Definitiv nicht. Sie selbst hatte bei diesem Spiel mitmachen wollen, okay ... aber ihre Tochter? Sie kannte Zuri. Die hätte sich nie auf so etwas eingelassen.
Das war alles ganz anders ausgemacht gewesen.
Dieser Milliardär hatte angeboten, dass Zuri auf seiner Jacht arbeiten konnte, während das Spiel lief. Zum letzten Mal hatte sie ihre Tochter in Polen gesehen. Zuri war zum Hotel gegangen, um dort zu warten. Bia in das ehemalige polnische Gefängnis, in dem das Casting stattgefunden hatte. Als Bia ausgewählt worden war, da war sie ganz sicher gewesen, dass ihre Tochter in der Zwischenzeit auf der Jacht des Milliardärs aushalf ...
Und nun?
Jetzt war Zuri vermutlich tatsächlich selbst ein Opfer.
Ihre arme Tochter ...
Bia stand auf und ging zu den schweren, harten Gitterstäben. Niemand war zu sehen. Eine kleine Glühbirne flackerte ein wenig. Sie seufzte und ging dann im hinteren Bereich ihrer Zelle in den kleinen abgetrennten Nassbereich. Es gab eine Dusche und eine Toilette.
Verdammt, die Ungewissheit machte sie fertig ...
Nein. Sie wollte nicht, dass ihre Tochter da draußen umherirrte und dann gefangen wurde um schließlich ...
... oh Gott ...
Bia wurde bei dem Gedanken ganz anders. Sie selbst hatte ihre Jungfräulichkeit recht unschön verloren und ihrer Tochter immer etwas Anderes gewünscht. Sie erinnerte sich zu gut an ihr erstes Mal, auch wenn es einige Jahre her war ...
Januar 1998, Region Kédougou (Senegal)