Markus Waldmann

Die Prophezeiung


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Das teuflische Grinsen in Morpheus Gesicht war für Alexej ein Zeichen der Anerkennung.

       “In einem kleinen Kaff namens Wittlich irgendwo in Westdeutschland. Bei ihm befand sich Nick van den Hout, den haben wir direkt beseitigt.”

       Die Züge von Morpheus wurden nachdenklicher.

       “Hat er sich gewehrt?”

       “Nein, nachdem wir Nick erledigt hatten, ließ er sich widerstandslos festnehmen.”

       Ein Blitzen war in Morpheus Augen zu erkennen, Alexej fragte sich, was wohl schief gelaufen war.

       “Wo habt ihr in hingebracht?”

       Stolz ließ Alexej verlauten.

       “In das tiefste Verlies, was wir zu bieten haben, von dort kann er nicht fliehen.”

       “Glaub mir Alexej, er wird es vorerst gar nicht versuchen. Wenn er dann der Meinung ist, es sei an der Zeit hier wieder zu verschwinden, werden wir sehen, ob er von dort entkommen kann oder nicht.”

       “Worüber macht ihr euch Sorgen, Meister?”

       Alexej wusste, dass er sich mit dieser Frage auf Glatteis begab. Morpheus hasste es, wenn ihn jemand auf seine Gedanken ansprach. Anscheinend war heute Alexejs Glückstag, anstatt einer wütenden Reaktion kam eine ehrliche Antwort.

       “Wenn Janus sich ohne Gegenwehr festnehmen ließ, kann es nur eins bedeuten. Er hat den Auserwählten gefunden und ihn auf den Weg geschickt. Ihr wart zu spät.”

       Diese Information traf Alexej wie ein Fausthieb, zwar hatten sie ihren Widersacher festgesetzt, aber anscheinend zu spät. Nun wusste er nicht, was als Nächstes kam, es gab nur zwei Möglichkeiten, entweder gab es einen neuen Auftrag, was natürlich die bessere Option war, oder sein Tod war nicht mehr weit entfernt.

       “Du machst dich mit ein paar Männern deiner Truppe auf den Weg zurück. Geht vorsichtig vor und versuchst die Spur vom Auserwählten aufzunehmen. Wenn ihr ihn gefunden habt, bleibt ihm auf den Fersen, bis er die letzte Truhe gefunden hat. Dann erledigt ihr ihn und kommt mit allen Kisten zu mir. Vielleicht weiß der Auserwählte noch gar nicht, auf was für eine Mission er geschickt worden ist.”

       Damit war die Audienz beendet, Alexej begab sich zu den Unterkünften seiner Männer. Hier vor Ort hatte er nur eine Handvoll Untergebene, das reichte ihm, um seine Aufgaben zu erledigen. Er betrat den Trainingsraum, seine Mannschaft hielt sofort inne.

       “Jin, Roberto, ihr kommt mit mir mit, der Rest macht weiter. Sobald wir wieder hier sind, wird der Countdown losgehen.”

       Jin, ein kleiner Japaner, und Roberto, ein großer Chilene, folgten ihm. Schon seit Jahren arbeiteten sie für Alexej, immer wieder hatten sie bewiesen, dass sie für kleinere Missionen die perfekten Begleiter waren. Jin war durch seine Körpergröße und seine schmächtige Gestalt sehr gut geeignet, Personen zu verfolgen, ohne dass sie ihn wahrnahmen. Vieles hatte er bei der Yakuza gelernt, sein Handwerk beherrschte er wie kein anderer. Roberto war dagegen sehr groß und nur für die groben Arbeiten geeignet, bevor Alexej ihn rekrutierte, war dieser der Bodyguard eines mächtigen Drogenbosses in Kolumbien. Nachdem ihn die Konkurrenz halb tot geschlagen hatte, empfand ihn sein Boss als unfähig und entließ ihn. Eigentlich sollte Roberto von seinen ehemaligen Mitstreitern erschossen werden, das hat Alexej verhindern können und so einen sehr fähigen Mitstreiter auf seine Seite gezogen. Roberto tötete ohne Skrupel und mit einem Geschick, das bewundernswert war. Bei Nick hatte er es mal wieder unter Beweisstellen können. Alles ging so schnell, dass Nick mit Sicherheit noch nicht mal gemerkt hat, wer ihn umgebrachte.

       Auf dem Weg zu ihrem Transportmittel erklärte er ihnen die Mission, nun lag es an ihm, diese nicht zu vermasseln. Er musste auf jeden Fall die Spur des Flüchtigen aufnehmen. Das Fahrzeug ähnelte einem High-Tech Flugzeug der Amerikaner, genauso wie der Stelthbomber war er nicht auf dem Radar aufzuspüren und verfügte zudem noch über ein paar Extras. Das Senkrechtstarten war dabei noch das Unwesentliche, die Möglichkeit, es komplett unsichtbar zu machen, war der beste Trick. So gelangten sie vollkommen unbeobachtet wieder zurück nach Deutschland.

