Claus Beese (Hrsg.)

Ist ja tierisch


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schönen azurblauen Mantel geben, mit einem purpurroten Kragen daran“, sprach er. Sogleich verwandelte sich der mausgraue Vogel in eines der schönsten Exemplare seiner Gattung. „Und weil du noch keinen Namen hast, sollst du meinen tragen.“

      Unbemerkt war Gregor, ein Glaubensbruder, herangetreten. Er zeigte auf den buntgefiederten Vogel und fragte Martin: „Schau nur, wie wohl dieser wundervolle, fliegende Edelstein heißen mag?“

      „Seit heute heißt er Martinsfischer!“, antwortete Martin mit fester Stimme. Und so war es. Früher konnte man dieses fliegende Juwel zahlreich in der Natur antreffen, doch muss man heutzutage lange suchen, wenn man ihn sehen möchte. Vielleicht jedoch hat man Glück und wer beim nächsten Spaziergang am Wasser die Augen ganz weit aufmacht, sieht ihn in der Nähe von Bächen und Flüssen, den Martinsfischer, den man heute "Eisvogel"' nennt.

       Das Fischlein

      von Claus Beese

      Wasser fließt in einem Fluss,

      weil Wasser eben fließen muss.

      Doch ist im Wasser etwas drin,

      nach dem ich richtig süchtig bin.

      Das Fischlein spielt in Flusses Rinne,

      es zu fangen hatte ich im Sinne.

      Das war schwerer als gedacht,

      weil’s Fischlein hier nicht mitgemacht.

      Drum stapfte wütend ich nach Haus

      und holte meine Pfanne raus.

      Bin ich über ’s Fischlein auch erbost,

      Käpten Iglo spendet Trost.

      Ist ’s Fischlein auch in Stäbchenform,

      so schmeckt es doch meist ganz enorm.

      Mit einem kleinen Gläschen Wein

      tut man sich so manches rein.

      Das Fischlein spielt im Wasser drinne,

      weiter in des Flusses Rinne.

       Dreimal schwarzer Kater

      von Anita Koschorrek-Müller

      Eines Morgens fand ich sie auf dem Liegestuhl auf unserer Terrasse, eine kleine schwarze Katze, mickrig, halbverhungert und scheu. Sie musste dort die Nacht verbracht haben, zusammengerollt auf meiner alten Strickweste, die ich am Abend dort vergessen hatte.

      „Bleib schön liegen“, redete ich beschwörend auf sie ein. „Du kriegst was zu fressen.“

      Langsam, jede hektische Bewegung vermeidend, ging ich rückwärts, um sie nicht zu erschrecken. Ich holte aus dem Kühlschrank ein Stück Wurst und den Rest Hühnerfrikassee vom gestrigen Mittagessen. Nach anfänglicher Scheu ließ die ausgehungerte Mieze es sich schmecken und wurde zusehends zutraulicher. Ein Kontrollblick bestätigte meine Vermutung, es handelte sich um eine Katze männlichen Geschlechts. Gesättigt verschwand das Tier anschließend zwischen den Ligusterbüschen der Hecke.

      Von nun an kam der Kater täglich, schlug sich den Bauch voll und entfernte sich auf leisen Pfoten. Mit der Zeit wurde er zugänglicher und Schritt für Schritt eroberte er unser Haus. Nach einigen Wochen hielt er die Couch besetzt und rückte nur unter Protest zur Seite, um mir oder meinem Mann Platz zu machen. Wir nannten ihn Wastl.

      Jeden Morgen, bevor wir zur Arbeit fuhren, stellte ich reichlich Futter auf die Terrasse, damit das unterernährte Katerchen endlich zu Kräften kommen sollte. Wastl fraß und fraß, blieb jedoch dünn, mager, wirkte fast ausgemergelt. Sein Fell war, trotz der Zufuhr von Katzenfutter in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen und Vitaminzusätzen, stumpf und struppig. Auch eine Wurmkur bewirkte keine positive Änderung seines äußeren Erscheinungsbildes. Wastl war hässlich und hinterhältig zugleich. Durch die Katzenklappe, die wir schon bald installierten, schlich er ins Haus und lauerte, nachdem er sich satt gefressen hatte, auf eine Gelegenheit, seine spitzen Zähne in meine Wade zu rammen. Besonders in der warmen Jahreszeit, wenn ich keine Strümpfe oder lange Hosen trug, gelang es ihm immer wieder, mich zu attackieren. Zwei Blutstropfen traten dann aus den Wunden, die er mir mit seinen kleinen Reißzähnen zugefügt hatte, und rannen an meinem Bein hinunter. Warum der kleine Drecksack diese Attacken unternahm und es immer nur auf meine Beine abgesehen hatte, blieb ein Rätsel.

