des Golfstroms: das Schmelzwasser war spezifisch leichter als das salzhaltige Meerwasser und seine kalte Temperatur verhinderte eine Abkühlung und Zunahme des spezifischen Gewichts: das Absinken schwererer Wassermassen und ein Rückfluss in der Tiefe als Antrieb des Golfstroms wurde damit unterbunden! Der Golfstrom wurde in diesen nördlicheren Breiten unterbrochen und damit auch der Transport von südlicher Wärme nach dem Norden! Als Folge fiel die Temperatur wieder in tiefsteiszeitliche Tiefen zurück.
Offensichtlich trug eine weitere Ursache zum Kälterückfall bei: südlich der Kilometer-hohen skandinavischen Gletschermassen, welche sich nach Osten bis zum Jenessei hinzogen, hatte sich wegen der Erwärmung ebenfalls ein riesiger Randsee mit Schmelzwasser gebildet, der Baltische Eissee. Dieser durchbrach seine westliche Begrenzung an der sog. Billingen-Pforte und auch er schüttete große Mengen von kaltem Süßwasser und Eis in die Nordsee.
Eine andere Theorie führt die Jüngere Dryas auf den Einschlag eines Asteroiden zurück und als Beweis betrachtet man winzige Nanodiamanten in Sedimenten des Cuizeosees in Mexiko.
Um 12 700 v.h. setzten auch starke Vulkanausbrüche in der Eifel ein, welche in dieser Höhe einige Jahrhunderte anhielten. Eine hohe vulkanische Aktivität verblieb bis 11 700 v.h. Eine vollständige Beendigung des vulkanischen Zyklus der Eifel markierte dann um 11 000 v.h. der Einbruch der Caldera des Laacher-Sees.
Es haben wohl mehrere Faktoren zu diesem tiefen und langen Eiszeitrückfall beigetragen, welcher einmalig gewesen sein muss, denn er hat in der damaligen Tierwelt Schäden hinterlassen, welche bei früheren Eiszeitübergängen nicht gefunden werden konnten. Lit. 6
Frühester Getreideanbau am mittleren Euphrat als Überlebensstrategie
Die günstige Klimaphase mit wechselnden Temperaturen bei mittlerem Niveau – etwa von 13 800 bis nach 12 700 v.h. – ging auch im Orient recht plötzlich zu Ende. Das brachte auch die Natuf-Siedlungen, wie Abu Hureyra am mittleren Euphrat, in Nöte: der Ertrag aus Jagd und Sammeln von wild wachsenden Körnern schrumpfte und Trockenheit und Hunger plagten die Menschen. Sie sahen sich daher gezwungen der Natur nachzuhelfen und Getreide selbst zu ziehen. Aus dem Angebot der umgebenden Natur setzte sich vor allem Roggen durch, welcher gegen Trockenheit resistenter ist als Weizen. Roggen zählt also zu den ersten Kulturpflanzen! In Abu Hureyra I datiert man den Beginn des Getreideanbaus auf spätestens 12 300 v.h. Die Menschen hatten schon seit vielen Jahrtausenden die Samen von wild wachsendem Getreide gesammelt: an verschiedenen Stellen der Levante ist die Nutzung von wildem Getreide durch Funde von Steinmörsern schon seit mehr als 20 000 Jahren belegt. Ein italienisches Forscherteam aus Florenz um Ann Revedin fand in Italien, Tschechien und Russland Hinweise darauf, dass Mehl von den Menschen sogar schon vor 30 000 Jahren genutzt worden sein dürfte, denn in der Oberfläche von Mahlwerkzeugen aus Stein, archaischen Mörsern und Stößeln, fanden sich Spuren von Stärke, welche allerdings von anderen Pflanzen als dem heutigen Getreide stammte. Der aus der Not geborene Anbau von Getreide in Abu Hureyra bedeutete also nur noch einen kleinen kulturellen Schritt!
In Abbu Hureyra wurde es immer trockener! Die Nahrung der Menschen wurde immer knapper und schließlich wuchs im Tal von Abu Hureyra so gut wie nichts mehr! Das frühe landwirtschaftliche Experiment – aus der Not geboren – war also zum Scheitern verurteilt! Abu Hureyra ist wieder erloschen – wie auch andere Natuf-Siedlungen.
