und keine Freundlichkeit zu sehen gewesen „Ich hoffe, mich klar ausgedrückt zu haben.“ hatte Bachschaum seine Ausführung geschlossen.
Torns erinnerte sich noch gut an diesen Moment. Er hatte Bachschaum erst seit Kurzem gekannt und ihn tatsächlich von Anfang an wie einen dummen Jungen behandelt. Und mit so einer offenen, klaren Ansage, nein, Drohung, hatte er nie gerechnet. „Du fetter Grünschnabel!“ war dann seine aggressive Antwort gewesen „Vergiss nicht, wem die Leute folgen um deine Befehle auszuführen. Ohne mich, stehst du ziemlich alleine da. Also wag es jah nicht, mir noch einmal zu drohen. Verstanden?!“ Torns war schon damals ein brummeliger Zeitgenosse gewesen und liess sich solche Drohungen mitnichten gefallen. Auch wenn er sich insgeheim hatte eingestehen müssen, dass Bachschaum schon Recht gehabt hatte, er hatte ihn von Anfang an als dummen Jungen gesehen und genauso so von oben herab behandelt.
Völlig entgegen der Stimmung und Erwartungen hatte darauf Bachschaum wieder angefangen zu lächeln. Torns war es erneut kalt über den Rücken gelaufen. Er war ja absoluter Fanatiker was Disziplin und Selbstbeherrschung anging, vielleicht, weil er zeitweilen Mühe hatte sein eigenes Temperament zu zügeln, aber so seine Gesichtsmimik und die Stimmung dazu zu beherrschen, fand er abartig und abgebrüht. Oder war es schlicht Arroganz?
„Sehr gut. Wir werden sehr effektiv zusammenarbeiten. Freue mich.“ lächelte Bachschaum „Und wären Sie nun bitte so freundlich, mir den Lagebericht zu geben?“
Und tatsächlich verstanden sich die beiden seitdem sehr gut, wurden in gewisser Weise Freunde. Respektierten einander, funktionierten perfekt. Nur dass Bachschaums Verhalten weiterhin rätselhaft blieb. Nie wusste man genau, was ihn ihm vorging.
So wie jetzt. Dass ihn Bachschaum beobachtete und bemerkte, dass er am Studieren war. Es ihn sogar interessierte.
„Hallo?“ unterbrach Bachschaum Torns Gedanken „Noch da?“ Torns drehte seinen Kopf, sah seinem Freund ins Gesicht. „Natürlich“ antwortete er endlich. „Und?“ hackte Bachschaum nach. „Also weißt du“ fing Torns an „Manchmal bist du mir unheimlich.“ „Wieso?“ „Weil du nach all den Jahren, die wir uns kennen, immer noch den Eindruck machst, als ob du durch deine eigene Realität läufst und nichts mitbekommst, was um dich herum geschieht. Und dann so eine Frage.“ Bachschaum stutzte, blinzelte Torns freundlich an „Und nach all diesen Jahren kennst du mich noch nicht besser? Ich bin enttäuscht. Aber bitte... Was ist los?“
‚Autsch’ dachte Torns, da hatte Bachschaum natürlich recht. Muss er sich definitiv hinter die Ohren schreiben. Da gab es nichts zu ergänzen, also antwortete er auf die Ausgangsfrage „Die Frau von vorhin kam mir bekannt vor.“ „Aha“ „Das hier scheint ein verfluchter Geisterplanet zu sein!“ „Aha, ich bin gespannt. Erzähl.“ „Erst Boris Bergsee, dann Koron Waldmann und nun diese Frau. Wenn sie tatsächlich die ist, wofür ich sie halte. Du wirst lachen, aber sie müsste tot sein, schon sehr lange.“ „Aha. Die Ineffizienz der Armee scheint grösser zu sein als erwartet.“ konstatierte Bachschaum, wohlwissend, dass er Torns damit reizte „Lass den Blödsinn! Es ist mein Ernst.“ „Ich spasse keineswegs. Richard. Was ist denn die Geschichte dazu? Wie heisst die Frau?“ „Soviel ich weiss, gibt es keinen Namen.“ „Aha“
Torns schüttelte den Kopf „Sie kann es nicht sein.“ „Warum nicht. Jetzt erzähl schon!“ „Es gibt schon lange diverse Projekte mit Versuchen an und mit Wakanern. Bei einem dieser Projekte ging es um die Forschung an wakanischen Stammzellen. Embryonale Stammzellen aus Neugeborenen, Nabelschnur und so weiter. Aber es gab keine. Wakanische Frauen wurden nie schwanger. Wakanerinnen haben sehr wohl dieselben weiblichen Geschlechtsorgane wie Menschenfrauen. Aber die schienen tot zu sein, unfruchtbar. Ohne Funktion, völlig untätig. Wusstet du das? Wir haben keine Ahnung wie sich Wakaner fortpflanzen.“ Bachschaum schüttelte den Kopf „Nein, wusste ich nicht. Und ich bin nicht sicher, ob ich dich weitererzählen lassen soll. Das scheint nicht jugendfrei zu enden.“ „Du hast gefragt, jetzt hör zu.“ Bachschaum lächelte Torns an, mit Schalk in den Augen, natürlich wollte er es wissen.
