nach Norden zurück (Abb. 10). Das führte zu einer langen sehr warmen Periode, welche bis nach 4800 v.Chr. andauerte (Abb. 13) und ganz besondere kulturelle Früchte zeitigen sollte. Als Folge der langen und kräftigen Erwärmung wurde aber wieder ein Schwall von Schmelzwasser in das Meer eingespült, welcher eine Abkühlung mit sich brachte. Um 4800 v.Chr. sind auch 2 Vulkanausbrüche im Gletschereis Grönlands verzeichnet: die Temperatur stürzte daher wieder weit ab (Abb. 13) und die Eisberge im Norden nahmen für kurze Zeit wieder eine Reise nach dem Süden auf (Abb. 10). Die nächsten Jahrhunderte waren dann aber wieder von noch überwiegend günstigen Werten der Sonnenaktivität geprägt und die Temperatur folgte diesen Vorgaben, bis um 4300 v.Chr. und nochmals ein Jahrhundert später die Sonnenaktivität auf Tiefstwerte verfiel (Abb. 6). Diesem Sturz folgten Abstürze der Temperatur und ein Vorrücken der Eisberge im Atlantik (Abb. 10). Neuere Forschungen in den norwegischen Jotunheimer Bergen nordöstlich der Stadt Bergen haben gezeigt, dass dort in 1800 Meter Höhe eine große Schneeinsel mit einer heutigen Mächtigkeit von 70 Metern im Schatten von Bergen ab der kühleren Periode um 4000 v.Chr. im Sommer nicht mehr abgeschmolzen ist und sie wuchs bis in unsere Zeit auf eine Mächtigkeit von 70 Metern an.
Diese Veränderungen sollten dann zu einer lange dauernden ungünstigen Klimaphase und zu einer ernsthaften Prüfung der Menschheit werden. Doch das ist erst Thema des nächsten großen Abschnittes.
Die hier behandelte überwiegend warme und fruchtbare Phase ab 7500 v.h., die – mit Unterbrechungen – mehr als ein Jahrtausend bis etwa 4300 v.Chr. gedauert hat, muss der Menschheit einen riesigen Wachstumsschub verliehen haben, denn an ihrem Ende waren auch periphere Räume von Europa wie Irland, Schottland und die Hebriden besiedelt. Sie war auch Anlass zur Entwicklung und zur Expansion von Kulturen an den unterschiedlichsten Orten der Welt. Insbesonders die wärmeren Jahrhunderte haben in dieser Frühzeit in verschiedenen Regionen schon Kulturen zu einer solchen Hochblüte gebracht, wie sie bis vor kurzem von niemand für möglich gehalten worden sind. Lit. 13
Die Bandkeramiker in Mitteleuropa
- Abwanderung wegen Trockenheit und Blüte im Klimaoptimum
Ab 5600 – 5500 v.Chr. zogen die ersten zentraleuropäischen Bauern, die Linearbandkeramiker, aus dem Karpathenbogen, Teilen des heutigen Ungarn, der Slowakei und von Rumänien, entlang der Donau westwärts nach Niederösterreich, Niederbayern und weiter an Neckar, Rhein und Loire. Etwas später gelangten sie auch nach Sachsen, Thüringen und Südpolen.
In späteren Zeiten sind immer wieder neue Kulturen aus dem europäischen Osten und den asiatischen Steppen nach Westen, Südwesten und Süden, nach Zentraleuropa, den Balkan, Anatolien, Persien und Indien vorgedrungen. In vielen Fällen konnte als Ursache der Wanderung eine Austrocknung ihrer bisherigen Heimat ausgemacht werden, welche die Menschen auf die Suche nach Land mit einem fruchtbareren Klima getrieben hat. Bei der ersten großflächigen Ausbreitung der Landwirtschaft in Europa durch die Bandkeramiker war dies nicht anders!
Um 6200/6000 v.Chr. waren im Karpathenbogen neue Dörfer entstanden, welche recht unterschiedliche Zeiten durchzumachen hatten. In der Endphase eines günstigeren Zeitabschnitts bis gegen 5600 v.Chr. bildete sich dann dort eine Kultur aus, deren Kennzeichen Keramikgefäße mit linearen bandförmigen Mustern waren.
Um 5600 v.Chr. fiel die Temperatur auf einen Tiefstwert und es wurde auch sehr trocken: die Seenspiegel in Europa zeigten ein niedriges Niveau. Zu den allgemeinen Wettereinflüssen waren noch die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen getreten! Im Jahrhundert von 5635 bis 5535 v.Chr. sind insgesamt 6 Vulkanausbrüche im Eis von Grönland registriert, darunter 3 sehr große, deren klimatische Wirkung – Kühle und Trockenheit – jeweils einige Jahre anhielt. Gegen 5500 v.Chr. erreichte die Trockenheit dann ihren Höhepunkt: fossile Eichenholzringe aus Süddeutschland bestätigen die Einbrüche bei Temperatur und Fruchtbarkeit. Auch Bodenuntersuchungen in der bedeutenden bandkeramischen Siedlung Vaihingen/Enz bei Stuttgart, die um 5500 v.Chr. gegründet wurde, haben gezeigt, dass der Besiedelung ein Steppenklima voraus gegangen ist.
