Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


Скачать книгу

Sandbuchten und durch malerische kleine Orte.

      Nach drei Stunden Auf- und Abstieg gönnten wir uns eine erholsame Kuchenpause auf einem Parkplatz über wild zerklüfteten Klippen, an denen sich der Pazifik mit donnerndem Getöse gischtend brach. Hier hatte sich der Nebel inzwischen verzogen, und eine nahe Vogelinsel, von der ohrenbetäubender Lärm herüberwehte, ließ uns wieder einmal zu unserem Fernglas greifen; auf den Felsen ein unübersehbares Gewimmel der verschiedensten Vogelarten, laut kreischende Möwen, mitten dazwischen eine Kormorankolonie, etwas abseits als ruhender Pol einige braune Pelikane mit ihren weißen Köpfen, die weiten Schwingen majestätisch ausgebreitet; in der Luft nicht minder voll, ein ständiges Starten, Landen, Kreisen und Schweben, plötzliches Herabstoßen zu zappelndem Fischfang, ein Wunder, dass es bei diesem Durcheinander nicht ständig zu spektakulären Zusammenstößen kommt!

      Da nach der nächsten Kurve auch der nach wie vor ziemlich schmale Highway total im Nebel versank, ergriffen wir nach fast einstündiger „Blindfahrt“ hinter der verträumten Ortschaft San Luis Obispo die Gelegenheit, auf eine fast parallel verlaufende Straße im Landesinneren auszuweichen. In herrlichem Sonnenschein rollten wir dann durch eine wunderschöne hügelige Landschaft, rundum gepflegtes Ranchland, als malerische Tupfen hübsche weiße Farmhäuser, umgeben von den attraktiven nicht minder weißen Zäunen. Eine kleine Grocery lud uns dazu ein, unsere Vorräte etwas aufzustocken.

      Weil wir nicht wieder riskieren wollten, in die Dunkelheit hineinzukommen, fingen wir etwas früher mit der Suche nach einem passenden Campground an und wurden kurz vor Beginn der Dämmerung hoch über dem

      - Lake Cachuma -

      idyllisch im Santa Ynez Valley gelegen, fündig. Wir bekamen einen tollen Platz mit direktem Blick auf den See und die sich dahinter auftürmenden Berge zugewiesen. Als Nachbarn hatten wir in einiger Entfernung ein sich als sehr nett entpuppendes schwarzes Ehepaar, mit dem wir uns eine Weile angeregt unterhielten, natürlich stellten sie u. a. die üblichen Fragen: „Where are you from and where are you going?“ Mit dem gegenseitigen Wunsch: „Enjoy your trip!“ trennten wir uns nach halbstündigem Plausch, inzwischen war es wieder 8 p. m. und somit stockdunkel.

      Mit größtem Appetit verspeisten wir die kurz zuvor frisch erstandenen Brötchen und andere Leckereien, um uns dann mit einem kühlen Drink draußen auf einer der zu unserem Stehplatz gehörenden vier Bänke niederzulassen und bei Grillengezirpe und „melodischem“ Froschgequake den lauen Abend zu genießen. Ein herrlicher Vollmond, der sich unten im See spiegelte, machte die Szenerie perfekt! Gegen 10.30 p. m. siegte jedoch die Müdigkeit über die romantische Stimmung, und nach einer halben Stunde erhellte nur noch das fahle Licht des Mondes das Innere unseres Mobis.

      Geweckt wurden wir von hellem Sonnenschein, und bei dem traumhaften Ausblick fand das ausgiebige Frühstück natürlich auf unserem Stehplatz statt. Bei schönstem Wetter (etwa 25°C) ging es bestens gelaunt gegen 11 a. m. wieder „on the road“. Durch die grandiose Bergwelt der überwiegend bewaldeten Santa Ynez Mountains erreichten wir schon bald das herrlich an einem langen feinsandigen Strand gelegene Seebad Santa Barbara, eine pulsierende Stadt, Anziehungspunkt für Touristen und auch ein beliebter Wohnort für Prominente. Verglichen mit anderen kalifornischen Städten blieb hier der spanisch mexikanische Einfluss im Stadtbild erhalten, obwohl Santa Barbara 1925 von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Die Stadtplaner entschieden sich zum Glück für den Wiederaufbau der vielen zerstörten Gebäude im Originalstil.

      Eine übliche private Sightseeingtour führte uns kreuz und quer durch den belebten, sich weit hinziehenden Ort, von einigen der zum Teil recht steilen Straßen, die meisten dicht an dicht gesäumt von schönen alten Laubbäumen im Wechsel mit hohen schlanken, die niedrigen Dächer überragenden Palmen, ergaben sich spektakuläre Ausblicke auf die schroffen Gipfel der Santa Ynez Mountains und die sich zu ihren Füßen ausbreitenden zwischen viel Grün bebauten Hügel. Zuletzt „kletterten“ wir für ein Erinnerungsfoto zu der eigentlichen Keimzelle von Santa Barbara empor, der sich auf einer Anhöhe inmitten von Eukalyptushainen ausbreitenden gleichnamigen Franziskanermission, der so genannten Queen of the Missions, gilt sie doch mit ihren gepflegten weißen Gebäuden als eine der besterhaltenen unter den kalifornischen Missionen, gegründet im Dezember 1786 zur Bekehrung der damals in der Region lebenden Chumash Indianer. 1812 und ebenso 1925 bei schwerem Erdbeben zerstört und wieder aufgebaut, ist sie die einzige Mission in Kalifornien, die immer noch unter der Leitung von Franziskanermönchen steht.

