Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


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auf kühn aufragenden Basaltkegeln immer wieder mächtige Burgen und Ruinen, bis in einem Talkessel

      - Stuttgart -

      unser Tagesendziel, vor uns auftauchte. Wir nahmen eine der ersten Abfahrten und suchten uns in einem ruhigen Vorort eine Bleibe für die Nacht, ein schöner Parkplatz am romantischen Neckar kam uns gerade recht. Das auswärtige Abendessen ließen wir allerdings ausfallen, denn inzwischen hatte es auch meinen Schatz erwischt, und bei mir zeigten die Tabletten ebenfalls keine Wirkung mehr. Aber der Kühlschrank bot ja noch immer einige Auswahl.

      Unser letzter Urlaubstag, es war immerhin schon der 1. Juni, gab bereits einen Vorgeschmack auf den nahenden Sommer, Sonne satt. Traditionsgemäß wollten wir zum Abschluss noch einmal am Deutschen Eck in Koblenz übernachten. Also gingen wir so schnell wie möglich wieder auf die Autobahn bis kurz vor Bingen. Von dort aus genossen wir wie schon so oft die herrliche Fahrt unmittelbar am linken Rheinufer entlang, bis wir am späten Nachmittag auf unserem angestammten Parkplatz direkt an der Mündung der Mosel in den Rhein eintrafen und auch das Glück hatten, in der ersten Reihe noch eine Lücke zu ergattern, denn wie immer hatten sich an diesem bevorzugten Ort schon wieder etliche Wohnmobile eingefunden. Da es uns immer noch nicht besonders gut ging, verbrachten wir den Abend an Bord, von unseren gemütlichen Vordersitzen aus bei Cola und Salzstangen als letztes Hausmittel das gewohnte rege Leben und Treiben auf Mosel und Rhein und der Promenade direkt vor uns beobachtend.

      Am Donnerstag ging’s auf kürzestem Wege via Autobahn zurück nach Düsseldorf, genau 6.378 Kilometer hatte unser Zähler registriert, ein wieder sehr interessanter und durchweg gelungener Urlaub, abgesehen von dem unschönen Mitbringsel, das uns und ganz besonders mir noch sehr schwer zu schaffen machte, während mein Schatz sich einigermaßen schnell erholte. Trotz sofort eingeleiteter Therapie durch unseren Hausarzt verbesserte sich mein Zustand überhaupt nicht, auch stärkende Infusionen vermochten nicht zu verhindern, dass ich immer mehr abnahm. Eine dreitägige stationäre Untersuchung im Krankenhaus brachte ebenfalls keine Klärung. Endlich, ich war schon auf 48 kg abgemagert, entdeckte man in einem Spezialinstitut für Tropenkrankheiten den Erreger, der offensichtlich sehr schwer nachweisbar ist, denn gefunden wurde er nicht bei mir, sondern bei Gerd, der sich Gott sei Dank gleichfalls untersuchen ließ.

      Die Reaktion unseres Arztes nach Erhalt der Diagnose: “Diese verflixten Lamblien!“ Es handelt sich um Erreger, die hauptsächlich im Wasser vorkommen und somit beim Schwimmen aufgenommen werden können oder etwa beim Verzehren von gewaschenem Salat und laut Aussage eines Arztes sogar in gekochtem Tee überleben. Na, dann wunderte mich gar nichts mehr! Jetzt konnte gezielt therapiert werden und innerhalb von ein paar Tagen war der Spuk ausgestanden. Auf den Fotos von der Hochzeit unserer Tochter Gaby, die Anfang August desselben Jahres stattfand, sehe ich noch etwas hohlwangig aus, doch langsam ging es wieder bergauf. Aber, wie schon gesagt, trotz dieser Misere haben wir auch an diesen Urlaub eigentlich nur sehr schöne Erinnerungen.

      Von San Francisco in den Westen der USA

      Im Herbst 1989 wurden wir unserem Mobi zum ersten Mal untreu, von Deutschland aus mieteten wir durch Canusa Touristik in Hamburg ein 24-25 feet Motorhome (um 8 m) bei einem Vermieter in San Rafael, einige Meilen nördlich von San Francisco. Wir starteten am 7. September, einem Donnerstag, mit LTU einigermaßen pünktlich um 11.15 Uhr von unserem Heimatflughafen. Die Maschine war mit 300 Personen restlos ausgebucht. Nach einem sehr angenehmen, überwiegend ruhigen Flug über die Shetland Inseln und Grönland mit herrlichen Ausblicken landeten wir um 1 p. m. am selben Tag (9 Std. Zeitverschiebung) in

      - San Francisco -

      (in einigen Ländern unterscheidet sich die Beschreibung der Uhrzeit von der bei uns üblichen, a. m.= ante meridiem -vormittags- und p. m.= post meridiem -nachmittags-).

