Mandy Hopka

Schwesterkomplex


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sein, aber hast du etwas anderes erwartet?

       Und bei dir?

      

      Anna - Erinnere mich daran, Tommy niemals den Film aussuchen zu lassen. Bin eingeschlafen.

       Wie kann man bei Transformer einschlafen???

      Bei mir wäre es witziger gewesen.

      Anna - Ist eben nicht mein Ding.

      & das glaube ich dir gleich ;)

      Ich unterließ es, Anna von Blake zu erzählen. Was hätte ich ihr auch sagen sollen? Das sich nach 5 Jahren der Abstinenz meiner Gefühle gegenüber Männern wieder etwas in mir regte? Und das ausgerechnet bei dem lebenden Sexspielzeug meiner Schwester? Wobei ich eher glaubte, dass Jess sein Spielzeug war, so bestimmend wie er wirkte. Dieser Mann hatte den Eindruck erweckt, dass er sich nahm, was er wollte, aber geben würde er niemals etwas. Auch wenn mich seine Bestürztheit in seinen Augen, als ich angefangen hatte aufgrund der Erinnerung zu heulen, irritierte. Diese reue in ihm zu sehen, hatte nicht zu ihm gepasst. Wie hatte ich bei ihm auch nur so die Kontrolle über mich verlieren können? Jetzt dachte er, ich bin ein kleines verweichlichtes Ding. War ich das nicht auch? Ach was soll’s, ich würde ihn ohnehin nie wieder sehen.

       Was machst du heute?

      Fragte ich sie, da ich glaubte, mich heute ohnehin auf nichts anderes konzentrieren zu können, als auf Damien Blake und mein dummes Verhalten ihm gegenüber. Ihre Antwort ließ auf sich warten.

      Anna - Sorry, dieses Wochenende ist Tommy dran. Das nächste gehört wieder uns :)

      Na klasse. Immer wenn man jemanden brauchte, hatte er keine Zeit. So war das halt, wenn alle um einen in glücklichen Beziehungen lebten. Ich hasste dieses bittere Gefühl in mir, welches aufkam, wenn ich mich mit allen traf. Ich hasste mich dafür, dass ich vor Neid selbst meinen eigenen Freunden das Glück nicht gönnte. Ich hasste diese Blicke, diese kitschigen Wörter, die sie wechselten, diese Küsse, die wahrscheinlich bereits vollkommen normal für sie waren. Dabei sind sie die wichtigsten Menschen, in meinem Leben. Menschen, mit denen ich noch lachen konnte, die mich akzeptierten. Die mir halt gaben, in jedem glücklichen Moment, den wir miteinander verbrachten. Aber gleichzeitig nagte diese blinde Eifersucht an mir und trieb mich von ihnen weg. An jedem Tag, in dem ich glücklich mit ihnen gelacht hatte, kehrte abends die Einsamkeit doppelt so heftig zu mir zurück. Als würde ich durch sie alle sehen, was mir seit 24 Jahren verwehrt blieb.

       Ich war wirklich eine beschießende Freundin …

       Voller Euphorie kroch ich am Montagmorgen aus meinem Bett. Vergessen war Blake, vergessen waren alle dunklen Erinnerungen. Das Leben ging wie so oft unaufhaltsam seinen eigenen Weg.

       Nur leider machte mir das Schicksal wieder einmal einen Strich durch die Rechnung. Meine Mom lud mich am Mittwoch zum Abendessen ein. Warum auch immer … Vielleicht hatte sich Jess ja bei ihr ausgekotzt? Na wenigstens hatte ich die Ausrede, durch meine Frühschicht eher gehen zu können.

       Aber genau bei diesem Essen stellte sich heraus, dass der Name Blake wohl in Zukunft noch öfter in meinem Leben zuhören sein würde. Jess schwärmte ja geradezu von ihrem Chef. Ich hörte nur zur Hälfte hin, da ich einfach keine Lust auf ihre Angebereien hatte. Das wichtigste, wie die Tatsache, dass sie wohl viel Reisen musste, dass es um irgendwelche Verträge ging und das Blake ja so toll war, vernahm ich jedoch trotzdem. Warum hatte ich eigentlich nochmal zugesagt? Immerhin war ich wie Luft an diesem Tisch. Da gab es kein: Wie geht es dir Jane; oder: Wie war dein Tag? Jess plapperte und plapperte wie ein Wasserfall. Aber eines musste ich ihr lassen, so aufgeregt hatte ich sie noch nie erlebt. Da lag ein Glänzen in ihren Augen, welches noch nie dort gelegen hatte. Fast schon hätten es wahre Gefühle sein können. Aber das einzige, was sie so ausflippen ließ, war die Aussicht auf richtig viel Kohle. „Es freut mich, dass du einen guten Arbeitgeber gefunden hast“, entgegnete unsere Mutter und reichte mir die Schüssel mit den Kartoffeln. Oh, scheinbar war ich doch nicht ganz so unscheinbar für sie. „Ja, diese Firma ist gigantisch. Allein diese Export- und Import zahlen! Und was für Kunden er beliefert. Kein Wunder, dass die Firma so gut läuft.“

      „Reist er denn mit dir?“, fragte ich, und versuchte so Desinteressiert wie nur möglich zu klingen. Für Jess reichte diese Frage dennoch aus, um mich missbilligend anzublicken. Warum mischte ich mich auch überhaupt ein?

