Rudolf Jedele

Königreich der Pferde


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      Rudolf Jedele

      Königreich der Pferde

      Band 1 - Paesano

      Königreich der Pferde

      Band 1 - Paesano

      Rudolf Jedele

       Impressum

       Texte: © Copyright by Rudolf Jedele

      Umschlag:© Copyright by Rudolf Jedele

      Titelbild:© Copyright by G. Gödel-Meyer

      Verlag:HCC Projektdienstleistungen UG(haftungsbeschränkt)

       Parkstraße 53

       87439 Kempten

       Deutschland

      Druck:epubli ein Service der

      neopubli GmbH, Berlin

      ISBN 978-3-****-***-*

      Printed in Germany

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Autorenvorstellung

      

      Geboren wurde ich 1948 im Schwabenland und dort war ich viele Jahre meines Lebens damit beschäftigt, für andere Menschen Häuser zu bauen, wobei mein Part in der Gestaltung der Technik in einem Gebäude war. Schon aus diesem Grund war ich stets mit den Themen Energieverbrauch und Umweltschutz besonders eng verbunden.

      Darüber hinaus begann ich über die Reiterei und die dadurch entstandene große Nähe zur Natur, schon vor langer Zeit damit, immer mehr Gedanken an das zu verschwenden, was wir unserer Erde antun und damit auch, wie es sein könnte, wenn wir den Kollaps herbei geführt haben.

      Wohin gehen die Menschen, wenn ein wie auch immer gearteter Super GAU oder ein vernichtender Krieg unser gewohntes Milieu zerstört?

      Mein Bedürfnis ist es aber nicht trübsinnig und mit hoch erhobenem Zeigefinger zu belehren, sondern einfach durch – möglichst spannende - Unterhaltung das Nachdenken etwas anzuregen.

      Das Böse

      Die Höhle war zu tief, als dass einer der durchdringenden Schreie an die Oberfläche der Erde gelangen konnte. Gellende Schreie, schreckliche Schreie von wilder Intensität. Schreie, welche ein seltsames Wesen in nahezu regelmäßigen Abständen ausstieß. Kein auf der Erde lebendes Ohr wäre in der Lage gewesen, den Diskant dieser Stimme, die Tonlage der Schreie zu ertragen. Wen immer die Schallwellen eines dieser Schreie erreicht hätten, das betroffene Lebewesen hätte augenblicklich und unwiderruflich nicht nur sein Gehör, sondern auch seinen Verstand verloren.

      Die Höhle war ein Gefängnis.

      Das Wesen war mit schweren Bändern aus einem seltsam glänzenden Material an den Felsen einer vom Höhlenboden bis nahezu unter die Decke reichenden Säule aus massivem Granit gefesselt.

      Wer immer dieses Werk vollbracht hatte, musste genau gewusst haben, worauf es ankam. Er - oder sie - war ohne Zweifel darüber informiert gewesen, von welcher Art das Wesen war, das hier seit endlosen Jahreszeiten einer ungewissen Zukunft entgegen schrie. Die Fesseln waren aus einem Metall geschmiedet, wie man es auf dieser Erde eigentlich nicht findet. Ein glühender Komet, so erzählten die Legenden, war auf diese Welt gestürzt, mit ihm war das Metall gekommen. Seit einige wenige Menschen herausgefunden hatten, von welcher Art dieses Metall war, galt es als das Wertvollste, das ein Mensch besitzen konnte.

      Es gab niemand, der das Wesen betrachten konnte, doch hätte es jemanden gegeben, dann wäre rasch klar geworden, dass dieses an den Stein gefesselte Wesen ebenso wenig von der Erde stammen konnte, wie das Metall, von dem es festgehalten wurde.

      Der Körperform nach handelte es sich um eine scheinbar nackte Frau mit schlanker Taille, einem ausladenden Becken, vollen Brüsten und langen Beinen. Es war der Körper einer attraktiven Frau und darüber hinaus einer, die als Mutter starker und gesunder Kinder bestens geeignet zu sein schien. Doch es war eben nicht nur einfach eine Frau, die da schreiend in den Bändern hing. Zumindest keine, die einer der zahlreichen, auf der Erde lebenden Arten und Rassen zugeordnet werden konnte. Am Fels war vielmehr ein Wesen angekettet, welches nur aus den schlimmsten Alpträumen eines kranken Gehirns entstanden sein konnte und irgendwann – hoffentlich erst in dieser Höhle - Gestalt angenommen hatte.

