Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


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Griechenlands, umrundet, durchkreuzten das sich zwischen der Westküste Griechenlands und Unteritalien ausbreitende Ionische Meer, um dann im Adriatischen Meer an der Ostküste des Stiefels entlang am Samstagnachmittag unser Ziel, die an der nördlichen Spitze liegende Lagunenstadt

      - Venedig -

      zu erreichen, deren Schönheit wir bereits 20 Jahre zuvor mit unseren Kindern auf einer unserer Ferienreisen an die Strände Italiens kennen gelernt hatten. Mittels Pfahlrosten auf etwa 120 eng aneinander liegenden Inseln erbaut, von zahlreichen kleinen Kanälen durchschnitten, verbunden durch rund 400 Brücken, übt sie mit ihrer Vielzahl wunderschöner alter Paläste, Kirchen und anderer berühmter Bauwerke noch immer eine große Anziehungskraft auf ihre unzähligen Besucher aus, obwohl sie auf dem schlammigen Untergrund langsam im Wasser versinkt.

      Natürlich standen wir an der Reling, als wir auf der „Prachtstraße“ Venedigs, dem 3.800 m langen und bis zu 70 m breiten Canale Grande, gesäumt von imposanten Bauten aus alter Zeit, langsam an dem prächtigen Dogenpalast mit seinen kunstvoll verzierten Arkaden vorbeiglitten, dahinter am Markusplatz aufragend die fünf mächtigen Kuppeln der Sankt-Markus-Kirche und der viereckige hohe Campanile, ein berühmter Glockenturm. Venedig und seine Lagune wurden 1987 von der UNESCO zur Welterbestätte erklärt.

      Die letzte Strecke bis zu unserem Anleger wurden wir von einem Lotsenschiff bugsiert. Zu dem Zeitpunkt befanden wir uns jedoch nach einer Lautsprecherdurchsage bereits in irrem Gedränge im Salon, wo sämtliche Pässe der Passagiere, zu Beginn eingesammelt, jetzt in heillosem Durcheinander auf einem großen Tisch liegend, durch einzelnes Aufrufen der Namen wieder ausgeteilt wurden, eine sehr langwierige Prozedur, immerhin waren über 500 Personen an Bord. Das Ausschiffen klappte dann wenigstens einigermaßen gut.

      Nachdem wir im Konvoi die Autostraße, die Venedig mit dem Festland verbindet, hinter uns gebracht hatten, gingen wir auf die Autobahn und brausten ohne Aufenthalt durch die fruchtbare Poebene bis an den etwa 120 km entfernten herrlichen Gardasee, das größte Binnengewässer

      - ITALIENS -

      inmitten grandioser Gebirgskulisse der Voralpen. Genau zur rechten Zeit, unsere Uhren hatten wir inzwischen wieder um eine Stunde zurückgestellt, stießen wir auf eine ideale Übernachtungsmöglichkeit, einen naturbelassenen Parkplatz direkt am südöstlichen Ufer, unmittelbar daneben eine große Liegewiese mit Badestrand.

      Dort wurden die Siebensachen aber gerade eilends zusammengepackt, denn am Himmel hatte sich ein gewaltiges Gewitter zusammengebraut, das sich kurze Zeit später mit Blitz und Donner und kräftigem Regenguss entlud. Der See schwarz und drohend mit weißen Schaumkronen durch den aufkommenden Sturm. Alles, was noch unterwegs war an Seglern, Motoryachten, Ruder- und Paddelbooten strebte so schnell wie möglich dem schützenden Ufer zu. Da wir keine Lust hatten, diesen schönen Platz wieder zu verlassen, gab es aus den noch vorhandenen Vorräten ein leckeres Abendessen an Bord. Bei immer noch trommelndem Regen holten wir zum ersten Mal in diesem Urlaub unser Kniffelspiel aus dem Schrank und würfelten, was das Zeug hielt, bis uns die Müdigkeit übermannte.

      Der Sonntagmorgen zeigte sich von seiner besten Seite, also entschlossen wir uns spontan, noch einen Tag auf der Liegewiese und im inzwischen wieder smaragdgrünen klaren Wasser zu verbringen, dabei ausgiebig die traumhafte Aussicht genießend. Am Abend wurde der dritte Eintopf geöffnet und da wieder heftige Schauer aufzogen, Revanche beim Kniffeln gefordert.

      Drei volle Tage blieben uns noch für die Rückfahrt. Bei wieder strahlendem Sonnenschein erwartete uns am Montag eine fast 50 km lange herrliche, manchmal kurvenreiche Fahrt unmittelbar am Ufer des lang gestreckten, jetzt spiegelglatten und in allen Blautönen schimmernden Sees entlang, durch idyllische Ferienorte, teilweise in die grünen Hänge bis an die Felsengrenze hineingebaut; zu beiden Seiten, sich hintereinander auftürmend, schroffe Bergriesen, die hohen Gipfel von weißen Wölkchen umspielt.

