Thomas Riedel

Prickelnde Taufe


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»Hat es dir gefallen?«, erkundigte sich unvermittelt eine Stimme, die sie nur zu gut kannte. Sie lächelte unter ihrer Maske, während Moira und Amelie sie von der Bühne führten, um sie in einem der freien Zimmer in der ersten Etage frisch zu machen. »Ja sehr, Kieran«, flüsterte sie. »Du weißt, dass das nicht mein Spiel ist, aber ich wünsche mir nichts mehr als das du glücklich bist«, fügte ihr Mann hinzu. »Ich weiß«, bestätigte sie. Am liebsten hätte sie ihn umarmt und geküsst, was ihr aber wegen der erneuten Fesselung der Hände und ihrer Maske nicht möglich war. »Dann wird es dich vielleicht freuen, wenn ich dir verrate, dass du von nun an jede Woche einmal für die Gäste da sein wirst. Ich habe das mit dem Club besprochen. Natürlich bleibt das Geld, das du damit einbringst hier und geht zum Teil für einen guten Zweck weg, aber ich muss nicht dafür zahlen, dich auf eine Weise zu verwöhnen, die die du dir wünscht.« Sie nickte verstehend, wenngleich ihr die Vorstellung regelmäßig fremden Männern vor- und zugeführt zu werden, auch ein wenig Angst bereitete. »Wenn das dein Wunsch ist?!« »Ich habe gesehen, welche Lust es dir bereitet hat, Meg!«, kam es liebevoll von ihrem Mann. »Am Anfang werde ich dabei sein … Später bringe ich dich her und hole dich wieder ab. Ist das in Ordnung?« Sie nickte glücklich. »So, ihr beiden!«, mischte sich jetzt Moira an Kieran gewendet ein. »Der Deal ist klar! Für die nächsten Stunden gehört deine Süße uns!« Meghan sah das Nicken ihres Mannes nicht und auch nicht, wie er sich auf einen der Barhocker am Tresen setzte. Sie spürte nur, wie Moira kräftig an ihrer Leine zog um sie über die zahlreichen Stufen in das Badezimmer zu bringen. Dann musste sie ihr in den Keller folgen, wo sich die BDSM-Räumlichkeiten befanden.

       ***

      

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       Kapitel 4

      Er hatte bis in die frühen Morgenstunden, um halb drei Uhr, in seinem Wagen ungesehen gewartet und das Gebäude des ›Pleasers‹ beobachtet, was ihm unter all den Fahrzeugen, mit teilweise auswärtigen Kennzeichen nicht schwergefallen war. Inzwischen hatten die ersten Gäste den Bordell- und Nachtclubbetrieb verlassen. »Tja, was will man da auch noch, wenn das Pulver verschossen ist«, lachte er leise auf. »Was seid ihr nur für abartige Schweine, euch mit diesem Hurenpack einzulassen! Aber dafür werdet ihr einst in der Hölle schmoren, verlasst euch drauf!« Seine Augen richteten sich auf ein junges Paar. Er schätzte ihn auf etwa fünfunddreißig Jahre, während die Schwarzhaarige seiner Meinung nach am Anfang ihrer Zwanziger stehen musste. »Was will so ein alter Sack nur mit einem solch jungen Küken?!«, murmelte er. Dann kicherte er wie irre. »Hast wohl genug Kohle in der Tasche, wie, und die Drecksfotze lässt sich von dir bezahlen, damit du ab und zu deinen Schwanz in sie schieben kannst!« Unbewusst hatte er seine Opfer gefunden und sich entschieden ihnen zu folgen.

       *

      »Da hinten an der Straßenecke wurde gerade ein Mädchen überfallen. Es blutet stark und ist kaum ansprechbar«, erklärte der Unbekannte Kieran und gab sich einen abgehetzten, glaubwürdigen Eindruck, nachdem dieser auf sein Klopfen geöffnet hatte.

       Kieran starrte ihn mit großen Augen an, wenngleich er nicht eine Sekunde an den Worten des Mannes zweifelte, der heftig ein und ausatmete als sei er die Straße entlang gehetzt. »Kommen Sie rein …«, forderte er den Fremden auf und wollte schon zur Seite treten, als er bereits die beiden Dolchspitzen rechts und links an seinem Hals spürte, die sich in sein straffes Fleisch bohrten. Der angebliche Helfer hatte ihm nicht die geringste Chance gelassen. Er wusste, dass ihm die scharfen Klingen bei der geringsten Bewegung die Kehle zerfetzen würden.

       Lächelnd betrachtete der Unbekannte die beiden dünnen blutigen Rinnsale die am Hals seines Opfers hinabliefen und bereits seinen weißen Hemdkragen tränkten.

