Mandy Hopka

Schwesterkomplex


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keine Schlampe bist. Glaub mir, ich habe dich 20 Jahre ertragen müssen und seitdem ich ausgezogen bin, habe ich bei weitem weniger Männer um mich. Das mag was heißen, wenn man in der Produktion arbeitet, wo die Belegschaft zum größten Teil aus Männern besteht. Du solltest dich nicht selbst belügen, Schwesterchen.“ Triumphierend ließ ich sie stehen. Ich konnte sie wütend fluchen hören, was mich grinsen ließ. Dann öffnete ich die Badezimmertür der unteren Etage. Es war unglaublich luxuriös, so wie wohl jedes hier. Allein die Waschbecken waren in einer schwarzen Granitplatte eingelassen und die Wasserhähne glänzten im Lichtschein golden. Ich öffnete eine der Türen und bestaunte selbst diese Toilette, die mir viel zu schade dafür erschien, für was sie gemacht worden war. Ich verschloss die Kabine und währenddessen vernahm ich, dass noch jemand das Bad betrat. Bitte nicht noch einmal, Jess. Ich hatte heute wirklich keine Lust mehr auf ihre Spielchen und immerhin war es jetzt fast schon Mitternacht. Ich beeilte mich, um schneller zu sein als sie oder wer auch immer es war.

      Allerdings staunte ich nicht schlecht, als Damien Blake, sich gelassen gegen die Granitplatte lehnte. Ich ersparte mir die Frage, was er hier in der Damentoilette zu suchen hatte und versuchte desinteressiert ihn einfach zu ignorieren, während ich mir am zweiten Waschbecken die Hände wusch.

      Hatte ich wirklich geglaubt, das würde funktionieren? „Deine arme Schwester. Ich glaube, du hast sie tief getroffen.“ Überrascht blickte ich in den Spiegel und richtete ein paar Strähnen meines Haarponys. Scheinbar hatte er das Gespräch belauscht. „Wow, Sie halten wohl jedes Versprechen, was?“ Ich hatte mit ihm getanzt, seinetwegen hatte ich Mal wieder eine Konfrontation mit meiner Schwester. Er schuldete mir diese letzten eineinhalbstunden Ruhe!

       Ich sah, wie sich seine Lippen zu einem schelmischen Lächeln formten. „Ich halte meine versprechen, aber ich dachte, du brauchst vielleicht etwas Trost.“ Ich schnaufte belustigt. Das war wirklich zu komisch. „Weshalb? Glauben Sie mir, das war zwischen uns schon immer so. Sie hasst mich und ich hasse sie. Da gibt es keine Geschwisterliebe zwischen uns, die ihretwegen zerbrochen ist“, erklärte ich ihm. „Warum duzen wir uns nicht?“ Tat er das den nicht schon die ganze Zeit?

       „Warum? Ich bin noch höchsten zwei Stunden hier. Dann werden wir uns hoffentlich nie wieder über den Weg laufen“, sagte ich entschlossen und wand mich zum Gehen. Blake ergriff meinen Arm, zog mich zu sich und nahm mich zwischen sich und der Granitplatte gefangen. Das Blut schoss in meinen Kopf und mein Magen rebellierte. „Verlieren sie jetzt völlig den Verstand!“, schrie ich, aber es half nichts. Dieser Mann war stärker, überlegender. Niemals hatte ich eine Chance, selbst wenn ich mich mit aller Kraft wehren würde. Ich presste meine Hände an seine Brust und fühlte seinen Herzschlag. So ruhig wie er mich anblickte, war er bei weitem nicht. „Ich bin dir nicht egal, Jane.“ Wie konnte man einen Namen nur so lustvoll aussprechen? Ihn mit seinen Augen noch intensiver erscheinen lassen. „Du kennst mich nicht und ich kenne dich nicht, aber etwas liegt zwischen uns. Du kannst es nicht leugnen, nicht als du mich so angesehen hast. Du begehrst auch mich.“

      „Sie sind mir so egal wie der Ex meiner Schwester und glauben Sie mir, davon gibt es jede Menge!“, meinte ich bissig, was ihn jedoch nur zu belustigen schien. „Dann beweise es mir.“ Er drückte seine Lippen auf die meine und unweigerlich stöhnte ich auf. Sie waren hart, unnachgiebig und verlangend. Da war keine Liebe, das war einzig sein Verlangen nach Sex. Ich versuchte, seine Zunge nicht in mich zu lassen. Versuchte mich seinen Lippen zu entziehen, aber es gelang mir nicht. Seine Macht umfing mich und diese Hitze, die zwischen uns aufloderte, vernebelte mir meinen Verstand. Ich gab diesen gierenden Lippen nach. Schob meine Hände um seinen Hals und fuhr ihm durch seine Haare. Gott, wie gut sich das anfühlte. Mit einer schnellen Bewegung schob er mein Kleid nach oben und über meinen Hintern, hievte mich auf die Platte und trat zwischen meine Beine. Das alles überforderte mich und es geschah schneller als erwartet. Schneller, als ich es gewollt hatte. Da waren zu viele Erinnerungen. Zu viele Bilder, die vor mir aufflackerten.

      Nein!

       Nein!

       Nicht schon wieder!