      Der ganze über zwei Etagen gehende Gebäudekomplex mit weiß getünchten Wänden und hellroten, etwas verblichenen Ziegeldächern bildet ein großes Karree, in dessen Inneren kreuzweise aneinander gebaute Flügel wiederum mehrere Innenhöfe bilden, einige davon liebevoll in blühende Oasen verwandelt.

      Besonders auffallend das auf der Vorderseite sich rechts an den lang gestreckten, von Pfeilern getragenen Arkadengang anschließende, etwas vorspringende weiß gemauerte Portal der Kirche. Eine breite Freitreppe führt zur mächtigen rundbogigen Eingangstür, zu beiden Seiten je drei schlanke, rosa getönte Säulen, bis an den hohen, kunstvoll gestalteten dreieckigen Giebel reichend, der Rand ebenfalls rosa eingefärbt; daneben jeweils ein wuchtiger quadratischer, sich nach oben hin verjüngender zweistufiger Glockenturm, hinter schmalen abgerundeten Maueröffnungen sind die dunklen Glocken zu erkennen. Passend zu der übrigen Gestaltung zeigen sich die Kanten der Türme ebenfalls in kräftigem Rosa sowie auch die krönenden Kuppeln.

      Für weitere Farbtupfer sorgen exotische, teils üppig blühende Pflanzen in den ummauerten Beeten entlang der Arkaden und die hohen schlanken Palmen, deren windzerzauste Gipfel in die roten Dächer hineinragen. Der asphaltierte große Vorplatz wird aufgelockert durch mächtige weit verzweigte Laubbäume, jeweils durch einen sie umgebenden Holzzaun geschützt, und ein kantig gemauertes Brunnenbecken mit in leuchtenden Farben blühenden Seerosen; in der Mitte eine etwas verwitterte Skulptur, auf hohem Sockel übereinander zwei mit unterschiedlichen Gravuren gestaltete steinerne Schalen, die obere, etwas kleinere getoppt durch ein bauchiges grün schimmerndes Tongefäß.

      Am kilometerweiten von großen Palmen beschatteten Sandstrand, an dem reges buntes Treiben herrschte, legten wir etwas später unsere gewohnte Kuchenpause ein, um dann frisch gestärkt auf den Freeway 101 zu gehen, der uns zu unserem nächsten Ziel, dem mit 3,5 Millionen Einwohnern zu den größten Städten Kaliforniens zählenden

      - Los Angeles -

      bringen sollte und schließlich in eine der achtspurigen Autobahnen mündete, die wie ein dichtes Netz die Stadt durchziehen und sich auf sieben Ebenen über elf Rampen und ebenso viele Brücken treffen. Wahnsinn, und genau so wahnsinnig war der Verkehr! Hier wurden wir zum ersten Mal mit der Intoleranz vieler amerikanischer Autofahrer konfrontiert. Äußerst rechts fahrend, zeigte uns schon nach kurzer Zeit ein Schild: Exit only! Da wir natürlich nicht die erste Ausfahrt nehmen wollten, mussten wir die Spur wechseln, was uns nur unter größten Schwierigkeiten gelang, es wurde wild gehupt und rücksichtslos vorbeigerast. Wir hielten uns also mehr in der Mitte, auf dem vor mir ausgebreiteten Stadtplan suchte ich die für uns günstigste Abfahrt heraus.

      Da uns das Civic Center mit seinen unzähligen hoch aufragenden modernen Verwaltungs- und Regierungsgebäuden nicht sonderlich anzog, beschlossen wir, zunächst einmal dem nordwestlich gelegenen Stadtteil Hollywood einen Besuch abzustatten. Schließlich wies uns das große bekannte Schriftband mit den 15 m hohen Buchstaben den Weg. Wir ließen uns Zeit für eine ausgedehnte Sightseeingtour, den langen Hollywood Boulevard mit seinen historischen Relikten aus ruhmvollen Zeiten rauf und runter. In der Nähe des prunkvollen Grauman`s Chinese Theatre, von Drachen bewacht und 1920 im Stil einer chinesischen Pagode erbaut eines der wohl bekanntesten Premierenkinos, ergatterten wir einen Parkplatz und konnten so auch den den berühmten Walk of Fame, der direkt vor dem Theater beginnt, in Augenschein nehmen. In den schwarzen Terrazzo-Belag des Bürgersteigs sind Messingschilder