Markus Waldmann

Die Prophezeiung


Скачать книгу

anhalten.

       Jens schnaubte.

       „Anscheinend müssen wir ab hier laufen.“

       Jasmin verdrehte die Augen.

       „Hoffentlich ist es nicht zu weit weg, sonst sind wir außer Puste, bevor wir ankommen.“

       Jens lachte auf.

       „Wenn man dir so zuhört, könnte man das Gefühl bekommen, dass du auch mit dem Auto zum Briefkasten fahren würdest.“

       Jasmin fühlte sich etwas gekränkt, natürlich war sie keineswegs unsportlich, aber für stundenlange beschwerliche Aufstiege reichte wohl ihre Kondition nicht aus. Ihr Aussehen hatte sie nicht mit Sport erreicht, es lag einfach an ihren Genen. Leider half ihr das jetzt auch nicht, Jens war schon aus dem Auto ausgestiegen und schulterte seinen Rucksack.

       „Jetzt mach schon, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.“

       Verärgert stieg Jasmin aus, zum Glück hatte sie bequeme Schuhe an, aber auch nur, weil Jens sie gedrängt hatte. Eigentlich wiederstrebte es ihr solche Wanderstiefel zu tragen, trotzdem war sie ihm jetzt dankbar. Das tragbare GPS-Gerät und eine Landkarte reichten Jens, um sich zurechtzufinden, nach kurzem Messen und Suchen verschiedener Koordinaten setzte er sich in Bewegung. Anfangs folgten sie einem kleinen Pfad, der steil den Berg hinaufführte, über eine Stunde gingen sie auf diesem Pfad. Sie fanden eine Lichtung, auf der sie sich etwas ausruhten. Von dieser Lichtung aus mussten sie quer durch den Wald laufen, das machte die Sache nicht einfacher. Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie erneut anhielten. Jens kontrollierte ständig ihre Position.

       „Wir sind nicht mehr weit weg, glaube ich zumindest.“

       „Na das ist ja prima!“

       Der Sarkasmus in Jasmins Stimme war nicht zu überhören, es nervte ihn langsam, dass sie ständig schlechte Laune hatte. Schweigend gingen sie eine Zeitlang nebeneinander her, bis plötzlich Jens stehen blieb.

       „Was ist los?“

       Es schien fast so, als wenn Jens die Frage nicht gehört hätte, dann antwortete er doch noch.

       „Wir sind da, irgendwo hier am Rand dieser Lichtung muss der Eingang sein.“

       Jens begann den Rand abzulaufen, erst ganz langsam, dann immer schneller. Jasmin hatte den Eindruck, dass er gar nicht mehr auf dieser Welt war. So ähnlich fühlte sich Jens auch, es war wie eine Art Trance, wenige Minuten später blieb er abrupt stehen. Jasmin bemerkte, dass er einen dichten Busch anschaute.

       „Hast du ihn, hast du den Eingang gefunden?“

       Er blieb ihr die Antwort schuldig, stattdessen begann er sich einen Weg durch das Gestrüpp zu bahnen. Langsam folgte sie ihm, er stand in einer Art Hohlraum, welcher von Dickicht des Gebüsches eingerahmt wurde.

       „Fantastisch, als ich in meinem Traum hier war, existierte der Busch noch nicht. Anscheinend hatten Moritz und Robert diesen hier gepflanzt im Wissen, dass in vielen Jahren dadurch ein natürlicher Sichtschutz entstand.“

       Jasmin wartete darauf, dass Jens endlich anfing, den Eingang zu suchen, aber der stand nur da und bewegte sich nicht.

       „Hallo, Erde an Jens, wo ist denn jetzt die Höhle?“

       Mit einem Ruck löste sich Jens aus der Erstarrung, er bewegte sich auf die steile Wand zu, die vor ihm ein paar Meter in die Höhe ragte. Von außen hatte Jasmin gar nicht gesehen, dass da eine Felswand war. Es schien so, als wenn sie einfach da wäre. Sie beobachtete Jens, wie er die Wand abtastete, wonach er suchte konnte sie nicht erkennen. Fast eine halbe Stunde dauerte es, bis Jens innehielt und durchatmete.

       „Ich glaube wir sind am Ziel, in meinem Traum habe ich geholfen die Höhle zu verschließen. Nachdem wir fertig waren, haben mich die Beiden einfach hier stehen lassen.“

       Jasmin sah Jens fragend an.

       „Und wie kommen wir jetzt da rein?“

       Jens zuckte mit den Schultern.

