Markus Waldmann

Die Prophezeiung


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klopfte sein Herz schneller. Etwas unruhig stampfte er von einem Bein aufs andere, Jasmin sah bezaubernd aus. Noch nicht einmal ein Herein brachte er heraus, zumal er sich für seine Unordnung schämte.

       Jasmin amüsierte sich über Jens Verhalten, sie fand es lustig, dass er versuchte, seine Unordnung etwas zu vertuschen, was ihm gründlich missglückte.

       “Komm, lass uns gehen!”

       Jens, dankbar dafür, dass sie nicht mit in seine Wohnung kommen wollte, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich ab. Er versuchte sich rauszureden.

       “Na, ja, du hast mich etwas überrascht, sonst wäre meine Wohnung mit Sicherheit ordentlicher gewesen.”

       Jasmin konnte ihr Lachen nur schwer verbergen.

       “Ja klar, du warst noch nie wirklich ordentlich, ich kenne dich doch gar nicht anders. Und außerdem haben wir ja etwas vor, oder nicht.”

       Jens bemerkte den spöttischen Unterton, es gefiel ihm nicht, dass sie sich über ihn lustig machte.

       Vor dem Haus standen mehrere Fertiggaragen, auf eine von diesen hielt Jens zu. Er öffnete das Garagentor und ein gepflegtes kleines Auto kam zum Vorschein. Der kleine gelbe Flitzer gefiel Jasmin. Nachdem ihn Jens herausgefahren hatte, ließ er Jasmin einsteigen.

       “Oh je, wenn man etwas älter ist, wird es mit Sicherheit schwer hier einzusteigen!”

       Auf einen Schlag war die Spannung, die noch vor wenigen Minuten geherrscht hatte, verflogen. Sie fingen Beide an zu lachen. Jens machte sich nicht die Mühe, die Garage wieder zu schließen, sonst war ja nichts darin.

       Es wurde Zeit wieder etwas ernster zu werden. Er wusste ganz genau, wo er zu suchen hatte, vor wenigen Jahren war er das erste Mal dorthin gefahren, mit dem Fahrrad. Sie fuhren durch die Wittlicher Innenstadt, Jasmin machte keine Anzeichen wissen zu wollen, wo der Weg sie hinführte. Erst als sie an der Ampelkreuzung bei der Justizvollzugsanstalt hielten, fragte sie.

       “Wo müssen wir eigentlich hin?”

       Jens lächelte.

       “Ob du es glaubst oder nicht, wir müssen nicht weit fahren! Der Ort, den wir suchen, befindet sich zwischen Wittlich und Bergweiler.”

       Über diese Auskunft staunte Jasmin, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet, sie war der Meinung, dass sie eine längere Zeit unterwegs sein würden. Bis sie die Information verdaut hatte, waren sie auch schon fast da.

       “Kennst du die Fintenkapelle?”

       “Äh, glaube nicht, muss man die kennen?”

       Jasmin sah ihn ein Fragend an.

       “Nö, nicht wirklich, nur wenn man sich für die Geschichte von diesem kleinem Ort interessiert. Wir müssen dort runter.”

       Er zeigte auf einen Feldweg, der von der Straße abzweigte.

       “Da ist ein kleiner Wald direkt neben der Autobahn, darin müssen wir suchen.”

       Es war unglaublich für Jasmin, das alles zu hören, sie waren ihrem Ziel wirklich schon sehr nah, Jens parkte direkt bei der Kapelle.

       “Die restlichen Meter müssen wir zu Fuß zurücklegen. Der Legende nach steht die Kapelle auf einem schon den Kelten heiligen Ort. Vielleicht erklärt das, warum die Kapelle den zweiten Weltkrieg unbeschadete überstanden hat. Damals ist hier rund um Wittlich ein Bombenteppich vom Himmel gefallen, doch keine hat die Kapelle getroffen.”

       Jens ging auf das kleine Waldstück zu.

       “Es ist wirklich ein Wunder, jetzt hoffe ich nur, dass beim Bau der Autobahn die Kiste nicht gefunden oder zerstört wurde. Den Wald hatten die Behörden bis auf einen kleinen Bestand abgeholzt. Wie du siehst, führt die Straße nach Bergweiler nur wenige Meter an der besagten Stelle vorbei.”

       Jasmin sah ihn an.

       “Das ist wirklich merkwürdig und interessant, ich hoffe nur, dass wir wirklich etwas finden.”

       Er ging zum Kofferraum seines Autos, dort holte er einen Rucksack heraus.

       “Hey, was hast du denn da drin und wann hast du den in den Kofferraum gesteckt?”