       Plötzlich hatte Kieran fürchterliche Angst, eine Angst, die direkt in Panik umschlug. Er roch den heißen Atem des Fremden, seines Mörders, und starrte in die aufbrechende Dunkelheit des Morgengrauens. Er wusste, dass es der letzte Tagesanbruch war, den er jemals sehen würde und dass der Tod an seine Tür geklopft hatte. Er spürte nicht einmal mehr das Zittern, das seinen Körper schüttelte, ehe er nach hinten in den Flur seiner Villa fiel und auf dem Fliesenboden aufschlug …

       *

      Meghan hatte eine innere Unruhe ergriffen. Sie hörte weder die Schritte, noch nahm sie die Bewegung hinter sich war. Sie war völlig überrascht als scheinbar aus dem Nichts ein flatterndes Ding vor ihren Augen auftauchte und sich gegen ihr Gesicht presste. Erschrocken ließ sie die Bürste fallen, mit der sie sich gerade über ihre Haare gefahren war, während sie auf Kieran wartete, um ins Bett zu gehen.

       »Was ist das?«, murmelte sie leise vor sich, während gleichzeitig mehrere verwirrende Sinneseindrücke auf sie einschlugen. Plötzlich sah sie ihren Tisch nur noch wie durch Milchglas. Alles war verschwommen, gerade so als wenn sie etwas im Auge hätte. Oder war das etwas vor ihrem Auge? Was raschelte da? Es knisterte um sie herum. Aber es war ihr unmöglich den genauen Ort auszumachen. Sie spürte, wie etwas gegen ihren Hals und ihre Nase drückte. Irre ich mich? Wieso kann ich es nicht greifen? Sie hatte das Gefühl, dass sie sich von ihrem Tisch wegbewegte. Ihre Arme ruderten ziellos durch die Luft, und sie verlor völlig die Orientierung. Drehe ich mich etwa auf meinem Stuhl? Dreht er sich? Sie versuchte zu schreien und atmete tief ein. Wieso bekomme ich keine Luft? Was ist das an meinen Lippen? Ich muss atmen! Ich brauche Sauerstoff! Panik stieg in ihr auf. Ihre Beine strampelten verzweifelt, suchten nach Halt, aber alles ging zu schnell. Es waren wahrscheinlich keine dreißig Sekunden vergangen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie schon Minuten herumkreiste und nach Luft schnappte. Plötzlich schoss ihr die Erkenntnis durch den Kopf. Das ist eine verfluchte Tüte vor meinem Gesicht! Irgendjemand hat mir eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und zieht mich auf meinen Stuhl durch mein Zimmer! Ihre Erkenntnis kam zu spät, denn der Sauerstoffmangel machte sich bereits deutlich bemerkbar. Kraftlos sanken ihre Arme nach unten, und einen Augenblick später verlor sie auch schon die Besinnung.

       *

      Fragmente eines Traumes flatterten an ihr vorbei, als Meghan erwachte. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ein Loch im Eis des Sees, in das sie gefallen zu sein glaubte. Aber etwas an dem Bild stimmte nicht, denn es war mitten im Sommer.

       Ihr taten alle Knochen weh, und ihr schmerzten die Arme, als hätte sie mit Kieran einen Umzug hinter sich gebracht. Ihre Beine, die sich wie taub anfühlten, spürte sie kaum, und ihr Po fühlte sich, abgesehen von den Striemen, die ihr Moira verpasst hatte, an, als wäre sie den ganzen Tag Auto gefahren. Ihr Mund war trocken, so, wie sie ihn immer nach einem Zahnarztbesuch empfand.

       Meghan öffnete die Augen und sah den großen Raum, den Kieran und sie für ihre ›Home-Office‹-Arbeiten eingerichtet hatten. Sie versuchte den Kopf zu bewegen, aber irgendwie reagierte er nicht so, wie er sollte. Da spannte etwas an ihrem Hals. Sie versuchte mit der Hand danach zu greifen, aber auch die reagierte nicht wie gewünscht. Meine Arme hängen fest. Ich kann sie nicht herunternehmen. Man hat mich gefesselt!, schoss es ihr durch den Kopf. Schlagartig wurde sie wach. Instinktiv wollte sie um Hilfe schreien, doch als sie es versuchte, bemerkte sie, dass ihr Mund mit einem großen Knebel gefüllt war. Langsam und gleichmäßig atmete sie die Luft durch ihre Nase ein und aus. An der ihr gegenüberliegenden Wand stand ein großer Ankleidespiegel. Sie blickte hinein und riss ihre Augen weit auf. Ihr bot sich ein grotesker Anblick. Sie sah sich selbst, wie sie auf einem hohen Lehnstuhl ›saß‹. Ihre untere Gesichtshälfte war von einer schwarzen Maske bedeckt, ihre Hände offensichtlich zusammengebunden und ihre Arme verschwanden bis zu den Ellbogen hinter ihrem Kopf, wo die Hände an der Lehne festgebunden waren. Ihre langen schwarzen Haare umrahmten ihr Gesicht wie ein Vorhang. Links und rechts von ihrem Kopf standen ihre Unterschenkel senkrecht nach oben. Jemand hatte ihre Beine neben ihrem Kopf mit den Fußgelenken an den Stuhl gebunden. Ihre Füße trugen noch immer ihre High Heels und ihre Beine steckten in ihren angestrapsten Nylonstrümpfen, die bis zu ihren Oberschenkeln reichten, knapp