Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


Скачать книгу

auf den etwa 40 km langen East Rim Drive, nahmen jeden Aussichtspunkt mit. Die bekannteste Aussicht eröffnet sich am Yavapai Point, der Blick geht über das Gewirr der vielfarbigen tausendfach gestuften Felsformationen bis hinüber zum North Rim und tief hinein in die faszinierende Canyonwelt. Natürlich besuchten wir auch das dort befindliche Museum, in dem man Hochinteressantes über die Geologie und die Entstehung des Grand Canyon erfährt und durch die riesigen Panoramascheiben nochmals den überwältigenden Ausblick genießen kann. Das taten wir dann auch vom Yaki Point, die dunkle Granite Gorge im Blickfeld, und vom Grand View Point, der seinen Namen völlig zu Recht trägt, bietet sich doch von dort eines der schönsten Panoramen. Die Straße endet mit dem Desert View, von dem dortigen Aussichtsturm aus öffnete sich uns nach Osten hin ein grandioser Blick auf die Painted Desert, eine wie mit den allerbuntesten Farben bemalte Wüstenregion.

      Mit dem Verzehr von Hot Dogs aus dem auf dem Parkplatz aufgebauten Imbissstand hatte die Erde uns endgültig wieder. Schweren Herzens trennten wir uns, fuhren aber weiter durch traumhafte Landschaft, meilenweit ging es auf einsamer Straße vorbei an hoch aufgetürmten Felsmassiven, die typischen Schattierungen von Ocker, dunklem Rot, über Rosa, Violett bis zur gesamten Graupalette leuchteten in der Sonne, sehr dekorativ die eingestreuten dunkelgrünen Pflanzenbüschel. Immer wieder ergaben sich sagenhafte Ausblicke auf die steil aufragenden Ufer des Colorado River, und immer wieder wurde die Kamera gezückt, über 200 herrliche Dias erinnern uns allein an diese Region. Mit dem kleinen Städtchen Page erreichten wir den Lake Powell mit seinem imponierenden Staudamm, das azurblau schimmernde Wasser und die sich darin spiegelnden weiß-rosa Felsen boten abermals eine atemberaubende Kulisse. Und weiter ging es wie gehabt, wir waren einfach überwältigt von der maßlosen Schönheit dieser unberührten Landschaft. Trotzdem mussten wir allmählich an einen passenden Stehplatz denken, der Nachmittag ging langsam zur Neige. Gegen 6 p. m. entdeckten wir in dem kleinen Städtchen Kanab, inzwischen hatten wir die Grenze nach

      - UTAH -

      überfahren, einen sehr schön direkt unter einem bizarren roten Felsen gelegenen Campground, und schon bald genossen wir in einer gemütlichen Inn in unmittelbarer Nähe ein vorzügliches Dinner. Total ermüdet von den unendlich vielen Eindrücken des Tages lagen wir schon um 10 p. m. in unserem gemütlichen Doppelbett mit Blick auf den dekorativ angestrahlten Felsen.

      Dank Petrus konnten wir am folgenden Vormittag bei wiederum herrlichem Sonnenschein zu unserem nächsten Highlight aufbrechen, dem

      - Zion Nationalpark -

      den wir auch bald über das kleine Städtchen Springdale erreichten. Für seine Beschreibung gehen mir allmählich die Adjektive aus, einfach irre, atemberaubend! Durch das tief eingeschnittene Tal des Virgin River, eines Nebenflusses des Colorado, führt die Straße an gen Himmel ragenden Wänden entlang, rechts und links löst eine gewaltige Bergformation die nächste ab, fast alle über 2.000 m. Ein 12 km langer Scenic Drive führt durch eine prachtvolle Szenerie aus schroffwandigen, bis zu 900 m tiefen Talschluchten, Mesas (Tafelbergen), Felsendomen und Tausenden von Zinnen, deren Farbenspiel von Weißgrau über Orange- und Rottöne bis zu kräftigem Violett reicht. Die vorherrschende Farbe im Park ist rot in vielen Schattierungen, sogar die Straßen sind rostrot.

      Nach fast zweistündigem Genießen brachen wir in südwestlicher Richtung auf, weiter ging’s durch nach wie vor unendliche prächtig gefärbte Felsenlandschaft. Kurz hinter dem kleinen Städtchen St. George überfuhren wir wieder die Grenze nach ARIZONA und standen schon nach kurzer Zeit am gigantischen Hoover Dam, der mit seiner imposanten Höhe von 221 m und 380 m Breite den Black Canyon absperrt, durch den sich der Colorado zwängt. Der durch den Fluss gebildete riesige Lake Mead mit seinen imponierenden Ausmaßen von 185 km Länge und bis zu 180 m Tiefe ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wassersportler.