      An jenen Stellen, wo die Gliedmaßen endeten, wo sich an einem menschlichen Lebewesen Hände und Füße befinden, entsprangen diesem Wesen die wuchtigen Klauen eines Greifs mit unglaublich scharfen Krallen. Krallen von solch entsetzlicher Härte und Stärke, dass sie mühelos in der Lage waren, selbst Eisen zu zerfetzen. Kein Panzer, keine von Menschenhand geschmiedete Waffe mochte diesen Krallen gewachsen sein.

      Aus den Schultern wuchs ein schlanker und schön geformter Hals empor, doch auf diesem Hals saß ein Schädel, dessen Anblick für ein menschliches Auge unerträglich sein musste. Es war der Schädel eines riesigen Raubvogels, eines Aasfressers mit einem gewaltigen, scharfen Schnabel und mit Augen, die von der Größe des Handtellers eines Menschen waren. Wenn diese Augen geöffnet wurden, glühten sie in einem wild leuchtenden Orangeton. In der Mitte dieser Augen zeigten sich gelb schillernde, senkrecht stehende Pupillen, die sich sowohl zu schmalen Schlitzen zusammenziehen, als auch zu annähernd das ganze Auge füllende, runden Strahlern ausdehnen konnten. Das Licht, welches aus diesen Augen strahlte, war ebenso kein Licht von dieser Welt. Der Feind allen Lebens manifestierte sich in diesem Licht, denn schwarz wie geschmolzenes Pech breiteten sich die Zwillingsbahnen aus und auf was immer sie trafen, sie brachten allem Leben den Tod. Die tödlich schwarze Leuchtkraft dieser riesigen und furchtbaren Augen war derart groß, dass sich die armdicken Bahnen selbst in der Finsternis der Höhle deutlich abzeichneten und sich durch die Nacht bohrten, wie mörderische schwarze Lanzen in deren Zentrum ein brodelnder orangefarbener Kern waberte. Wenn diese Augen innerhalb einer bestimmten Reichweite auf einen lebenden Gegenstand trafen, begann dieser in Flammen aufzugehen oder einfach weg zu schmelzen.

      Das Wesen war Harpya. Dies war ihr Name und nur was mit der Erde verwachsen war, konnte von Harpyas Blicken nicht zerstört werden.

      Wenn das Wesen seinen Schädel in den Nacken legte und den stark gekrümmten Schnabel eines riesigen Raubvogels zu einem weiteren, durchdringenden und das Trommelfell zerfetzenden Schrei öffnete, tauchte eine dicke, rot und violett schillernde Zunge auf. Sie schnellte über die Ränder der unglaublich scharf und bösartig wirkenden Zähne und wurde fast eine Armlänge weit in die Dunkelheit hinaus gestoßen. Von dieser Zunge tropfte rauchender Geifer, der auf den Stein des Höhlenbodens hinunter troff und dort schäumend und qualmend den harten Felsen aufzulösen begann. Nur so war es zu erklären, dass sich in einem Dreiviertelkreis um die Füße des Wesens eine tiefe Rinne zog, die fast ganz mit zähem und stinkendem Schleim gefüllt war, der aus dem sich zersetzenden Stein und dem Speichel des Wesens entstanden war.

      Der Körper des Wesens – in der Finsternis der Höhle war das kaum zu erkennen – war über und über mit kurzem, dünnen Gefieder von undefinierbarer Farbe bedeckt. Dieses Gefieder aber war nicht aus einem Material entstanden, das verfaulen und verrotten konnte, wie es für ein natürliches Gefieder normal gewesen wäre. Jede einzelne der dünnen Federn stellte eine schreckliche Waffe dar, die von dem Wesen nach Gutdünken eingesetzt werden konnte. Mehrere der Federn steckten wie angewachsen in den gut und gern fünfzig oder mehr Fuß von der Steinsäule entfernt in den Felswänden der Höhle während andere sich in den wie angeordnet im Halbkreis auf dem Boden liegenden Knochenhaufen wiederfanden.

      Der Namen des Wesens war Harpya und ein