       Das verschmitzte Lächeln auf Jens Gesicht war eigentlich schon Antwort genug.

       “Du kannst zwar alles essen, musst aber nicht alles wissen.”

       Etwas bockig entgegnete ihm Jasmin.

       “Du bist ein elender Klugscheißer!”

       Erst nachdem sie das gesagt hatte wurde ihr bewusst, was sie da von sich gegeben hatte. Sie hielt sich die Hände vor den Mund.

       “Tschuldigung!”

       Aber Jens schien das alles gar nicht mitbekommen zu haben. Er stapfte zwischen die Bäume, als wüsste er wirklich ganz genau, wo er graben musste.

       Kapitel VII

       Es war ein Gefühl wie tausend Nadeln, als Jens sich bewusst wurde, wie nah er der Truhe war. Ein Nebel umfing ihn, er trat wieder in die Welt seines Traumes ein. Obwohl er nicht schlief, sah er Willi, wie der die kleine Kiste vergrub. Nachdem er damit fertig war, maß Willi die Schritte zur Eiche ab. Dort angekommen nahm er den Dolch, den er immer mit sich führte, und schnitzte damit ein Zeichen in den Stamm. Als er zur Seite trat, sah Jens das Symbol - wie schon so oft in seinen Träumen vorher. Eine fünfblättrige Rose, darunter die Zahl 10. Jetzt wusste Jens, was er machen musste, als seine Vision beendet war, ging er auf den Baum zu. Das eingekerbte Zeichen war kaum noch sichtbar, aber mit dem Wissen um die Informationen schritt er die vorgegebene Zahl ab. In der Hoffnung, dass noch niemand vor ihm auf diese Idee gekommen war, machte er sich daran zu graben. Jetzt erst offenbarte er Jasmin, was sich in seinem Rucksack befand, ein Klappspaten, ein paar Handschuhe und etwas zum Trinken.

       “Damit werden wir bestimmt schnell unser Ziel erreichen!”

       Jasmin war fasziniert davon, dass er sich darüber Gedanken gemacht hat. Ihr war es gar nicht in den Sinn gekommen, dass sie irgendeine Ausrüstung benötigen könnten. Es war nicht leicht, gerade die oberste Erdschicht erwies sich als sehr hartnäckig. Der Klappspaten war auch etwas unhandlich, um ein Loch zu graben, Jens hatte ihn für Campingausflüge gekauft, um kleine Gräben um sein Zelt zu ziehen. Er war sehr praktisch, da er im zusammengeklappten Zustand kaum Platz wegnahm.

       Nach zwei Stunden Graben stieß er in einer Tiefe von 50 cm endlich auf etwas Hartes und begann zu hoffen. Nun ging es nur noch darum, dass das Loch auch groß genug war. Es hatte gerade mal einen Durchmesser von einem halben Meter und das nur oben, je tiefer er kam, umso enger wurde das Loch. Jetzt war es an der Zeit, eine kleine Pause einzulegen, “Hey Jasmin, willst du in die Stadt fahren und uns beim Schnellimbiss etwas zu Essen kaufen?”

       Jasmin, die immer wieder Jens abgelöst hatte, war von oben bis unter verdreckt.

       “Meinst du etwa, dass ich so unter Menschen gehe, die mich vielleicht auch noch kennen?” Innerlich amüsierte Jens sich prächtig, er wusste ganz genau, dass Jasmin nie so verdreckt wie sie war in der Stadt rumlaufen würde.

       “Ist schon o.k., geh mal an den Kofferraum, der ist zwar klein, aber da müsste noch etwas Essbares drin sein.”

       Tatsächlich fand sie dort in einer kleinen Kühlbox ein paar essbare Dinge, anscheinend hatte Jens gestern Abend noch gut vorgesorgt. Darüber freute sie sich, denn anhand der Menge konnte sie sehen, dass er für sie mit gepackt hatte.

       Nachdem die Beiden sich ein wenig gestärkt hatten, versuchte Jens den Gegenstand freizulegen. Es war mühsame Feinarbeit, er wollte nicht mehr mit der Schaufel drangehen, um die Kiste nicht zu beschädigen. Ganz vorsichtig befreite er den Deckel von Erde und Dreck, zum Vorschein kam eine dreißigmal vierzig Zentimeter große Kiste. Er vergrößerte das Loch und befreite sie ganz aus ihrem dunklen Versteck. Ehrfürchtig betrachtete er die Truhe, sie sah aus, als wäre sie gestern erst vergraben worden. Auch Jasmin fand diese Kiste wunderschön, aber für sie stand im Vordergrund, dass Janus recht hatte. Die Kiste verstauten