       „Na ja, ich dachte, wir ruhen uns hier erst mal aus. Dabei überlegen wir, wie wir den Eingang wieder öffnen können. Verschlossen haben wir ihn mit Steinen und Mörtel, beim Abklopfen habe ich eine Stelle entdeckt, die nicht sehr dick zu sein scheint, dort beginnen wir mit der Arbeit.“

       „Und wie stellst du dir das vor?“

       Schon wieder zuckte Jens mit den Schultern, langsam wurde Jasmin richtig wütend.

       „Willst du damit etwa sagen, dass du keine Ahnung hast, wie wir die Mauer einreißen können.“

       Er bemerkte, dass er einmal mehr zu weit gegangen war, das war nicht seine Absicht.

       „Ist ja schon gut, natürlich habe ich daran gedacht was mitzu-nehmen. Trotzdem wird es dauern bis wir durch sind.“

       Jens griff in seinen Rucksack und holte zwei Gegenstände aus Metall heraus.

       „Das hier sind sogenannte Bergsteigerpickel, der Vorteil ist, dass sie fast nichts wiegen, der Nachteil ist, dass wir damit nicht soviel Kraft auf den Stein bringen können wie mit einer Kreuzhacke.“

       Sie sah ihn fasziniert an, mit diesen kleinen Dingern wollte er eine Mauer einreißen. Ein Kichern entfloh ihr, dafür erntete sie von Jens einen bösen Blick.

       „Glaubst du etwa nicht, dass das funktioniert? Nur weil die Dinger hier so klein und leicht aussehen, heißt das nicht, dass man damit nichts ausrichten kann. Diese hier sind aus einem speziellen Material, praktisch unzerstörbar. Damit hauen wir ein großes Loch in die Wand, vorausgesetzt wir treffen die Stelle, wo der Eingang ist.“

       Damit empfand er das Gespräch als beendet, sie setzten sich hin und fingen an etwas zu essen.

       Kapitel XIII

       Alexej hatte die Spur der Gesuchten aufgenommen, mittlerweile kannte er sogar ihre Namen. Wie töricht von ihnen, sich mit ihren Namen in der Pension einzumieten. Die Beiden waren heute Morgen schon sehr früh aus der Pension verschwunden. Mehr konnte die Pensionswirtin ihm nicht mitteilen, es war Alexej egal, denn er wusste, dass sie noch mal zurückkommen würden. Er stellte Jin an die Straßenecke und beauftragt ihn zu beobachten, wann sie wieder auftauchten. In der Zwischenzeit sah er sich etwas in dem Dorf um.

       Er kannte den Ort, auch wenn es ihm eigenartig vorkam, dass ausgerechnet hier eine der Kisten versteckt sein sollte. Seine Gedanken gingen zurück zu der Zeit, als er Morpheus kennerlernte. Ohne die Aussicht auf eine angenehme Zukunft als Offizier des russischen Militärs hatte er sich allein gelassen gefühlt. Morpheus selbst hatte ihn in einer Hafenkneipe in Kiew gefunden, und nachdem er von ihm einige Wodkas bekommen hatte, ging es ihm wieder besser.

       Seine ersten Aufträge erledigte er mit einem gewissen Stolz, immerhin konnte er dadurch einigen Leuten in den Hintern treten, die ihm Steine in den Weg gelegt hatten. Die unglaublichen Kräfte Morpheus faszinierte Alexej am meisten, später merkte er dann immer mehr, dass Morpheus keine wirklich gute Person war. Nachdem er herausgefunden hatte, was mit seinem Vorgänger passiert war, wurde er vorsichtig. Dieser hatte einen Fehler zu viel gemacht und war direkt von Morpheus getötet worden, obwohl er schon mehrere Jahre in dessen Dienst gewesen war.

       Alexej hatte seinen ersten großen Auftrag, den er von Morpheus bekommen hatte, vermasselt. Er konnte sich noch an jede Einzelheit erinnern.

       Alexej hatte Angst gehabt, er wusste nicht, wie Morpheus auf seine Neuigkeiten reagieren würde. Normalerweise müsste er sich keine Sorgen machen, mit über zwei Meter Körpergröße und der Kraft eines Ochsen gab es kaum Gegner für ihn. Beim russischen Millitär, war er Ausbilder bei der Spezialeinheit Spetsnaz gewesen, seine Entlassung hatte er einem Vorgesetzten zu verdanken, dem er dass Nasenbein gebrochen hatte. Die Kameraden empfanden ihn als Held, was wohl der Hauptgrund für die Entlassung war.

       Aber mit Morpheus war es auch kein Leichtes, er sah aus wie ein alter Mann, hatte es aber faustdick hinter den Ohren. Gegen seine magischen Kräfte konnte Alexej nichts ausrichten. Es waren keine guten Nachrichten, mit denen er