Norbert Buchner

Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall


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verfügt auch über keine ausreichenden Lebensmittelvorräte, um größere Minderernten durch klimatische Störungen kompensieren zu können! Die Schere kann sich aber in naher Zukunft noch weiter öffnen: die Zahl der hungrigen Mäuler nimmt weiter zu und eine rückkühlende Erde wird weniger Nahrung spenden! Wenn sich die Menschheit nicht rasch auf die befürchteten Verhältnisse einstellt, dann drohen Malthusianische Hungerkrisen, wie sie im letzten Jahrtausend schon dreimal in längeren Phasen einer Abkühlung jeweils nach einer großen Wachstumsphase der Bevölkerung aufgetreten sind!

      Dieses Buch ist in der Hoffnung geschrieben, dass der Leser trotz einer Irreführung durch den Zeitgeist offen für Informationen und Überlegungen geblieben ist, bei deren Ermittlung und Wiedergabe sich der Autor um Wissen von vielen Seiten und eine objektive Darstellung bemüht hat. Das Berufsleben des Autors war ausgefüllt mit Forschung, verantwortlicher industrieller Praxis, Arbeit für die Entwicklungshilfe, akademischer Lehre und publizistischer Tätigkeit mit dem Ziel der Verbesserung der Versorgung der Menschen mit den Dingen des täglichen Lebens, vor allem mit Nahrungsmitteln. Auch dieses Buch ist diesem Ziele gewidmet.

       Norbert Buchner

      Die Entwicklung des Menschen in Afrika

      Die Schöpferhand Gottes an der Straße von Gibraltar

      Am Beginn der Entwicklung des Menschen aus tierischem Ursprung vor 6 bis 5 Millionen Jahren steht eine extreme Herausforderung durch den Klimawandel. Ursache war eine starke Austrocknung in Afrika, der Urheimat des Menschen: eine neue Antwort der Evolution war gefordert! Nun trennten sich 2 Entwicklungslinien: die eine führte zum Schimpansen, die andere zum Vormenschen und schließlich zum Menschen. Berühmt geworden ist im Jahre 1974 der Fund von „Lucy“, mehr als 3 Millionen Jahre alt. Zwanzig Jahre später wurde in Äthiopien dann mit einem Alter von 4,4 Millionen Jahren ein noch um mehr als eine Million Jahre älterer Urahn gefunden, „Ardi“ (Ardipithecus ramidus). Seine Anatomie deutet an, dass er sowohl auf Bäumen klettern als auch sich auf 2 Beinen auf dem Boden bewegen konnte.

      Afrika und der Nahe Osten waren früher eine gemeinsame große Insel im Weltmeer und eine warme Meeresströmung ging vom Indischen Ozean entlang der Nordküsten von Afrika in den Atlantik. Das brachte viel Feuchtigkeit in den afrikanischen Großkontinent! Dann aber kollidierte die Afrikanische Platte mit der Eurasischen Platte im Zuge der Kontinentalverschiebung und die Lücke zwischen Eurasien und Afrika schloss sich: das Meer wurde nun im Osten von den Weltmeeren abgetrennt und das Mittelmeer entstand. Das Verschwinden der warmen Meeresströmung im Norden Afrikas musste trockenere Bedingungen auf dem Kontinent auslösen! Sie steigerten sich später noch ganz erheblich, als das Mittelmeer vor 5,6 Millionen Jahren auch noch auf der Gegenseite, an der heutigen Meerenge von Gibraltar, vom Atlantik abgeschnürt wurde: durch die Druckkräfte der hier aufeinander treffenden Erdplatten wurde ein U-förmiger Gebirgszug hochgeschoben – wie eine halboffene Hand, deren Rücken den Atlantik aussperrte – mit dem Rifgebirge in Marokko, quer durch die Meerenge und mit den Bergen beim heutigen Gibraltar auf der iberischen Halbinsel. Das riesige Becken des heutigen Mittelmeers wurde so zu einem Binnenbecken, es trocknete immer mehr aus und es wurde weitgehend zur Salzwüste, weil die Zuflüsse den Verlust durch Verdunstung nicht ausgleichen konnten. Auf dem Boden des Mittelmeeres hat man Canyons entdeckt, welche in dieser Zeit von der Rhone in tausend Meter Tiefe und vom Nil in noch größerer Tiefe ausgespült worden sind.

      Als Folge verschärfte sich die Austrocknung in Afrika weiter und der Hunger verstärkte sich. Die Antwort der Evolution auf diese Herausforderung war der Beginn der Entwicklung zum Menschen! Primaten, die es lernten, auf 2 Beinen zu gehen, hatten eine weitere Sicht und damit eine größere Überlebenschance gegenüber hungrigen Raubtieren! Mit den frei werdenden Armen konnten sie nun auch Vorräte tragen. Später kamen Werkzeuge hinzu.