      Unsere älteste Tochter Gaby holte uns nebst Ehemann Diethard mit einem großen amerikanischen Schlitten, einem Ford Mercury, den sie auf den Namen Mario getauft hatten (rostbraun mit mittelblauen ledernen Sitzbänken) vom Flughafen ab. Sie hatten im August des Vorjahres, wie schon erwähnt, in Hamburg geheiratet und waren, beide inzwischen zugelassene Rechtsanwälte, zwecks Studium unseres Schwiegersohnes zum MBA an der dortigen Uni drei Wochen nach ihrer Hochzeit nach San Francisco gezogen. Gaby war in der Zwischenzeit in einer PR Agentur zum Account Manager aufgestiegen und trug dadurch zum Auffüllen der Haushaltskasse bei.

      Da Diethard noch zur Uni musste, nutzten wir den Nachmittag sofort für eine kleine private Stadtrundfahrt. Zu dritt bequem auf der durchgehenden breiten vorderen Bank sitzend, erklommen wir bei herrlichem Sonnenschein den Russian Hill auf der Lombard Street, der „krummsten Straße der Welt“, die sich am Osthang zu einer steilen Einbahnstraße verjüngt und sich mit ihrem roten Ziegelsteinpflaster bei 40% Gefälle in zehn Haarnadelkurven zwischen gärtnerisch sehr hübsch gestalteten Anlagen hindurch schlängelt, von dort ging`s in flottem Tempo empor zum Telegraph Hill mit seinem 64 m hohen Coit Tower, der 1934 als Feuerwehr-Ehrenmal errichtet worden ist und von dessen Aussichtsterrasse man einen herrlichen Blick genießt auf Downtown, den ehemaligen Fischereihafen Fisherman`s Wharf mit seinen bunten Geschäften und Restaurants, die berühmt-berüchtigte ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz, und last not least das wohl bekannteste Wahrzeichen San Franciscos, die die Bay überspannende sehr imposante auffallend rotgolden schimmernde Golden Gate Bridge, 1937 nach vier Jahren Bauzeit fertig gestellt, mit einer Spannweite von 1280 m und ihren 227 m hohen Pylonen eine der größten und schönsten Hängebrücken der Welt, und weiter östlich die ein Jahr früher eröffnete, über zwei Ebenen gehende Oakland Bay Bridge, die wir später noch aus der Nähe bewunderten; eine zauberhafte Stadt zum Verlieben, kein Wunder, dass sie bei fast jedem Besucher spontane Begeisterung hervorruft.

      Weiter chauffierte uns unsere bestens informierte „Reiseführerin“ kreuz und quer durch die Straßen, natürlich wurde auch die supersteile Webster Street, auf der der Wagen fast senkrecht in die Höhe steigen muss, nicht ausgelassen. Gegen Abend erreichten wir fast zusammen mit unserem Schwiegersohn das Domizil der beiden in der Pierce Street in Marina in unmittelbarer Nähe zur Bay. Sie hatten eine wunderschöne Wohnung in der 3. Etage eines 6 Parteien-Hauses gemietet, ein typischer weißer Holzbau mit hochgeklappter Feuerleiter. Vom großen Fenster ihres Wohnzimmers aus hatte man einen traumhaften Blick auf die Golden Gate Bridge, wenn nicht gerade eine dicke weiße Nebelwolke vom Pazifik hereinwaberte.

      Bei einem leckeren Abendessen wurde ausgiebig geklönt, und dem Jetlag keine Chance gebend, beendeten wir erst um Mitternacht diesen so ereignisreichen Tag. Drei mindestens ebensolche folgten, unsere Tochter hatte sich für diese Zeit frei genommen, um uns die von beiden so heiß geliebte Stadt ausführlichst vorführen zu können, was sie dann zu unserer Begeisterung am Freitag und Samstag auch gründlich tat; Diethard musste tüchtig in der Uni büffeln

      Ganz bequem von unserer breiten Sitzbank aus ließen wir bei gleich bleibend schönem Wetter langsam alle nur denkbaren Sehenswürdigkeiten an uns vorüberziehen; die an Manhattan erinnernden imposanten Hochhäuser des Civic Center, die pompöse City Hall mit ihren unzähligen Säulen und einer mächtigen 92 m hohen Kuppel, die sich, umgeben von gepflegten Rasenflächen über zwei Straßenblocks erstreckt, nach dem verheerenden Erdbeben von 1906 wieder völlig neu aufgebaut; das ebenfalls im klassizistischen Stil errichtete War Memorial Opera House von 1932, auf dessen Bühne 1945 die Charta der Vereinten Nationen unterzeichnet worden ist und die 1980 eröffnete Symphony Hall mit ihrer rundum laufenden Fensterfront und dem silbrig glänzenden flachen Kuppeldach, eine der größten Konzerthallen der USA; den Union Square, der palmengeschmückte sehr belebte