„Eines Tages konnten wir ein wakanisches Päarchen abfangen, das von der Erde unterwegs nach Aquawald war.“ „Na und?“ „Die Wakanerin war schwanger!“ „Aha“ „Die drei konnten fünf oder sechs Jahre lang festgehalten und untersucht werden. Bis die Ethikkommission auf das Projekt aufmerksam wurde und es beendete.“ „Ja und?“ „Nichts ‚ja und’. Nebst der ethischen Diskussion ums Thema, fürchtete man den Zorn der Wakaner auf sich zu ziehen. Deshalb wurde alles vernichtet. Niemand sollte je davon erfahren. Die Unterlagen, wie so Vieles andere, gelöscht und die drei getötet. Alles wurde verbrannt.“ „Aha, und nun denkst du, dass vorhin war diese Wakanerin? Die Mutter?“ „Nein“ Torns schüttelte den Kopf „Das Kind.“
6 - Entscheidung - Isara
„Vorsicht!“ ermahnte Phil aufgeregt die Soldaten, als diese den schwarzen Leichensack auf den Behandlungstisch hieften. Simone grauste es, es waren dieselben Typen, die ihr schon öfters auf der Anlage begegnet waren. Und die waren es gewesen, die Jeff gefoltert hatten.
„Was is? Das is ne verdammte Leiche, Kleiner. Ein verflucht schwerer Haufen Fleisch und Knochen noch dazu. Also“ „Also haltet eure Klappen und tut was er sagt!“ zischte William energisch dazwischen. Sah die drei Männer böse an und die verstummten, zuckten etwas zusammen, fand Simone. Noch grausliger, dieser William. Sie mochte ihn nicht.
„Idioten!“ schrie William die Typen an, die sodann den Sack ganz sachte auflegten. Nervös beobachtet von Phil, der in seinem weissen Kittel danebenstand.
Der Laborraum vor Greg und Jeffs Zellen war noch nie so voller Leute gewesen wie heute. Aufgeregt hatten Dr. Kitel, Phil und zwei weitere in weisse Kittel gekleidete Personen eine Krankenbahre mit einem schwarzen Leichensack darauf in den Raum gestossen und ihn neben den leeren Behandlungstisch aus glänzendem Edelstahl gestellt. Begleitet wurden die vier von drei dieser schrecklichen Wachen, die nebst dem Foltern auch zuständig waren für die Aufsicht. Dann erschienen Simone, eine Frau mit verbundenem Bauch, ein älterer Mann mit einer geschwollenen Kopfwunde und ein asiatisch aussehender Typ mit einer heftigen Schnittwunde an der Wange.
Die junge Frau mit dem verbundenen Bauch erschreckte ob Jeff und Gregs Anblick. Nicht weil die beiden etwa hässlich waren, sondern weil sie eingesperrt waren. Und gegenüber noch weitere drei! Sie stutzte und blieb gleich neben der Tür stehen. Was war das hier?!
„Hatte ich nicht ‚lebend’ gesagt?“ fragte Kitel den asiatisch aussehenden Mann mit der Schnittwunde im Gesicht. „Was soll ich mit einer Leiche?“
Genervt stiess William einen der beiden schwarz gekleideten grossen Wachen, die eben den Sack auf den Tisch gehieft hatten zur Seite. Öffnete den Sack, hob das Augenlid der Leiche „Grün! Bitte sehr. Aber wenn ihr noch lange rumquängelt...“ er sah wütend in Dr. Kitels Augen „Also, ich krieg mein Geld so oder so!“ Kitel begutachtete das Auge, das weder Pupille noch Iris aufwies. Der Augapfel war einfach nur sehr hellgrün und milchig. Kitel öffnete den gesamten Sack und überflog den restlichen Körper, liess ihn anheben um auch die Rückseite zu sichten, schüttelte den Kopf, schnaufte „Nur wenn er überlebt! Und es sieht wirklich nicht so aus.“
Er wendete sich zu den drei Typen „Ihr könnt gehen, danke.“ die drei verliessen den Raum, nicht aber ohne Simone zuzuzwinkern. Simone zeigte ihnen den Vogel, William amüsierte sich kurz darüber, sah dann wieder ernst Dr. Kitel an.
Neben Kitel der erschrockene Phil „Was soll ich tun? Der ist tot?“ „Nein, er hat Recht. Solange die Augen nicht ganz weiss sind, ist er nicht tot. Sie werden immer erst dunkelgrün und bleichen langsam aus. Erst wenn sie rein weiss sind, ist es zu spät. Aber“ er schüttelte den Kopf, nahm den Infusionssack von der Brust des Körpers vor ihnen „ich weiss nicht. Das sind Schusswunden!“ „Kiteli,