       Nur wenige Stunden später kamen sie in Wittlich an, sie machten sich direkt auf den Weg zu Nicks Praxis. Seit ihrem Aufbruch vor zwei Nächten schien sich nicht viel verändert zu haben. So wie es aussah, hatte die Polizei noch nicht bemerkt, dass in ihrer Stadt eine neue Leiche lag. Als sie den Behandlungsraum betraten, bemerkte Alexej sofort, dass jemand hier gewesen war. Das fehlende Bild an der Wand und der geöffnete Safe waren Indiz genug dafür.

       “So ein Mist, Morpheus hat recht gehabt, der Auserwählte war schon hier.”

       Jetzt mussten sie sich beeilen, sie hatten keine Ahnung, wie viel Vorsprung er bereits hatte. Sie wühlten in allen Tischen und überprüften die Computer, es war zum Verrücktwerden. Dann fand Jin in einem der Rechner eine Information, die ihnen vielleicht weiterhelfen konnte. Nick hatte eine Sprechstundenhilfe, vielleicht wusste sie etwas über den Auserwählten.

       Sie begaben sich zu der angegebenen Adresse, nach mehrmaligen Klingelversuchen stellten sie fest, dass niemand zu Hause war. Mit roher Gewalt öffneten sie die Haustür, zu ihrem Glück schien das Dreifamilienhaus bis auf eine Wohnung unbewohnt zu sein. In der obersten Etage fanden sie die Wohnung der Sprechstundenhilfe, diesmal brachen sie die Tür direkt auf. Zu Alexejs Entsetzten sah es hier nach einem überstürzten Aufbruch auf, entweder wusste das Mädchen, dass sie in Gefahr war oder sie war mit dem Auserwählten gegangen. Auch hier durchwühlten sie alles, schon nach wenigen Minuten wurde klar, dass sie nicht allein in ihrer Wohnung gewesen war. Überall waren Spuren, die bezeugten, dass sich hier mindestens eine weitere Person aufgehalten haben musste. Von der Einrichtung her war davon auszugehen, dass das Mädchen alleine hier wohnte. Bevor Alexej seinen Wutausbruch an den anderen auslassen konnte, wurde Jin im Computer fündig.

       “Hier Boss, sie haben den Computer nicht ausgemacht. Zuletzt haben sie sich ein Satellitenbild angeschaut.”

       “Und welche Gegend war so interessant für sie?”

       Jin spielte kurz mit der Maus und klickte etwas an.

       “So wie es aussieht, habe sie sich den Brocken im Harz angeschaut.”

       “Gut, dann machen wir uns auf den Weg dorthin, wenn wir etwas Glück haben, finden wir sie, bevor sie von dort wieder verschwinden. Und denkt daran, sie sollen uns nicht entdecken, erst wenn sie die letzte Truhe gefunden und geborgen haben, treten wir auf den Plan. Verstanden?”

       Roberto und Jin nickten, sofort machten sie sich auf den Weg in den Harz, es interessierte sie nicht, dass die Polizei doch bald auf ihre Taten aufmerksam werden würde, spätestens wenn ein Passant die aufgebrochene Tür der Wohnung sah.

       In Alexejs glühte der Triumph auf, er hatte die Spur gefunden, ohne viel Zeit zu verlieren. Er wusste zwar nicht, wie lange die Gesuchten schon weg waren, aber es war ihm auch egal. Bald würden er sie nicht mehr aus den Augen lassen, und wenn die ahnungslosen Schafe die Kisten gefunden hatten, würde er sie zu Fischfutter verarbeiten lassen. Ein eiskaltes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.

       Kapitel XI

       Jens befand sich auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt, inmitten einer wütenden Menschenmenge. Der Ort kam ihm bekannt vor, den Grund für das wütende Verhalten der Einwohner war ihm allerdings schleierhaft. Doch es dauerte nicht lange, bis er herausfand, was hier los war. Auf einem großen Podest kam ein Mann zum Vorschein, er wirkte sehr wichtig.

       „Liebe Mitbürger, heute ist es endlich soweit, in dieser Nacht werden wir den Hexer Mephisto dem Scheiterhaufen übergeben. Er hat ohne Folter gestanden, dass er in unserer Gegend Menschen und Tiere verhexte hat.“

       Mit einem Schlag war Jens klar, dass er sich im finsteren Mittelalter befand und einer der vielen Hexenverbrennungen beiwohnte. Er sah sich auf dem Marktplatz um, ihm gefiel es hier nicht. Rings um ihn standen die unterschiedlichsten Menschen, zwei fielen ihm allerdings sofort auf. Es kam ihm eigenartig vor, dass sie die einzigen waren, die anscheinend keinen Spaß an diesem Schauspiel hatten. Langsam versuchte er näher an die Männer heranzukommen. Dies gestaltete sich schwerer