      Nach knapp 300 000 Jahren senkte sich der Riegel bei Gibraltar wieder so weit ab, dass der Atlantik einbrechen und die heutige Rinne ausschwemmen konnte, die seither Bestand hat. Das Mittelmeer füllte sich wieder auf und in Afrika wurde es wieder feuchter. Die einsetzende Evolution in Afrika zum Menschen aber hatte nun nach mindestens 10 000 Generationen, die von großer Trockenheit gezeichnet waren, ihre gefährlichste Klippe hinter sich gebracht. Lit. 1.1

      Eiszeitzyklus fördert die Weiterentwicklung des Menschen

      Die Erde verliert ganz langsam Energie aus dem Erdinneren an den Weltraum und wird damit allmählich kühler. Vor 2 bis 1,8 Millionen Jahren setzte daher ein erster Eiszeitzyklus ein (s.Abb. 1), welcher aber noch vergleichsweise moderat verlief: etwa 20 000 Jahre lang war es abwechselnd warm oder kalt. Diese neuen Kaltphasen brachten die Entwicklung zum Menschen weiter in Gang, denn den verschärften Herausforderungen – in Afrika Trockenheit während der Kaltphasen – waren offensichtlich die bisherigen vormenschlichen Varianten nicht gewachsen. Der Homo habilis entwickelte sich nun zum Homo erectus weiter. Bei der menschlichen Entwicklung hat dabei die Vergrößerung des Gehirns wohl eine entscheidende Rolle gespielt. Es beansprucht allerdings viel Energie: beim Erwachsenen liegt sein Anteil an der Gesamtnahrung bei 25 % und beim Neugeborenen sind es sogar 60 %. Zufuhr von ausreichend hochwertiger Energie war wohl die Voraussetzung für diese Weiterentwicklung. Die notwendige Energie wurde zunächst vorzugsweise durch Verzehr von rohem tierischem Eiweiß geliefert. Nach neueren Funden hat nicht erst die spätere Gattung Homo sondern bereits der Australopithecus in der Afar-Region von Äthiopien vor 3,4 Millionen Jahren mit Steinwerkzeugen Fleisch von tierischen Knochen abgekratzt und Knochen aufgebrochen, um an das Mark zu kommen. Bisher glaubte man auch, dass sich der Mensch vorzugsweise an von Raubtieren übrig gebliebenes Aas gemacht habe. Ein neuerer Fund des Anthropologen M.Dominguez-Rodrigo in der Olduwei-Schlucht in Tansania zeigt aber, dass die Menschen vor 1,2 Millionen Jahren sogar schon Büffel-artige Großtiere erlegt haben.

       Abb. 1 Verlauf der Temperatur auf der Erde in den letzten 3 Millionen Jahren Die Phasen der Weiterentwicklung des Menschen fallen mit den Phasen einer Absenkung der Temperatur zusammen: A: Beginn Homo habilis B: Beginn Homo erectus C: Beginn Archaischer Homo sapiens

      Eine weitere wichtige Voraussetzung für das Anwachsen des Gehirns war die Anwendung von Feuer zum besseren Aufschluss der Nahrung durch Braten, Rösten, Garen und Kochen. Die Existenz menschlicher Feuerstellen ist mit Sicherheit seit knapp 800 000 Jahren nachweisbar. Man glaubt aber aus Relikten einer Fundstelle in Olduwai schließen zu können, dass der Homo erectus schon vor 1,5 Millionen Jahren Feuer gezielt eingesetzt habe und allerneueste Funde verlängern diese Zeit bis auf 1,9 Millionen Jahre.

      Der Frühmensch hat Afrika auch recht bald verlassen: Funde in Pakistan, Georgien und auf Java sind etwa 1,7 bis 1,8 Millionen Jahre alt. In Europa ist er erst etwas später nachzuweisen. In der Provinz Burgos in Spanien hat man einen menschlichen Backenzahn gefunden, dessen Alter vorläufig auf 1,2 Millionen Jahre datiert wurde und in der französischen Provinz Alpes des Haute Provence schätzt man das Alter der ersten menschlichen Spuren auf etwa 1 Million Jahre. In der großen Doline bei Atapuerco in Nordspanien fand man Steinwerkzeuge und gut erhaltene menschliche Knochen mit einem Alter von 780 000 Jahren. An der britischen Küste hat man kürzlich menschliche Fußabdrücke mit etwa demselben Alter entdeckt. Dieser Frühmensch hat sich dann in Europa in Anpassung an die später verschärfte eiszeitliche Umgebung über den „Heidelberger Menschen“ und die Menschen von Bilzingsleben und Steinheim an der Murr zum Neandertaler weiter entwickelt.

      Die Nachkommen dieser ausgewanderten Frühmenschen sind später überall wieder ausgestorben, sodass nur noch der Homo sapiens auf der Erde verblieben ist. Die Frühmenschen bringen sich allerdings in unserem modernen Genom noch in Erinnerung, denn der moderne Mensch hat geringe Anteile als Genom-Schnipsel aufgenommen. Lit. 1.2

      Verschärfter Eiszeitzyklus führt zum Homo sapiens

      Vor etwa 900 000 Jahren trat eine krasse Veränderung der eiszeitlichen Klimazyklen ein (s.Abb. 1). Während bisher ein ziemlich harmonischer Eiszeityklus von 40 000 Jahren Gesamtdauer – 20 000 Jahre warm, 20 000 Jahre kalt – herrschte, verlängerte