Manja Gautschi

Steintränen


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Nickerchen auch für diese grossen Tiere tödlich enden. Ein Festmahl für Blauohren, die im Herbst ihre Jungen gross zogen.

      Zärtlich kraulte Mara Custa zwischen den Ohren um sie aufzuwecken.

      Wie immer besuchten die beiden vor ihrer Heimreise Zylins ‚Gedenkstätte’. Mara legte die Blüte aus ihrem Haar auf die dunkle Stelle. Sofort wollte Custa die Blüte schnappen, erhielt von Mara einen Klapps „He! Lass die liegen, du Vielfrass. Ist nicht deine.“

      Dann machten sie sich auf nach Hause.

      Weil es wirklich schon kälter geworden war, zog sich Mara den dunkelgrünen Pullover über. Auch wenn es für sie eigentlich unnötig war, weil sie nicht so kälteempflindlich war wie andere, empfand es Mara als gemütlicher, kuscheliger und es fühlte sich geborgener an. Sie sass bereits auf Custa und hatten den Wald schon verlassen. Im Wald war’s wärmer gewesen. Brr.... ein Windstoss hatte Mara erfasst. So war sie damit beschäftig, ohne anzuhalten erst den Mantel auszuziehen, irgendwie über Custas Nacken zu legen, sodass er nicht hinunterfiel, den Pullover aus der Tasche zu kramen und ihn sich über den Kopf zu stülpen. Dann wieder in den Mantel, alles richten, damit’s passt.

      Mara hatte schon bemerkt, dass ihr Leute auf dem Weg entgegenritten, war normal, der Weg war benutzt. Sie hatte sich nicht weiter darum gekümmert, eben, der Pullover... erschreckte nun allerdings heftig, denn es waren Soldaten vom Terra Sonnensystem! Nicht dieselben wie damals im Wald natürlich, darum hatte auch Custa im ersten Moment nicht reagiert, aber es waren Soldaten vom Terra Sonnensystem!

      Unweigerlich sprang ihr Herz, Custa spannte sich darauf an, hob den Kopf. ‚Nicht knurren Custa! Sie dürfen doch nicht sehen, dass du kein Pferd bist!’ fiel Mara ein.

      Ganz genau beobachtete Mara die Gruppe von 8 Reitern. Vorne weg ein älterer, sehr steifer Mann in einer Uniform, die aus Stahl zu sein schien, so steif wie der aussah. Neben ihm ein jüngerer, dickerer, recht unsportlicher Typ mit Brille in ziviler Kleidung. Der Rest alles Soldaten, plus drei Packpferde. ‚Was taten die hier?! Was sollte Mara tun?!’

      Panik würde nicht helfen, beschloss Mara. Dachte nach, die Gruppe kam in gemächlichem Schritt näher. Sie konnte spüren und sehen, dass sie der ältere Mann mit seinem Blick fixierte. Er blickte irgendwie böse, während der andere fröhlich und zufrieden lächelte. Offenbar genoss er seine Reise.

      ‚Geh weiter!’ befahl Mara als Custa steif stehenblieb, die Gruppe fixierte, den Pferden Angst machte. Funktionierte prima, mehr als die Hälfte der Pferde fingen an nervös zu trippeln. Custas Präsenz musste sie heftig einschüchtern. „Na los, geh weiter.“ knirschte Mara zwischen den Zähnen hindurch. Beschloss die Gruppe so unauffällig wie möglich passieren zu lassen und es anschliessend umgehend Boris zu melden. Ja, das würde die beste Lösung sein.

      „Einen wunderschönen guten Tag, schöne Frau.“ winkte Bachschaum freudig von seinem Pferd. Mara schoss es kalt den Rücken hinunter ‚Schöne Frau’ hatte auch dieser Kerl gesagt, damals. Brr....

      Mara nickte „Guten Tag.

      Bachschaum zügelte sein Pferd. „Verzeihung“ sagte Bachschaum so freundlich wie immer. Custa hielt an, legte ihre Ohren drohend nach hinten. „Ist das der Weg nach Rotsand?“

      ‚Wieso fragt der das? Es gibt nur einen Weg hier? Was soll das?’ Mara nickte „Ja, ist es. Tut mir leid, aber ich muss weiter. Auf Wiedersehen.“ verabschiedete sich Mara schnell und drängte Custa weiter zu gehen.

      Bachschaum drehte sich im Sattel „Besten Dank. Wünsche einen schönen Tag.“ und ritt ebenfalls weiter.

      „Ja, auf Wiedersehen“ brummelte dann auch noch der ältere Herr, Admiral Richard Torns, hinterher, bevor er sein Pferd antrieb.