Die Bandkeramiker im Karpathenbogen waren in der Zeit der klimatischen Erholung zu einer zahlreichen Bauernbevölkerung herangewachsen. Kühle, Trockenheit und launisches Wetter versetzten sie nun aber in eine verzweifelte Lage und so reifte der Entschluss zur Abwanderung und zur Suche nach einem fruchtbareren Land. Die Menschen machten sich auf zu einem Zug nach Westen entlang der Donau und sie hatten Glück, denn bald nach ihrem Aufbruch begann sich das Klima zu bessern, die vulkanische Tätigkeit beruhigte sich und später stellten sich in der neuen Heimat mit einem Hoch der Sonnenaktivität sogar recht fruchtbare Verhältnisse ein, die eine rasche Vermehrung der Menschen gestatteten. Vermutlich haben die Menschen diese günstigen Bedingungen ihrer Auswanderung und der neuen Heimat zugeschrieben.
Innerhalb von zwei Jahrhunderten breitete sich die neue Kultur der Bandkeramiker in einem weiten Gebiet von fast einer Million Quadratkilometer Größe zwischen Schwarzem Meer und Pariser Becken aus. Zu verstehen ist dies wohl nur angesichts der Klimahistorie: nach 5500 v.Chr. herrschten zumindest über zwei Jahrhunderte lange Phasen eines Klimaoptimums, welche zu einem starken Anwachsen der neuen Bevölkerung geführt haben müssen! Hierzu ein Vergleich aus der Neuzeit: in den 80 Jahren von 1930 bis 2010, welche von 2 Phasen eines Klimaoptimums geprägt waren, hat sich die Menschheit trotz eines verheerenden Weltkrieges von 2,5 auf fast 7 Milliarden vermehrt, also fast verdreifacht! Die neue Kultur erwies sich überall als verblüffend ähnlich: überall findet sich Keramik mit demselben Bandmuster und überall wurden mächtige Langhäuser aus Eichenholz gebaut, deren Wände aus Flechtwerk mit Lehmverputz bestanden, und die Toten wurden überall in gleicher Hockstellung begraben. Die typische Hausart der Menschen war schon auf dem Balkan entwickelt worden. Auf den Feldern baute man Emmer, Einkorn. Linsen, Erbsen und Lein an und man züchtete Rinder, Schweine und Ziegen. Die Menschen behielten ihre Verbindungen selbst über weite Strecken hinweg bei, denn über Hunderte von Kilometern wurde bayerischer Feuerstein und slowakischer Amphibolit transportiert, aus dem geschliffene Beile gefertigt wurden, und an vielen Stellen finden sich auch Muscheln von der Ägäis.
Die Bandkeramiker in Europa waren offensichtlich nicht mehr reine Nachfahren von orientalischen Bauern, die mehr als tausend Jahre früher aus Anatolien auf den Balkan gekommen waren. In der langen Zwischenzeit haben sie sich schon mit den Ureuropäern, den Vasconen, vermischt. Untersuchungen der Strontium-Isotope von Zähnen von der Fundstätte bei Vaihingen/Enz haben gezeigt, dass schon damals fast jeder dritte der zugezogenen bandkeramischen Bauern zu den in Europa angetroffenen Ureuropäern zählte. Einem Mainzer Forscherteam ist es weiter gelungen, brauchbares Erbgut aus Skeletten der Bandkeramiker zu analysieren. Dieses Ergebnis birgt eine weitere Überraschung: ein Viertel der Skelette weist DNS-Varianten auf, welche es heute gar nicht mehr gibt! Ihre Träger müssen also später ausgestorben sein! Ganz offensichtlich waren sie den wechselnd harten europäischen Bedingungen auf Dauer nicht gewachsen. Die angetroffenen Ureuropäer hingegen waren vorher in dem riesigen Zeitraum von mehreren Zehntausenden von Jahren in Europa wiederholt dem extremen Wechsel des Klimas zwischen eiszeitlicher Kälte und mäßig warmen Perioden ausgesetzt gewesen und sie hatten auch die krassen Temperatursprünge von angenehm warm zu bitterkalt und umgekehrt der Übergangszeit zu überstehen. Ein größeres Ausweichen vor der Kälte in wärmere südliche Regionen wie in der riesigen asiatischen Landmasse war in Europa kaum möglich, weil das Mittelmeer eine Grenze setzte, die aber zeitweilig von der arktischen Front fast erreicht worden ist. Das musste zu einer starken Genselektion führen! So blieben in Europa wohl nur die Widerstandsfähigsten und Anpassungsfähigsten übrig. Als Folge davon waren bei den neuen Bauern mit schon gemischtem Genmaterial ganz offensichtlich die Träger von vorzugsweise alteuropäischen Genen auch den späteren Klimawechseln in Europa besser gewachsen als die orientalischen Innovationsüberbringer und die alten Gene häuften sich im europäischen Erbgut an. Auch andere Untersuchungen zeigen, dass die heutigen Europäer noch zu mehr als einem Dreiviertel von den Genen der Ureuropäer geprägt sind. Vielleicht hat dies dazu beigetragen, dass sich in der neueren Zeit der europäische Mensch an vielen Stellen der Welt erfolgreich festsetzen konnte.
Was für die neuen Bauern gilt, stimmt offensichtlich auch für ihre mitgebrachten Schweine: Untersuchungen von Forschern der Universitäten Oxford und Durham an der DNS von aufgefundenen Knochenresten zeigen, dass diese identisch ist mit der