Der Beginn von Getreideanbau und Sesshaftigkeit werden bisher als stolze Kulturleistung betrachtet und man preist sie als „Neolithische Revolution“, wobei man Weizen (Emmer) und Gerste als erste kultivierte Getreidesorten der westlichen Welt betrachtet. Abbu Hureyra I lehrt nun, dass der erste nachgewiesene Getreideanbau nichts anderes war als ein Akt der Verzweiflung und dass dabei der gegen kühlere Temperaturen und Trockenheit resistentere Roggen offensichtlich noch am geeignetsten war. Lit. 6.1
Weltweites Aussterben von Tieren und weitgehendes Erlöschen der Höhlenkunst
Der jähe Temperatursturz der Jüngeren Dryas in tiefsteiszeitliche Kälte schuf an vielen Stellen ganz plötzlich wieder eine lebensfeindliche Welt! Die Natur, Pflanzen, Tiere und Menschen, waren aber an das vorherige höhere Temperaturniveau angepasst! Wegen der stark erhöhten Löslichkeit von kühlerem Wasser für Kohlendoxid sank mit der Temperatur auch die Konzentration dieses essentiellen Bausteins des Lebens in der Luft ab, aus dem jegliche pflanzliche Substanz aufgebaut ist, sodass es auch aus diesem Grunde unfruchtbarer werden musste. Die Pflanzen verkümmerten oder erfroren, Pflanzen fressende Tiere fanden keine Nahrung und Raubtiere keine Beute mehr. Dabei war der Mensch gleich doppelt betroffen, weil er mit seiner Ernährung sowohl von der Pflanzen- als auch von der Tierwelt abhängig ist! Noch ehe man Kenntnis von den großen Temperaturveränderungen dieser Zeit hatte, haben Archäologen verwundert festgestellt, dass in dieser Übergangsperiode eine ganze Reihe von Tieren ausgestorben ist, welche die ganze letzte Eiszeit und auch frühere Eiszeiten überlebt hatten, und man fand hierfür zunächst keine Erklärung. In Europa gehören zu ihnen die Pflanzenfresser Mammut, Steppenbison, Moschusochse, Wollnashorn, Riesenhirsch und Höhlenbär sowie das Steppenpferd, welches dort vorher zu den häufigsten Jagdtieren zählte. Unter den Raubtieren starben Höhlenhyäne und Höhlenlöwe aus. In Nordamerika hat man 35 Arten von Großtieren gezählt, welche in dieser Übergangsperiode verschwunden sind, aber den Höhepunkt der Vereisung zwischen 22 000 und 18 000 v.h. noch überlebt hatten. 29 dieser Arten gibt es auch auf der übrigen Welt nicht mehr. Die Klimakatastrophe war ein weltweites Phänomen, denn sie ließ sich auch auf der südlichen Hemisphäre, in Südafrika, verfolgen.
Das Aussterben von so vielen Tieren wurde von manchen Wissenschaftlern dem Menschen angelastet. Sicherlich hat der ebenfalls ums Überleben kämpfende Mensch gejagt, was noch zu jagen war. Aber auch seine Population wurde reduziert, sodass seine Einwirkungs-Möglichkeiten schrumpften. Bei Untersuchungen in Nordamerika fand man auch nur in den Resten von Elefanten-ähnlichen Tieren – Mammut und Mastodon – menschliche Waffen.
Die Menschen verschwanden im Kälterückfall wieder aus vielen Räumen und für die verbliebenen Menschen ging es nur noch um das nackte Überleben. Die Kunst der Höhlen versiegte fast in allen Regionen. An den wenigen wärmeren Stellen, wo sich noch eine gewisse Fortsetzung zeigte, wie in der spanischen Levante und am Atlantik, sind aber Zeichen eines Niedergangs unverkennbar.
Später, als es wieder wärmer wurde und sich die Menschen aus dem verbliebenen Rest in den Rückzugsgebieten wieder vermehren konnten, mussten viele Landschaften wieder neu entdeckt werden. Zahlreiche Namen von Gewässern, Bergen und markanten Kennzeichen der Landschaft gehen in Europa zumindest im Kern auf diese Wiederbesiedelung durch die Vaskonen, eine urbaskische Bevölkerung, zurück. Die Menschen nannten z.B. viele der angetroffenen Flüsse einfach „Wasser“, in ureuropäisch „Is“, „Eis“ oder „Ur“. Spätere Zuwanderer nach Europa haben diese Bezeichnungen übernommen, ohne sie zu verstehen. Die Römer haben dann den vorhandenen Gewässernamen einfach ihre Bezeichnung „Aqua“ für „Wasser“ hinzugefügt, woraus dann „Ach“, „Ache“ oder „Ack“ wurde. So heißen heute die Flüsse Eisack und Urach eigentlich „Wasser-Wasser“. Lit. 6.2
Plötzliche Wiedererwärmung: Riesenflut und kultureller Aufschwung
Die Flut des sumerischen Athrahasis
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel stellte sich vor 11 500 Jahren ein riesiger Temperatursprung ein (Abb. 2 und 4) und es wurde wieder sehr warm! Nach Information aus dem Gletschereis auf Grönland nahm dort die Temperatur innerhalb eines einzigen Jahrzehnts um ganze 10°C zu! Die Plagen der Eiszeit waren nun ganz plötzlich vorbei! Was aber war die Ursache für diese sprunghafte Entwicklung? Die Sonneneinstrahlung auf die Erde hatte sich auf Grund der erwähnten langfristigen astronomischen Veränderungen schon allmählich erhöht:
Abb. 5 Einstrahlung der Sonne in tropische Bereiche der nördlichen Hemisphäre im Vergleich zu heute
Nach Abb. 5 lag sie in den Tropen der Nordhalbkugel sogar um etwa 5 % höher als heute. Dieser Vorgang