      Die Soldaten dahinter winkten zum Teil freundlich, sahen grummelig drein oder nickten zum Gruss einfach. Aber keiner machte den Anschein, Mara irgendwie zu erkennen. ‚Puhh!’ dachte Mara. Froh, die Gruppe passiert zu haben. Sie hatte eben schon ein wenig Angst gespürt, aber vielmehr war ihr heiss geworden. Bilder von Blut schwirrten vor ihrem inneren Auge. Schmerz. Panik. Sie hätte ihr Messer ziehen und ein Massaker anrichten können. Lust dazu hätte sie gehabt. War komisch gewesen, sehr komisch. Vor allem diesem unfreundlichen, steifen alten Mann hätte sie gerne den Dolch in die Brust gestochen und ihm danach den Kopf abgerissen.

      ‚Ähh!’ Mara schüttelte ihren Kopf. Was waren das denn für Ideen?! ‚Alles in Ordnung?’ erkundigte sich Custa. ‚Ich bin nicht sicher.’

      Mara liess Custa galoppieren um keine Zeit mehr zu verlieren. Sie musste zu Boris!

      „Richard“ sprach Peter Bachschaum seinen Begleiter an „Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen? Oder sonst irgendwie verwirrt. Darf ich wissen, was los ist?

      Torns runzelte die Stirn und blickte Peter an. Dieser junge Politiker und Diplomat war ihm ein Rätsel. Er wirkte naiv und unschuldig. So als ob er keine Ahnung hätte, was um ihn herum geschah. Immer dieses überfreundliche Lächeln im Gesicht, das so oft überhaupt nicht zur Situation passte. Nein, da war so gar nichts, dass Respekt einflössen könnte an diesem Mann, der nicht einmal im Stande war, sein Gewicht zu halten. Keine Disziplin.

      Und trotzdem hatte er es geschafft, einer der 13 Regenten zu werden. Und das in seinem Alter! Erst hatte es Torns als einfache Vetternwirtschaft abgetan, einer mehr, der nur durch Beziehungen an so ein Amt gekommen war. Mit solchen Leuten gab sich Torns eigentlich nie ab. Die waren nutzlos, so sein Urteil und seine Erfahrung.

      Dann, vor Jahren, war er doch gezwungen worden mit diesem jungen Spross irgendeiner vermutlich sehr wohlhabenden und einflussreichen Familie zusammen zu arbeiten. Zu Torns Überraschung war die Führung der bereits übernommenen Regionen Aquawalds und die damit verbundene Organisation der Armee diesem Schnösel übertragen worden. ‚Mal ein junger Regent, der nicht so stur und eingerostet wie die Alt - Eingesessenen ist.’ Hatte ihm sein Vorgesetzter vorgeschwärmt. ‚Na ja. Wohl eher ein verzogener Dummkopf, der demnächst auf die Nase fliegt.’ war seine Antwort gewesen.

      Torns hatte sich selten so heftig in jemandem getäuscht.

      Seine erste Begegnung mit Peter Bachschaum hatte noch voll und ganz seinen Erwartungen entsprochen: Ein dicker, dummer Junge, der von nichts eine Ahnung hatte. Würde vermutlich bei den ersten Schwierigkeiten anfangen zu heulen. Genauso, sah Bachschaum nämlich aus. Wie er es heute immer noch tut. Erstaunlicherweise. Eben: Ein Rätsel.

      Aber Bachschaum entpuppte sich als sehr intelligent und aufmerksam. Begriff sehr schnell, fand sehr schnell Lösungen und traf Entscheidungen. Und dabei war er nie zimperlich. Dieser Typ, konnte freundlich lächelnd ein Massaker anordnen, ohne mit der Wimper zu zucken, ohne zu zögern. Er begegnete allen mit diesem Lächeln und die meisten liessen sich davon auch prompt blenden. Wiegten sich in Sicherheit ‚Dieser nette Mann mit der Brille wird uns bestimmt nichts Schlechtes tun, der ist so nett.’

       Die perfekte Täuschung!

      „Ach, Herr Torns“ hatte er einmal gesagt, lächelnd, wohlgemerkt „Mit Worten ist es wie mit bitterer Medizin: Sie wird schneller verschluckt, wenn sie süss schmeckt. Wieso also den Gegner mit einer schlecht schmeckenden Medizin abschrecken? Das verzögert nur unnötig die Angelegenheit. Und da ich ein fauler Mensch bin,“ er deutet auf sich selbst und seine unsportliche Figur „wie Sie selbst schon bemerkt haben, ziehe ich es vor, meine Ziele immer schnellst möglichst zu erreichen. Kein unnötiger Aufwand.“ danach hatte Bachschaum aufgehört zu lächeln, Torns war es kalt den Rücken hinuntergelaufen, wie schnell dieser Mensch sein Gesicht wechseln konnte?! Beeindruckende Selbstbeherrschung!

      Und Bachschaum ergänzte in todernstem Tonfall „Ich weiss, Herr Torns, Sie halten nicht viel von mir. Sie beurteilen mich nach meinem Äusseren. Das geht alles in Ordnung. Ich mag direkte Menschen. Nur,