      „Hör auf!“, schrie ich entsetzt. Nicht noch einmal würde ich so stumm bleiben. Damien blickte mich an, dieses Mal mit Entsetzen in seinem Gesicht. „Jane, es … ich wollte nicht …“, begann er reuevoll, aber es war zu spät. Ich schluckte den Klos aus Erinnerungen herunter, zwang diese beschissenen Tränen zurück. Als er mit seinem Finger eine Träne auffing, schlug ich ihn. Fest, so fest, dass sich meine Hand auf seiner Wange abdrückte. „Jane, es tut mir leid.“ Ich vernahm die reue in seiner Stimme und sah seinen verlorenen Blick, aber es interessierte mich nicht, was er fühlte.

       „Ich bin kein billiges Flittchen und erst recht keine schnelle Nummer. Mir ist egal, wie gut du aussiehst, oder wie viel Geld du hast. Du kannst dir vielleicht alles erkaufen, aber Würde oder gar Liebe, werden für dich immer unerreichbar sein!“ Entschlossen rutschte ich von der Platte, richtete mein Kleid und nahm die Klinke in die Hand. Doch sie öffnete sich nicht. Ich blickte auf den Schlüssel, der zum Glück noch immer im Schloss steckte und drehte ihn herum. Dieses perverse Schwein hatte mich von Anfang an Flachlegen wollen.

      So wie damals.

      Blake war nicht anders als er.

      Ich ging, ohne ihn noch einmal anzusehen. Ließ ihn zurück als einen weiteren Fehler in meinem Leben.

      Den Rest meines Wochenendes, welcher ja nur noch aus dem Sonntag bestand, verbrachte ich auf meinem Sofa. Ich wollte nichts mehr, als diese merkwürdige Begegnung vergessen! Ich wollte diesen so lächerlichen Abend aus meinem Gedächtnis streichen. Darin war ich mittlerweile ziemlich gut geworden. Aber je mehr ich darüber nachdachte, desto merkwürdiger und unlogischer erschien mir Blakes handeln. Weshalb sollte er so einen teuren Saal mieten, mit unseren Verwandten Sekt trinken oder sich noch dazu an die Schwester seiner neuen Anwältin ranmachen? War ihm tatsächlich so langweilig, dass er einfach nur nach Abwechslung gesucht hatte? Er hatte Geld, keine Frage, aber hatten diese Menschen nicht andere Probleme oder sorgen? Gab es denn nichts anderes, mit dem sie ihre Freizeit verbringen konnten, als irgendwelche Feiern zu organisieren? Oder war Jess tatsächlich so gut im Bett? Aber selbst dies erschien mir mittlerweile ziemlich fragwürdig. Ich meine, es wäre logisch, wenn er etwas von ihr wollen würde und damit meinte ich keine Affäre. Wenn er echte Gefühle für sie haben würde, dann hätte man verstehen können, dass er damit bei ihr Eindruck schinden wollte, aber so wie er sich mir gegenüber verhalten hatte, war das ausgeschlossen. Dieser Mann war in der Tat ein Womanizer. Ein Aufreißer, ein Playboy, ein Arschloch durch und durch. Und ich hasste es, dass ich mich an meinem letzten freien Tag noch immer mit ihm herumschlug. Hasste es, das meine Gedanken um ihn kreisten, als wäre er die Erde und ich der Mond. Ich bekam die Bilder einfach nicht aus meinem Kopf. Wie er Jess geküsst haben musste. Sie an stellen berührte, wo er auch mich berührt hatte. Ich hatte noch in derselben Nacht ein Bad genommen und meine Haut mit Zitronen duftendem Duschgel mehr als sauber gewaschen. Mein Gesicht mehr als nur abgeschminkt und mit einem Waschlappen sauber gerieben, bis ich ganz rot war. Ich hatte diese Berührungen abwaschen wollen, wollte seinen Duft vergessen, der noch immer in meiner Nase zu sein schien. Ich hatte diese Gedanken und Gefühle damit loswerden wollen, als klebten sie an meinem Körper und nicht in meinem Kopf, meinem Herz oder meiner Seele. Wie konnte eine einzige Begegnung, ein einziger Tanz und dieser eine Moment im Bad nur so einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben? Vielleicht waren Jess und ich dann doch nicht so verschieden. Ich hatte mich benommen, als wäre ich total bedürftig! Heftig schüttelte ich den Kopf und stellte die Lautstärke meines Fernsehers lauter, damit sie meine Gedanken übertönten. Ich war nicht wie sie! Und ich würde mich auch nicht noch einmal so mitreißen lassen, nur um am Ende wieder denselben quälenden Gefühlen ausgesetzt zu sein. Nicht noch einmal würde ich das durchmachen. Der Mensch musste doch aus seinen Fehlern lernen!

       Ich blickte auf die zwei Gestalten im Bildschirm und fragte mich, weshalb sie noch einmal auf ihrem Bett herummachten … verdammt, ich konzentrierte mich einfach zu wenig. Ihre beste Freundin bog gerade um die Ecke und entdeckte die beiden in ihrem eigenen Zimmer, dessen Tür natürlich nur angelehnt war. Wirklich dramatisch! Nun begann der Zickenkrieg. Kein Wunder, wenn man mit dem Freund der besten Freundin schlief. Meine Schwester und ich könnten wohl auch unsere eigene Soap drehen … Mein Handy vibrierte und ich blickte auf den Bildschirm, der mir meine Nachricht bereits