      Nachdem wir von der Staumauer aus, die übrigens die Grenze nach

      - NEVADA -

      bildet, die sich bietenden spektakulären Ausblicke genügend genossen und natürlich auch fleißig im Bild festgehalten hatten, wendeten wir uns unserem Tagesendziel zu, der glitzernden Glücksspielmetropole Las Vegas, die sich wie eine Vision aus der leblosen Wüste erhebt. Ernüchterung machte sich bei uns breit, als wir am späten Nachmittag langsam den die Stadt von Südwesten nach Nordosten durchziehenden breiten Hauptboulevard, der unter der Bezeichnung Strip Weltberühmtheit erlangt hat, entlangfuhren. Riesige Unterhaltungspaläste, Nachtlokale, Bars, Spielkasinos, luxuriöse Hotels mit überdimensionaler Architektur reihen sich aneinander, besonders auffallend der bombastische weiß-goldene Rundbau des Caesars Palace, bescheiden dagegen die kleine ockerfarbene, aber sehr berühmte hölzerne Hochzeitskapelle mit ihrem über dem seitlichen Eingang hoch aufragenden dunkelgrauen, sehr spitzen Turm, gekrönt von einem metallenen Kreuz. Erst als mit beginnender Dämmerung Millionen bunter Neonlichter und unzählige riesige in allen Farben blinkende Reklameschilder und Leuchtfiguren die Szenerie illuminierten, konnten wir uns einer gewissen Faszination nicht entziehen.

      Da alle angebotenen Dinner-Shows ausverkauft waren, kein Wunder am Freitagabend, versuchten wir zunächst in einem der vielen Spielkasinos unser Glück, d.h., überwiegend waren wir als Zuschauer unterwegs. Um unsere Urlaubskasse nicht zu arg zu strapazieren, setzten wir lediglich die für einen gewieften Spieler lächerliche Summe von 100 Dollar in kleine Chips um, die wir, oh Wunder, an einem Roulette-Tisch in kleinen Schritten um 20 Dollar vermehrten.

      Rechtzeitig vor dem Ende unserer Glückssträhne verließen wir diesen verführerischen Ort und gingen auf die Suche nach einem gemütlichen Restaurant, gar nicht so einfach in dieser gigantischen Unterhaltungsmetropole, außerdem durfte der Parkplatz für unser großes Wohnmobil auch nicht allzu weit entfernt sein. Endlich gegen 9 p. m. meinten wir das Richtige gefunden zu haben, hinter dem Namen El Rancho hatten wir allerdings keinen Chinesen vermutet. Nun gut, aßen wir nach langer Zeit einmal wieder chinesisch.

      Nachdem wir uns an einer Reihe von kunterbunten, höllisch klappernden und scheppernden Spielautomaten, natürlich alle besetzt von zum Teil lauthals fluchenden Glücksrittern, vorbeigearbeitet hatten, diese einarmigen Banditen sind einfach überall, waren wir froh, in einem ganz gemütlichen Raum zu landen, in dem wir unser wohlverdientes Dinner in aller Ruhe genießen und uns auch ohne überlautes Gedudel aus irgendwelchen Lautsprechern nett unterhalten konnten. Zum Abschluss des Abends ließen wir uns noch einmal so langsam wie möglich den glitzernden Prachtboulevard rauf- und runtertreiben, schon sehr eindrucksvoll! Kurz vor Mitternacht schlichen wir uns einfach auf einen der riesigen sehr vollen Hotelparkplätze, natürlich kein anderes Motorhome weit und breit, so dass wir mitten zwischen den „Kleinen“ weithin sichtbar herausragten. Trotzdem schliefen wir ohne unliebsame Störung tief und fest bis zum wieder sonnigen Morgen.

      Zufällig waren wir auf dem Parkplatz des grandiosen Hotelpalastes Circus Circus gelandet, der mit seinen zeltähnlichen weiß-rosa gestreiften Anbauten seinem Namen gerecht wird. Mit laufender Reklame lud man zum Breakfast für 2,29 Dollar ein. Warum nicht? Wir bereuten unseren Entschluss allerdings, als wir auf die unendlich lange Warteschlange vor dem großen Frühstückssaal stießen. Aber nun waren wir schon so weit gekommen und mussten da durch. Auf der linken Seite des Raumes war auf drei langen nebeneinander stehenden Tafeln ein reichhaltiges Büfett angerichtet. Ordnungskräfte in prächtigen Uniformen sorgten dafür, dass man sich erst an einem der Tische niederließ, wenn man sich vorher schön brav in einer Reihe durch die schmalen Gänge geschlängelt und dabei im Vorübergehen seinen Teller gefüllt hatte. Gerd durfte natürlich schon früher ausscheren, hatte zwei Plätze in der Nähe belegt, und ich war froh, dass ich mit zwei voll beladenen Tellern nicht lange jonglieren musste; einen Nachschlag zu fassen, war bei den nachrückenden