      Eines Morgens, als er wie üblich seine gut gefüllten Fressnäpfe aufsuchte, kam er in Begleitung einer wunderschönen, großen schwarzen Katze mit glänzendem Fell. Sie war etwas mager, doch auch sie wurde von uns aufgepäppelt. Wastl und die „Neue“ waren ein Herz und eine Seele. Sie lagen eng umschlungen auf unserer Couch, auf der nun noch weniger Platz für uns blieb, und schnurrten um die Wette. Die neue Katze fraß wie ein Scheunendrescher und Wastls Fressorgien wurden von ihr noch getoppt. Mit der Zeit wurden bei ihr allerdings adipöse Tendenzen erkennbar, während Wastl immer noch klein und kümmerlich daherkam.

      „Wastls Freundin ist schwanger“, erklärte mein Mann die Gewichtszunahme und den Appetit unseres Neuzugangs.

      „Und was machen wir jetzt?“, fragte ich entsetzt. „Wir wollen doch keinen Katzennachwuchs! Zwei Katzen reichen!“

      Ich erkundigte mich bei einem Tierarzt, wie man in einem solchen Falle vorgehen solle, und erklärte meinem Mann das Prozedere.

      „Wir müssen die Katze fangen und zum Tierarzt bringen. Dort wird sie dann kastriert und wenn sie schon schwanger ist, dann machen die gleich eine, äh, wie sagt man denn da bei Katzen, äh, also eine Abtreibung.“

      Das widerspenstige Tier einzufangen war ein anstrengendes und schweißtreibendes Unterfangen. Doch schließlich gelang es uns, die Katze in einen Transportkorb zu stopfen und ich brachte sie zum Tierarzt. Vermutlich durch die Aufregung entleerte sie während der Autofahrt ihren Darm, und ich setzte bei geöffneten Fenstern meine Fahrt fort. Mit leicht grünlicher Gesichtsfarbe kam ich endlich bei der Tierarztpraxis an und übergab einer Helferin meine stinkende Fracht.

      „Das ist nicht schlimm“, meinte das junge Mädchen, als ich sie auf die Verunreinigung im Transportkorb aufmerksam gemacht hatte, „Das passiert schon mal, wenn die Tiere Stress haben. Morgen, nach 16 Uhr, können Sie die Katze wieder abholen.“

      „Und wenn die Katze schon, äh, wie sagt man denn da, äh, schwanger ist, ist das denn kein Problem?“, fragte ich erneut nach.

      „Nein, nein“, beruhigte mich die Tierarzthelferin. „Bei Katzen ist eine Kastration natürlich ein größerer Eingriff, als bei einem Kater, aber es gibt keinen Katzennachwuchs mehr. Und darum geht es Ihnen doch?“

      „Ja, ja, darum geht es! Also bis morgen um 16 Uhr. Auf Wiedersehen!“

      Am nächsten Tag holte ich die Katze ab, bezahlte die Rechnung und machte mich auf den Heimweg. Immer wieder schüttelte ich ungläubig den Kopf, wegen der Informationen die ich von der Tierärztin bekommen hatte. Die Katze schlief in der Transportbox und ich erreichte ohne Geruchsbelästigung unser Zuhause. Mein Mann hatte mein Auto vorfahren hören und öffnete mir die Haustür.

      „Und? Alles in Ordnung? Wie geht’s der Katze?“, bedrängte er mich mit Fragen.

      Ich trug die Box mit Inhalt in die Küche, setzte mich auf einen Stuhl und sah meinen Mann fassungslos an.

      „Wusstest du, dass unser Wastl schwul ist?“

      „Nee! Wieso?“

      „Die schwangere Katze, die ich zum Tierarzt gebracht habe, ist ein Kater und der ist jetzt kastriert!“

      Der schöne, fette Kater erwachte und ich öffnete die Klappe des Transportbehälters. Langsam, ganz langsam verließ er sein Gefängnis, reckte und streckte sich und machte sich gleich über das Katzenfutter her, das in der Küche am Boden stand. Wir nannten ihn Billy.

      Nach dieser, wenn auch etwas anders geplanten Aktion, dachten wir darüber nach, auch Wastl kastrieren zu lassen,