      Anschließend ging es auf nicht minder schöner Strecke via Autobahn durch atemberaubendes Hochgebirge, ganz besonders dramatisch um Bozen herum, malerisch in einem Flusstal zu Füßen der wuchtigen Kulisse der Dolomiten gelegen mit ihren gen Himmel strebenden Gipfeln von über 2.000, einige sogar über 3.000 m Höhe; die größten Steigungen durch etliche Tunnel umgehend; von in weiten Schwüngen harmonisch in die Landschaft eingefügten gewaltigen Brücken aus Schwindel erregender Höhe Traumblicke auf grüne Täler zwischen dunkel bewaldeten Hängen, dahinter über 2.000 m aufragend schneebedeckte Gipfel, die Häuser tief unten zwischen schlanken Tannen wie aus dem Modellbaukasten. Nach etwa 200 Kilometern erreichten wir den Brenner, den 1.375 m hohen Alpenpass in Tirol.

      Weiter trug uns unser braves Mobi durch überwältigendes Alpenpanorama, inzwischen wieder in

      - ÖSTERREICH -

      über die gigantische Europabrücke, die kurz vor Innsbruck in 198 m Höhe mit einer Länge von 785 m das romantische Silltal überspannt, bis wir kurz hinter Innsbruck die Autobahn verließen und nach Überwindung von beachtlichen 16 % Steigung in den 1.180 m hohen malerischen Ferienort

      - Seefeld -

      einfuhren, den Endpunkt unserer Tagesreise. Den etwas außerhalb wunderschön unter hohen Tannen gelegenen Alpenhof, sehr einladend mit seinen kunstvoll bemalten schneeweißen Wänden und dem von bunter Blütenpracht überquellenden dunklen Holzbalkon, erkoren wir als geeignete Bleibe für die Nacht. Der freundliche Wirt hatte nichts dagegen, dass wir auf seinem großen Parkplatz übernachteten, also verspeisten wir schon bald im rustikalen Ambiente der gemütlichen Gaststube mit bestem Appetit auf der Zunge zergehenden Tafelspitz mit Meerrettichsoße und teilten uns zum krönenden Abschluss einen wie immer köstlichen Kaiserschmarren.

      Noch ein paar beachtliche Steigungen, und wir passierten schon um 9.00 Uhr am nächsten Morgen ohne großen Aufenthalt die Grenze nach

      - DEUTSCHLAND -

      gleich dahinter der Luftkurort Mittenwald, malerisch zu Füßen des Karwendelgebirges gelegen, jetzt allerdings eingehüllt in dicke graue Wolken, es nieselte. Aber bereits in Garmisch-Partenkirchen, idyllisch eingebettet in ein weites grünes Tal, hatte ein starker Wind die Wolkendecke aufgerissen und vor blauem Himmel zeigte sich die atemberaubende Gebirgskulisse, herausragend der schneebedeckte Gipfel der Zugspitze, mit 2.962 m die höchste Erhebung der deutschen Alpen.

      Allmählich die dramatische Bergwelt hinter uns lassend, ging es weiter auf landschaftlich sehr schöner Strecke inzwischen wieder in strahlendem Sonnenschein durch den romantischen Pfaffenwinkel, so genannt nach seinen vielen alten Klöstern und Kirchen, ein ganzes Stück am leise gurgelnden grünen Lech entlang, dabei mitten durch das hübsche Landsberg mit seinem barocken Ortsbild und Toren und Türmen der mittelalterlichen Stadtmauer. Auf dem belebten Marktplatz, rundherum die in allen Pastellfarben leuchtenden Häuserfassaden, legten wir mit Blick auf den plätschernden, von leuchtend bunten Blumenrabatten umgebenen, mit vielen Skulpturen verzierten Marienbrunnen und ein mächtiges gotisches Turmtor im Hintergrund unsere obligate Teepause ein, zwar etwas verfrüht, aber ein naher Bäcker mit ofenfrischem Butterkuchen war eine zu große Verführung.

      Frisch gestärkt reihten wir uns kurz vor Augsburg in den fließenden Verkehr auf der Autobahn ein, die uns in großzügigen Schwüngen durch herrliche Landschaft führte, bewaldete Hügel, weite fruchtbare Felder, saftig grüne Wiesen mit sicherlich glücklichen Kühen, an sanften Hängen idyllische Ortschaften, auf hoher