      „Eifersüchtig?“

       „Worauf? Dass du dich an ihn verkaufst? Geschäftsreisen können ja so praktisch sein, was?“ Nun richteten sich alle Augen auf mich. Mist, wieso konnte ich auch nie meine Klappe halten, und stattdessen immer das sagen, was ich dachte? Nun war ich wieder einmal die böse.

       „Ich bin nicht diese Schlampe, für die du mich hältst, Jane“, rief sie wütend, während meine Mutter noch immer ziemlich schockiert wirkte. Mein Dad räusperte sich nur. „Sicher“, sagte ich ruhig, um die Situation zu beruhigen.

       „Du bist nur neidisch, weil ich schon immer beliebter war als du. Beliebter, hübscher und klüger.“

       „Oh ja, die gute Jessica. Wahrscheinlich bist du auch die beste im Bett.“

       „Mädels“, unterbrach uns unser Vater. „Bitte, könntet ihr wenigstens bei diesem Essen freundlich miteinander umgehen.“ Zwischen unseren Blicken flogen Funken, aber niemand sagte mehr etwas. Sie wollte eben die liebe Tochter bleiben und ich hatte keine Lust mich weiter in die scheiße zu reiten. „Na jedenfalls, werde ich jetzt öfters mal nicht zu Hause sein. Ich werde mir auch noch andere Kunden suchen müssen, auch wenn der Job bei Blakeshire wirklich eine Menge Geld abwirft und vor allem Zeit frisst, da er mich ja als Firmen eigene Anwältin möchte. Aber von nichts kommt nichts.“

       „Darfst du dann überhaupt auch andere Kunden anwerben?“, fragte ich unwissend. Mittlerweile war ich pappsatt und hatte eben nichts mehr zu tun. Also was soll’s, zeigte ich eben auch mal Interesse an dem Leben meiner Schwester. Konnte meinem Image in der Familie ja nicht schaden. „Ich werde mit ihm verhandeln, bis jetzt war er davon eher nicht so begeistert.“ Und ich wusste auch schon, wie diese Verhandlung aussehen würde…

       „Sag mal, was macht Blakeshire eigentlich? Mit was verdient dieser Mann sein Geld?“ Wieder dieser missbilligende Ausdruck in ihrem Gesicht. Ich war eben neugierig. Dieser Mann interessierte mich kein bisschen, ich war einfach nur neugierig…

       „Blakeshire entwickelt, baut und verkauft Geräte für die Leistungserbringer im Gesundheitswesen.“ Ich verdrehte die Augen, als sie mich Arrogant anlächelte. Dieser Blick rief mir zu, dass ich ohnehin zu dumm war, um dies zu verstehen. Das tat Jess nur zu gern. Mit ihrem Wissen prahlen und mich dumm dastehen lassen. „Im Grunde heißt das, dass sie für Krankenhäuser und für private Ärzte die Geräte entwickeln und Produzieren.“

       „Also sowas wie der Stuhl beim Zahnarzt“, sagte ich lachend, damit konnte man doch niemals so reich werden oder? Obwohl, am Ende war er gar nicht Reich und lebte wie Jess nur über seinen Verhältnissen?

       Und schon wieder tat sie so, als wäre ich die dümmste auf der Welt. Warum redete ich überhaupt mit ihr? „Auch, aber ich meine eher so etwas wie Röntgengeräte. Diese werden zum Beispiel immer wieder verbessert und effizienter gestaltet. Da liegt die Preisspanne zwischen 40.000 Euro und 1. Million pro Exemplar.“ Ich nickte anerkennend mit dem Kopf. Gut, das waren wirklich ausschlaggebende Zahlen. „Und wie gesagt, Blakeshire exportiert Weltweit. Sie haben sogar ein eigenes Labor in Bonn, mit Wissenschaftlern, die diese Geräte quasi verbessern und neue erfinden.“

       „Also ist er ein Millionär, ja?“, fragte ich ungläubig. Hatte ich tatsächlich fast Sex mit einem Millionär gehabt? Nicht das es einen Unterschied gemacht hätte, aber das so ein Mann überhaupt in meine Reichweite kam. Damit rückte Damien Blake immer weiter, in weite Ferne. Vielleicht hatte er auch wirklich einfach zu viel Alkohol getrunken. Ich hatte uns wohl beide einen Gefallen getan. „Was denkst du denn?“, sagte sie, als würde sie mich auslachen. Ja, ich hatte schon verstanden!

      „Na dann Schwesterherz, immer ran an den